Wareneingangsprüfung und TS169492012-07-27T08:25:53+01:00

QM-Forum Foren Qualitätsmanagement Wareneingangsprüfung und TS16949

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  • Nafets
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    Beitragsanzahl: 45

    Hallo Daheimgebliebene,
    wir (Automobilzulieferer) führen mal wieder die sehr aufwendige WE-Prüfung ein. Unabhängig vom HGB sieht unser Unternehmen selbst die Erfordernis, schlechte Teile schon bei der Annahme zu erkennen (haha…). Jetzt streiten wir uns um den Stichprobenumfang. Wir erhalten jeden Tag 20-30 Anlieferungen mit zum Teil Liefermengen von über 10.000 Teilen. Wir haben uns bislang eine eigene Stichprobendynamisierung „ausgedacht“, externe Auditoren fordern aber Stichprobenpläne gemäß AQL oder ANSI. Die Forderungen sind aber eher „Anfragen“, da wir bisher nie Abweichungen kassiert haben. Und mir ist in der Automobilindustrie auch kein Standard bekannt, der 1. die WE-Prüfung überhaupt fordert 2. das Stichprobenverfahren vorgibt. Kennt jemand Forderungen von Automibilherstellern, dem VDA oder andere Normen, die dies vorgeben??? Wie macht ihr das? Vielen Dank !!!

    RalfAb
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 313

    Hallo,

    wer prüft denn noch nach AQL ? Das ist doch wohl ehr die Ausnahme. Zumal es das Problem nicht löst. Ihr sollt 0 ppm weiterreichen und prüft im Wareneingang nach einem Verfahren das gewisse Fehleranteile zulässt… Ist wohl ehr ein Widerspruch. Hab ihr keine Q-Vereinbartung mit den Lieferanten ? Sie müssen sich doch auch an der TS orientieren. Dann macht ihr im Wareneingang nur noch eine kleine Stichprobe zur Gegenprüfung und Fertig. Ich kenne keinen der sich riesige Stichprobenprüfungen noch leistet. Wenn überhaupt 100% Prüfung über Sortierautomaten – um auch bei Massenteilen annährend 0 ppm (der Weg ist das Ziel ;->)zu erreichen.

    Ralf

    Ralf

    Nafets
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 45

    Ja, völlig deiner Meinung. Ich möchte nur sicherstellen, dass uns kein Auditor an die Karre … kann. Wir wollen und werden nicht nach AQL/ISO 2859 prüfen. Aber Auditoren fordern (zu Recht?) nach der TS, dass für Prozesse geeignete statistischen Methoden festgelegt werden. Und die Stichprobengröße eigentsändig zu definieren, entspricht eben keiner Norm und ist statistisch nicht abgesichert. Anmerkung: Wir haben natürlich Vereinbarungen mit unserem Lieferanten zu 0 ppm. Das spielt aber keine Rolle bei der Fragestellung.

    Frank_Hergt
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 1530

    Grins…

    Wie bekommt man denn aus der 2859 eine Stichprobe, die 0 ppm statistisch absichert? Bei über 10.000 Teilen bin ich beim Prüfniveau II auf „M“. Damit in die Tabelle für Einfachstichprobe / normale Prüfung. 0 ppm gibt’s natürlich nicht, also gehen wir auf AQL 0,010 (= 100 ppm). Pfeil nach unten: Bitte 1250 Teile prüfen. Noch mal nach oben gekuckt: Das ist die EINZIGE Stichprobe für AQL 0,010. Selbst bei reduzierter Prüfung bin ich bei 500 zu prüfenden Teilen. Was das bei kleineren Losgrößen heißt, darf sich jeder selber überlegen….

    Fazit: Über Stichprobenprüfung findet man in der Praxis nur Serienfehler. Von daher ist die Forderung des Auditors genauso Bull…. wie Eure eigenen Pläne.

