WE-Prüfung per Stichproben2006-10-13T08:44:50+01:00

QM-Forum Foren Qualitätsmanagement WE-Prüfung per Stichproben

Ansicht von 15 Beiträgen – 1 bis 15 (von insgesamt 15)
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  • huminchen
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 5

    Hallo an Alle,
    bin nicht nur neu hier im Forum, sondern auch im QM. Genauer gesagt bin ich Praktikant und soll für den Wareneingang der Firma ein QS-System einrichten.
    Es soll so laufen das die Teile die wir geliefert bekommen per Stichproben prüfen. Die Losgrößen liegen zwischen 2 und 20000Stk. und die Teile die wir bekommen sind absolut unterschiedlich. D.h. bei manchen reicht eine Sichtprüfung und bei anderen müssen bis zu 10 Maße geprüft werden. Wie bekomme ich das unter einen Hut ohne bei einer Losgröße von 20000Stk und 10 zu messenden Maßen pro Bauteil, drei Wochen mit der Prüfung beschäftigt zu sein oder eine hohe Fehlerquote zu riskieren.Da die Qualität von Lieferant zu Lieferant auch noch schwankt kann man also nicht einfach nach Bauteilgruppe und Losgröße gehen.
    Einheitliche Prüfungen wären natürlich schön aber wie gesagt, selbst 80 Teile zu prüfen ist zu aufwendig.
    Ach ja und in zwei Wochen soll der WE stehen!

    Barbara
    Senior Moderator
    Beitragsanzahl: 2766

    Hallo huminchen,

    willkommen im Forum :-)

    Du hast also schon die Prüfmerkmale und sollst jetzt Stichprobenpläne aufsetzen. Das Ziel ist, mit möglichst wenig Prüfungen eine möglichst hohe Sicherheit zu haben.

    Ganz klar: Vergiss es!

    Je weniger Du prüfst, desto unsicher ist das Ergebnis. Es ist auch völlig egal, woher der Stichprobenplan kommt, denn das ist ein allgemeiner Grundsatz: wenig Information = hohe Unsicherheit / Risiko.

    Für die Stichprobenpläne gibt es dann zwei Ansätze: AQL (2859 und 3951) oder berechnete Stichprobenumfänge. Die Vor- und Nachteile der beiden Systeme findest Du hier in zahlreichen Postings über die Suche-Funktion.

    Viele Grüße

    Barbara

    _____________________________________

    „Was war das für eine Stimme?“ schrie Arthur.
    „Ich weiß nicht“, brüllte Ford zurück, „ich weiß es nicht. Es klang wie Wahrscheinlichkeitsrechnung.“
    Douglas Adams – Per Anhalter durch die Galaxis

    Qualifight
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 34

    Hi,

    ebenfalls willkommen an Bord.

    Einen guten Einstieg findest Du z.B. auch hier:

    http://www.internet-mainz.de/1aql.pdf

    Wesentlich ist zu allererst die Festlegung (und Hinterfragung) der Prüfmerkmale. Besonderes Augenmerk ist auf die wichtigen Merkmale zu richten.

    Der Aufwand ist oft nur am Anfang sehr hoch, wenn die Teile bei mehreren aufeinanderfolgenden Lieferungen in Ordnung sind, läßt sich bekanntlich der Prüfaufwand bis auf 0 reduzieren. Sobald eine n.i.O. Lieferung erfolgt, wird dann wieder verschärft geprüft.

    Die Philosophie ist ja, einen WE möglichst zu vermeiden und die Verantwortung dem Lieferanten zu übertragen.

    Du könntest bei der Gelegenheit auch über geeignete Software für WE-Prüfungen nachdenken.

    MfG

    Qualifight

    Barbara
    Senior Moderator
    Beitragsanzahl: 2766

    Hallo qualyfight,

    das AQL-System mit der Skip Lot Prüfung ist zwar ganz nett, hat nur leider teils immens hohe Risiken bezüglich des Fehlers 2. Art (d. h. Lieferung wird angenommen, obwohl sie die Qualitätsmerkmale nicht erfüllt).

