QM-Forum › Foren › Qualitätsmanagement › TS/Verbesserung des Produktionsprozesses 8.5.1.2
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Hallo TS-ler,
die Normforderung lautet:
„Die Verbesserung des Produktionsprozesses muss ständig auf die Lenkung und Reduzierung der Streuung bei Produktmerkmalen und Produktionsprozesspara-metern gerichtet sein.“1.) Ermittelt ihr für alle eure Produktionsprozesse die Streuung?
2.) Wie kann man das machen, wenn man kein CAQ hat, bei dem das SPC-Modul die Streuung während der Produktion ermittelt?
3.) Wie präsentiert man sich dem Zert-Auditor in geeigneter Weise, wenn er zu dieser Forderung was sehen will? (und man kein CAQ hat)
Gruß msb
wer die Wahrheit sucht, wird sie finden
Hallo TS-ler,
zu 1: Nein. Wir verwenden tw. auch (in Abstimmung mit den Kunden) Prüflehren. Hierfür gib es keinen Mittelwert und Streuung.
zu 2: Man kann während der Produktion mit Xquer- oder X-Range-Regelkarten die Streuung überwachen. Für die Spannweite braucht man meistens noch nicht einmal einen Taschenrechner.
zu 3: Zum Nachweis der Streuung benutzen wir Regelkarten, auf denen wir die Auswertung (dafür gibt es schöne Excel-Anwendungen) der Meßwerte dokumentieren! Diese Meßwerte werden nachschließend in eine Übersicht eingetragen (ebenfalls Excel). Darin sind die Artikel und die Auswertungen pro Quartal oder Monat enthalten. Und der Auditor (TÜV-Rheinland) ist zufrieden.
Gruß Fritz (TS-ler)
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Hallo Fritz,
kann deine Vorgehensweise nachvollziehen, insofern war es hilfreich, danke.
Frage an weitere Anwender, wie macht ihr es?
Gruß msb
wer die Wahrheit sucht, wird sie finden
Hallo msb,
genau wie es Fritz beschrieben hat:
– Regelkarte (Excel) manuell ausfüllen
– in best. Abständen eine Auswertung daraus machen
– ….und aus die Maus!
Kein Auditor auf der Welt kann Dir ein CAQ abverlangen.Und noch was:
– beschränkt Euch bei der Auswahl der Merkmale auf die wesentlichen, wichtigen, funktionsrelevanten oder kritischen Merkmale!!
Es müssen nicht sämtliche Prozesse (unkritische) statistisch geführt werden.
Hier genügt eine einfache Prozessabnahme, z.B. beim Start und am Ende des Tages.Und nicht vergessen….dokumentieren als Nachweis!
Gutes Gelingen!
Gute Zeit!
Qualyman – Qualitäter aus Überzeugung und Leidenschaft, auch wenn´s mal Leiden schafft!
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Hallo qualyman,
danke für die Info.
Machst du diese Regelkarten aus Überzeugung oder weil die TS es fordert?Ich werde bei dieser Forderung der TS den Verdacht nicht los, dass es eine hochkarätig akademische Forderung ist.
Wenn man nämlich die MUSS-Forderung ernst nehmen würde, müsste man die Streuung ständig reduzieren, bis sie Null ist. Und dann müsste man immer noch reduzieren, so wie es formuliert ist.Meines Erachtens hätte man diese Forderung schon weit praxisnaher beschreiben können.
So machen nun viele ein „Regelkärtchen“ für den Zertifizierer damit dieser einen Haken setzen kann.
Aber wer kann daran was ändern? Wir Anwender leider nicht und die es könnten, interessiert es nicht.
Jetzt muss ich mal schauen, wie ich dies mache. Nur eine Regelkarte führen für den Auditor widerstrebt mir innerlich.
Gruß msb
—————————————
wer die Wahrheit sucht, wird sie findenHi msb,
als langgedienter Qualitöter bin ich von einer Regelkarte sehr überzeugt, und nicht, weil es die Zert-Hansels sehen wollen!