    Schade das unsere Gräfin im Urlaub weilt, die hätte sonst mal wieder was zu lachen ;-)

    Schöne Grüße

    Frank

    „and pray that there’s intelligent life somewhere up in space,
    ‚cause there’s bugger all down here on earth!“ (Monty Pythons / Galaxy Song)

    geändert von – Frank Hergt on 27/07/2012 12:13:35

    Nafets
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 45

    Naja, das ganze ist eher zum Heulen. Aber irgendwie entgleitet die Diskussion. Vielleicht habe ich mich nicht richtig ausgedrückt:
    1. es gibt QSV´s mit unseren Lieferanten mit dem ZIEL 0 Fehler -> irrelevant
    2. UNABHÄNGIG davon machen wir eine technische WE-Prüfung -> leider relevant
    !!!! Jetzt nochmal die Frage:
    Kennt irgend jemand eine harte Forderung in der Automobilindustrie, die vorschreibt, welche Stichprobenumfänge zu prüfen sind? Oder kann ich meine Stichprobengröße selbst festlegen???

    RalfAb
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 313

    NEIN, wurd es auch nicht geben. Hierzu wird die QSV genutzt. Ziel soll es ja nicht sein die Qualität zu erprüfen sonderen im Prozess abzusichern. Wenn OEM’s einen Stichprobenumfang festschreiben würden, müssten sie ja selber eine WE durchführen. Unwahrscheinlich.

    Barbara
    Senior Moderator
    Beitragsanzahl: 2766

    Hallo Nafets,

    Jetzt nochmal die Frage:
    Kennt irgend jemand eine harte Forderung in der Automobilindustrie, die vorschreibt, welche Stichprobenumfänge zu prüfen sind?

    Nein, denn der Prüfumfang hängt immer von der Prüfsituation ab.

    Oder kann ich meine Stichprobengröße selbst festlegen???

    Wenn Dein Kunde nichts anderes vorschreibt, kannst Du das selbst festlegen. Allerdings ist es ratsam, hierfür die statistischen Berechnungsmethoden zu verwenden, um eine haltbare Aussage über die Prüfung zu bekommen.

    Die zwei wichtigsten Fragen bei der Stichprobenprüfung sind:
    1. Wie scharf muss die Prüfung sein bzw. ab welcher Veränderung muss die Prüfung die Veränderung anzeigen (kritischer Effekt oder Abstand d)?
    2. Wie hoch ist das maximal tolerierbare Risiko dafür, eine schlechte Lieferung zu übersehen (beta-Risiko)? (Nicht das Risiko für eine schlechte Lieferung, sondern nur dafür nicht zu merken, dass eine Lieferung schlecht ist egal wie oft eine Lieferung schlecht ist.)

    Denn bei Stichprobenprüfungen wird nur ein Teil der Lieferung geprüft, d. h. Du hast immer ein Risiko eine falsche Entscheidung zu treffen, weil Du nur einen Teil der Informationen (die aus der Stichprobe) über die Lieferung hast.

    Viele Grüße

    Barbara

    _____________________________________

    Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein.
    (Ernest Rutherford, Physiker)

    Nafets
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 45

    Danke für die Antworten.
    @ Babara:
    Kennst du eine Software oder ein „Formelbuch“, was die statistischen Berechnungen meiner WE-Prüfung unterstützt? Ich möchte eigentlich nicht tagelange Berechnungen durchführen mit Betrachtung von mehreren Risikovarianten. Das wäre absolute Blindleistung. Eben auch, weil die WE-Prüfung an sich dem Thema „Blindleistung“ auch sehr nahe kommt.

    Barbara
    Senior Moderator
    Beitragsanzahl: 2766

    Hallo Nafets,

    eine kostenfreie Rechenmaschine ist GPower. Wenn Du ein bisschen mehr Unterstützung bei der Auswahl von Methoden und Beispiele haben möchtest, kannst Du Dir z. B. Minitab anschauen (Menü Statistik > Qualitätswerkzeuge > Annahmestichprobenprüfung sowie Statistik > Trennschärfe und Stichprobenumfang).

    Im Elsmar-Forum gibt es auch für einige Test-Situationen Excel-Dateien.

    Hintergrundinfos zu den Methoden findest Du z. B. im Engineering Stastistics Handbook und ein paar Formeln für die einfachsten Prüfsituationen stehen auch auf meinen Seiten (Stichprobenumfang attributive Merkmale und Stichprobenumfang variable Merkmale).

    Ich hoffe das hilft Dir ein Stück weiter.

    Viele Grüße

    Barbara

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    Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein.
    (Ernest Rutherford, Physiker)

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