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Hallo Forum,
als bisher passives Mitglied (weil ich meine Userdaten verlegt hatte) nun meine erste Frage als neu angemeldeter User.
Zur Zeit wird bei uns über die Einführung von qualitätsbezogener Entlohnung in der Fertigung nachgedacht. Diese soll quasi als zusätzliche Motivation in Form einer Prämie gezahlt werden.
Für einige Bereiche liegen auch sinnvolle Kennzahlen wie Gewährleistungskosten, Ausbeute etc. vor. Für andere Bereiche wie die Wareneingangskontrolle gibt es keine Kennzahlen.Welche einfache und gleichzeitig transparente und aussagefähige Kennziffern gibt es bei euch?
Grüsse Qlaus
Hallo!
Kommt auf euer System an. Wenn ihr den Wareneingang elektronisch erfassen könnt, wäre die Durchlaufzeit ein Kriterium. Müsste aber vorab überprüft werden und geht auch nicht bei einer Fa. mit Einzelfertigung, da dort auch nur Einzelteile bestellt werden. Benachrichtigung über Reklamationen und deren Bearbeitung (sofern im Bereich des WE) wären auch ein Kriterium. Manche Firmen nehmen auch einfach den Durchschnitt der Q Prämie und zahlen den an alle Leute, für die eine Kennzahl keinen Sinn macht. Die betroffenen Mitarbeiter sind zwar erst am meckern, merken aber schnell das sie mit diesem System besser fahren wie mit einer eigenem Kennzahl.
Gruß
MichaelHallo Qlaus!
LASST DEN UNFUG!!! Jede Prämie auf lokale Daten führt zu Optimierung derselben auf Kosten anderer. Wenn man dann lange genug nachbessert, kommt etwas wie die deutsche Steuergesetzgebung heraus. Zahlt eine Gewinnbeteiligung und macht deutlich, daß der Gewinn auch von der gelieferten Qualität abhängt.
Schöne Grüße
Frank
„There’s no problem too great for running away from it!“ (Charlie Braun)
Hi, Frank,
Du: „Jede Prämie auf lokale Daten führt zu…etwas wie die deutsche Steuergesetzgebung“
Klasse auf den Punkt gebracht.
Ciao
Wolfgang HornHallo Qlaus,
das mit den Kennzahlen ist sicher nicht ganz so einfach zu lösen uns stark Branchenabhängig Wir (Massenproduktion) haben in unserer Produktion vor Jahren ein solches Entlohnungssystem eingeführt (aber als zusätzlichen Anreiz 100%+). Bei uns wird anhand der Stunden/auftragszettel mit positiven Prüfbericht der QS die Auswertung pro MA durchgeführt. Desweiteren wird die Gesamtproduktion plan/ist mit hinzugezogen. Damit wird sowohl die persönliche, als auch die Gemeinschaftskomponente beachtet.
Gruss
Lars„Jeder Erfolg, den man erzielt, schafft einen Feind. Man muss mittlemässig sein, wenn man beliebt sein will“
(Oscar Wild)Hallo Qlaus,
ich denke auch, dass Euch eine „gerechte“ Entlohnung vor allem eine endlose Diskussion über Gerechtigkeit und am Ende des Tages keinen Gewinn bringt. Ein schönes Beispiel für den Anspruch, gerechte Entlohnung zu schaffen, ist auch das ERA-Modell in der Metallindustrie.
Das Thema Prämien / qualitätsbezogene Entlohnung schlägt hier immer mal auf. Schau mal in die Suche-Funktion, da findest Du weitere Meinungen und Ideen.
Viele Grüße
Barbara
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Ich fühle, dass Kleinigkeiten die Summe des Lebens ausmachen.
(Charles Dickens, Schriftsteller)Ich würde das lassen.
Prämien sind für Quantität und nicht für Qualität gedacht.Wenn man den Autput erhöhen will, dann macht man das mit Prämien (ab x Teile in der Stunde gibt es für jedes weitere Teil x Cent Prämie). Da macht es auch Sinn.
Qualitativ sehe ich da eher Probleme.
Kannst du die Produktqualität einem einzelnen Mitarbeiter zuordnen?
Wenn nicht, dann heißt es sehr schnell -Müller hat uns mit dieser oder jener Aktion die Prämie versaut.
Das führt nur zu Streit.
Gib mal bei google den Text „bestraft durch Prämien ein“. Ich meine da mal was interessantes gelesen zu haben.Nett in diesem Zusammenhang ist das Buch von Alfie Kohn Punished by Rewards (vielleicht meintest Du das, Tobilein?)
