QM-Forum › Foren › Qualitätsmanagement › Zeitliche Untergliederung der Prozessfähigkeit
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Hallo rossmanith-community,
ich heiße Manuel und bin neu hier in diesem Forum :).Im Rahmen einer Studienarbeit im Bereich Qualitätsmanagement bin ich auf folgendes Problem gestoßen:
Bei der zeitlichen Definition der Prozessfähigkeit in kurzfristig, mittelfristig (Vorlauf) und langfristig (Serie) ist mir nicht ersichtlich woher die Richtwerte stammen.
Nach umfassender Recherche bei sämtlichen Firmen und im VDA Band4 Kapitel Methoden sind mir nun folgende Richtlinien bekannt:
kurzzeitig–> 50 Teile ohne Unterbrechnung der Produktion
mittelfristig –> 100 Teile, mehr als 25 Stichproben
langfristig–> 20 Produktionstage mindestens 125 TeileMir stellt sich aber definitiv die Frage woher diese Zahlen stammen, da sie selbst in der Norm nicht näher erläutert werden.
Sind dies einfach Erfahrungswerte die von einer bedeutenden Firma ins Leben gerufen wurde und von den anderen Unternehmen übernommen wurde oder lässt sich diese Zahl statistisch begründen.Ich hoffe jemand von euch hat eine Idee.
Wäre um jegliche Hilfe dankbar.Grüße Manuel
Hallo Manuel,
ich glaube auch dass es sich bei den vielen Richtlinienvorgaben einfach nur um Erfahrungswerte handelt.
Diese sind auch leicht erklärbar, praxistauglich und einigermaßen plausibel, daher auch die starke Weiterverbreitung.
Eine belastbare Quelle mit statistischer Herleitung kenne ich auch nicht.
Falls du eventuell fündig geworden bist, lass es uns wissen
Gruß BlackmanHallo Blackman,
vielen Dank für deinen Hinweis. Habe mich jetzt zwischenzeitlich nochmal
mit meinem alten Dozenten unterhalten. Selbst er konnte mir auf die genaue
Herleitung aus dem Stehkreis keine Antwort geben. Mathematisch muss es laut
Statistik auf jeden Fall nachweisbar sein.
Allerdings sollen die Werte von Ford stammen und wurden zum großen Teil einfach übernommen, da sie in der praktischen Umsetzung zu aussagekräftigen
Ergebnissen geführt haben.
Falls sonst noch jemand Anregungen liefern kann immer gerne [:D].Gruß Manuel
Hallo Manuel,
bei den 50 / kurzfristig bin ich überfragt. Vermutlich ist es so etwas wie „die Hälfte von dem, was wir für die Langzeitfähigkeit brauchen“ (also nichts Statistisches).
Die 100 ergibt sich als sinnvolle Grenze, weil ab dieser Anzahl Messwerte die Prozessfähigkeitsunschärfe oder auch die Breite des Vertrauensbereichs relativ stabil ist. Bei weniger als 100 Messwerten sind die Grenzen des Vertrauensbereichs deutlich breiter. (Die Breite des Vertrauensbereichs lässt sich nur und ausschließlich für normalverteilte Einzelwerte berechnen.) Es macht allerdings tatsächlich so gut wie keinen Unterschied, ob 99 oder 100 oder 102 Messwerte aufgenommen werden.
Hinweis: Für andere Verteilungen (Lorgnormal, Weibull…) sind nach ISO 22514 mindestens das 1,5-fache also 150 Messwerte notwendig, um aussagekräftige Fähigkeitskennzahlen angeben zu können. Wenn die Messwerte durch keine Verteilung beschrieben werden können und der Streubereich direkt (ohne Verteilungsannahme) aus den Messwerten berechnet wird, muss die Anzahl Messwerte deutlich höher sein.
Die 125 = 5*25 stammen von Walter Shewart, dem Erstbeschreiber von Qualitätsregelkarten. Die Zahlen sind Erfahrungswerte von ihm.
Der Zeitraum von 20 Tagen hat IMHO nichts mit Statistik zu tun, sondern soll lediglich eine Orientierungshilfe geben. Ich halte diese Zahl für völligen Blödsinn. Wenn pro Woche 1 Million Teile ausgeliefert werden ist das etwas völlig anderes, als wenn pro Jahr 200 Teile produziert werden.
Viele Grüße
Barbara
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Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein.
(Ernest Rutherford, Physiker) -
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