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Hallo zusammen,
bräuchte dringend eure Hilfe bei meiner Diplomarbeit.
Mein Betrieb stellt in Massenfertigung Konsumgüter her und führt 3 Attributiv-Prüfungen an div. Fertigungsschritten durch.
Visuell erkannte Fehler werden jeweils erfasst, gewichtet und als ppm-Fehlerwert hinterlegt:
Prüfung 1: – Stichprobe ca. 2%
– Prüflingszustand: ca. 80% komplettiert
– Prüfumfang: Visuelle Prüfung nach Prüfplan aller relevanter KomponentenPrüfung 2: – Stichprobe ca. 1.5%
– Prüflingszustand: zu 100% komplettiert
– Prüfumfang: Visuelle Prüfung nach Prüfplan, jedoch nur Teilmenge (ca. 80%)aus Prüfung 1Prüfung 3: – Stichprobe ca. 1%
– Prüflingszustand: zu 100% komplettiert jedoch Gehäuse wieder entfernt
– Prüfumfang: Visuelle Prüfung nach Prüfplan, jedoch nur Teilmenge (ca.60%) aus Prüfung 1Die Geschäftsleitung fordert nun eine Zusammenfassung der ppm-Werte und hat dem Diplomanten den Job übertragen :-(
2 grundsätzliche Möglichkeiten fallen mir ein:
1)Addition:
Ich denke, eine Addition der ppm´s scheitert wohl daran, dass sich die Prüfmerkmale teilweise überschneiden und somit Fehlerschwerpunkte verschoben werden.2)Mittelwert
Hierzu sollten ja alle Prüfmerkmale der 3 Einzelprüfungen absolut gleich sein – oder?
Sonst verschiebe ich ja auch hier die Fehlerschwerpunkte…Selektieren nach 1), 2) ist schwierig, da theoretisch nahezu unendlich viele visuelle Fehler auftreten könnten….
Meine Frage an euch:
-Wie kann ich möglichst fair die ppm´s zusammenfassen? (Entlohnung ist auch an ppm Erfüllung gekoppelt)
-Ist der Stichprobenumfang generell ausreichend, um eine zuverlässige Aussage bzgl. Ablieferqualität zu treffen?Danke vorab für eure Hilfe
Bernd :-)
Hallo Bernd!
Ist es nicht irgendwo Teil einer Diplomarbeit, solche Dinge selber herauszufinden? Du hast uns auf jeden Fall eine wichtige Größe vorenthalten: Wie viel Millionen von Euren Teilen fertigt Ihr denn pro Tag?
Schöne Grüße
Frank
„Es ist alles gesagt – nur noch nicht von jedem.“ (Karl Valentin)
Servus,
ich finds etwas schwierig, das zu berechnen. Vermutlich ist es am einfachsten, die jeweiligen ppms als Stückzahlen der Grundgesamtheit zu berechnen und dann zu summieren.
Werden Fehlerhafte Teile ausgesondert, nachbearbeitet oder im Prozeß belassen?gruß, Rainaari
Hallo nochmal,
danke für eure Antworten.
@Frank: Fertigungsstückzahl = 10.000/Tag (verteilt auf 5 Fertigungsbänder)
@Rainaari: Fehlerhafte Teile werden (sofern wirtschaftlich vertretbar) immer nachgearbeitet.
Kann ich wirklich die ppm´s addieren, weil:
– teilweise auch gleiche Prüfmerkmale an den jew. Prüfungen?
– unterschiedliche Stichprobengröße an den jew. Prüfungen (z.B. 1xFehler in Prüfung 1 (Stichprobe 2%) würde sich bei Summenbildung weniger stark auswirken als 1xFehler in Prüfung 3 (Stichprobe 1%))?Meine Idee: Mittelwert bilden aus Fehlern, welche sowohl in Prüfung 1,2,3 auftreten könnten. Dann Summe aus Mittelwert und Fehlern bilden, welche nur in einer Prüfung erkannt werden können….?
