QM-Forum › Foren › Qualitätsmanagement › umstellung/Einführung QS im Spritzgussbetrieb
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Hallo Forumsmitglieder,
Neuling bitte um eure geschätzte Hilfe!
Wir haben Anfang das Jahres einen lange bestehenden Spritzgussbetrieb aufgrund Pensionierung des Besitzers übernommen.Mein großes Problem ist die Produktqualitätssicherung hier.
Diese wurde und wird zur zeit so gehandhabt:Es gibt Prüfprotokolle in denen für jeden Artikel die spezifischen Prüfmerkmale und für alle Artikel die gleiche Stichprobenabfolge festgelegt ist „1 Schuß pro Stunde“!! und zusätzlich für die Endprüfung „1 Schuß“!!! dieses muss vom jeweiligen Personal abgezeichnet werden. dies ist wohl ein bischen zu ungenau meiner meinung.
verschiedene Artikel werden nachts oder am wochenende in der „geisterschicht“ produziert, das kann man stündlich nicht prüfen, nur im nachhinein aus dem behälter raussuchen.
die unterschiedlichen zykluszeiten der artikel (50 stück pro stunde bis ca. 1200 stück pro stunde) lassen wohl auch keine tolle aussagekraft der stündlichen 1 Stück-Prüfung zu.da wir ein kleineres unternehmen sind, mit 1 einsteller, 1 lehrling, 7 angelernte arbeitskräfte und mich als GF, können wir wohl auch nicht ein riesengroßes QM System einführen, spc… etc…
die firma läuft seit 40 jahren auch so, und reklamationen hatten wir dieses jahr 2 stück, eine farbabweichung und eine massabweichung.Wer hat eine gute ideen wie wir eine halbwegs gute Stichproben-Qualitätssicherung einführen könnten? Laufende Produktion und „Geisterschicht“?
Vielen Dank,
mfg
ReneHallo Rene,
wie sieht denn das Ergebnis der Stichprobenprüfung aus? Wird dann irgend etwas nachgestellt oder bestätigt die Stichprobenprüfung nur (jedes Mal), dass alles in Ordnung ist? Wie sieht es mit dem internen Ausschuss aus? Zwei Reklamationen durch den Kunden könnte ja auch heißen, dass Ihr einfach x % wegschmeißt.
Viele Grüße
Barbara
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Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein.
(Ernest Rutherford, Physiker)Hallo,
ich würde mal eine vorsichtige Empfehlung Richtung AQL geben (obwohl ich weiß das ich dafür von einigen anderen lieben Kollegen hier zerissen werde).
Die AQL Methode ist eine Stichprobenprüfung die bei gleichmäßig verteilten Proben eine recht gute Aussage schafft. Natütlich nicht annähernd wie bei 100%.
Ohne jetzt zu intensiv auf AQL einzugehen kann damit eine recht kostenniedrige Prüfung, mit der Möglichkeit wenn Fehler auftreten, verwendet werden das die ganze Prüfung verschärft oder wenn es sehr gut läuft reduziert wird.
Am besten mal hier oder bei Google bischen suchen und sich in das AQL Thema einarbeiten.
Wenn dann noch Fragen da sind, helfen wir gerne.
Gruß: Mr.Idea
Hallo Rene!
Geisterschichten sind eigentlich nichts ungewöhnliches und in kleinen Betrieben auch üblich. Hauptsache die Produkte werden separiert und anschließend vorschriftsmäßig geprüft. Wenn ihr so unterschiedliche Schusszahlen habt, setzt euch doch zusammen und erstellt eine Liste in der ihr die Vorgaben für alle Teile auflistet. Beispiel: Bei 50 St. pro Stunde wäre die Regelung mit 1 Teil zur Prozessfreigabe, 1 Teil pro Stunde und eins zum Abschluss durchaus akzeptabel. Bei 1200 pro h könnt ihr ja noch jedes 100ste Teil prüfen (+ Erstteilfreigabe und letztes Teil) Was ist mit Kundenvorgaben? Da steht eigentlich immer was drin. Prüfungen aus der Geisterschicht können mit Erstteilfreigabe (das sollte da auch möglich sein) und dann zum Abschluss aus jedem Behälter die stündliche Stückzahl wie bei den normalen Schichten. Also Möglichkeiten sehe ich da genug. Auffwendig ist es allemal. Vielleicht reichen ja auch Prüfvorrichtungen. Geht schneller und kann eigentlich von jedem durchgeführt werden. Aufwendiger geht es über Messmaschinen und Spannvorrichtungen.
Gruß
MichaelHallo,
Danke für die schnellen Antworten.
so wirklich weiter bin ich noch immer nicht.
in unserem ISO-QMHandbuch ist das ganze so niedergeschrieben:Die Prüfung der geforderten Qualität erfolgt auf Basis der Spritzteile des Probespritzens durch den Meister aufgrund seiner langjährigen Erfahrung und den Vorgaben der Zeichnung. In Zusammenarbeit mit dem Verkauf wird die Art und Häufigkeit der Stichproben und die Art der Prüfung für die Serienfertigung im F A-4 Prüfvorschrift festgelegt.
das wars auch schon, beruht also auf erfahrungswerten, kundenvorgaben gibt es praktisch keine, ausser „das es halt passen soll“.
manche Teile werden nur Sichtgeprüft, manche werden Funktionsgeprüft, manche werden gemessen….
unsere Produktion läuft soweit sehr zuverlässig (wenn ich das mal beurteilen darf).
