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Hallo Kolleginen und Kollegen….
(Dino heut mal förmlich)
ich habe gerade folgende Meldung gelesen:
http://www.n-tv.de/814209.html
Was sagt ihr dazu? Uns (ok, mich aktuell weniger) betrifft das ja auch. Schlägt die Philosophie des Microsoft Konzerns nun durch, dass die Verbraucher generell die Fehler finden müssen?
Was tut ihr, um solche Aktionen zu vermeiden? Wie steht die GF dazu?Dino
Vielleicht bin ich ein Clown
dem niemand eine Manege baut,
vielleicht bin ich ein hohler Baum
der von Blättern und Blüten träumt.
NovalisMoin Dino,
mich überrascht dieser Artikl nicht.
1. Die Zahl der Rückrufe geht mit Sicherheit darauf zurück das dass GPSG verschärft und die Schadensersatzforderungen gestiegen sind.
2. Meine ich das „früher“ mehr vertuscht worden ist (sprich hier hast XX DM und dann ist gut)
3. Vorbeugemaßnahmen sind bei uns z.b. das die internen Kontrollen schärfer geworden sind bzw. schärfer werden.
4. Gott sei Dank steht die GF bei uns hinter den Vorhaben von uns das die genannten Kontrollen von 3. schärfer sein müssen.
5. Anscheinend haben wir bisher einfach Glück gehabt oder unsere Kontrollen reichen aus. Zumindest haben wir bisher in unserer Firmengeschichte erst eine Rückrufaktion gehabt.Gruß: Mr.Idea
Hallo Dino,
das bringt mir gerade Wind in die Segel (ZORN!!!)
..ob die Verbraucher generell die Fehler finden müssen? ich glaube langsam JA!!!
nicht nur das man (ich und Kollegen genauso) immer mehr Geräte/Produkte (auch privat) bemängeln muss und offentsichtliche Fehler entdecken muss fast bei jedem!! Neukauf!- sondern auch die Art wie die Gegenüber dann noch reagieren wenn man das ganze klären möchte!!!
ein aktuelles Beispiel: Radio im Auto(noch mit Garantie) spinnt (Sender wechselt so alle 3sec.) Mann an der Reperaturannahme schaut mich an und erzählt mir ganz trocken das der Fehler bekannt ist und bei Ihm privat auch auftritt. Mit der Aussage da kann man wohl nix machen war es für Ihn dann erledigt!!! 1.Explosion!!!
Dann wollte er mir erzählen wie und warum das so ist – Das lege daran das ich wohl bei jemanden vorbeigefahren sei der Hobbyfunker ist – 2.Explosion!!! – Da muss ich dazusagen das ich viel mit EMV zu tun habe und Radio&Fernsehtechniker gelernt habe.
Naja nach einem lustigen Gespräch konnte ich denen dann sogar die Ursache nahelegen und jetzt geht das Radio wieder aber ein Danke!!Ich meine – gut, wir sind vielleicht etwas zu sehr sensibilisiert Fehler bzw. Verbesserungspotential aufzuspüren (da gibts hier ja auch einen lustigen Thread zu), aber ich hab das Gefühl da läuft was deutlich in die falsche Richtung
Grüße
pit
Ich glaube auch nicht das die hohe Zahl der Rückrufe auf die Verschärfung des GPSG zurüchzuführen ist sondern das die Produkte immer komplexer aber auch billiger werden sollen (s.China, oder Elektronik und FW in fast allen Produkten) und das daher einfach immer mehr Pfusch oder unreife Geräte auf den Markt kommen.
Hallo,
ja, wir testen die Vorserie.
Ich sehe es ja auch bei uns. Da hat man eine Produktentwicklung nahezu fertig, da sind schon die ersten 100 Tons verkauft. Wenn man den Vertrieb diesbezügl. anspricht, dann heisst es, wenn wir nicht so schnell sínd, dann ist der Wettbewerb vor uns auf dem Markt.
Die Kinderkrankheiten baden wir dann in Form von Reklamationen aus!!!Es scheint ein allgem. Trend in unserer heutigen schnellebigen Zeit zu sein.
IsoMan
AnonymGast14. Juni 2007 um 14:30 UhrBeitragsanzahl: 2122Jetzt weiß ich auch, warum Dino seine Buxen aus selbsterjagten Tigerfellen bastelt.
Der traut dem asiatischen Billigtextilplunder nicht.
Tja….nu hab ich keine Yacht, die mich in Tigerpfründe geleiten würde.
Also klöppel ich mir aus Eiche und Fels ein Steinbeil (auch Bauhaus-Äxte sind nicht ohne) und werd sehen, ob ich nen Keiler zur Strecke bringe.
