Wertschöpfende Prozessen2004-03-23T13:57:41+01:00

QM-Forum Foren Qualitätsmanagement Wertschöpfende Prozessen

Ansicht von 8 Beiträgen – 1 bis 8 (von insgesamt 8)
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    Beiträge
  • eva
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 44

    Zwei Fragen habe ich an Euch.
    Was genau ist unter wertschöpfenden Prozessen zu verstehen? Ist es gleichzusetzen mit allen Prozessen, die vom Kunden bezahlt werden, bzw. zu einer Bezahlung führen Und da bin ich schon in meinem Dilemma….Was ist wertschöpfend, was unterstützend zu Wertschöpfung und damit ein unterstützender Prozess?
    Und ist unterstützender Prozess gleichzusetzen mit Unterprozess? Wer weiß hier bescheid im Definitionsgestrüpp ;-))

    alblondie
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 204

    … Also relativ prakmatisch erklärt:

    Führungsprozesse sind Prozesse, die richtungsweisend sind (Marketing, alle Tätigkeiten der Geschäftsleitung, QM…).
    Wertschöpfende Prozesse sind (bei uns Kernprozesse) Prozesse, bei denen Material umgearbeitet wird. Nach der Neufassung der 9001, die auch Dienstleistungen beinhaltet, kann man wirklich sagen, dass Wertschöpfende Prozesse bezahlt werden müssen. Also ein Kunde ist z. B. nicht daran interessiert, Marketingprojekte oder die Geschäftsreise der Geschäftsleitung zu bezahlen. Geschweige denn das Rechnungswesen oder den Einkauf. Nur Rechnungswesen und Einkauf sind keine Führungsabteilungen (ohne jemand zu nahe treten zu wollen). Aber das ganze Gerüst würde z. B. zusammenbrechen, wenn wir keine IT hätten, damit wir in unsere Computer einhacken können (die natürlich vorher über den Einkauf bestellt werden) und daher sind das alles Unterstützungsprozesse.

    Über die genauen Definitionen kann man stundenlang diskutieren. … erkläre mal der Abteilungsleitung vom Service, dass sie primär nicht wertschöpfend ist…!!! Aber eines ist sicher, wenn die QM-Prozesse keine Führungsprozesse mehr sind sondern Unterstützungsprozesse, dann wird das QM-System wirklich gelebt. Dann ist nämlich QM nur noch ein Werkzeug und keine Führungsaufgabe (das macht dann nämlich die Geschäftsleitung).

    Viele Grüße, Alblondie

    eva
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 44

    Vielen Dank,
    das sind gute Entscheidungshilfen.
    QM als unterstützender Prozess für ein lebendiges QMS halte ich für eine sehr idealisierte Vorstellung. Es ist schon sehr gut, wenn QM als Führungsaufgabe von allen Mitgliedern des Management gelebt wird.

    Eva

    Schniker
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 296

    Wertschöpfend ist ein Prozeß immer dann wenn auch ein Output erfolgt. So gesehen ist (fast) jeder Prozeß wertschöpfend.

    Alblondi…Du hast recht…darüber lässt es sich streiten…muss jeder für sich definieren.

    stephan_35
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 437

    ich sach mal so..

    alles was nicht wertschöpfend ist, ist überflüssig und sollte weggelassen werden, solange der gesetzgeber es zuläßt :-)

    turgut.alper
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 25

    Eva so wie es Schniker sagt, sollte man es angehen.
    Jeder entscheidet für sich, was welcher Prozess ist.

    Das ist sehr pragmatisch aber leider nicht immer durchzuführen, wenn man in bestehende Strukturen eingreifen möchte (Wiederstand durch Abteilungleiter und höher-> Sag mal einem Einkaufsverantwortlichen mit 30 – 50 MA in einem mittelständischen Unternehmen, dass er einen unterstützenden Prozess hat, wird schwierig).

    Man kann folgende Prozesskategorien benutzen:

    – Managment-Prozesse (Das Management soll wissen, was dazu gehört)
    – Kern-Prozesse (Prozesse, die der Abteilungsverantwortung liegen)
    – Geschäfts(Wertschöpfende)prozesse (Prozesse hinter denen der Kunde steht und Geld ins Unternehmen fließt, z.b. Produktentwicklungsprozess, Prozess zur Abwicklung einer Serienfertigung von der Bestellung bis zur Auslieferung)
    – Unterstützende Prozesse

    MfG
    Turgut Alper

    Vivian
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 378

    Hallo Kollegen,

    Es ist schon nicht so einfach wertschöpfende, stützende und lenkende Prozesse immer ganz klar von einander zu unterscheiden. Wenn ein Geschäftsführer Chef des Einkaufs oder des Vertriebs ist, wird dieser in der Praxis schon schnell zum Führungsprozess gemacht obwohl er klassisch ein unterstützender Prozess ist. Aber wer will schon interner Dienstleister sein? Ein bischen Politik ist meistens dabei.