Hi, Qlaus, Nachtrag und ein Beitrag zur Qualität dieses Forums.
Zur Begründung, warum Qualität nicht mit Schnellschüssen zu machen ist, auch nicht bei Tips:
Leichte Probleme gibt es nicht mehr im Qualitätsmanagement. Die hat Deming schon alle gelöst und seine Lösungen sind bekannt.
Folgerung: Alle verbliebenen Probleme können daher nicht leicht zu lösen sein. Wer das meint, der meint wohl auch, sein erkranktes Kinde könne mit „Schnellschußtherapien aus der Hüfte“ geheilt werden.
Schnellschußtherapien verraten entweder großartiges Können oder sind Pfusch.
Großartige Könner aber fragen nicht im Internet-Forum – Ihnen war schon klar, Ihr Qualitätsproblem habe keine leichte Lösungen.Sie haben die Schnellschußtherapie „Anreiz“ vermieden. Gut so. Denn ein Qualitätsmanager, der Schnellschußtherapien anwendet oder ihnen zustimmt, der widerspricht sich selbst. Der versagt als Vorbild und darf sich nicht wundern, wenn seine Wertschaffenden ihr Qualitätsbewußtsein nur noch auf den Lippen tragen.
Dummerweise sitzen Qualitätsmanger zwischen den Stühlen oder „hängen in der Luft“:
Einerseits: An Lieferungen und Leistungen werden höchste Qualitätsansprüche gestellt.
Andererseits: Bezüglich der sogenannten „Soft Facts“ bis hin zur Kunst der Unternehmensführung sind dies die Zeugen der Anklage:1. Zeuge: „Aber über 70% aller Change-Projekte scheitern an Soft-Fact-Risiken!“ (Entschuldigung eines Change Managers)
2. Zeuge: „Ich kenne kein Buch und keine Theorie, die ein wirklich erfolgreiches Führungskonzept für ein Unternehmen hergeben könnte – kein einziges.“ (Helmut Werner, einst Mercedes-Benz)
3. Zeuge: „Die Managementliteratur selbst ist in so hohem Maße wertlos, daß es sich, von wenigen Ausnahmen abgesehen, praktisch nicht lohnt, sie durchzuarbeiten“ (Prof. Fredmund Malik, St. Gallen)
Qualitätsmanager verfügen bereits über überperfektionierte Methoden für alles, was sich messen läßt.
Ihre Ziele aber müssen sie mit den Soft-Fact-Schrottwerkzeugen erreichen.
Qlaus, zu Ihrem Problem. Sie haben nicht nur das aktuelle Qualitätsproblem. Sondern ein Bündel an Problemen:
1. Die aktuellen Qualitätsmängel.
2. Sie müssen sich das Vertrauen Ihrer Chefs und der Arbeitnehmer bewahren.
3. Von Ihnen wird eine Aktion verlangt.
4. Zur Bewahrung des Vertrauens in Sie darf die Aktion keine schädlichen Nebenwirkungen auslösen, die nachher Ihnen zur Last gelegt werden könnten.
5….n.: (bitte nachtragen)Folgerung: Wer sein fieberndes Kind nicht zum billigen Quacksalber bringt, sondern zum Arzt, der weiß, warum. Angst vor bösen Nebenwirkungen von Wundertherapien gehört zu den Gründen.
Auch in die Soft Fact gehört Qualität, Qualitätslehren und Qualitätswerkzeuge.
Ein erster Schritt heißt: Von den Ärzten lernen. Hier:
a) Vergleichen Sie Ihr Unternehmen mit einem Patienten und „Qualitätsmängel“ mit „Patient strauchelt immer wieder“. Ein Symptom.
b) Anamnese – was brauchen Sie für eine treffende Diagnose der Ursache? So treffen und einleuchtend eine Diagnose, so beruhigt der Patient und seine Eltern bzw. Gesellschafter.
c) Diagnose – was ist die kausale Ursache des Strauchelns / der Qualitätsmängel?
Sind es überhaupt Mängel oder werden unmögliche Anforderungen gestellt?
d) Therapie der Ursache statt Schnellschüsse gegen Symptome.Zuerst die Zweifel am Lösungsansatz „personenbezogene Prämien für personenbezogene Qualität:
1. Die Verkündung ist eine Beleidigung für alle Wertschaffenden, welche die Zukunft ihres Einkommens und ihres Arbeitsplatzes wollen, welche sich der Wettbewerbssituation ihres Unternehmens bewußt sind und die wissen, mit Minderqualität verlieren sie ihre Arbeit. Die bemühen sich schon um die Qualität, die ihnen einsichtig ist.
