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Ich bin Leiter QS und QMB und unsere Firma ist Zertifiziert.
Bei uns werden Liefertermine und Prüftermine teilweise nicht eingehalten.
Eigentlich sollten 3 bis 4 Tage vor der Auslieferung die Teile versandfertig sein. Für die Prüfungen im Labor sind 24 Stunden vorgeschrieben. Also würde diese 3 bis 4 Tage ausreichend sein um das Prüfmuster zu prüfen.Trotzdem kommt es immer wider zu Terminschwierigkeiten und Prüfungen sind teilweise noch nicht abgeschlossen aber der Versand Lkw steht schon auf dem Hof. Teilweise müssen Kunden über neue Liefertermine informiert werden. Keine Frage das ist negativ für die Kundenzufriedenheit
Diese Hektik verursacht wahrscheinlich auch in der Fertigung Fehler die sonst nicht auftreten würden.
Ich habe ein Formblatt erstellt wo die Arbeitsvorbereitung und die Produktionsleitung gemeinsam der QS
24 Stunden vor Auslieferung mitteilen wodurch dieser Terminverzug entstanden ist.
Dieses Formblatt enthält die Spalten „Grund der Verzögerung, Sofortmaßnahme und dauerhafte Maßnahme“. Ich möchte die Ursachen herausfinden und Maßnahmen einleiten.
Dies stößt aber auf Ablehnung weil wahrscheinlich Fehler in der Planung, Einsatz der Mitarbeiter und Maschinen dabei herauskommen könnten.
Das durch Maschinenausfall und Krankheit von Mitarbeitern es mal zu Problemen kommen kann ist ja noch verständlich.
Meine Abteilung hat dadurch immer wider d. schwarzen Peter weil die Prüfungen noch fehlen,
Kundenfreigaben eingeholt werden müssen u.s.w..
Es könnte auch heißen „ Das Produkt ist doch fertig es liegt nur an die QS“.
Mit meinen GF habe ich schon lange Gespräche über dieses Thema geführt.
Dieses heiße Eisen möchte keiner anfassen.Wie sollte ich nach euerer Meinung vorgehen?
Hallo Marco,
ganz, ganz vorsichtig. Offensichtlich gibt es da einige bei Euch, die die Befürchtung haben, dass es bei einer Problem-Analyse darum geht irgend jemandem den schwarzen Peter zuzuschieben. Und den wollen sie auf gar keinen Fall haben. (Logisch, wer will den schon.)
Grundsätzlich muss allen klar sein, dass unzufriedene Kunden irgendwann keine Kunden von Euch mehr sind, sobald sie eine Alternative gefunden haben. Wenn also alle mauern und sich hinter „ich war das nicht, der war’s“ verschanzen, dann gefährden sie damit in letzter Konsequenz ihren eigenen Arbeitsplatz.
Abgesehen davon macht es wenig Freude, wenn immer wieder die Schuldfrage geklärt werden muss. Sehr oft liegen die Ursachen für ein Problem nicht da, wo das Problem sichtbar wird. Die Frage ist dann, ob die Stelle, an der das Problem auftaucht, auch die Stelle ist, die das Problem verändern kann.
Du musst also einen Weg finden der allen klarmacht, warum termingerechte Lieferungen im Interesse aller Mitarbeiter sind. Und dann kannst Du mit allen zusammen herausfinden, warum es zu Verzögerungen kommt, wie oft das passiert und wie es geändert werden könnte. (Und wenn Du auch noch den finanziellen Verlust beziffern kannst, dann steht der GF ziemlich schnell hinter Dir und will das geändert haben.)
Ein Formblatt wird da nicht ausreichen, denn selbst wenn es ausgefüllt wird weißt Du nicht, ob die Angaben die tatsächlichen Gründe sind oder ob es mehr oder weniger geschönte Gründe sind. Und so wie Du es beschreibst, wäre ich bei jeder Auswertung dieses Formblattes sehr misstrauisch, was die Datenqualität angeht.
Viele Grüße
Barbara
Hallo……
QM und Produktion, 2 nicht kompatible Welten prallen aufeinander.
Die meisten hier werden mitsingen können bei dem Lied.
Aber von meiner Warte aus ist das kein Laborproblem, sondern eher ein generelles Problem der Produktionsplanung.
Ich würde mich selber nicht so sehr in der Pflicht sehen, einen Liefertermin (QMB Seite) zu machen.
Ich stehe auf dem Standpunkt: Ich bin nicht für Liefertermine verantwortlich, es widerspricht meinem Beruf. (OK, ich bin insoweit mitverantwortlich, wenn es um Kundenzufriedenheit geht, aber letztlich muss ich Produkte freigeben, und bei fehlerhaften Produkten ist mir der Termin eigentlich wurscht)
Ich habe das mal so gelöst:
Auftrag kommt…. Materialverfügbarkeit prüfen, ggf. Bestellung auslösen, LT für Material checken, Produktion (inkl. evtl. Labor) planen und von den Verantwortlichen bestätigen lassen.
Bei Nichteinhalten aus irgendeinem Grund:
Info an die GL…..Sonst kannst du selber nichts machen.
Mach doch deinem GL mal klar, dass ständige Verzögerungen irgendwann bedeuten, dass ihr immer pünktlich weil an den Kunden gar net mehr liefert………Dino
Hallo Marco,
ich schliesse mich der Meinung von QM-Dino gerne an.
Denn die MACHBARKEITSABKLÄRUNG vor jedem Auftrag ist entscheidend.
Dabei unterscheidet man grob kaufmännische und technische Machbarkeit.
Aus dessen inhaltlichen Anforderungen lassen sich Massnahmen definieren.