    Deshalb ein akademischer Ausflug in die Volkswirtschaft (vielleicht hift es bei der eindeutigen Definition:

    Man betrachte einen Rohstoff, zum Beispiel Kohle:

    Diese wird aus der Erde geholt und an ein Stahlwerk verkauft.
    Das Stahlwerk verfeuert die Kohle und stellt dafür Stahlstreben her. Diese werden an einen
    Automobilzulieferer verkauft, der sie in ein Karosserie-Teil verarbeitet, welches an eine
    Automobilfabrik verkauft und dort zu einem Auto verbaut wird.
    Dieses Auto wird an einen Händler verkauft und landet schließlich beim
    Verbraucher, indem er dieses Auto kauft.
    Diese Kette, die den Weg eines Rohstoffs von seiner Lagerstätte bis zum Verbraucher mitsamt der in jeder Stufe erfolgten Wertsteigerung (Mehrwert) nachvollzieht, wird Wertschöpfungskette genannt (auch logistische Kette oder Supply Chain).
    Wenn eine Stufe mehrere Vorgänger und Nachfolger hat – was überwiegend der Fall ist –, spricht man von einem Wertschöpfungsnetz.

    Wird die Wertschöpfungskette von Rohstoff bis zum Verbraucher verfolgt, so lässt sich erkennen, in welchem Maße wofür der Rohstoff gebraucht wird und worauf z. B. Preisveränderungen des Rohstoffs Auswirkungen haben.
    Wird die Wertschöpfungskette von Verbraucher zum Rohstoff zurückverfolgt, so lässt sich erkennen, was alles für die Erzeugung eines Endprodukts verbaucht wurde. Damit lassen sich auch Auswirkungen von Nachfrageänderungen abschätzen.

    Waren und Dienstleistungen fließen in der Wertschöpfungskette vom Hersteller zum Verbraucher. Geld fließt in der Wertschöpfungskette in der Gegenrichtung – vom Verbraucher zum Hersteller.

    Ereignisse in einem Wirtschaftssystem haben in der Regel nur dann direkte Auswirkungen auf die Volkswirtschaft, wenn sie direkte Auswirkungen auf die Wertschöpfungskette haben:

    Beispielsweise hätte ein plötzliches Steigen des Öl-Preises in einer Öl-abhängigen Volkswirtschaft einen langfristig geringeren Öl-Verbrauch bei gleicher Leistung dieser Volkswirtschaft zur Folge. Der Grund ist, dass Öl ein Teil der Wertschöpfungskette ist.
    Beispielsweise hat das Steigen und Fallen von Aktienkursen keine direkte Auswirkung auf die Wertschöpfungskette. Der Grund ist, dass Aktien kein Teil der Wertschöpfungskette sind. (Jedoch sind indirekte Effekte durchaus denkbar.)
    Aus diesem Grund hat z. B. die Frage, ob Wirtschaftsteilnehmer ihr Geld in Bar oder als Kontoguthaben halten, keine direkte Bedeutung für eine Volkswirtschaft.

    Eine Eselsbrücke:

    Wertschöpfung: Wo wird tatsächlich Mehrwert erzielt – Gewinn geschaffen. Womit wird das Geld verdient?

    Managementprozesse: Wer greift lenkend in den wertschöpfenden Prozess ein? Welche Prozesse haben zielgebenden Einfluss? Wie wird das Unternehmen und der Wertschöpfungsprozess strategisch ausgerichtet?

    Stützprozesse: Welche Leistungen sind erforderlich, um dem Wertschöpfungsprozess am laufen zu halten und die Produkte abzusetzen? Wer stellt erforderliche Material und Dienstleistungen bereit?

    Schöne Grüße

    Vivian

    Übrigens:

    Die Mehrwertsteuer wird ursprünglich aufgrund dieser Wertschöpfungskette erhoben und sollte nur auf den tatsächlich geschaffenen Mehrwert des Produktes von Produktionsstufe zu Produktionsstufe erhoben werden.

    Schniker
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 296

    Hallo Vivian,

    genauso haben wir es bei uns gemacht. Im welchen Grundprozeß wird Kohle verdient und welche Prozesse unterstützen.

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