2. Die Nebenwikungen, wie Frank sie aufgezeigt hat – die beleidigten Wertschaffenden fühlen sich „von der Qualitätsarbeit entfremdet“ und spielen mit im lustigen Spiel „Tarnen und Täuschen“.
3. Das Generalargument gegen Pfusch – Fehltherapien täuschen eine Therapie vor, äber so groß die Anzahl der nicht-durchdachten Therapieansätze, so hoch die Wahrscheinlichkeit, daß die angefangene Therapie ins Leere läuft und die eigentliche Ursache vefehlt.Eltern wissen, warum sie ihre Kinder zum approbierten Arzt bringen.
Zur Diagnose hier eine Variante der Ihnen vertrauten FMEA- die Soft-Fact-FMEA.
Die geht genausoweng aus der Hüfte wie die FMEA, ohne Mühen aber keine Sorgfalt. Von Ihrem Arzt erwarten Sie ja auch ein weit besseres Wissen als das eines Quacksalbers.Die Soft-Fact-FMEA kommt ohne Rechnerei aus, das Aufzeigen der kausalen Zusammenhänge schafft genügend Klarheit für eine treffende Therapie – wenn Sie sich auf die Prozesse konzentrieren und populäre Schuldvorwürfe „aus der Hüfte geschossen“ vermeiden. Hier liegen die eigentlichen Schwierigkeiten bei der Anwendung der SF-FMEA – zu leicht verfallen wir in die Schnellschuß-Denkweisen, welche die Soft-Facts so schwammig gemacht haben.
Zur Diagnose: Welche Einflußfaktoren beeinflussen die Qualität? Welcher hat nachgelassen oder ist ein neuer hinzugekommen?
Erst dann darf man anfangen, über Lösungen nachzudenken.
Qlaus, haben Sie Einwände gegen die Thesen
1. Leichte Probleme gibt es im Qualitätsmanagement nicht mehr.
2. Die Lösung der verbliebenen schweren Probleme im Qualitätsmanagement erfordert Lösungen mit Qualität?Möchten Sie eine Lösung mit Qualität?
Ich schicke ich Ihnen dazu etwas zu.
mfg
Wolfgang HornHallo Forum,
so kenne ich euch seit langen – hier werden sie geholfen.
Die Argumente für und wider einer q-abhängigen Entlohnung sind mehr sehr wohl bekannt (über 20 Jahre in QS und QM tätig), aber man kann ja mal fragen.
@Frank:
– Gewinnbeteiligung gibt es bei uns
– lokale Daten hole ich monatlich zur Q-Auswertung aus unserer Datenbank
– diese sind allgemein akzeptiert@Uhu:
– ich bin nicht im Schnellschußzugzwang
– richtig ist, dass nicht an den Symptomen laborieren darf
– richtig ist auch, dass ich auf sehr schnelle Weise Erfahrungsberichte bekommen habe.@all: Danke für die Beiträge. Ich werde mir daraus eine Meinung bilden.
Qlaus
alo ich finde eine richtig eingesetzte Q Prämie für sehr sinnvoll und motivierend.
selbst kam vor einigen jahren in den genuss eine zu erhalten und fand es damals nicht schlecht.
nun betreue ich den einen oder anderen lieferanten bei diesen wir das dann gemeinsam einführen konnten. das feedback ist immernoch positiv. die grösste schwirigkeit hier war die geschichte den betriebsrat beizubringen. ( im ausland war das aber kein problem )
meistens hat man das wie folgt aufgestellt :
entlohnung gruppen bezogen ( gruppendynamik )
– ausschuss z.b. 20 %
– kundenrekamationen z.b. 30 %
– auditierung des arbeitsbereiches ( gegen 5s )z.b. 20 %
– warenausgangskontrollen , produktaudits,
z.b. 30 %
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100 % Prämiezwingend erforderlich richtigkeit , nachvollziehbarkeit der Kennzahlen -> zuordenbarkeit der Produzierten Bauteile zur Schicht , Gruppe , MA
gruss
robbob
Hi, robbob,
der Widerspruch ist nur scheinbar. Er löst sich durch nächere Untersuchung der Prozesse.
Du: „nun betreue ich den einen oder anderen lieferanten bei diesen wir das dann gemeinsam einführen konnten. das feedback ist immernoch positiv.“
Das Feedback eines Lieferanten gegenüber seinem Großkunden ist mit der Vorsicht zu bewerten, mit der der Lieferant sich hütet, seinen Lieferanten zu ärgern.