Ähmm….hat mir jemand zufällig nen Link, wie man Felle gerbt ?
;-D
Gruß
HaraldEs gibt nichts Gutes, ausser man tut es.
Hallo Harald,
hier dein gewünschter link:
/www.hexenkueche.de/monate03/gerbanl.htmlGruß aus dem Outback
Stefan
„Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Sobald man aufhört, treibt man zurück.“
Nee nee… watt et nit alles jibt….
aber nochmal im Ernst:
Gerade bei denen von euch, die für die Automoblisten als Zulieferer tätig sind, müssten doch die Alarmglocken bimmeln. Wenn die nen Rückruf machen oder machen müssen und dann die Schuld auf euch abwälzen, kann der Laden dicht sein….
Mal ganz von den evtl. möglichen zivilrechtlichen Geschichten.. denn wer hat den EMPB unterschrieben.. na.. wer wars?????
Genauuuuuu.. nicht der GF…..
Dino
Vielleicht bin ich ein Clown
dem niemand eine Manege baut,
vielleicht bin ich ein hohler Baum
der von Blättern und Blüten träumt.
NovalisHallo,
ich denke das Thema ist vielschichtig. Zu dem Thema kann man sich mal wieder unendlich auslassen, philosophieren und es von allen möglichen Seiten beleuchten.
1. CE-Kennzeichen
Ich vertraue dem CE-Kennzeichen grundsätzlich nicht mehr. Da klebt irgend ein kleiner Mitarbeiter am Ende der Fertigungslinie in Deutschland, China oder wo auch immer auf der Welt einen Aufkleber per Download aus dem Internet auf sein Produkt, ohne die beabsichtigte Bedeutung oder das angestrebte Verfahren zur Bewertung der Konformität mit zahlreichen Normen oder Grundsätzen der Risikoanalyse auch nur annähernd zu kennen. Ich selbst habe diese Vorgehensweise an komplexen Sondermaschinen, die außerdem alles andere als ungefährlich für den Bediener sind, in Deutschland erlebt. Das Verfahren wurde von der Hoffnung getragen, dass die Maschine in absehbarer Zeit niemandem um die Ohren fliegen möge.
2. Preis – Profit – Qualität
Ich hoffe, ich bin mir mit einer Vielzahl der hier versammelten Qualitäter einig: Qualität hat einen Preis. Sicher ist der Preis in vielen Ländern aufgrund des Lohngefüges bzw. des Technologiesierungsgrades der Fertigungsanlagen unterschiedlich.
Zur Zeit beobachte ich jedoch, dass viele Unternehmen nach Osteuropa bzw. nach Asien abwandern und hoch entwickelte Technologie durch Manpower und ergonomische durch frühkapitalistische (ich meine damit die Arbeitsweise und nicht unbedingt die Gesellschaftsordnung) tayloristische Arbeitsmethoden ersetzen inkl. der Prüfaufgaben und –methoden.
Thema Preis:
Der Wahnsinn ist, dass der Ersatz von Maschine gegen Mensch sogar noch weitaus billiger ist. Vor einiger Zeit habe ich auf irgend einem dritten Programm gesehen, wie ein sehr teurer Sportartikelhersteller aus Deutschland Waren in Kambodscha produzieren lässt. Der bezahlte Arbeitslohn reichte der interviewten Arbeiterin kaum zur Deckung ihrer eh bescheidenen Lebenshaltungskosten. Wie wenig muss man in Kambodscha verdienen, um anständig leben zu können oder wie viel muss man für ein deutsches Unternehmen arbeiten, um gerade so leben zu können? Mit dieser äußerst billigen menschlichen Konkurrenz kann keine hoch entwickelte und entsprechend teure Fertigungslinie konkurrieren. Nachschub ist genug vorhanden uns somit wird der technologische Fortschritt geopfert. (Ich habe Karl Marx als frühere Pflichtlektüre gehasst, inzwischen habe ich ihn wiederentdeckt und bin völlig fasziniert davon, wie viele seiner wirtschaftsphilosophischen Gedanken aktueller sind den je.)Ein weiteres Problem sind die tayloristischen Arbeitsmethoden. Manchmal sieht man Bilder aus globalisierten Produktionsunternehmen im Fernsehen, oder wenn man auf Reisen die Gelegenheit hat, mal einen illegalen Blick in eine Produktionsstätte zu werfen oder sich mit den Menschen vor Ort unterhält. Hierzulande kämpfen Hochschulprofessoren bei ihren Studenten um Verständnis dafür, dass die ständige Wiederholung ein und desselben Arbeitsganges durch ein und dieselbe Person Ermüdung, Unaufmerksamkeit, Gleichgültigkeit und damit Fehler verursacht. In Deutschland sind solche Arbeitsmethoden zwar auch noch zu finden, aber in China, Indonesien etc. sind solche Methoden an der Tagesordnung. Man spart sich sogar die Zeit und den Aufwand, einen Mitarbeiter in die meist einfachste Arbeit des neben ihm arbeitenden Mitarbeiters kurz einzuweisen und vielleicht ein rollierendes Arbeitssystem einzuführen. Man meint doch tatsächlich, wenn ein Mitarbeiter Tag für Tag die gleiche Schraube eindreht, würde er irgendwann perfekt sein und er würde, wenn er einen Platz weiter rückt und anschließend eine Klemme befestigt unnötig Fehler verursachen, weil er sich auf die neue Arbeit konzentrieren müsste. Außerdem würde es so und soviel Taktminuten kosten, wenn die ganze Mannschaft einen Stuhl weiter rückt. Habt ihr mal gesehen, wie hierzulande teure Carrera-Autorennbahnen im Ausland hergestellt werden?