Fehler treten zB dann auf, wenn im Werkzeug etwas ausbricht. dieses würde man bei der Endprüfung auch finden.im Prinzip wollen wir ja bei der bestehenden Regelung bleiben, nur das 1 Schuß pro Stunde stört halt, also werden wir das wohl je nach Stundenstückzahl anpassen müssen, mit einem entsprechendem Schlüssel. zB (3600/Zykluszeit)/60 = zu entnehmende Schuß pro stunde (aufgerundet)
die Prüfprotokolle werden wir noch ausarbeiten… mit welchem Messmittelnummer gemessen wurde, n.i.O. Teile dokumentieren, Maßnahmen daraus aufzeichnen etc….
Weitere Tipps werden noch gerne angenommen, danke danke
Mfg
RenéHallo René,
schau mal bitte hier im Forum nach AQL und Stichprobenplänen, da siehst Du sehr schnell, dass es genau zwei Möglichkeiten gibt, damit sinnvoll zu arbeiten:
1. Richtig machen (das ist sehr aufwändig)
2. Weglassen bzw. so wenig wie möglich prüfenSo wie Du es beschreibst, würd ich Variante 2 nehmen. (Natürlich muss die Fertigung gut dokumentiert werden und alle besonderen Vorkommnisse entsprechend vermerkt.)
Nur zu Prüfen, um mehr als 1 zu prüfen, ist völlig unsinnig, weil Du damit ein immens hohes Risiko für eine Fehlentscheidung eingehst (immer vorausgesetzt, Du willst tatsächlich auf Basis der Prüfungen Entscheidungen treffen).
Wenn Du sowieso keine Entscheidungen auf Basis der Stichprobenprüfung treffen willst, weil Ihr schon so gut arbeitet dass so gut wie nichts schief läuft, dann lass es bei einer 1-Schuss-pro-Stunde-Prüfung. Damit habt Ihr eine Prüfung (die nicht für Entscheidungen taugt, aber Ihr habt eine).
Eine halbgare Prüfung, die in mehr als 50 % der Prüfsituationen *nicht* signalisiert, dass etwas nicht in Ordnung ist (Fehler 2. Art), schadet mehr als dass sie nützt, weil Du Dich sonst auf ein Streichholz stellst und denkst, es wäre eine Betonplatte. Jedenfalls bis zum ersten Windstoß. Und dann kannst Du (neben dem gestiegenen Prüfaufwand) auch noch einem verärgerten Kunden und/oder Mitarbeitern erklären, warum bei Eurer Prüfung nichts entdeckt wurde und trotzdem der Kunde reklamiert hat.
Das ist für mich aus unternehmerischer Sicht nicht sinnvoll, insofern: ganz oder gar nicht und bei Euch wie gesagt eher gar nicht.
Viele Grüße
Barbara
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Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein.
(Ernest Rutherford, Physiker)Also würde ich die Fehler zunächst ermitteln und klassifizieren.
Kunststoffteile können üblicherweise vermessen werden.
Dann würde ich die Produkte im Sinne einer Maschinen- bzw. Prozessfähigkeitsuntersuchung validieren.
Damit sind meine Schwankungsraten (zufälligen Fehler) unter Normalbetrieb abschätzbar.
Geisterschichten sollten grundsätzlich auf validierten Prozessen werden.
Der Reklamationsrate nach zu urteilen, scheint der Spritzgießprozess robust zu sein.Viele Grüße
QM-FK
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Don’t think it – ink it.Hallo Rene!
Wen ich das richtig verstehe, machen eure Kunden keine Vorschrtiften. Hauptsache das Teil passt. Ihr habt nur sehr geringe Reklamationen und auch Reklamationskosten. Fehler werden, soweit sie überhaupt auftreten, zuverlässig entdeckt. Das Erfahrungswerte mit einfließen ist eigentlich normal und auch richtig. Jetzt stellt sich mir die Frage: Warum willst Du unbedingt was ändern? Und wenn, warum so umfangreich? Ihr habt doch auch unter dem Kostendruck der Kunden zu leiden, oder nicht? Natürlich könnt ihr viel mehr machen, aber lohnt sich der Aufwand, wenn es doch nach deinem Beitrag rund läuft. Dokumentiere und prüfe das, was vertretbar und sinnvoll ist und laß die Finger von aufwendigen Systemen und Prüfungen. Klar kannst Du vieles auswerten und evtl. auch Verbesserungsbedarf finden. Aber lohnt sich der Aufwand für euch wirklich? Wenn Du die Frage mit Ja beantworten kannst oder beantworten willst, na denn los. Schaden kann es nicht, von dem Aufwand und den evtl. Mehrkosten mal abgesehen.
Gruß
MichaelHallo
So ich schließe mich Michael an.
ich dachte es sei einfacher das ganze zu verbessern.
Aber wenn ich mir den Aufwand anschaue für eine richtige Stichprobenprüfung dann spricht nichts mehr dafür.
Wir produzieren auch viele Einlegeteile, die werden von den Damen sowieso zu 100% Sichtgeprüft. besser gehts da eh nicht.
Die anderen Artikel laufen anscheinend stabil genug.Ich werde nur die Protokolle ein wenig anpassen, und solange es keine Kundenwünsche gibt wird beim Prüfumfang nichts geändert, da wäre ich ja blöd.
Vielen Dank dass ihr mir die Änderungen ausgeredet habt ;-) Danke Danke
Tolles forum, mal wirklich eines das lebt und funktioniert.
Wenn wer was kunststoffmäßig braucht, vielleicht kann ich ja dann wem helfen.mfg
Rene -
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