Habe vor einiger Zeit Regelkarten für einen Prozess eingeführt, bei dem Werkzeugverschleiß eine große Rolle spielte.
Schön erkennbar war hier der Drift nach einigen Tausend bearbeiteten Teile. Allerdings hatten wir hierzu ein ganz schickes CAQ mit entsprechend gekoppelten Messinstrumentarien.
Vom Prinzip her geht es aber auch per Excel ;-)
Die Eingriffsgrenzen haben wir konstant bei 2/3 der Toleranz gesetzt (Barbara möge mir verzeihen). Die Werker wussten also genau, wann sie das Werkzeug tauschen mussten. Nach relativ kurzer Zeit erreichten wir das 6-Sigma Niveau.
Interner Ausschuss: vernachlässigbar!
Kundenreklamationen: 0,5 ppm !
Damit war die stetige Reduzierung der Streuung vom Tisch.
Und falls der Zert-Hansel nach weiterer Reduzierung fragte, kam von uns immer die Antwort: wirtschaftlich nicht tragbar!Gute Zeit!
Qualyman – Qualitäter aus Überzeugung und Leidenschaft, auch wenn´s mal Leiden schafft!
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Hallo qualyman,
für deinen beschriebenen Fall liest sich das trefflich.
Würde ich dann auch so machen.
Aber in einer Kunststoffspritzerei – wer darin arbeitet, weiß wovon ich rede – sieht die Welt ganz anders aus als in der Metallbranche.Viele sagen, schon das Wort ‚Kunst‘ deutet auf nicht immer konstante und absehbare Prozesse hin. Und so ist das.
Du fertigst 100.000 Teile und davon ist eines nicht ganz voll und damit n.i.O.
Viel Spaß bei der Fehlersuche.Ich habe in meinem alten Betrieb lange Zeit von Hand ausgefüllte Regelkarten gesehen. Mit wenig Aussagekraft und auch wenig Nutzen.
Darum scheue ich mich, diese hier wieder einzuführen, nur um einem Auditor einen Gefallen zu tun.
D.h. überhaupt nicht, dass ich ein Gegner von QRK’s bin. Nein, da wo sie sinnvoll sind, super.
Aber nicht um jeden Preis. Insofern suche ich noch nach einer pragmatischen Lösung in der Kunststoffbranche, um diesen Normenpunkt einigermaßen zufriedenstellend für beide Seiten abzudecken.
Gruß msb
wer die Wahrheit sucht, wird sie finden
geändert von – msb on 04/08/2010 07:56:03
Hi msb,
bin zwar kein „Künstler“, kann mir aber vorstellen, dass das Produktgewicht relativ einfach und genau zu ermitteln ist. Mit einer Präzisionswaage sind sogar mg noch messbar und die Zuführung der Teile ließe sich automatisieren.
Auftretende Streuungen (nicht ausgespritzte Teile) haben haben immer bestimmte Ursachen.
Kann mir vorstellen, dass die Granulat-Vorwärmung/Trocknung, Spritzdruck, -menge, -temperatur, Halte- und Abkühlzeit, mit den modernen Maschinen, sehr konstant gehalten werden können. Auch die regelmäßige Wartung gehört mit ins Programm!
Bei einem Fehleranteil von 10 ppm (1 defektes Teil von 100 000 gespritzen Teilen) würde ich von einem sehr sporatisch auftretenden Fehler reden, welchen Du auch mit FSK´s nicht entdecken wirst. Hier hilft, wenn dieser Fehleranteil von 10 ppm zu hoch ist, nur die 100% Auswiegung der Teile. Ich finde jedoch, dass 10 ppm ein ausgezeichneter Wert ist.Da fällt mir noch ein Vorfall bei einem unserer Kunst-Lieferanten ein:
Die Früh- und Spätschicht arbeitete fast mit 100 ppm, bei der Nachtschicht erhöhte sich der fehlerhafte Anteil konstant um den Faktor 15!