Thema Qualität:
Haben wir endlich durch antiquierte Arbeitsmethoden so richtig Fehler verursacht, stehen am Ende der Fertigungslinie jede Menge Menschen, die die fehlerhaften Produkte aussortieren. Bei manchen Produkten rechnet sich aufgrund des Kostengefüges eine enorme Ausschussquote – soviel zum Umweltschutz. Da auch diese Menschen vielfach tayloristisch arbeiten, rutschen Fehler einfach durch.
Ach so Umweltschutz: Auf Umweltschutz pfeifen viele deutsche Unternehmen im Ausland völlig. Was hier in den Augen vieler Unternehmenslenker zwar saubere Umwelt jedoch erhebliche Kosten verursacht, opfern andere Länder dem – wie es so schön heißt – wirtschaftlichen Aufschwung. Ich weiß nicht warum die vom fragmentalen Ökobewusssein durchströmten Birkenstock-Sandalen-Latscher immer noch bei Ikea einkaufen. Ikea holzt Sibirien und andere Länder gnadenlos ab und verseucht anschließend mit ihren Abwässern die ökologisch empfindliche Tundra oder bis dato vom Menschen unberührte sibirische Flusslandschaften. Ich wette Ikea besitzt irgendein Zertifikat dass nachhaltige Waldbewirtschaftung bestätigt.Als einigermaßen sensibilisierte Qualitäterin habe ich das subjektive Gefühl, dass die Qualität der Produkte mit Vorsatz abgesenkt wird. Allein die rein optische Anmutung vieler Produkte wirkt immer billiger, wehe man schaut unter die Oberfläche. Es ist fast gleich, welches Produkt für den Endverbraucher ich anschaue. Außerdem dürfen Produkte nicht mehr ewig lang halten, er soll möglichst schnell Nachschub benötigen. Lange Haltbarkeit bremst den Umsatz, Profit und die Wirtschaft. Ein schönes Beispiel aus dem Alltag sind Schuhe (typisches Frauenthema) – aber ich meine Herrenschuhe. Vor ca. 10 Jahren konnte mein Mann für 100 DM Schuhe kaufen, die für den Durchschnittsverbraucher super genäht waren, die Sohle ist nicht nach 3 Monaten durchgebrochen und die Absätze waren reparierbar. Heute bekommt man kaum noch einen Herrenschuh für 50 Euronen. Wenn man dann 100 Euronen ausgibt, bekommt man einen Schuh, dem man als Nichtprofi ansieht, dass er einfach zu billig war. Seit drei Jahren – wirklich – reklamieren wir aller 3 – 4 Monate ein Paar Herrenschuhe (übrigens aller möglichen Fabrikate, Anbieter und Preislagen) und bekommen unser Geld zurück. Inzwischen kauft mein Mann mehr neue Schuhe als ich – ich lach mich tot. Ich habe vor einiger Zeit den Versuch unternommen, neue preislich erschwingliche Stühle zu kaufen – innerhalb von 1,5 Jahren habe ich nun Modell Nr. 4. Wenn Nr. 4 hinüber ist, hole ich mein Geld endgültig zurück, gehe in ein Antik-Geschäft, beize die Stühle ab und streiche sie bunt an. Ich bin ein Fan alter Möbel. Ich habe manches Möbelstück bereits zum 2. Mal aufgearbeitet und die halten immer noch – manche seit mehr als 100 Jahren. Wenn ich damit nicht der Möbelindustrie schade … …
Ein weiterer Treiber für Qualitätsverlust z. B. in der Automobilindustrie sind die extrem kurzen Entwicklungszyklen für komplexe und technisch anspruchsvolle Produkte. Viele Hersteller begeben sich gemeinschaftlich mit ihren Konkurrenten in ein rasantes Rattenrennen, wer wohl die erste neue Variante oder das erste neue Modell auf den Markt bringt. In den letzten 20 Jahren hat sich dieser Trend meiner Ansicht nach selbst um ein vielfaches beschleunigt. Ich bin mir nicht so sicher, ob der Verbraucher diese schnelle Entwicklung überhaupt möchte, schätzt, fordert oder in Zukunft bereit ist zu bezahlen.
