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Hallo,
wie ihr an meinen anderen Postings entnehmen konntet, bin ich gerade streng dabei, unsere SPC-Vorgehensweise unter die Lupe zu nehmen und zu verbessern.Jetzt wollen wir unsere Mannschaft auch motivieren, gut mitzumachen, deshalb will unser Chef einen Wettbewerb ausschreiben, was auch ich für eine tolle Idee halte.
Aber da kommt auch schon das Problem:
Welches Kriterium setzt ich denn an???
Folgende Möglichkeiten habe ich überdacht:1. gute Cpk-werte? eigentlich der richtige weg, aber motiviere ich vielleicht nicht die Leute, vielleicht etwas zu besch… (schon vorgekommen)
2. korrekte Stichprobenentnahme – dann müsste immer jemand nebendran stehen und prüfen – und wenn jemand nebendran steht, macht er es sowieso richtig.
3. Anzahl erfolgreicher Verbesserung – schwer zu erfassen – z.T. sicher auch subjektiv, ausserdem sind solche MA, die schon immer gut gearbeitet benachteiligt – (kaum Verbesserungspotential)
4. % von Dokumentierte Eingriffsgrenzenüberschreitungen zu Anzahl Eingriffsgrenzüberschreitungen – keine direkte Aussage zur Qualität SPC (Stichprobenenetnahme, Aktion,…) lediglich einen Hinweis, dass das System in gewisser Weise bedient wird. Von mir momentan bevorzugt, das leicht erfassbar und objektiv, allerdingst sagt mir die Kennzahl noch etwas zu wenig aus.Habt Ihr Anregungen für mich???
Vielen Dank vorab
Gruss
NorbertHallo Norbert,
was mir als erstes dazu einfällt: Können Eure Werker überhaupt so viel am Prozess ändern, dass sie einen direkten Einfluss auf die Ergebnisse (ohne Pfusch) haben?
Andernfalls erinnert mich das Ganze eher an Demings Red Bead-Experiment:
http://www.deming.ch/downloads/quo_vadis.pdfSprich: Die Ziele an sich sind gut und nachvollziehbar, nur haben die Werker keine wirkliche Chance, etwas an dem (Prozess-)System zu ändern.
Viele Grüße
Barbara
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Wenn es keinen Sinn macht, macht es Unsinn.
Hallo Barbara,
ja, nein, vielleicht, so ist deine Frage zu beantworten.
Mir ist klar, dass die Werker nicht /nicht alleine daran „Schuld“ sind, wenn wir keine guten Fähigkeiten haben / bekommen,ABER
die Werker schaffen für uns die Basis, durch
a) die korrekte Stichprobennahme
b) das korrekte Eintragen von Ergebnissen
c) dir richtige Reaktion auf EG-Überschreitungen (=Versuchen Einzustellen, wenn nicht möglich Meldung)
d) melden, wenn Prüfmittel nicht korrekt funktionieren,…überhaupt zu erkennen, ob ein Prozess sicher ist oder eben nicht. Das war bisher nicht durchgängig der Fall.
Deshalb halte ich jetzt die Schulungen, damit die Basis vorhanden ist.
Der Wettbewerb soll einfach auch als Bonbon dienen das ganze aufzugreifen und umzusetzen. Und natuerlich auch als Indikator, ob die Sache jetzt richtig gemacht wird.Die Verbesserungen an sich werden dadurch natuerlich nicht automatisch zustande kommen. Dafür bedarf es dann weiterer Maßnahmen.
Bitte sagen, wenns immernoch wie Quo Vadis ausschaut (nicht dass ich vor lauter Wald die Bäume nicht mehr sehe…)
solange bin ich über anregungen dankbar… :-)
Gruss
NorbertHallo Norbert,
ich sehe da drei Möglichkeiten, wie Du die Ergebnisse bei Euch sicherer machen kannst:
1. Gegenkontrolle / Zweitprüfung
Das kann gerade in der Umstellungsphase eine komplette zweite Prüfung sein, ggf. auch später eine vier Augen-Prüfung, damit Du überhaupt Ansatzpunkte zur Beurteilung der Messergebnisse bzw. Entscheidungen hast.2. Motivation
Die Werker haben durch das Prozess-Design und Schulungen von sich aus die Notwendigkeit erkannt, gute(=reelle) Werte zu erheben, aufzuschreiben und bei Abweichungen angemessen zu reagieren.3. Änderung der Messwerterhebung
Der Messprozess an sich wird so geändert, dass die Werker kaum oder keine Chance haben, falsche Ergebnisse aufzuzeichnen. Das geht z. B. über automatisierte Messungen.Möglichkeit 1 hat die Vorteile, dass Du relativ sicher bist, was die Messergebnisse angeht und daraus eben auch ableiten kannst, wie oft angemessen und wie oft nicht angemessen reagiert wurde. Der Nachteil von Möglichkeit 1 ist der erhebliche Mehraufwand durch die doppelte Prüfung.
Möglichkeit 2 hat die Vorteile, dass die Werker wissen, warum sie das tun sollen, es von sich aus auch machen und bei neuen Situationen gut reagieren können. Der Nachteil liegt darin, dass für Dich wenig offensichtlich ist, ob die Werker tatsächlich so arbeiten, wie sie sollen.
