QM-Forum › Foren › Qualitätsmanagement › Qualität der ISO 9001 Zertifizierungen (Audits)
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AutorBeiträge
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Moin Moin,
nochmal zur Verantwortung des Auditors zu guter Prüfung. Es ist auf alle Fälle richtig, dass das Management hinter dem QM stehen muss, sonst wird es hart. Es ist aber auch die Verantwortung des Auditors, mit unabhängiger Brille draufzuschauen. Im nichtregulierten Umfeld im Rahmen des KVP, im regulierten Umfeld im Rahmen des KVP und zum Schutze der Kunden. Wenn ich schon einem Auditor einen Haufen Geld hinschmeiße, dann will ich auch was davon haben und das bedeutet einen ordentliche Prüfung nach Norm aber auch praktischen Gesichtspunkten. Insofern ist die teilweise lasche, teilweise aber auch überharte Herangehensweise von Auditoren schon bedenklich. Auch für uns QMler selber. Was bringt es denn, wenn wir dauernd irgendwelche Abweichungen identifizieren und dann kommt ein Auditor und für den ist alles in Ordnung – nur weil der nicht richtig guckt. [V] Ich kann mir vorstellen, dass sich das Management dann fragt, ob der eigene QMB nicht über das Ziel hinausschießt.
Wir sind alle (Management, QMLer und Auditor) irgendwie voneinander abhängig – der eine davon mehr, der andere weniger.
Gruß,
mediHallo Vivian,
du sprichst mir aus der Seele. Genau so ist es.
Bei der TS16949 ist das klar geregelt, da kann sich der Kunde oder OEM bei der Zertgesellschaft beschweren, und der Dezertifizierungsprozess beginnt. Der Lieferant hat dann max 120 Tage Zeit, das Problem zu lösen.
Ich glaube wenn sich einer bei der Dakks beschwert, passiert nix. Ich denke, die Dakks täte gut daran, sich an die TS zu orientieren. Aber die kriegen das wahrscheinlich nicht auf die Kette…
Hallo zusammen,
zum Thema kann ich direkt die nächste Lachnummer beisteuern. Da hatten wir doch letztes Jahr einen neuen Auditor (Wechsel nach 3 Jahren wegen TS), der mal ein wenig genauer geschaut hat und etwas unbequem war und tatsächlich 3 Nebenabweichungen mit Recht dokumentiert hat. Anschließend lief alles wie immer und heute bekomme ich eine Bestätigung der Zertifizerungsgesellschaft darüber, dass wie beantragt, der Auditorenwechsel stattfinden kann und von der IATF genehmigt wurde. Ich dachte, was läuft denn hier; wurde der Kunde verwechselt. Nein, mein GF und noch eine nette Person haben an mir vorbei die Sache angeschoben. Irgendwie fällt mir hier nichts mehr zu ein; ich wundere mich schon lange nicht mehr; aber dies setzt doch allem die Krone auf. (Extra Kosten von über 1500 € wegen Reisekosten sind auch kein Thema) Frustrierte Grüße an die noch gläubige QM-Gemeinde. VG, Bettina
Hallo Bettina,
ja das ist ja der Hammer – und wohl der Tritt in den Rücken des QMB.
Vermutlich wurde bei der Begründung auf Ablehnung der Bezug auf die Abweichungen nicht erwähnt.
Und es wird wohl auch kein Rezept der Verbesserung geben.
Das Gute als TS Auditor ist, man kann sich in solchen Fällen relaxt zurücklehnen – Es gibt ein Mangel an Auditoren. Da ist keine Gefahr, dass ein „Weichspüler“ einem die Arbeit weg nimt.
Ich befinde mich zur Zeit in der Vorbereitung zum TS Auditor und sollte ich die Hürde jemals schaffen, ist für mich klar: Keine Weichspülerei und keine Korintenzählerei. Aber wenn jemand meint man sei nicht der richtige Auditor – kein Problem es gibt genug Kollegen.
Als QMB ist es in solcher Situation auch schwer sich zu behaupten und fördert auch nicht gerade die Motivation.
Andererseits gibt es auch andere Denkanstöße: Ein Auditor erzählte von einer Abweichung an die GL. Darauf hin erwiederte der GF: „Ich habe ein Haus in der Toskana und an der Algarve sowie eine Luxusjacht und ein teueres Auto und mache hier Millionengewinne. Und Sie wollen mir sagen, dass ich etwas falsch mache?“
In sofern kann ich das Handeln mancher GF nachvollziehen. Soll man einem Chef vorschreiben, wie er seine Geschäfte führt?
Hallo Bettina,
hallo bestofqualitaeter,die TS-Zert-Audits habe ich genau so weich gespült erlebt, wie die 9001er.
