SadistischeProzessControle2005-09-05T14:32:42+01:00

QM-Forum Foren Qualitätsmanagement SadistischeProzessControle

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    Beiträge
  • Carlos
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 417

    Hallo Forum,
    mir ist in letzter Zeit aufgefallen, dass viele Qualitäter Probleme mit SPC haben.
    Dieses Thema betrifft auch unsere Firma.
    Bei uns werden immer wieder zwischen Verkauf und Kunde gewisse Spezifikationen definiert, die sinnlos sind.
    z.B SPC, das fängt damit an, dass unsere Leute keine Ahnung haben, was das überhaupt bedeutet.
    Was die Kunden wollen sind eigentlich Fähigkeitsermittlungen.
    Nun ist es so, dass unsere Prozesse sehr schlecht geeignet um SPC umzusetzen.
    Also werden an bereits gefertigten Produkten irgenwelche Merkmale erfasst und ausgewertet, diese Werte werden dann dem Kunden als „SPC-Werte“ aufgetischt, wobei dass je nichts mit SPC zu tun hat, ausser vieleicht „show programm for costumer“, wie auch schon im Forum angesprochen.

    Mir und meinem Chef stösst es dann immer auf, dass Problem ist nur, dass wir es nicht zustande bringen, eine gewisse Qualitätskultur, oder zumindest eine gewisse Disziplin, was die internen Abläufe betrifft (Abklärungen zwischen den verschiedenen Stellen, Produktion, Qualität, AVOR) durchzusetzen.
    Weil gerade diese Abläufe nicht eingehalten werden (man denkt die generieren nur Kosten, hat aber jedesmal im nachhinein x mal grössere Mehrkosten)hackt man sich dann gegenseitig die Köpfe ein.

    Darum würde ich gerne wissen, was eure Erfahrungen zur Thematik sind.

    Gruss Carlos

    IsoMan
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 421

    Hallo Carlos,

    was können denn eure Prozesse überhaupt leisten? Du sagst, es ist sehr schwer bzw. fast nicht möglich, eine statistische Betrachtung eurer Fertigungslage/-qualität anzustellen. Bei uns in der chem. Ind. (Herstellung von ME-Oxiden) gibt es ebenfalls Prozesse, die sehr schwierig zu erfassen sind, aber irgendeinen Wert bzw. ein Steuerungsmerkmal hat man immer, sonst wäre die ganze Sache ja nicht einigermaßen reproduzierbar. Mit dem mußt du halt anfangen und dann systematisch checken, welchen Einfluß diese Meßgröße oder Ergebnisgröße auf deine Qualität hat (ich weiss, das ist echt viel Arbeit).
    Ein wesentlich heikleres Thema sind die Kundenforderungen, die sich leider oftmals nicht mit den eigenen Spez. (die ja aus einem stat. sicheren Prozess abgeleitet sind oder sein sollten) decken. Viele Kunden verlangen fast unmögliches von den Lieferanten und der Vertrieb sagt natürlich JA dazu (schließlich will er ja verkaufen und dem Unternehmen so einen Gewinn generieren). Aber hier kann ebenfalls der Hebel angesetzt werden (=> Produktrücklauf und Nacharbeit intern, Rekla-Zahl/Kosten usw.). Da müsst ihr mal sauber aufstellen, was dem Unternehmen an Kosten entsteht und wieviel Fertigungszeit verloren geht.
    Ich habe festgestellt, sobald man dem Vertrieb oder dem Controller mit solchen Zahlen kommt, steht sofort die Frage im Raum, wer denn dem Kunden so eine Spezifikation verkauft hat. Leider ist die Chance zum Zurückrudern oftmals nicht mehr gegeben.
    Zum Schluß noch eine Anmerkung aus meiner bisherigen QM-Laufbahn. Viele Kunden (Chem. Ind.)können nicht konkret abschätzen, welchen Einfluß bestimmte Spezifikationsspannweiten auf ihre Fertigung haben. Oft wird hier extrem vorsichtig agiert, um die Streuung der eigenen Prozesse zu kaschieren, die manchmal auch nicht bekannt sind (Grund: siehe oben). Hier heißt es bereits im Vorfeld aktiv zu werden (=> Bei Erstkunden od. Neuanfragen das techn. Gespräch mit dem Kunden suchen unter dem Motto „Du bekommst die optimale Lösung von uns“). Wir haben das mittlerweile in entspr. Weise geregelt.

    Keep on fighting.

    qualyman
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 2072

    Hallo Carlos,

    never ending storry!