Dies schließt auch Kundenfreigaben mit ein.Wie QM-Dino bereits angeführt hat, müssen die Beteiligten, wie Einkauf, Vertrieb, Entwicklung, Produktion, Labor etc. ihre Meinung abgeben bzw. ein OK auf eine abzuklärende Checkliste/Formblatt mit ihrer Unterschrift setzen, bevor ein Auftrag bestätigt und ausgelöst werden kann oder darf.
Üblicherweise finden täglich Lagebesprechungen mit allen Verantwortlichen statt,
um mögliche Änderungen oder Probleme zu besprechen. Und es muss doch jemanden aus der Produktion geben (oder selbst der Produktionsleiter), der für die Terminplanung verantwortlich ist.Ihr hab doch Erfahrungswerte zu bestimmten Aufträgen, wo die gleichen Fehler immer wieder auftauchen, oder?
In der Vergangenheit habe ich für ähnliche Fälle einen Auftrag simuliert durchlaufen lassen – gepackt mit all den bekannten Fehlern und Probleminhalten. In jeder Abteilung ließ ich die Kollegen Stellung dazu nehmen, was sie für die korrekte Bearbeitung ihrer Aufgaben benötigen; womit sie häufig Zeit verlieren und wie sie das Problem lösen würden.
Interessanter weise ist die Abteilung vor ihnen schuld, weil sie nicht genügend Informationen geliefert haben. – Das Hol- und Bringschuldprizip funktionierte nicht –Ich würde an Deiner Stelle mit der Auftragsbearbeitung in Zusammenarbeit mit den anderen Abteilungen ein Pflichtenheft gekoppelt mit einer internen „Machbarkeitsabklärung“ als Formblatt entwickeln.
Die Machbarkeitsabklärung ist eine umfassende Verfahrensanweisung. Bei Rückfragen kann ich Dir vielleicht mit dem wenigen Wissen, was ich habe, weiter helfen.
Gruß DH
Hallo,
viele Wege führen nach Rom.
Wie du schreibst, hast du bereits Gespräche mit deiner GL geführt. Der Satz: „Dieses Eisen möchte keiner anfassen“ lässt mich aufhorchen.
WARUM? Wenn nicht die GL WER DANN?
Dieser Satz deutet auf ein problematisches Fehlerbewusstsein in eurer Firma hin.
Wie wird bei euch generell mit Fehlern umgegangen? Muss der Mitarbeiter wegen eines Fehlers um seinen Job zittern oder wird er bloßgestellt oder nutzt ihr Fehler, als Impuls für Verbesserungen und Lerneffekte?
Dies zum Grundsätzlichen.
Lieferprobleme scheinen bei euch ehr die Regel als die Ausnahme zu sein. Ich nehme an, das bleibt nicht folgenlos für euer Unternehmen.
Gibt es Mahnungen von Kunden?
Haben Kunden aufgrund von Lieferverzögerungen bereits auf eure Kosten bei anderen Lieferanten bestellt?
Werden Prozesse des Kunden zur Lieferverzug gefährdet?
Gibt es möglicherweise bereits Schadenersatzforderungen?
Fallen Mehrkosten an, z. B. für Spedition, Express-Versand, Teil- und Nachlieferungen?
Habt ihr bereits Kunden verloren? (Nachfragen warum)
Wie schaut es mit der Kundenzufriedenheit aus? Habt ihr mal nach der Zufriedenheit der Kunden mit der Liefertreue gefragt?
Bevor du in die nächste Diskussion um dieses Thema startest, trage ein paar schlagkräftige Fakten zusammen. Für monetäre Fakten ist die GL in der Regel immer empfindlich. Die Fakten sollten auf eine Sensibilisierung für das Thema ausgerichtet sein.
Ein weiterer Weg wäre die Durchführung einer Prozess-FMEA mit allen Beteiligten. Auch der Durchlauf eines Auftrages durch alle relevanten Unternehmensbereiche ist ein Prozess und lässt sich analysieren. Bei der FMEA sind alle relevanten Stationen des Auftragdurchlaufes zu analysieren und zu bewerten. Die Schwachstellen sollten auf diese Weise offenbar werden. Ganz wichtig ist ein kooperatives, problem- und zielorientiertes Gesprächsklima.
Wichtig: Stelle den Verursacher der Schwachstell nicht an den Pranger. Sondern kommuniziere den Nutzen und die positiven Effekte für das Unternehmen. Dann wird die nächste Fehlersuche vielleicht etwas einfacher.
Schöne Grüße
Vivian
Anschließend zu den oben geposteten Meinungen:
Wir werden aktuell einen wichtigen Lieferanten wechseln aufgrund ständiger Lieferrückstände bzw. Nichteinhaltung von Lieferterminen. Die Qualität der Ware entspricht soweit den Anforderungen (bis auf wenige Ausnahmen), bei uns ist hier der Hauptgrund des Wechsels die Unzuverlässigkeit.
Wie haben dies mehrfach dem Lieferanten mitgeteilt und mit ihm diskutiert, ohne Verbesserung. Nun sind wir in der Endauswahl eines neuen Lieferanten. Den Wechsel werden wir erst dann dem alten Lieferanten mitteilen, wenn wir einen neuen an der Hand haben.
Liefertermin-Zuverlässigkeit ist IMHO oftmals eine wesentliche Vorraussetzung für die Zusammenarbeit.
Die Möglichkeiten, dies bei Euch zu verbessern, wurden oben ja schon genannt. Mein Posting hier dient nur nochmal dazu, um die Wichtigkeit dieses Punktes zu betonen.Michael
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