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Hallo zusammen,
ich habe mal eine Frage zu Qualitätsregelkarten. Ich habe vier Bespielfälle in denen ich begründen muß welche QRK ich zum Einsatz bringe und welche Merkmals- oder Kennwerte zur Prozeßüberwachung geeignet sind.
Wer kann mir die Unterschiede nennen?Vielen Dank
Gruß Britta
Hallo Britta,
es gibt ziemlich viele unterschiedliche Arten von QRKs. Auswahlkriterien sind z. B. das Ziel (was will ich damit überwachen), das Wissen über den Prozess (je genauer ich den Prozess kenne, desto genauer kann ich sagen, wann er außer Kontrolle ist) und die Stichprobengröße, auf deren Basis die QRK konstruiert wird.
Einen Einstieg findest Du z. B. hier:
http://iso-espc.informatik.uni-oldenburg.de/Kurs/Kapitel_4/04_16.HTML
Viele Grüße
Barbara
Vielen Dank für die Links, aber so richtig weiter gekommen bin ich noch nicht.
Hier die Aufgabe:
Entscheiden Sie für die folgenden Beispiele,welche Art von QRK (z.B. Shewart oder Annahme) zur Prozeßüberwachung geeignet ist und welche Mermals- oder Kennwerte (z.B. x, s, R, usw.) Sie verwenden würden. Geben Sie jeweils eine Begründung an1. Ein Internet-Dienstanbieter möchte eingehende E-mails hinsichtlich des Anteils viren- oder wurmverseuchter Sendungen anhand von Stichproben des Umfangs n=500 überwachen
2. Ein Prozess zur Füllung von Flaschen mit je 250 cm³ Flüssigvolumen soll möglichst empfindlich auf Einhaltung des Sollwertes überwacht werden, wobei auch die Grenzwerte von 242 cm³ und 258 cm³ zu beachten sind. Die Merkmalswerte haben sich als hinreichend normalverteilt mit einer Standardabweichung von 1,93 cm³ herausgestellt.
3. Beim Drehen von Wellen mit je 250 mm Nennlänge soll möglichst einfach auf Einhaltung der Grenzwerte von 249,95 mm und 250,05 mm geprüft werden, wobei 5er-Stichproben zu verwenden sind. Die Merkmalswerte haben sich als hinreichend genau mit einer Standardabweichung von 0,00588 mm normalverteilt herausgestellt; der Mittelwert war durch Trendeinfluss nicht zu stabilisieren.
4. Bei der Fertigung von Sinterteilen gelingt es in einem Prozess durch massive Chargenabhängigkeit nicht, den Mittelwert oder die Standardabweichung zu stabilisieren. Dennoch soll der Prozess anhand regelmäßiger Stichproben auf Einhaltung der Grenzwerte OGW= 15,013 mm und UGW= 15,000 mm überwacht werden.
Vielen Dank schonmal für Eure Hilfe.
Gruß Britta
Hallo Britta,
sage mal, wofür brauchst Du die Infos?
Viele Grüße
Barbara
Hallo Brabara,
ich brauche diese Sachen für mein Studium, aber irgendwie blick ich da noch nicht so richtig durch.
Gruß Britta
Hallo Britta,
das sind wirklich keine netten Aufgaben…
Grundsätzlich dient eine QRK dem Vergleich von Soll und Ist. Je mehr ich über meinen Prozess weiß, desto genauer kann ich sagen, wo er liegen sollte (d. h. wo der Mittelwert sein sollte und wie groß oder klein die Standardabweichung sein sollte). Neben diesen Solls, die aus den Prozesswerten resultieren, gibt es noch die vorgegebenen Toleranzen.
Somit ergeben sich vier Möglichkeiten für den laufenden Prozess:
1) Prozess läuft im Soll und innerhalb der Toleranzen – Output ist akzeptabel, Prozess ist kontrolliert
2) Prozess läuft außerhalb des Solls und innerhalb der Toleranzen – Output ist akzeptabel, aber der Prozess unkontrolliert
3) Prozess läuft im Soll und außerhalb der Toleranzen – Output ist nicht akzeptabel, aber der Prozess ist kontrolliert
4) Prozess läuft außerhalb des Solls und außerhalb der Toleranzen – Output ist nicht akzeptabel, Prozess ist unkontrolliertBei 1) ist alles in Ordnung. Bei 2) wird im Moment eine ausreichend gute Qualität produziert, aber da der Prozess nicht kontrolliert ist, weiß keiner, wie lange noch. Bei 3) kann man sich über einen kontrollierten Prozess freuen, der nur dummerweise kein akzeptables Ergebnis liefert. Und bei 4) nützt Dir keine QRK etwas, weil weder der Prozess kontrolliert noch der Output akzeptabel ist.