Der TS-Auditor arbeitet ganu in der gleichen gewinnorientierten Zertgesellschaft wie ein 9001-Auditor. Er hat in der Regel die gleichen Ziele. Ich habe auch mal erlebt, wie ein TS-Auditor vom Oberboss einer Zert-Gesellschaft zur Schnecke gemacht wurde, weil er eine leichte Kritik am Unternehmen geübt hat und eine Abweichung in den Auditbericht geschrieben hat. Natürlich hat sich der Kunde beschwert.
Auf der anderen Seite darf ein Auditor den Bogen im Audit auch nicht überspannen. Er hat nicht das Recht, in die Unternehmensführung „hinein zu regieren.“ Das geschäftliche Risiko in jeglicher Hinsicht trägt die Geschäftsleitung und der Eigentümer des Unternehmens.
Auch Sklaventreiber, die letzendlich ihre Firma zugrunde richten kommen aus der miesesten Unternehmensführung dank des deutschen Insolvenzrechtes mit Millionen auf dem Privatkonto heraus. Was sollte denn ihr Selbstvertrauen erschüttern? Wie war das doch: Ich habe ein reines Gewissen, ich habe es nie benutzt …
Die Kritik im Audit ist also ein recht schmaler Grat.
Die Geschichte von Bettina ist natürlich äußerst negativ. Ein Messer im Rücken jedes halbwegs engagierten QMB’s. Mich würde mal interessieren, was die GL bzw. die IATF tut, wenn der nächste Auditor wieder nicht passt und ein erneuter Austausch im nächsten Jahr eingefordert würde.
Schöne Grüße
Vivian
Endlich wieder was für einen Pyromanen!
Gute Zeit!
Qualyman – (ehem.) Qualitäter aus Überzeugung und Leidenschaft, auch wenn´s mal Leiden schafft!
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Hallo zusammen,
ja, ich bin mal gespannt, was da im Sommer im ex. Audit auf uns zu kommt – Weichspülprogramm oder Kochwäsche. Die Nebenabweichungen, die wir hatten waren wirklich harmlos und OK, da gab es nix zu diskutieren, Normforderung nicht erfüllt und Punkt. Also nicht so, als ob der Auditor sich in Grundsatzentscheidungen der Firmenführung einmischt. Aber ich sehe dem Termin inzwischen mit Freude entgegen.
Der „Neue“ muss natürlich erst einmal wieder in alles „eingewiesen“ werden (Firmenrundgang etc.) und muss die Abweichungen ja auch noch endgültig schließen.
Ich gebe die Hoffnung nicht auf und hoffe wenigstens auf eine 60-Grad-Wäsche mit Vorprogramm. [;)] Viele Grüße, BettinaHallo Bettina,
vergesse bitte nicht den Weichspülgang und das Schleudern bei reduzierter Drehzahl!
Viel Erfolg!
Gute Zeit!
Qualyman – Ex-Qualitäter aus Überzeugung und Leidenschaft, auch wenn´s mal Leiden schafft!
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Ich sag’s ja schon immer:
Ein Qualitätsmanagement nachweisen zu können heißt noch lange nicht, ein „gutes“ und „funktionierendes“ Q-Management zu haben!
Das ist nämlich die eigentliche Herausforderung, das Q-Management sinnvoll, gewinnbringend und nachhaltig für den Unternehmenserfolgt zu gestalten und zu nutzen.
Und das ist schlussendlich auch die Verantwortung des Unternehmens (respektive Inhaber, GF, etc.)Eine Zertifizierung ist schließlich nicht dafür verantwortlich zu machen, ob ein Unternehmen „gut“ ist, oder nicht. Ob ein Unternehmen „erfolgreich“ geführt wird, oder nicht. Weil ob ein Unternehmen seine Waschmaschine für 10.000 EUR verkauft (oder gar verkaufen muss), ist immer noch Sache des Unternehmens und nicht der Zertifizierung nach einer Norm.
Und schlussendlich finde ich das auch gut so, weil sonst würde ja jeder Hanswurst durch eine Zertifizierung die Garantie für ein erfolgreiches Unternehmen haben, quasi ein Patentrezept…
Das wäre ja in sich schon ein Wiederspruch,geradezu Schizophren! Wo bliebe denn da der Wettbewerb? Was würde denn dann ein erfolgreiches, gutes Unternehmen überhaupt noch ausmachen?
Gr MHallo Marwei,
vollkommen korrekt!
Ist wie den Führerschein machen: man hat die Prüfung, aber richtig autofahren kann man noch nedde und schon gar kein Autorennen.Weiterhin stelle/stellte ich mir immer wieder die Frage, warum sich Unternehmen eigendlich zertifizieren lassen. Um ein buntes Zertifikat auszuhängen und eine Kopie an seine Kunden zu schicken? Das kann doch wohl nicht alles sein!