Könnt ihr mir evtl. ein gutes Buch zu diesem Thema nennen?
Schöne Grüße
Bernd :-)
Hallo Bernd!
Ich fürchte, Eure ppm-Werte könnt Ihr in die Tonne treten. Wenn ich nach so was entlohnt werden sollte, würde ich zum Betriebsrat gehen. Würfel wäre gerechter.
Überschlagsbetrachtung: Du fertigst 10.000 Teile / Tag. Macht ca. 200.000 im Monat. Deine größte Stichprobe beträgt 2%. Das sind, wenn sie mich in der Grundschule nicht beschissen haben, 200 Teile am Tag bzw. 4.000 im Monat. Wenn wir mal gnädigerweise annehmen, daß Ihr bei einer Fehlerrate von 200 ppm liegt (darüber wird es endgültig lächerlich, von ppm zu reden), ist das ein Fehler auf 5.000 Teile. Wenn ich auf den Worst Case gehe (Stichprobe 1%, Fehlerrate 20 ppm), hast Du einen Fehler auf 50.000 Teile und prüfst 2000 im Monat.
Und nach den darauf entstehenden Aussagen willst Du die MitarbeiterInnen entlohnen???
Schöne Grüße
Frank
„Es ist alles gesagt – nur noch nicht von jedem.“ (Karl Valentin)
Hallo zusammen,
zu der Berechnung der ppm-Werte sag ich mal nix mehr, weil Bernd_ das schon per Mail gekriegt hat und daraus sein erstes Posting entstanden ist.
Das mit der Entlohnung halte ich auch für völlig abwegig (s. Franks Beitrag). Und abgesehen von Art und Umfang und Probennahme usw. bei der Stichprobenprüfung gibt es hier noch ein viel größeres Problem: In wie weit können die Mitarbeiter den ppm-Wert überhaupt selbst beeinflussen?
In einer guten und optimalen Welt ist dieser ppm-Wert für visuelle Fehler ausschließlich davon abhängig, wie gut der Mitarbeiter arbeitet. Im echten Leben gibt es da noch einige Randbedingungen, die der Mitarbeiter nicht oder nur zu einem geringen Teil beeinflussen kann. Beispielsweise wird der Fertigungs-Mitarbeiter bei der Lackierung wenig bis keinen Einfluss auf den eingekauften Lack haben. Wenn der Lack aber schwierig aufzutragen ist, kann ich nicht hingehen und Schlieren einzig und allein dem Fertigungs-Mitarbeiter ankreiden!
Ein flexibles Entlohungs-Modell mit ppm-Berücksichtigung, das für alle verwendeten Lacksorten jetzt und in den nächsten 10 Jahren geht, gibt es meiner Meinung nach nicht. Also müsste das Modell bei jeder neuen Lacksorte wieder angepasst werden.
Da sich niemand diesen Pflegeaufwand ans Bein bindet (und Lacksorte ist ja nur *ein* klitzekleines Beispiel!) führt so ein Modell zwangsläufig dazu, dass die Entlohnung eines (Fertigungs-)Mitarbeiters von etwas abhängt, was er nicht/wenig beeinflussen kann. Das wiederum stiftet Unfrieden zwischen den Abteilungen, begünstigt das Herumschieben des „Schwarzen Peters“ und fördert Grabenkämpfe.
Mit einem solchen Betriebsklima wird verhindert, dass sich die Mitarbeiter um ihre eigentliche Arbeit mit ihrer ganzen Arbeitskraft kümmern können, denn schließlich sind sie auch noch mit den Diskussionen, Zielvereinbarungs-Gesprächen, usw. beschäftigt.