Möglichkeit 3 hat die Vorteile, dass die Werker entlastet, die Messwerte sehr sicher werden und transparenter wird, ob angemessen bei Abweichungen reagiert wird. Der Nachteil sind die hohen Kosten für die Anschaffung bzw. Prozess-Änderung.
Für mich hört sich das so an, als hättest Du gerne Möglichkeit 2 (Motivation der Werker) umgesetzt und würdest dafür über die Mittel für Möglichkeit 1 nachdenken. Das funktioniert glaub ich nicht.
Wenn Du erreichen willst, dass die Werker von sich aus richtig prüfen und reagieren, dann müssen die Werker verstehen, warum das so wichtig ist und warum sie dabei eine entscheidende Rolle spielen. Und sie brauchen entsprechende Ressourcen, um gut prüfen zu können (das fängt beim Papier an, auf dem sie die Ergebnisse aufschreiben, geht über die Verfügbarkeit von Prüfmitteln bis hin zur für die Prüfung eingeplanten Zeit, etc.)
Dann würden sie nicht oder nur selten auf die Idee kommen, dass es ihnen (auch langfristig) durch das Aufschreiben von falschen Ergebnissen oder nicht angemessene Reagieren besser geht, d. h. sie würden selbst darauf achten, die richtigen Ergebnisse aufzuschreiben und angemessen zu reagieren.
Damit das Ganze greifbar und verständlich wird, würde ich eine Reklamation nehmen, die mit den richtigen Ergebnissen verhinderbar gewesen wäre und daran aufzeigen, was für ein Rattenschwanz dranhängt. Wenn die Werker dann die Prüfung gut umsetzen, ist alles gut.
Wenn es auch weiter nicht so ganz sauber läuft, würd ich mich fragen, warum es für sie weniger wichtig ist, gute Ergebnisse aufzuschreiben bzw. was sie daran hindert, ihre Arbeit gut zu tun. Dann sind die merkwürdigen Ergebnisse für mich eher ein Symptom dafür, dass irgend etwas intern klemmt und diese Ursache dringend abgestellt werden muss. Das ist meist aufwändig, sichert aber dafür langfristig gute Prozesse.
Denn die absolute Mehrheit der Menschen möchte von sich aus einen guten Job machen, weil es einfach ein gutes Gefühl gibt, wenn man selbst weiß, dass man einen guten Job gemacht hat.
Viele Grüße
Barbara
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Wenn es keinen Sinn macht, macht es Unsinn.
Hallo Barbara,
vielen Dank für Deine sehr ausführliche Antwort.
Tatsächlich ist es so, dass ich zu 2. tendiere, denn 1. kpl. umzusetzen ist aus Kapazitätsgründen nicht machbar und was wirtschaftlich sinnvoll ist, wird schon über automatisierte Messungen abgedeckt.Meine Schulung geht schon in Richtung, wie mache ich es richtig, welche Auswirkungen hat eine falsche SPC-Anwendung,…
und richtig, das habe ich bei meiner Ist-Aufnahme auch festgestellt, die Leute wollen (zumindest zum größten Teil) ihre Arbeit richtig machen, sonst hätten sie mir nicht die schlimmsten Vorgehensweisen locker auf dem Präsentierteller präsentiert. Also das Potential ist sicher vorhanden. Das SPC hat (nur?) daran gekrankt, dass im Endeffekt nur ein Ziel gesehen wurde – dem Kunden gute cpk-Werte zu verkaufen, weil genau das seine Forderung war – der Hintergrund wurde nicht verstanden.
Schön wäre es allenthalben, wenn ich nachweisen könnte / überprüfen könnte, ob vom Tage der Schulung an, die Daten korrekt erhoben werden. Und das ist tatsächlich nicht über irgendwelche Auswertungen möglich (so wie ich das sehe) sondern eben nur über Kontrollen, wo wir wieder bei Punkt 1 wären.
Vielen Dank jedenfalls für deine Hilfe und Deine Anregungen.
Gruss
NorbertHallo Norbert,
was hälst Du von der relativ einfachen Methode, die Anzahl Reklamationen (und/oder Nachsortieraktionen und/oder Skonti & Rabatte wegen Qualitätsmängeln) zu zählen, die durch eine korrekte Erhebung von Werten hätten vermieden werden können? So hast Du dann eine Kennzahl, um die Wirksamkeit Deiner Schulungen ein wenig messbarer zu machen.
Viele Grüße
Barbara
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Wenn es keinen Sinn macht, macht es Unsinn.
Hi Barbara,
keine schlechte Idee.
Ich hatte schon darüber nachgedacht, unsere QWZ (Bewertung von zurückgewiesenen Lieferungen in der Warenausgangsprüfung und Reklas von Kunden) heranzuziehen, dies jedoch verworfen, weil hier auch Lieferanten- , Logistikfehler, … betrachtet werden. Aber wenn ich mir ein wenig extra mühe mache, dann kann ich die Daten filtern und habe tatsächlich eine gute Aussagekraft.Das werde ich im Detail mal prüfen.
Herzlichen Dank
Norbert
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