    Am besten bin ich bisher mit einer Machbarkeitsanalyse gefahren.

    Hier werden die Kundenforderungen aufgelistet und alle relevanten Abteilungen, z.B. Design, QM, Produktion, AVO, EK müssen analysieren, ob die Anforderungen realisierbar sind. Nur wenn alle Befürchtungen geklärt sind und das Projekt von Allen Fachbereichen als „machbar“ eingestuft, startet das Projekt!

    Nur eine Unterschrift zw. einem Vertriebsvorgaugler (sorry wenn so einer im Forum wäre, ist natürlich davon ausgeschlossen!) und dem Kunden ist dann natürlich nix mehr wert.
    Da müssen auch die mit unterzeichnen, die dem Baby letztendlich das Laufen lernen.

    Frage zum Abend:

    Was ist die Aufgabe der Abteilung Vertrieb?
    Antwort:
    Natürlich den Kunden zu vertreiben! :-o

    Gute Zeit!

    Qualyman – Qualitäter aus Überzeugung !

    Norge
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 29

    Hallo Carlos

    Das ganze kommt mir bekannt vor….

    Zwei Beispiele:

    Regelkarten werden geführt, die Eingriffgrenzen sind fix definiert (nicht berechnet), aber niemand weiss, welche Parameter in welchem Umfang beim Erreichen der Eingriffgrenzen angepasst werden sollten/müssten/dürfen. Z.T. werden „Regelkarten“ bei Prozessen geführt, wo ausdrücklich keine Parameter verstellt werden dürfen. Eingriffsgrenzen sind aber definiert…

    Auch führen wir Regelkarten bei Endprüfungen (auch mit Eingriffsgrenzen!). Die Resultate werden in die Regelkarte eingetragen, geregelt wird aber kein Prozess mehr, da das Produkt ja bereits fertig ist.

    Grüsse

    Norge

    Carlos
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 417

    Hallo Jungs,
    Das hört sich alles schön und gut an, eine Machbarkeitsanalyse haben wir auch schon im Einsatz, nur wird die gern „einfach mal unterschrieben“.
    Hintergrund ist wie auch schon von IsoMan angesprochen, die Ausrede, bzw. der Druck der vom Vertrieb aufgebaut wird „sonst haben wir keine Aufträge“
    Nur was nützten uns solche Aufträge bei welchen nur Kosten generiert werden und der Kunde ja noch verärgert wird?
    Am Schluss bleibt alles bei den qualitätern hängen, die müssen dann den Kopf hinhalten, obwohl wir bei der Machberkeitsanalyse unsere Bedenken angemeldet hatten, jedoch durch den Vertrieb und den GF übergangen wurden und dass Produkt trotzdem in die Musterungphase gelangt ist.

    Gruss Carlos

    qualyman
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 2072

    Morgen Carlos,

    klar, dass die vom Vertrieb Aufträge einholen sollen und müssen, daran werden sie auch schließlich gemessen.
    Was aber bringt die tägliche Arbeit einer Zwangsgemeinschaft, wie wir sie alle in unseren Umternehmen finden, die sich nicht an Regularien, Vorgaben und definierten Prozessen halten? Antwort: Chaos!
    Warum habt Ihr Euch, besser Euere GF, sich zertifizieren lassn?
    Um später wieder dann den ganzen Wildwuchs, die Mißachtung von Regeln, die negative wirksame Kreativität, die bewußte oder auch gewollte Problemverlagerung von Vertrieb über das Design bis hin zur Fertigung zu betreiben?
    Das Geld für den „teueren, bunten Zettel an der Wand“ hätte die GF sich sparen können, wenn die Vorzüge eines MS nicht erkannt und auch danach gelebt werden.
    Natürlich ist mir auch bewußt, dass immer wieder MA das MS mit Absicht boykottieren, sabotieren, intrigieren und versuchen, Andere davon zu überzeugen, daß das Ganze ja nichts bringt.
    Diese MA sind auf Dauer ein potentielles Risiko für den Fortbestand eines wettbewerbsfähigen Unternehmens in „Old Germany“.
    Entweder man kann diese MA überzeugen, auch mal mit Nachdruck, oder man muß sie zwangsläufig dort hin versetzen, wo sie keinen Schaden anrichten können, wo immer das auch ist.