Es geht ja um den Betrag, der am Ende auf der Gehaltsabrechnung steht und im Gegensatz zur Frage, wer für die Schlieren und andere Fehler verantwortlich ist, ist der Betrag auf der Gehaltsabrechnung klar und eindeutig und natürlich möchte jeder Mitarbeiter, dass sein Betrag möglichst hoch ist. Er muss also erreichen, dass sein ppm-Zielwert so hoch wie möglich angesetzt wird, damit er sein Ziel (auf jeden Fall) erreicht ODER dass die entstandenen Fehler nicht ihm sondern dem Einkauf oder den vorher gelaufenen Prozessschritten angerechnet werden.
Insofern ist ein solches Modell imho vor allem dann gut geeignet, wenn das Unternehmen nachhaltig und dauerhaft geschädigt werden soll. Sinnvoller wäre es, den Gesamterfolg des Unternehmens anstelle lokaler ppm-Größen für die Bewertung der Mitarbeiter-Leistung zu verwenden, denn damit hat
a) jeder Mitarbeiter eine Chance, das Betriebsergebnis zu steigern,
b) ist das Unternehmensziel immer im Blick und
c) müssen alle zusammen arbeiten, damit es funktioniert.Viele Grüße
Barbara
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Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein.
(Ernest Rutherford, Physiker)Hallole Bernd!
Schon wieder muss ich mit Bedauern feststellen, dass ppm´s auf die Löhne von MA Einfluss haben.
Wie kann es angehen, dass MA Geldeinbußen hinnehmen müssen, wenn Prozesse nicht so eingerichtet werden, dass die einzelnen MA erst gar keine Fehler machen können?
Klar, wo Menschen arbeiten, „menschelt“ es, das ist ja bekannt.
Aber gerade darum geht es! Kein MA, kein Vorgesetzter und kein Manager oder Vorstandsmitglied arbeitet fehlerfrei, weil´s nunmal keine Roboter sind (bei denen kommen übrigens auch Fehler vor)und externe Einflüsse tragen wohl wohl noch zu einem großen Fehleranteil bei – siehe Beitrag von Barbara mit all den negativen Auswirkungen!Also sind die Prozesse so sicher wie nur möglich zu gestalten, die MA so oft zu trainieren, bis die „menschliche“ Fehlerrate auf ein erträgliches Maß runter gehen.
Die Fremdeinflüsse müssen natürlich auch so gering wie möglich gehalten werden.Wenn ich Unternehmer wäre, würde ich erstmal nicht auf die ppm´s schauen, denn da liegt ja das Kind schon im Brunnen, also „nutzloser Leichenbeschau“, sondern würde das Augenmerk auf die Fehlerarten und deren Ursachen legen.
Daraus wirksame Maßnahmen ableiten und stetig verbessern.Dazu lassen sich die MA auch gerne mit ins Boot holen.
Ansonsten ist in Barbaras Beitrag alles beschrieben, was zur Motivation beiträgt und letzendlich auch das Ergebniss langfristig verbessert.
Fortschritt ist in seinem Wesen nichts anderes als die Zerstörung von alten Arbeitsformen, die unentwegt durch produktivere, komplexere, mobilere Modelle ersetzt werden.
Matthias Horx
Zukunftsforscher *1955Gute Zeit!
Qualyman – Qualitäter aus Überzeugung und Leidenschaft, auch wenn´s mal Leiden schafft!
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Hallo Bernd,
um mich mal nur auf die Mathematik zu beziehen:
> Kann ich wirklich die ppm´s addieren, weil:
> – teilweise auch gleiche Prüfmerkmale an den jew. Prüfungen?Du schriebst, daß die Teile auch nachgearbeitet werden können bzw. entsorgt werden. Damit ’sollte‘ der spätere Prozeßschritt frei von den Fehlern des vorherigen sein. Damit ist der ppm Wert logisch zulässig.