    Viele Grüße

    Barbara

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    „Was war das für eine Stimme?“ schrie Arthur.
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    huminchen
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 5

    Ja, so habe ich mir die Reaktionen vorgestellt-denn es ist ja auch wiedersprüchlich ohne großen Aufwand (wenige Prüfungen) eine hohe Sicherheit zu erziehlen…. Aber was tun wenn es verlangt wird?
    Habe mich schon mit dem AQL-Sytemen befasst, aber ich dachte die wären 1. veraltet und 2.mit zu hoher Unsicherheit
    Außerdem müßte ich einen rießen Aufwand betriben, wenn ich jedes Maß (10stk) so durchlaufen muss. Wenn ich es richtig verstanden habe bezieht sich das ja auf 1 messende Prüfung und deren Mittelwert bzw Abweichungen. Wie soll das bei 10 zu Prüfenden Maßen gehen?

    Qualifight
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 34

    Hi Barbara,

    hast natürlich recht. Nur wird das Risiko zumindest in Automotive gerne an den Lieferanten weitergegeben. Die OEMs machen ja z.B. gar keinen WE. Ab und zu gibt es dann eine Einladung zum Sortieren…

    Letztlich bleibt es halt Ermessenssache für die Firma, abhängig z.B. von der Schwere der Auswirkung auf die eigene Produktion bzw. wie schnell sortiert oder Ersatz beschafft werden kann.

    Wenn der Lieferant jwd wohnt, wäre ich auch vorsichtig.

    MfG

    Qualifight

    Barbara
    Senior Moderator
    Beitragsanzahl: 2766

    Hallo huminchen,

    bei AQL-Prüfungen werden Wunschwerte vorgegeben, die nicht unbedingt etwas mit der tatsächlichen Qualitätslage des Lieferanten zu tun haben (müssen). Ob diese Wunschwerte eingehalten werden, wird dann geprüft.

    Bei den Prüfungen ist es sinnvoll, die wichtigen zu identifizieren. Wichtig sind die Merkmale mit hoher Relevanz für den Verarbeitungsprozess und die Merkmale, bei denen es häufig Abweichungen von den Vorgaben gibt.

    Da Du meistens keine Abhängigkeiten zwischen den Prüfmerkmalen hast, bleibt Dir bei 10 Merkmalen auch nur übrig, die 10 zu prüfen (beispielsweise kannst Du aus den Abmessungen eines Bauteils nicht auf seine elektronische Leitfähigkeit schließen). Deshalb ist es in einem ersten Schritt wichtig, die relevanten Prüfmerkmale herauszufischen.

    Was grundsätzlich auch den Prüfaufwand verringert ist die Verwendung von variablen Merkmalen, wo immer es möglich ist. Diese enthalten deutlich mehr Informationen als attributive Merkmale, so dass der Stichprobenumfang geringer ist.

    Grundsätzlich wird bei berechneten Stichprobenumfängen ein gewisses Maß an Informationen benötigt, um eine Qualitätslage abzusichern. Dieses Maß an Informationen ist unabhängig von der Losgröße (anders als bei AQL-Systemen). Der Stichprobenumfang berechnet sich aus der tatsächlichen Qualitätslage sowie der zu identifizierenden Abweichung und den vorgegebenen Risiken für Fehler 1. Art alpha und Fehler 2. Art beta. (Zur Begriffserklärung benutz bitte die Suche-Funktion hier im Forum.)

    Viele Grüße

    Barbara

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    huminchen
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 5

    Gut dann habe ich mal zwei Beispiele:
    1. Es kommen 200 Teile die nur eine Sichtprüfung des Materials und Prüng auf kratzerfreie Oberflache brauchen-wie gehe ich vor? Stichprobenumfang?

    2. Ich habe eine Lieferung von 2000 Teilen die die gleiche Sichtprüfung brauchen und deren ØA, ØB und Mass C geprüft werden müssen-wie gehe ich vor? Stichprobenumfang?

    Mr.Idea
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 860

    Hallo huminchen,

    geh doch folgender Maßen vor:
    1. Auswahl zuverlässiger Lieferanten. Wenn du schon schreibst das von Lieferant zu Lieferant die Qualität schwankt würde ich dir raten die „unzuverlässigen“ Lieferanten rauszukicken. Such dir Lieferanten wo du weißt das du dich erstmal grundsätzlich auf gleichbleibende Qualität verlassen kannst. Sprech mit den Lieferanten! Auch wenn in erster Linie immer der Preis zählt musst du dir im klaren sein (auch der GF), was teurer ist Prod.stillstand oder lange aufwendige WE-Prüfungen oder lieber einen etwas teurenen Lieferanten auf den man sich verlassen kann.
    2. Wähle eine AQL- Stichprobengröße die für euch zeitlich in Frage kommt allerdings wandelst du dann die AQL- Ablehngröße [bestimmt falsch bezeichnet :-( ] auf 0 ab. D.h. egal wieviel AQl sagt das du z.b. 10 n.i.O. drin haben darfst lehnst du trotzdem die Lieferung ab.
    Wie meine Vorredner schon treffend gesagt haben, je weniger du prüfst desto höher das Risiko das du fehlerhafte Teile in der Prod. hast.
    Gruß: Mr.Idea