    Nichts anderes ist unser tägliches Leben, wo auch „SPC“ wirksam eingesetzt und beachtet wird.
    Jeder hält sich im Algemeinen z.B. daran, auf der Straße rechts zu fahren, den Fußgänger zu beachten, bei roter Ampel stehen zu bleiben und die vorgeschriebenen Geschwindigkeiten einzuhalten.
    Diese „Eingriffsgrenzen“ werden behördlich überwacht und bei Überschreiten der Grenzen erfolgt eine Nachregelung in Form einer Strafe, die mitunter schmerzt.
    Natürlich gibt es auch da „Mitarbeiter“, die die Regularien nicht beachten. Diese sind jedoch in der Minderheit und evtl. auch die Selben, welche dann auch Euer MS unterlaufen, eben aus Prinzip und Spaß daran, dass man Probleme bereitet anstelle zu beseitigen.

    Spruch passend zum Thema:

    Wenn man die Saat, die man streute, auch aufgehen sehen und eine gute Ernte einfahren will, muß man stetig das Unkraut jäten!

    Gute Zeit!

    Qualyman – Qualitäter aus Überzeugung !

    Carlos
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 417

    Hallo Qualiyman,
    Ich muss mittlerweile davon ausgehen, dass unser Zertifikat nur als Verkaufargument missbraucht wird.(TS16949!!!!!!!)
    Die Möglichkeiten die eine solches MS bietet um in der ganzen Firma KVP umzusetzen und zu messen werden schlicht ignoriert.
    Man hat nicht begriffen, dass solche Abläufe, oder wie schon angesprochen SPC dazu da sind um uns ständig zu verbessern.
    Das fängt im kleinen an und endet wie du schon gesagt hast im Chaos.
    Nur wie kann man den Leuten eine solche „Qualitätskultur“ nahe bringen, wenn nicht einmal die GF davon überzeugt ist, bzw sich darüber hinwegsetzt.

    Gruss Carlos

    Mein Spruch des Tages:

    Qualität ist das Gegenteil von Zufall

    qualyman
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 2072

    Hallo Carlos,

    als überzeugter Qualitäter, dazu zähle ich Dich auch, kann man solche „Laienschauspielereien“ auf der TS-Schiene nicht lange aushalten. Irgendwann gehen einem die Argumente schon aus. Um so schneller, wenn man nicht die notwendige Unterstützung der GF findet.
    Bei Euch fängt der Fisch auch am Kopf an zu stinken, oder?

    Mein Motto:
    Lebe damit oder ändere es oder verlasse es!

    Gute Zeit!

    Qualyman – Qualitäter aus Überzeugung !

    Carlos
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 417

    Hallo Qualyman,
    du hast Recht, auch bei uns fängt der Fisch am Kopf an zu stinken……

    Nur schnuppert die Belegschaft eben nicht am Kopf sondern am Körper oder am Schwanz, den niemand traut über diese Fakten zu reden…..

    Gruss

    Carlos

    Barbara
    Senior Moderator
    Beitragsanzahl: 2766

    Hallo Carlos,

    Sch***-Situation, das.

    Was meiner Erfahrung nach da nur noch hilft, ist eine Kalkulation, wie viel dieses Chaos Euch bei Auftrag xy gekostet hat. Das Ganze kann dann auf den Jahresverlust hochgerechnet werden und schwupps wird die GF blass um die Nase. Der mag zwar jedes Zertifikat egal sein, aber das eigene Geld nicht.

    Viele Grüße

    Barbara

    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
    Es gibt drei Arten von Menschen: Solche, die zählen können und solche, die nicht zählen können.

    IsoMan
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 421

    Hallo Barbara, Hallo Carlos,

    wirklich nicht sehr angenehm, diese Situation!

    Barbara hat vollkommen recht damit, nur mit der entgangenen Kohle kannst du die GL bekehren, denn das schmälert ja auch deren „Erfolgs“-Bonus am Ende eines Geschäftsjahres.
    Also, wie bereits zuvor gesagt: Kosten für Nacharbeit, Rückläufer, internes Missmanagement etc. erfassen und eine Gegenrechnung aufmachen (wir haben in diesen Jahr x€ durch internes Chaos und daraus resultierenden Fehlern verloren).
    Ein weiterer Tipp: Hab ihr eine EDV-gestützte Auftrags- und Produktionsplanung? Dann könnt ihr die Verfahrensschritte darüber doch mit etwas Programmieraufwand wasserdicht machen (SAP od. Navision – um mal 2 Beispiele zu nennen, geben das locker her). Ihr müßt dann nur das Pflichtenheft für Aufträge darin abbilden und die entspr. Entscheider zur Freigabe festzurren (ohne deren Mitw. geht der Auftrag dann nicht in die Planung/Fertigung).

    Keep on fighting.

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