Ich fahre seit etlichen Jahren die gleiche Automarke und habe bis jetzt drei Modelle der gleichen Klasse gekauft – Gott sei Dank immer Auslaufmodelle. Aus irgend einem nostalgischen Spleen habe ich die Rechnungen aufgehoben. Für den Preis des ersten Modells in DM bekomme ich heute nicht mal ein gescheites Auto der gleichen Klasse in €. Der einzige für mich als Verbraucher auf den ersten Blick offensichtliche Mehrwert besteht in mehr Schnick-Schnack im nachfolgenden Modell. Vor allem die offensichtlich verwendeten Materialien sehen zunehmend unedler aus. Ich habe wesentlich höhere Kosten bei den Durchsichten und mehr Fehler und Reparaturkosten im Detail. Bei jedem Modell wurden heimlich bei den regelmäßigen Durchsichten kritische Teile gewechselt. Einmal ein die Querlenker, dann mal diverse Lager, ein anderes Mal auf Kulanz angebliche Verschleißteile, die eigentlich nicht verschleißen sollten usw. usw – jedenfalls waren die Teile alle sicherheitsrelevant, dokumentationspflichtig und das Fahrzeug war entsprechend vom KBA zugelassen. Die Teilelieferanten besaßen garantiert ein Zertifikat nach 9001 + Automobilnorm. Aus meiner beruflichen Erfahrung weiß ich, dass auch die produkthaftungskritische Automobilindustrie am Kunden testet. Bzw. unausgereifte Modelle auf den Markt wirft und dann regelmäßig heimlich Teile tauscht. In vielen Fällen zahlt sogar der Kunde mit, wenn er sich dies gefallen lässt. Im Entwicklungsbereich werden erstaunlich oft Schnellschüsse getätigt. Ich habe es oft erlebt, dass ein Produkt einfach noch nicht fertig entwickelt und ausreichend getestet wurde, bevor der Vorstand des Automobilkonzerns den Abzug der Startpistole gezogen hat. Es stand oft einfach nicht genügend Zeit zur Verfügung, um Erfahrungen mit dem neuen Teil bzw. selbst mit den Herstellmethoden zu sammeln, bei allem technologischem Fortschritt. Das können wir doch an Ländern wie Indien, China, Brasilien etc. beobachten. Plötzlich wird die Produktion eines komplexen Teils verlagert und in Deutschland kommt nur noch Schrott an. Der deutsche Hersteller musste inzwischen aufgrund fehlender Aufträge dicht machen und steht nicht mehr zur Verfügung oder er eifert Globalisierern, geht ins Ausland und kann seine Qualität ebenfalls nicht mehr halten.
Eine andere Frage ist, ob der Kunde tatsächlich diese extrem hohe Varianz wünscht und weiterhin bereit ist, dafür immer mehr Geld auszugeben. Die Kaufkraft einer großen Allgemeinheit in Deutschland schwindet mit zunehmender Globalisierung und Absenkung der Reallöhne. Ich könnte mir gut vorstellen, dass in Zukunft auch weniger aufwändig ausgestattete Modelle/Produkte nachgefragt werden und die Interessengruppe derer wächst, die robuste und reparaturfreundlichere bzw. -resistentere Modelle/Produkte nachfragt, die den finanziell angeschlagenen Bürger von A nach B bringen oder schlicht ihren Dienst tun.