    Barbara
    Senior Moderator
    Beitragsanzahl: 2766

    Hallo huminchen,

    1. Feststellen des tatsächlichen aktuellen Ausschuss-Anteils / Mittelwerts+Streuung
    2. Festlegung des Ausschuss-Anteils (Grenzwert für Mittelwert), ab dem Ihr ein Problem mit der Lieferung kriegt.
    3. Festlegung von alpha und beta
    4. Ausrechnen des benötigten Stichprobenumfangs
    (Ausführlichere Beschreibungen findest Du über die Suche-Funktion.)

    Wenn Du mehrere voneinander unabhängige Prüfmerkmale hast, berechnest Du für jedes Merkmal den notwendigen Umfang und verwendest dann den größten Stichprobenumfang von allen.

    Viele Grüße

    Barbara

    _____________________________________

    „Was war das für eine Stimme?“ schrie Arthur.
    „Ich weiß nicht“, brüllte Ford zurück, „ich weiß es nicht. Es klang wie Wahrscheinlichkeitsrechnung.“
    Douglas Adams – Per Anhalter durch die Galaxis

    huminchen
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 5

    Gut vielen Dank schonmal, werde mal versuchen das auf diese Weise in Angriff zu nehmen.

    Liebe Grüße
    huminchen

    geändert von – huminchen on 13/10/2006 12:45:15

    Vati
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 14

    hallo humminchen,

    ich denke hier hilft eine gutes QVP-Gespräche mit den Lieferanten, klar aufzeigen welche merkmal wichtig (cc,sc)sind.
    Eine ordentliche softwar für die Prüfung und den aufwand so gering wie möglich halten. den der liefernat die für die Qualität seiner Teile verantwortlich. Hier werden für den lieferant im dümmsste falle aussortier kosten fällig.

    Gruß Vati

    Qualifight
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 34

    So ist es, Huminchen, Du solltest auf Vati hören.

    Zu Deinem Punkt 1 – Sichtprüfung auf Oberflächenfehler – möchte ich noch folgendes zu denken geben:

    Oberflächenfehler genügen oft nicht dem Gesetz der Statistik, schon deshalb nicht, weil die Stichprobe meist nicht repräsentativ ist. Denn in der Praxis können oft nur Teile der obersten Lagen einer Palette geprüft werden; aber was sagt uns das über Fehler, die sich ab der fünften Lage von oben in der dritten Palette vorfinden, die auch noch ganz hinten im Eingangslager steht ? Das ist nun mal die Praxis.

    Also gehen die Teile meist mehr oder weniger geprüft in die Produktion; wenn dies so auch bei Euch zutrifft, gibt es nur eins: mit dem Lieferant vereinbaren, daß ab einem bestimmten Prozentsatz in der Fertigung sortiert wird bzw. eine Ersatzlieferung kommt.

    MfG

    Qualifight

    huminchen
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 5

    Ja,ich denke es ist unumgänglich mit den Lieferanten unsere Erwartungen noch präziser abzuklären.
    Aber um WE-Prüfungen kommen wir nicht herum.

    Könnt ihr mir noch nen Tipp geben, wie man diese ganzen geprüften Teile bzw das ganze Los einfach und zeitnah kennzeichnen kann? Ich meine wirklich jedes Teil einzeln um sie später identifizieren zu können? Mit Etiketten?

    Lothar
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 111

    Hallo Huminchen
    Ich würde an den geprüften Produkten, an einer nicht als Sichtfläche ausgelegten definierten Stelle, einen Farbstrich machen. Solltest Du die Rückverfolgbarkeit auf die prüfende Person haben wollen, könntest Du Dir verschiedene Farben zulegen.
    Allerdings solltest Du dies ggf. auch mit Deinem Kunden abstimmen, um eventuelle Rückfragen zu vermeiden.
    Gruß
    Lothar

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