Q-Sicherstellung bei reduzierter Prüfung2005-02-04T13:35:27+01:00

QM-Forum Foren Qualitätsmanagement Q-Sicherstellung bei reduzierter Prüfung

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  • Barbara
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    Hallo ammann,

    wenn Euer Lieferant grundsätzlich seine Prozesse stabil und unter Kontrolle hat, dann kann es trotzdem passieren, dass es
    a) ab und zu Fehler gibt
    b) plötzlich systematische Fehler gibt

    Fehler werden sich wahrscheinlich nicht immer verhindern lassen, die Frage ist: Merkt es der Lieferant oder merkt er es nicht? Wenn es der Lieferant nicht merkt, habt Ihr dann eine Chance das zu merken?

    Beispiel:
    1000 Teile mit einem normalen Ausschussanteil von 2%, d. h. 20 defekte Teile
    geprüft wird: i.O./n.i.O. mit
    Produzenten-Risiko = 5% (falsche Ablehnung)
    Konsumenten-Risiko = 10% (falsche Freigabe eines Loses)

    Zurückgewiesen werden soll eine Lieferung, wenn der Ausschuss-Anteil größer als 4% wird. Dazu müssen
    580 Teile
    untersucht werden, um die vorgegebenen Produzenten- und Konsumenten-Risiken einzuhalten.

    Bei einer zerstörenden Prüfung ist das natürlich völliger Blödsinn, es sei denn, Eure Kunden wollen den Mehraufwand zahlen (unwahrscheinlich, da Ihr im Moment nicht prüft und trotzdem Ware verkauft).

    Wenn Ihr sagt: Okay, dann möchten wir erst dann das Los zurückweisen, wenn der Ausschuss-Anteil über 10% liegt, dann müsstet Ihr „nur“ 60 Teile untersuchen. Erst wenn Ihr sicher einen Ausschuss-Anteil über 28% finden wollt (sprich: Wenn der Ausschuss-Anteil größer als das 14fache des normalen Ausschuss-Anteils ist), dann braucht Ihr nur 10 Teile zu untersuchen.

    Anderer Weg: Ihr könntet auch am Fehlentscheidungs-Risiko (Konsumenten- und Produzenten-Risiko) drehen. Wenn beide auf 25% gesetzt werden, dann müsstet Ihr „nur“ 200 Teile untersuchen, um eine Verdopplung des Ausschuss-Anteils von 2 auf 4% zu merken.

    Das Problem bei attributiven Prüfungen für kleine Ausschussanteile ist, dass die Stichprobe relativ groß sein muss, damit überhaupt Fehler enthalten sind und wenn ich dann auch noch mit einer bestimmten Sicherheit Entscheidungen treffen will, dann muss ich noch mehr untersuchen, denn Sicherheit wird *immer* durch einen Mehraufwand an Prüfungen erkauft.

    Deshalb macht es gerade im ppm-Bereich viel mehr Sinn, variable Messwerte zu verwenden, die dann nicht nur etwas über i.O./n.i.O. sagen sondern auch über die Abweichungen vom Zielwert.

    Und noch eine schlechte Nachricht:
    Für systematische Fehler gibt es keine allgemeine Definition. Ein systematischer Fehler ist eine „deutliche und länger anhaltende“ Abweichung vom normalen Zustand – nur was genau „deutlich“ ist oder was „länger anhaltend“ (1h, 1Monat?) kann nur mit Informationen aus dem Prozess festgelegt werden.

    Genug der schlechten Nachrichten ;-)

    Viele Grüße

    Barbara

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