Jetzt eine witzige Anmerkung zu Variantenvielfalt und Qualität:
Meine Katze befindet sich zur Zeit im Hungerstreik und schiebt absichtlich Kohldampf. Sie hat bereits seit einiger Zeit nur noch die Futtersorte eines Herstellers gefuttert. Plötzlich verschmäht sie aufgrund neuer Rezeptur auch dieses Futter. Alle paar Jahre wieder habe ich dieses Dilemma, dass der Hersteller meint, meiner Miezekatze sollten nun plötzlich Karotten, Ballaststoffe, Erbsen und sonstiger Pröll schmecken. Jetzt muss ich jede Menge Geld und Geduld investieren, um von einem möglichen Alternativhersteller eine Katzenfuttersorte zu finden, die meine Katze wieder annimmt. Inzwischen muss ich das Elend meiner Mietze mit Schnitzel, Steak und Hackfleisch als Überlebenshappen bekämpfen. Jeder, der eine wählerische Katze besitzt, wird mit mir fühlen. Ich verfluche diese Varianz.3. Produkthaftung
Ich denke, Unternehmen wägen sehr genau ab, wann ein Kunde reklamiert bzw. unter welchen Bedingungen ein Produkthaftungsfall eintreten könnte. Was tue ich als mögliche gestresste Mutter, wenn ein Babyschnuller für 3 € scharfe Kanten hat, ich werfe ihn weg, anstatt mich samt Kind ins Auto zu setzen, teuren Sprit zu verbrauchen um den Schnuller zu reklamieren.Natürlich steht das Produkthaftungsgesetz im Focus. Aber mal ehrlich, wie viele Produkthaftungsfälle in Deutschland gibt es und wie werden sie entschädigt? Wie oft landet in Deutschland den ein Geschäftsführer mit einem spektakulären Prozess vor Gericht und welche Strafen werden dann tatsächlich fällig? Kann man doch vernachlässigen. Die Produkte für produkthaftungsmäßig gefährlichere Länder wie die USA werden anders geprüft, manchmal sogar anders gebaut, manchmal kommen sie später als in Europa auf den Markt – wegen der Produkterfahrung. Die Bedienungsanleitung wird weiter gefasst, z. B. Katze in der Mikrowelle usw. usw.
Welche Chancen habe ich denn als Verbraucher? Wie kann ich als Verbraucher überhaupt erkennen, dass sich in der Babynahrung unerlaubte Stoffe befinden? Na wer von euch hat ein privates Labor zu Hause? Wie oft wird unabhängig geprüft? Wie hoch ist die Chance, ertappt zu werden? Als Verbraucher muss eine Menge teure Zeitschriften kaufen, in allen möglichen Datenquellen recherchieren und dabei muss ich bedenken, dass immer nur eine sehr kleine Menge, vielleicht die Produktion eines Tages, getestet wurde. Was ist mit den Tagesproduktionen vorher und nachher? Wie soll ich denn feststellen, ob sich im Spielzeug unerlaubte Weichmacher befinden oder in Drogerieartikeln unerlaubte allergieauslösende Stoffe? Ich wollte vor kurzem Spielzeug für ein Kleinkind verschenken und weil ich die Eltern sehr wertschätze, sollte es etwas Besonderes sein. Ich habe nichts mehr aus deutscher Produktion gefunden, dem stolze 40 € teuren weichen Knuddeltier aus China habe ich auch nicht so recht vertrauen können. Bei Fertig-Babynahrung dreht es einem den Magen um. Ich wette an dieser Stelle, dass der Hersteller der kürzlich zurückgerufenen Babynahrung ein Zertifikat nach 9001 und zusätzlich nach irgendeinem Lebensmittelstandard besitzt.
Ein weiteres Problem ist die absolut unübersehbare Fülle unterschiedlicher Produkte für den Endverbraucher. Keine Institution kann es leisten, diese ständig wechselnden Varianzen und Neuprodukte auf Herz und Nieren zu prüfen. Die Schlupflöcher sind nur allzu groß oder die Gefahr ertappt zu werden, kalkulierbar klein. Dazu kommt die Abhängigkeit der Prüfinstitute von finanziellen Interessen und der Einfluss von entsprechenden Lobbyisten auf Politik und Wirtschaft. Vor kurzem habe ich im Spätprogramm leider nur noch den halben Beitrag über den TÜV Rheinland gesehen. Der TÜV Rheinland wurde zur Rede gestellt, weil sich in Kinderprodukten mit seinem Qualitätssiegel verbotene Weichmacher befanden bzw. Grenzwerte empfindlich überschritten wurden. Die interviewte Dame gab reichlich naiv an, es wäre angenommen worden, dass solche Weichmacher überhaupt nicht mehr verwendet würden – Punkt. Das CE-Kennzeichen war garantiert drauf. Lediglich auf die Prüfung nach Risiken durch Inhaltsstoffe hat man großzügig verzichtet.
