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Hallo Profis,
erst einmal vorausgeschickt: Den ISO Guide 62 kenne ich.
Unklar ist mir bisher geblieben, wie sich der Auditaufwand für sogen. Matrixzertifizierungen errechnet.
Nehmen wir mal an eine Unternehmensgruppe hat insgesamt 180 Mitarbeiter und besteht aus zwei Einzelfirmen a 70 Mitarbeiter und b 110 Mitarbeiter
Für das Gesamtunternehmen (wäre es eine Firma) beträgt der Aufwand 9 AT
Für Firma a 6 AT
Für Firma b 7 AT
Werden bei einer Matrixzertifizierung die vorgeschriebenen Audittage der Einzelfirmen addiert (= 13 AT) oder wird die Unternehmensgruppe wie eine Einzelfirma auditiert (s. o. 9 AT)?Eine weitere Frage:
Um wieviel Prozent dürfen die im ISO Guide vorgeschriebenen Audittage üblicherweise unterschritten werden?
Danke im Voraus
Hallo Vivian,
vorab: Die Kalkulationsvorgaben sind sehr komplex und für jeden Standard unterschiedlich. Ich werde versuchen die wesentlichen Punkte darzustellen.
Grundsätzlich wird bei der Zertifizierung von Unternehmen mit mehreren Standorten zwischen einer Matrix- und einer Gemeinschaftszertifizierung unterschieden.
Matrixzertifizierung:
– ist nur bei der ISO 9001:2000 möglich, da bei den Standards in der Automobilindustrie jeder Standort jedes Jahr auditiert werden muß.
– ist nur bei Unternehmen mit mindestens 3 Standorten möglich, wobei einer der Standorte als Zentrale definiert wird.
– Die Zentrale wird jedes Jahr auditiert.
– Bei den Standorten wird ein Stichprobenverfahren angewandt.
– Bei der Kalkulation der Manntage werden die Standorte als Einzelunternehmen betrachtet.Fazit: Je mehr Standorte umso größer die Kosteneinsparung, da nicht alle Standorte jedes Jahr auditiert werden. Sinnvoll bei Standorten die regional sehr weit voneinander entfernt sind – Reisekosten.
Gemeinschaftszertifizierung:
– bei allen Standards möglich
– alle Standorte werden jedes Jahr auditiert.
– Bei der Kalkulation der Manntage wird davon ausgegangen, daß es sich um ein Einzelunternehmen handelt. D. h. die Anzahl aller Mitarbeiter an allen Standorten wird addiert.
– Der dann zugrunde liegende Auditaufwand wird anschließend vom Zertauditor sinnvoll auf die Standorte verteilt.Fazit: Bei Unternehmen mit nicht all zuvielen Standorten (2 bis 6) fast immer die billigere Lösung.
Ausnahme: Bei Standorten die regional sehr weit entfernt oder im Ausland sind, da die Reisekosten für alle Standorte jedes Jahr anfallen.Reduzierung:
Bei der ISO 9001:2002 sind maximal 30% möglich.Für weitere Fragen stehe ich Dir gerne zur Verfügung und hoffe die Kurzinformation hilft Dir weiter.
Gruß
QM-Boy
Hallo QM-Boy,
danke für deine Auskunft. Das hat schon etwas Licht in mein Dunkel gebracht.
Ich habe jedoch bei meiner Fragestellung noch etwas vergessen.
Muss eigentlich bei einer Erstzertifizierung auch eine Niederlassung (keine selbständige juristische Gesellschaft) an einem anderen Standort in das Audit mit einbezogen werden? Was passiert mit der Gültigkeit des Zertifikates, wenn ein Unternehmen diese Niederlassung einfach verschweigt oder der Auditor die Ndl. ignoriert und ein Zertifikat für das Gesamtunternehmen ausstellt?
Wo finde ich konkrete und möglichst verbindliche Informationen zu der von dir erklärten Matrix- bzw. Gemeinschaftszertifizierung?
Was meinst du mit Standort? Ein Standort kann eine Niederlassung unter dem Dach der gleichen juristischen Gesellschaft sein oder es könnten mehrere juristische Gesellschaften unter dem Dach einer Unternehmensgruppe gemeint sein. Gibt es eine klare Definition?
Was passiert eigentlich, wenn ein Zertifizierungsauditor die Audittage um mehr als die 30 Prozent unterschreitet? Schließlich muss die Zertifizierungsgesellschaft bei Überprüfungen durch die TGA bzw. bei ihrer eigenen Akkreditierung Rede und Antwort stehen? Außerdem muss der Zert-Auditor sein Audit mit entsprechenden Auditdokumenten belegen können?
Danke im voraus und schöne Grüße
Vivian
Hallo Vivian,
zu Deinen Fragen folgende Info:
Erstzertifizierung (Standorte)
– Grundsätzlich entscheidet der Kunde bzw. das Unternehmen welche Standorte er zertifizieren lassen möchte.
– In der Automobilindustie gibt es eine Ausnahme die besagt, das der Standort (remote location) an dem sich die Produktentwicklung befindet auditiert werden muß)
– Wurden mehrere Standorte zertifiziert, werden diese auf einem so genannten Hauptzertifikat bzw. dessen Anhang aufgelistet. Für die einzelnen Standorte wird ein sogenanntes Unterzertifikat erstellt.Standorte (Definition)
– Im Zusammenhang mit der Matrix- bzw. Gemeinschaftszertifizierung ist hier der regionale Aspekt gemeint. Soll heißen die einzelnen Stanorte befinden sich an einem anderen Ort.
– Sollten mehrere Niederlassungen an selben Ort bzw. unter einem Dach vereint sein, wird dies als ein Standort betrachtet.Matrix- bzw. Gemeinschaftszertifizierung (Regeln)
– hier muß ich Dir gestehen, daß ich Dir nicht kompetent antworten kann. Es gibt aber sicherlich ein entsprechendes Regelwerk.
– Jeder Zertifizierer hat seine eigenen Richtlinien, die er nach dem genannten Regelwerk erstellen muß.Unterschreitung der Audittage
– sollte der Akkreditierer (TGA, VDA, IATF usw.) im Nachhinein eine Unterschreitung der Audittage feststellen, muss nach meiner Erfahrung der entsprechende Aufwand beim nächsten Audit zusätzlich auditert werden.Ich hoffe die Infos helfen Dir weiter.
Gruß
QM-Boy
AnonymGast2. Dezember 2004 um 14:19 UhrBeitragsanzahl: 2122Hallo Vivian,
ich habe Ihnen ein IAF Dokument in Ihren Briefkasten gestellt. Ich denke das ist hilfreich.Gruß
Klaus Braatsch
Braatsch
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