Grund: der Maschinenführer war wahrhaft ein „Künstler“ seines Faches. Er vertrimmte die Parameter der Spritzmaschine nach seinem „Rezept“ für die Nachtschicht, so daß eine fast 20% höhere Ausbringung möglich war (aber wesentlich mehr Schrott dabei!). Mit der so eingesparten Zeit unterhielt er nebenbei eine kleine, inoffizielle Kantine und kochte für die gesamte Nachtschicht ganze Menues ;-)
Am Ende der Schicht stellte er wieder die Vorgabewerte ein und tat so, als ob die Maschine die Nacht über mit diesen vorgegeben Standard-Werten gelaufen ist.
Erst bei einer Überprüfung der Parametermitschriebe brachte dies ans Licht.
Resultat: Das Bedienfeld der Spritzmaschine wurde mit Plexi verkleidet und abschließbar gestaltet. Falls Paramaterveränderung notwendig wurden, durfte nur im Beisein des Vorarbeiters verstellt werden, der dies protokolliert.
….und siehe da, bei allen Schichten reduzierten sich die Ausschußanteile, besonders in der Nacht!
… dafür gabe es aber keine leckeren Sachen mehr :-(Gute Zeit!
Qualyman – Qualitäter aus Überzeugung und Leidenschaft, auch wenn´s mal Leiden schafft!
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Hallo qualyman,
danke für deinen Tipp die Teile zu wiegen. Würde in der Theorie sicher funktionieren, wenn man entsprechend empfindliche Waagen kaufen würde.
Aber der Aufwand dafür wäre derzeit viel zu hoch.Daher habe ich diesen Normenpunkt in unserem QMH mal etwas großzügig beschrieben und hoffe, dass der Auditor damit leben kann. TS findet bei uns nur in einem Teilbereich statt und nicht im Gesamtunternehmen.
Regelkarten nur zum Vorzeigen lasse ich voerst auch mal weg.
Man braucht ja stets noch Verbesserungspotenzial bei Audits ;-)
Gruß msb
wer die Wahrheit sucht, wird sie finden
Hallo msb!
Also, ich kenne das Wiegen bei einem unserer Lieferanten als integrierten Teil des Prozesses: Aus Werkzeug Auswurf auf Waagschale, je nachdem ob in der Toleranz oder nicht wirft die Waagschale das Teil in den Packsack oder in die rote Kiste. Bei „roter Kiste“ gehört natürlich noch ein rotes Licht dazu.
Schöne Grüße
Frank
„Mother, should I trust the government?“ (Pink Floyd / THE WALL)
Hallo Frank,
dann interessiert mich brennend, wie viel sein leichtestes Produkt wiegt?
Gruß msb
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Hallo zusammen,
die alles entscheidende Frage, wie viel Zeit und Energie in die Verbesserung des Prozesses gesteckt wird ist doch, wie gut bzw. schlecht der Prozess läuft.
Wenn die Vorgaben dauerhaft gut bis sehr gut erfüllt werden, würd ich so wenig wie möglich machen, also entweder versuchen mit einer entsprechenden Dokumentation durchzukommen oder irgend eine einfachste Regelkarte (z. B. xquer-R) mit einem großen Stichprobenintervall und einem kleinen Stichprobenumfang hinzupinnen.
Bei etwas mehr Potential würd ich etwas mehr nachdenken und investieren und wenns ganz übel ist, wäre es auch im Sinne des Unternehmens sinnvoll, wirklich etwas zu tun.
Die Streuung wird natürlich niemals 0 sein, egal wie gut der Prozess ist. Wenn sie gemessen an den aktuellen Anforderungen winzig ist, reicht eine gaaaanz schmale statistische Betrachtung aus.
Bei einer akzeptab-len Streuung ist es in jedem Fall sinnvoll, schon mal etwas genauer hinzuschauen, da durch kleiner werdende Toleranzen in der Zukunft der Prozess irgendwann nicht mehr gut genug ist.
Und wenn die Streuung riesig wäre, hättest Du Deine Frage vermutlich anders formuliert ;)
Viele Grüße
Barbara
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Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein.
(Ernest Rutherford, Physiker) -
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