Unter Wahrung finanzieller und lobbygesteuerter Interessen, kleben so genannte unabhängige Prüfinstitute überall ihr Siegel drauf – wer will, wer will und hat noch keins? Für den unbedarften Verbraucher ist es völlig unmöglich, die seriös vergebenen Siegel/Zertifikate etc. von den unseriös vergebenen zu unterscheiden. Im Gegenteil: Diejenigen die seriös arbeiten erleiden massive Nachteile, weil ein anderer Prüfer halt nicht so genau hinsieht und die gleiche Qualität bescheinigt. Irgendwann „bereinigt“ diese Angelegenheit der Konkurrenzkampf und der Markt.Oder nehmen wir mal als Beispiel Bio-Produkte und die entsprechenden Siegel. Die EU hat bereits vor einigen Jahren die Grenzwerte für schädliche Stoffe für so genannte Bio-Produkte nach oben „korrigiert“. Das ursprüngliche deutsche strengere Bio-Siegel wurde unter Kühnast abgeschafft und das EU-Siegel eingeführt. Uns wurde das als Fortschritt verkauft. Es ist völlig naiv zu glauben, dass die Menschheit überhaupt in der Lage ist, so viele Produkte biologisch korrekt zu erzeugen, wie der deutsche Biofanatiker futtert. Ich habe einen Bekannten, der vor ein paar Jahren versucht hat, einen Teil seiner landwirtschaftlichen Flächen biologisch völlig kunstdünger-, insektizit- und pilzgiftfrei zu bewirtschaften. Beinahe die gesamte Ernte wurde durch verschiedenste Schädlinge vernichtet und das übrige Getreide war mutterkornverseucht (tödliches Pilzgift) und nicht mal mehr als Futtergetreide tauglich. Die gleiche Augenwischerei gilt für den Anbau genveränderter Pflanzen. Die Pollen der Genpflanzen fallen auf Kommando an der Feldgrenze nieder und verschwinden ins Nichts – oder?
Hat sich mal jemand mit QM-Zertifikaten im Gesundheitsbereich beschäftigt? Ich habe mal aus Interesse ein bissel geschmökert, weil ich durch meinen Arzt darauf angesprochen wurde. Da gibt es QEP, KPQM, KTQ, qu-no und was noch, weiß der Teufel. Zur Zeit wirft ja jede regionale Kassenvereinigung, Krankenkasse, sonstige Institution oder Interessensgemeinschaft ihren eigenen Standard auf den Markt. Eines haben fast alle gemeinsam, sie zertifizieren absolute Grundanforderungen an Krankenhäuser oder Arztpraxen, die ich als Patient normalerweise voraussetze oder meine, erwarten zu können. Der einzige Unterschied ist, dass diese Grundanforderungen auf ein paar Blättern Papier zusammengeschrieben werden – oder wer erwartet nicht, dass der Arzt fortlaufend die behandelten Krankheiten und die verordneten Medikamente im Patientenstammblatt/-datei erfasst und seine Instrumente ordnungsgemäß sterilisiert? Zum Teil sind nicht einmal Überwachungsaudits innerhalb des Zertifizierungszeitraumes von drei Jahren vorgesehen – Hauptsache die Pappe kommt an die Wand. Der normale QM-mäßig unbedarfte Patient, weiß nicht, welche Anforderungen tatsächlich hinter dem Zertifikat stehen und wiegt sich in Sicherheit.
Heute werden meiner Ansicht zuviel Dinge zertifiziert, die vor ein paar Jahre noch völlig als normal galten, wo kein Mensch auf die Idee gekommen wäre, das der Zertifizierungsgegenstand nicht der Normalität entsprechen könnte. Das früher als Normal betrachtete wird zunehmend in einen oberflächlichen Status des Exklusiven oder es wird durch ein Zertifikat zumindest versucht, das Normale über das als üblich angenommene herauszuheben – meist mit der niedreren Absicht den Preis für Null Gegenleistung zu erhöhen. Ich denke z. B. an ein Waschmittel was hygienisch korrekt immer weißer und weißer wäscht.
Meiner Ansicht nach hat ein Arzt die mindeste Pflicht seine Geräte ordentlich korrekt zu sterilisieren und die Schmerzen seines Patienten zu lindern, dafür ist er schließlich Arzt geworden und hat mal einen hehren Eid geschworen. Ein Hersteller von Babynahrung hat die mindeste Pflicht, sich darum zu kümmern, dass das kleine hilflose Menschlein keinen Schaden erleidet und gesund aufwächst – völlig wurscht, ob es dafür ein Zertifikat gibt oder nicht.