Du: „meistens hat man das wie folgt aufgestellt :…“
Der Führungsstil „Management by König Kunde“ hat den Charme – dem Kunden widerspricht auch die Belegschaft weniger als ihren eigenen Managern. Dafür suchen die nun gemeinsam die Lücken im Vertragswerk, wie ihm die Kosten doch noch aufbürden können.
Franks Beispiel mit der Steuergesetzgebung spielt sich hier zwischen Kunde und Lieferant ab, bis das Wuchern der Vertragstexte zum Hauptproblem geworden ist.
Hier interessiert mich ein Vergleich der Bürokratiekosten für deutsche Automobilhersteller mit Toyota.
Ciao
Wolfgang HornHi, Vivian,
im Prinzip hast Du ja Recht. Aber.
Du: „Es sollte gegenüber den Mitarbeitern immer verständlich dargestellt werden, warum eine höhere Qualität für das Unternehmen und ihren Arbeitsplatz unabdingbar ist.“
Im Prinzip ist jedem Mitarbeiter mit „gesundem Menschenverstand“ klar: Wer seine Kunden behalten oder mehren will, der liefert die Produkte und Leistungen so, wie er das zugesagt hat.
Dies Qualitätsbewußtsein halte ich für den „Normalzustand“.
Anders ist das aber überall da, wo die Mitarbeiter argwöhnen, der Begriff „Qualität“ werde als Tarnbegriff mißbraucht für andere Zwecke.
Wo der Normalzustand aber vorherrscht, da sind hartnäckige Qualitätsmängel stets als Symptom zu betrachten für eine Ursache, die auch dem Arbeitnehmer Leid verursacht.
Ciao
Wolfgang HornHi, Vivian,
Sie: „..was ist schon ein Normalzustand oder eine Selbstverständlichkeit … …???“
„Normalzustand“ in Sachen Qualitätsbewußtsein:
1. Wir Menschen nehmen die Realisierung unserer Wünsche wichtiger als alles andere.
2. Wir tun dafür das, was wir für notwendig halten.
3. Aber nicht mehr.Frei nach Goethe: „Wenn man von den Leuten mehr Leistungen fordern will, als diese aus Eigeninteresse leisten wollen, muß man sie gut bezahlen.“
Das gilt nicht für Arbeit und Risikobereitschaft, sondern auch für die Mühen, die wir uns im Namen der Qualität machen.
Folgerung: Manche Unternehmen erreichen mehr als andere, weil sie es schaffen, daß ihre Arbeitnehmer sich das Wohl ihres Teams oder Unternehmens zu eigen machen.
Wer seine Mitarbeiter unter Generalverdacht stellt, der ist da schon mal im Nachteil.
Ciao
Wolfgag HornMoin Wolfgang,
„Folgerung: Manche Unternehmen erreichen mehr als andere, weil sie es schaffen, daß ihre Arbeitnehmer sich das Wohl ihres Teams oder Unternehmens zu eigen machen“….
Genau dies ist der Punkt, dass gerade solche Unternehmen, welche ihre Hausaufgaben machen und wissen, wie man MA zu Top-Leistungen motivieren kann, auch in dem „Hochlohnland Deutschland“ noch gutes Geld und stetiges Wachstum erzielen und sich nicht mit dem Gedanken des „Ausflaggen“ tragen müssen, geschweige denn machen.
Hatte diese Woche Gelegenheit bei der Fa. SEW an einem TOP-Seminar teilzunehmen, bei dem es um „Ganzheitliche Produktivitätskonzepte der Zukunft“ ging.
Schon bei dem Betriebsrundgang ist mir ganz stark aufgefallen, welch zufriede, ja fast schon glückliche Gesichter die MA machten und sehr ausgeglichen wirkten.
Auch der Stolz der MA, in „dieser, unseren Firma“ arbeiten zu können, bemerkte man bei jedem MA-Kontakt.Kompliment, da hat ein Unternehmer seinen Namen noch verdient, weil er was für seine MA unternimmt!
Spruch zum Thema:
Innovationsorientierung heißt Veränderungen nicht nur erdulden oder zulassen, sondern lustbetont fördern. Die Erneuerung des eigenen Ich wird in einer sich wandelnden Welt zur Selbstverständlichkeit.Gertrud Höhler
Managementberaterin * 1941Gute Zeit!
Qualyman – Qualitäter aus Überzeugung und Leidenschaft, auch wenn´s mal Leiden schafft!
info ad quality minus first dot de
geändert von – qualyman on 04/04/2008 07:36:10
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