Die Frage beim Einsatz von QRKs ist immer: Wofür will ich die überhaupt?
a) Überwachung eines Prozesses, Veränderungen sichtbar machen
b) Kontrolle des Outputs dahingehend, ob Toleranzen eingehalten werden
c) Herausfinden, was den Output beeinflusstBei a) ist eine QRK sinnvoll, wenn ich etwas über den Prozess weiß (z. B. dass die Stichprobenmittelwerte normalverteilt sind). Bei b) gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Toleranzen werden eingehalten oder eben nicht. Die Toleranzen sind von außen vorgegeben und resultieren – anders als die Warn- und Eingreif-Grenzen nicht aus dem Prozess – sind also unabhängig davon.
Bei c) macht eine QRK wenig Sinn, da gibt es definitiv bessere Mittel, um Einflussfaktoren zu identifizieren, da ich auf der QRK nur das eintrage, was hinten rausgekommen ist und nicht das erfasse, was als Input reingegangen ist.Zu Deinen Aufgaben:
1. Was genau will der Internet-Dienstanbieter überprüfen? Hat er schon einen üblichen Anteil an verseuchten Mails, den er nach oben und/oder unten absichern will? Ansonsten müsste er den erstmal schätzen, um vergleichen zu können, ob sich der Anteil ändert.
Zur Überprüfung eines Anteils wird eine Annahme-QRK auf Basis der Binomialverteilung verwendet.
Aber: Die Voraussetzung dafür ist, dass die fehlerhaften Anteile (hier: verseuchte Mails) unabhängig voneinander sind. Das würde ich bei E-Mails bezweifeln, da es einige Listen gibt, die den Schrott versenden und so Abhängigkeiten zwischen den verseuchten Mails wahrscheinlich sind.2. Hier ist weder angegeben, wie groß der Stichprobenumfang ist (n=1?) noch wo der Prozessmittelwert liegt (ist ja nett, dass er normalverteilt ist, aber wo ist denn der Mittelwert? Wenn er bei 260 liegt, dann wird der Prozess ziemlich oft außerhalb der Toleranzen liegen) noch was „möglichst empfindlich“ sein soll (99% oder 99.9997% oder ?).
Sinnvoll wäre eine angemessene Stichprobe und dann eine x quer-S-Karte, weil sie empfindlicher reagiert als eine Urwert-Karte. (x quer statt Median, da bei Normalverteilung beides gleich ist und x quer deutlich einfacher zu berechnen ist.)3. Da die Mittelwerte instabil sind, wäre eine Shewhart-Karte nur mit zeitabhängigen Grenzen anwendbar. Da ebenfalls gefordert ist, dass die Karte möglichst einfach zu berechnen sein soll, sollte eine Annahme-QRK für x quer verwendet werden und zusätzlich die Standardabweichung S überwacht werden, um mögliche Veränderungen des Streuverhaltens zu entdecken. (Wegen Normalverteilung wieder x quer und S, s. 2.)
4. Über den Prozess ist nur bekannt, dass er nicht einschätzbar ist. Entweder macht er trotzdem, was er soll (Situation 2)) oder er macht es nicht (Situation 4)). Da es nicht möglich ist, für die Prozesswerte eine Verteilung anzugeben, könnte eine Annahme-QRK für den Median und den Range verwendet werden.
Fraglich bleibt nur, ob eine QRK etwas nützt, wenn ich gar nicht weiß, welche Faktoren meinen Prozess beeinflussen. Das erinnert an Forest Gump: „Das Leben ist eine Pralinenschachtel. Man weiß nie, was man bekommt.“
Mit einer QRK in einem unkontrollierten Prozess kann nur im Nachhinein versucht werden herauszufinden, woran die schlechte Qualität gelegen hat. Sinnvoller wäre es sicherlich, ein Prozessmodell zu finden, das die Einflussfaktoren identifiziert und ihre Einflüsse quantifiziert, z. B. mit Versuchsplanungsmethoden, vor allem dann, wenn der Prozess keinen akzeptablen Output liefert.Viele Grüße
Barbara
geändert von – Barbara on 01/06/2004 17:02:51
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