Die Politik gibt auch immer ein gutes Beispiel dafür ab. Früher war der Begriff Reform mit Verbesserung/Neuordnung des Reformgegenstandes definiert – heute bemüht man sich unter diesem Begriff, uns weitere Nachteile als unsere Vorteile zu verkaufen und damit ein marodes verlorenes System bei der Gefahr des Untergangs weiter zu füttern ohne jegliches Verbesserungspotential zu heben und umzusetzen. Wem von euch fallen zur Gesundheits- oder Pflege“reform“ nicht tausende Verbesserungsvorschläge ein?
Die Frage ist jedoch, was passiert oder könnte ohne diese Zertifikate passieren?
Kann ich mich bei einem nicht zertifizierten Arzt, darauf verlassen, dass er seine Geräte korrekt sterilisiert und dass ich die angemessene Behandlung trotzdem erhalte obwohl der keine QM-Checkliste ausgefüllt hat?
Muss ich bei Produkten ohne europäisches Biosiegel neben den eh schon hohen Grenzwerten mit noch höheren oder sogar gesundheitsgefährdenden Rückständen rechnen?
Muss ich in einem nicht nach ISO 9001 zertifizierten Unternehmen damit rechnen, dass es mir permanent Schrott liefert, weil es seine Produktprüfungen nicht vernünftig durchführt?Qualitäterin bin ich aus Überzeugung und auch aus einem gewissen Enthusiasmus heraus. Allerdings hat mir das mehr als einmal eine blutige Nase eingebracht. Als Verbraucherin trägt mich das Prinzip Hoffnung, bei der Auswahl von Produkten ein glückliches Händchen zu haben. Ich bin kein besonders vertrauensseeliger Mensch mehr und ständig beschleicht mich das Gefühl, hinter der schillernden Verpackung, der luxuriösen Werbekampagne, dem schönen Schein werde ich über den Tisch gezogen.
Qualitätssiegeln oder Zertifikaten kann man nicht bedingungslos vertrauen. Es ist schlichtweg nicht möglich, die weißen Schafe von den schwarzen zu unterscheiden. Diese Inflation der Zertifikate und Qualitätssiegel ist ein Schlag ins Gesicht derjenigen Firmen, die sich ernsthaft um Qualität bemühen und ihre Verantwortung gegenüber ihren Kunden ernst nehmen. Zur Zeit finde ich, haben diese Firmen nur wenige Chancen sich wirklich für den Verbraucher wahrnehmbar von den schwarzen Schafen abzuheben. Im Wirtschaftsleben wird dies durch Lieferantenaudits weitgehend abgesichert. Ich habe irgendwo gelesen, dass die Lieferantenaudits massiv zugenommen hätten. Das spiegelt auch das fehlende Vertrauen in Zertifikate wider. Was aber soll der Verbraucher tun? Welche Möglichkeiten hat er überhaupt?
Na mal sehen, ob überhaupt jemand den Nerv hat, diesen „Roman“ zu lesen.
Schöne Grüße
Ui, das war ne antwort.
Ganz kurz zum Dino:
Wenn du wegen so einer Sache zumachen mußt, hat nicht nur der Entwicklungs und der QM-Teil versagt, sondern auch die Rechtabteilung.
Genau deswegen gibt es Produkthaftpflichtversicherungen, die bis zu einer Höhe deckeln, und die Vertragliche Verpflichtung, alles darüber hinaus abzuweisen…
Was ein Trick, kann aber überlebenswichtig sein..
Liebe Grüße und schönes Wochenende, da ich ab morgen Skipper auf ner Starnbergersee Regatta spielen muss :-)
ChristophSapere aude! Kant den schon jemand? :-)
AnonymGast15. Juni 2007 um 8:37 UhrBeitragsanzahl: 2122@ Vivian
mal dran gedacht, Schriftstellerin zu werden ?
;-)Bzgl. Automotive
Die gehen das recht locker an.
Wenn sich eine Schraube oder sonstwas als „zu billig“ erweist, wird solange rumprobiert, bis der Prozeß mit dem schlechten Teil zurecht kommt.Die Entscheidungsträger (Management/leitende Ing.) sind i.d.R. nicht lange genug auf ihrem Posten, um die Lorbeeren von teuren Investitionen für bessere Qualität ernten zu können.
Die erntet der Nachfolger.
Das kann man(ager) unmöglich zulassen.Bessere Teile werden (aller Normen zum Trotz)verschmäht, weil sie in der 5. Nachkommastelle teurer sind als das (vermeindlich) günstigste Angebot.
Es sei denn, dem Kunden fällt der Fehler offensichtlich ins Auge. Dann darf’s auch etwas mehr Kosten.
Oberflächlich gesehen wird viel getan. Zweifellos.