Dazu kostet es sehr viel und man hat den Sinnn nicht verstanden, dass ein QMS einem Unternehmen auch helfen kann, seine ureigene Geschäfte ordentlich zu machen und Nutzen daraus zu gewinnen.
Unternehmen, welche den Sinn eines gelebten QMS nicht kennen, erkennt man daran, dass nur kurz vor einem Audit alles auf Vordermann gebracht und jede Menge an Mehrarbeit geleistet werden muss. Alle rennen vor dem Audit wie wild durch die Gegend und sind vollkommen verunsichert, wenn der Auditor vor ihnen steht.
Nach dem Audit kommt dann meistens noch ein Nachruf: „Das war aber ein luscher Auditor, der hat doch überhaupt nichts gechecked und nicht die vorhandene Mängel entdeckt!“ Alle sind dann froh, dass das Audit „erfolgreich“ bestanden wurde.
Bei Unternehmen, bei denen ein QMS wirklich täglich gelebt und gepflegt wird, kann jederzeit ein Audit durchgeführt werden, auch ein nicht angemeldetes! Die sind sich ihrer Sache wirklich sicher! Da ist es auch nicht notwendig, dass man den Auditor am Abend zuvor „weichspült“. Alle MA gehen ruhig in das Audit und sind sich von vorneherein klar: „“Wir sind gut!“ Und wenn der Auditor trotzdem eine Abweichung finden sollte, dann wird diese mit Freude angenommen und zur Verbesserung genutzt.
Sicher, es gibt nur wenige Unternehmen, welche den Sinn einer Zertifizierung so richtig verstehen. Ich habe in meiner Zeit als Q-ler auch nur 2 Unternehmen erlebt, die es wirklich verstanden haben.
Darunter auch ein Unternehmen, bei dem die Philosophie eines funktionierendem QMS auch bei der Produktqualität sich niederschlägt:
„Best Supplier of the Year 20XX: 0,5 ppm“ bei einer tägliche Produktionsmenge von ca. 10.000 Einheiten!@ Vivian
Dieses Thema wird wohl immer wieder hier diskutiert werden.
Ist halt das Kernthema bei den Q-ler. Aber leidig wird mir dieses Thema nie!„Man kann immer seinen Standpunkt ändern, weil dir niemand verbieten kann, klüger zu werden.“
(Konrad Adenauer – deutscher Politiker der CDU, 1876-1967)Gute Zeit!
Qualyman – Ex-Qualitäter aus Überzeugung und Leidenschaft, auch wenn´s mal Leiden schafft!
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Hallo Qualyman,
„Eigentlich ist das bei diesem Thema schon seit Jahren immer wieder dieselbe leidige Diskussion mit den bekannten „Ergebnissen.“
Es handelt sich dabei um eine ganz persönliche Meinung. Es ist mir natürlich klar, dass es immer wieder junge und hoffnungsvolle Qualiäter geben wird, die voller Motivation und Elan in den Job des Qualitäters starten, die jedoch an die selben Grenzen stoßen, die wir „alten Hasen“ schon kennen, und dieselben Fragen stellen.
Ich finde es nur leider immer wieder äußerst frustrierend, wie stiefmütterlich Qualitätsmanagement und seine Vertreter in Unternehmen behandelt werden. Qualitätsmanagement wird zu oft nur für Zertifizierungsgesellschaften oder Kunden aufgebaut. QM hat bei vielen den Status der Einhaltung unumgänglicher Gesetze, die durch eine Behörde überwacht werden. Man mag diese Gesetze nicht, aber man setzt sie halt mit dem geringstmöglichen Aufwand um, um dem Kontrolleur Genüge zu tun.
Ich habe meinen Job oft auf der Suche nach einer Überlebensstrategie gewechselt,. Ich habe immer wieder festgestellt, dass eine Zert-Gesellschaft vom Management als behördenähnliche Überwachungsinstitution betrachtet wird. Die internen QM-Mitarbeiter, gelten oft als verzichtbar – wenn es denn nicht diesen Druck gäbe, sich zertifizieren zu lassen. Das Management vieler Unternehmen interessiert sich absolut nicht für die Organisationsqualität, die das Qualitätsmanagement für ihre Organisation bieten kann. Sie sind fokussiert auf Quartalsabschlüsse und kurzfristige Gewinne.
Qualitätsmanagement ist immer mehr ein Instrument, dass einem Unternehmen von außen aufgedrückt wird und kein internes Bedürfnis der Organisationen und Unternehmen.
Das alles schadet unserem Berufsbild und treibt viele Qualitäter in die Resignation oder Burn out oder …. Unter diesen Bedingungen mutieren viele von uns zu Verwaltern, Schreibtischtätern und Bürokraten.
Ich beneide die Qualitätter, die tatsächlich die Chance zum Gestalten haben und die meinem Beitrag sicher begeistert widersprechen werden.
Schöne Grüße
Vivian
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