> – unterschiedliche Stichprobengröße an den jew. Prüfungen (z.B. 1xFehler in
> Prüfung 1 (Stichprobe 2%) würde sich bei Summenbildung weniger stark
> auswirken als 1xFehler in Prüfung 3 (Stichprobe 1%))?Daher solltest du die gefundenen Fehler auf die Grundgesamtheit hochrechnen.
mfg & viel Glück bei der DA,
Rainaari
Hallo zusammen,
besten Dank für eure Hilfe und Hinweise.
Die angesprochenen Folgen einer „flexiblen“ Entlohnung mit Einbezug der ppm-Fehlerrate decken sich zum großen Teil auch mit meinen bisherigen Erfahrungen.
Im Rahmen meiner DA kann/darf ich jedoch nicht das vorhandene System ändern – mein Ziel ist es jedoch, einen möglichst fairen Vorschlag zu präsentieren.
@Frank: Fehlerraten bewegen sich bei ca. 7.000 bis 10.000ppm (Hierin sind alle Attributiv-Fehler, bereits gewichtet nach Fehlerauswirkungen für den Kunden enthalten). Klar-von Automotive Zielen sind wir hier weit entfernt, aber auch hier werde ich im Rahmen meiner DA nicht das System ändern können…
@Rainaari: Habe die Prüfumfang und Fehler näher betrachtet – es überwiegt der Anteil gefundener Fehler, welche an mehreren Stellen identisch abgeprüft werden (somit überwiegend gleiche Prüfmerkmale, welche zum Fehler führen). Die Verwendung des Mittelwerts zweier Prüfungen zur Ermittlung der Gesamtfehlerrate scheint mir da logischer als eine Addition – bitte helft mir, falls ich auf dem Holzweg gelandet bin…
Gibt es ein gutes Buch, das ihr mir für die Weihnachtsfeiertage empfehlen könntet?
Viele Grüße
Bernd :-)
Seufz… hatte ich mir fast schon gedacht. Falls es Dich tröstet: An manchen Ecken wird bei uns ähnlicher Schindluder getrieben. Aber 10.0000 ppm sind für mich immer noch 1%. Und damit ist bei den MitarbeiterInnen auch klar, über welche Fehlerrate man wirklich redet. Aber selbst darüber bekommst Du mit einer Stichprobe von 200 Stück nur eine sehr ungenaue Aussage (Details von Barbara). Erst über den Monat paßt’s dann ungefähr.
Viel Glück mit Deiner Diplomarbeit!
Frank
10.000 ppm sind 1%
Aber egal:
Ich würde Dir ja gerne eine Qualitätsprämie vorschlagen.
Bei euch sind doch sicher die Ausfallraten budgetiert?
Z.B. 2% (von ppm sollte man hier wirklich nicht mehr reden) für einen bestimmten Artikel.
Wenn Budget erreicht oder unterschritten gibt es gestaffelte Prämie.
Es darf niemals einen Abzug geben.
Aber an meine ehrenwerten Mitstreiter: Qualitätsprämien sind heuzutage doch Usus.Deine Stichprobengröße ist aber viel zu gering, um die Qualität objektiv zu beurteilen.
Mit würde mal interessieren, wie hoch die Rückläuferquote ist?
ppm’s zusammenaddieren ist vom Prinzip her genau so falsch wie bei Prozenten. :)
Ich würde die wirklich aussagekräftig selektieren.
Bilde Gruppen.Wenns um Lacke geht bieten sich:
Abläufer, Tropfen, Einschlüsse usw. an.
Stelle die Einflussfaktoren auf die Felerbildung fest.
Versuche die Fehlergruppen OE’s zuzuordnen.Und dann, wenn Du deinen Prozess kennst, würde ich versuchen, eine Q-Prämie aufzusetzen.
Zumindest könntest Du das in einer Präsentation an die GF so darstellen……Und nicht verzagen. Von einem Gedanken musst Du dich im Q-Sektor von vorneherein verabschieden:
Geht nicht.
denn Geht nicht gibts nicht.
Man findet immer eine Lösung. Und, lieber 70% sofort als 100% nie. -
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