Warn- und Eingriffsgrenzen2009-01-16T21:36:32+01:00

QM-Forum Foren Qualitätsmanagement Warn- und Eingriffsgrenzen

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  • TAGESEL
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    Hallo Zusammen,

    ich hoffe dass mir jemand weiterhelfen kann.
    Meine Frage:
    Muss man nach einer MFU die Warn- und Eingriffsgrenzen Berechnen und diese für die Regelkarte in der Produktion einsetzen?

    Oder

    dient die MFU nur als Nachweis des Cm und Cmk?

    Egal welche antwort auch richtig sein sollte, ich muss auf jeden fall wissen in welcher NORM steht das so geschrieben.

    Gruß TAGESEL

    „Nichts wird so fest geglaubt wie das, was wir am wenigsten wissen.“ (Michel de Montaigne; 1533-92)

    Barbara
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    Beitragsanzahl: 2766

    Hallo TAGESEL,

    ja, die Grenzen für die QRK werden aus der MFU / Vorserie bestimmt. Zeigt sich dann im Serienbetrieb, dass die Grenzen zu eng sind, können sie auf Basis der Prozess-Messdaten neu berechnet werden.

    Eine NORM dafür gibt es nicht, da in Normen nur sehr selten bestimmte Verfahren gefordert sind. Du findest im DGQ Band 16-31 „SPC 1 – Statistische Prozesslenkung“ (ISBN 978-3410328223) ab S. 16 ein Schaubild, wie die SPC aufgebaut wird.

    Viele Grüße

    Barbara

    _____________________________________

    Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein.
    (Ernest Rutherford, Physiker)

    geändert von – Barbara on 18/01/2009 10:27:12

    TAGESEL
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 15

    Hallo Barbara,

    als erstes VIELEN DANK.
    Das Buch haben wir natürlich nicht in der Firma. Bestelle ich Morgen als erstes.

    Gruß TAGESEL

    „Nichts wird so fest geglaubt wie das, was wir am wenigsten wissen.“ (Michel de Montaigne; 1533-92)

    QM-Planer
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 73

    Hallo TAGESEL,

    wenn man sich die Kennwerte (unteren Grenzwerte) für Cm,Cmk=T/6s>= 1,67 und Cp,Cpk=T/6s>=1,33 genauer anschaut, sieht man, dass diese Grenzwerte aus den früher klassischen Werten für die Warn- und Eingriffsgrenzen abgeleitet wurden.
    Bei den Warngrenzen hatte sich der Wert 60% der Toleranz (0,6T), bei den Eingriffsgrenzen 75% der Toleranz (0,75T) etabliert.
    Wenn man den Kehrwert von Cm und Cp nimmt (bzw. die Formel nach 6s auflöst), kommt man genau auf diese 0,6T bzw. 0,75T.

    Diese Werte haben also einen Zusammenhang.
    D.h., du kannst natürlich die Warn- und Eingriffsgrenzen aus der MFU berechnen. Aber ein „Muss“ kenne ich nicht. Häufig werden die Toleranzen bereits vor dem Serienanlauf festgelegt. Diese später anzupassen, ist nicht immer einfach. Das Thema würde aber jetzt zu weit führen.

    Gruß

    QM-Planer

    Barbara
    Senior Moderator
    Beitragsanzahl: 2766

    Hallo QM-Planer,

    ich befürchte, Du wirst da gerade zwei Sachen durcheinander. Die Grenzen in einer Regelkarte haben nichts mit den Toleranzen zu tun.

    Natürlich könntest Du die Prozess-Lage und -Streuung nehmen und darüber Toleranzen bestimmen, die eine geforderte Fähigkeit liefern. Das ist nur ein völlig anderes Thema.

    Die Grenzen einer Shewart-Regelkarte werden ausschließlich auf Basis des Prozess-Geschehens berechnet, also völlig unabhängig davon, wie die Toleranzen aussehen. Bei Annahme- und Precontrol-Karten ist das anders, nur haben die eine andere Zielsetzung als die Prozess-Überwachung. Sie prüfen, ob die Toleranzen gut genug eingehalten werden – nicht ob der Prozess stabil läuft.

    Damit SPC funktioniert, muss der Prozess kurzzeit-fähig sein, damit der Prozess einfach nur überwacht werden kann. Ist der Prozess noch zu schlecht, muss er erst verbessert werden, damit die Prozess-Überwachung mit QRKs funktioniert, sonst versucht ständig irgend jemand, am Prozess etwas zu verbessern und die Grenzen werden zu oft überschritten.

    Die früher üblichen Warn-Grenzen begrenzen (unabhängig von der Toleranz) den 95 %-Streubereich eines Prozesses. Die früher üblichen Eingriffsgrenzen waren die 99 %-Grenzen. (Voraussetzung dafür ist die Normalverteilung bei Einzelwertkarten oder die Prozess-Stabilität bei Mittelwert- und Median-Karten wegen des ZGWS.)

    Gefordert wurde eine Fähigkeit von Cp=1,33 und Cpk=1,00, d. h. T/6S=1,33. Das ist dasselbe wie
    T=4/3 * 6S oder T = 8S oder S = 1/8 T = 0,125 T = 12,5 % T
    Auf deutsch: Die Streuung eines Prozesses darf höchstens ein Achtel der Toleranzbreite betragen.

    Heute werden bei QRKs nur noch selten Warngrenzen verwendet, weil man festgestellt hat, dass zwei Grenzen auf beiden Seiten (Warn- und Eingriffsgrenzen) zu Verwirrung führt. Deshalb findet sich heute meist nur die Eingriffsgrenze auf der QRK. Eingezeichnet wird jetzt nicht mehr (so oft) der 99 %-Streubereich, sondern eher der 99,73 %-Streubereich, der über xquer +/- 3S (bei Einzelwerten) berechnet wird.

    Viele Grüße

    Barbara

    _____________________________________

    Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein.
    (Ernest Rutherford, Physiker)

    QM-Planer
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 73

    Hallo Barbara,

    deswegen habe ich geschrieben, dass das Thema zu weit führen würde. Natürlich „sollte“ bei den Regelkarten die Grenzen über die Prozessstreuung berechnet und dei Eingriffsgrenzen bei +/-3s und die Warngrenzen bei +/- 2s gesetzt werden.
    Aber in der Praxis….! Ich habe schon viele Anläufe und Serienübergänge mitgemacht. Häufig werden die Grenzen von den definierten Toleranzen runtergebrochen.
    Sicherlich gibt es dadurch viel Diskussionsbedarf über Machbarkeit, Realisierbarkeit, Notwendigkeit usw..
    Und wenn Cp min 1,33 sein darf, darf 6s max 75% der Toleranz betragen. Und diese 75% der Toleranz werden dann auch häufig als Eingriffsgrenzen festgelegt.
    [Du hast übrigens auf deutsch ;-) dasselbe gerechnet wie ich, denn 6s=0,75T (ich) ergibt nach s aufgelöst s= 1/8T=0,125T (du), nur anders dargestellt. Aber das ist reines Formel auflösen.]
    Ich geb dir recht, dass Warngrenzen selten oder gar nicht mehr vorkommen. Mir sind früher hin und wieder die 60% der T untergekommen.
    Und vielleicht hat sich ja eine Schlaue oder ein Schlauer gedacht, daraus bastele ich mal einen Kennwert.

    Gruß

    QM-Planer

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