Aber geht man in die Tiefe, friert’s einen.Sind die Probleme besonders gravierend, wird in der Belegschaft schonmal verbittert rumgeflaxt.
„Hey, zur Zeit gibts wieder Probleme mit Teil XY. Also wenn dir „unser“ Modell entgegenkommt, rechts ran und warten bis er weg ist. Alles andere ist zu gefährlich“Daher verwundert es nicht, das die Arbeitnehmer der Zulieferer genau dieses, -von ihnen produzierte- Fahrzeug meiden.
(Siehe Parkplatz)Woanders (selbst bei Toyota, wie man neuerdings im öfter hört) siehts aber auch nicht viel besser aus.
Alle wissen’s und keiner macht was.
Als Qualitäter kannst du dann bergeweise Papier erzeugen, von einem KVP-Meeting ins andere rennen und vor allem so tun, als ob du in deiner Tätigkeit einen tieferen Sinn siehst.
Kommt das überzeugend rüber, hast Du bis 67 Beschäftigung……falls Du nicht vorher von einem ausser Kontrolle geratenen Auto platt gefahren wirst.Hier den Don Quichote zu geben ist aussichtslos.
Zumal die next generation der Ingenieure (die Bolzen per Geo-Dreieck vermessen) schon am Werk sind.Ja….genau dieser Diplomant den ich schonmal ansprach, hat’s geschafft und arbeitet nun bei unserem Kunden.
Mir geht die Arbeit also vorerst nicht aus.
HURRAAAAAA
;-)
Gruß
HaraldEs gibt nichts Gutes, ausser man tut es.
AnonymGast15. Juni 2007 um 8:40 UhrBeitragsanzahl: 2122ääh..
tausche
HURRRAAAA gegen
Me and my monkey;-)
Gruß
HaraldEs gibt nichts Gutes, ausser man tut es.
Moin,
Ich hab echt deinen ganzen Roman gelesen.
Schon mal dran gedacht daraus nen Buch zu machen ;-)Aber im Prinzip haste schon Recht.
Vorallen aber nur weil eine Firma o.ä. ein Zertifikat an der Wand hängen hat heißt das nicht das dort auch Qualität produziert wird.Qualität muss nun mal gelebt und vorallem von A – Z produziert werden (das fängt mit der Konstruktion an, geht weiter über den Einkauf und dann auf die Fertigung).
Wir Qualitäter haben alle (behaupte ich zumindest jetzt mal) nur einen kleinen Einfluss auf gewisse Entscheidungen, aber diesen Einfluss müssen wir nutzen sonst wird nur noch „Schrott“ produziert.
D.h. auch mal sich die Schnauze zu verbrennen und sich es (kurzfristig) mit manchen Personen sichs zu verscherzen.Gruß: Mr.Idea
Hallo,
ein neues irrsinniges Beispiel aus der Praxis.
Ein großes deutsches DAX-Unternehmen, das etwas größere Produkte als PKW aus vorwiegend Metall baut, fliegt (ja tatsächlich fliegt) neuerdings richtig große schwere Gussteile aus Südamerika nach Deutschland ein. Die Produktion im Ausland inkl. Flug soll angeblich wirtschaftlicher sein, als die Produkte hier in Deutschland oder wenigstens in Europa zu fertigen. Der Schiffsweg ist zu problematisch wegen Just in Time – es könnte ja mal ein Sturm dazwischen kommen.
Ich frage mich, ob hier mal jemand die Gesamtbilanz des Produktes betrachtet: unendlich viele Lieferantenaudits, weil die Qualität nicht stimmt, Ausbeutung eines Dritte-Welt-Landes, Umweltaspekte, Wertschöpfungsverlust in Deutschland inkl. der anfallenden Sozialkosten (von wegen Schließung deutscher Gießerei)und was mir sonst gerade spontan nicht einfällt … …
… oder ist es in Einkaufskreisen gerade einfach hipp, sich mit möglichst spektakulären Einkaufswegen zu profilieren, um auf seine Umwelt kosmopolotisch zu wirken und als Globalplayer zu wirken.
Die Welt ist krank.
Schönes Wochenende
Vivian
Hallo Vivian,
da kennst du uns aber noch nicht, hm? WIR lesen ALLES!!!
Sehr schön, sehr treffend…..
Aber eine Stelle, die hat mir besonders gut gefallen:
„Jetzt eine witzige Anmerkung zu Variantenvielfalt und Qualität:
Meine Katze befindet sich zur Zeit im Hungerstreik und schiebt absichtlich Kohldampf. Sie hat bereits seit einiger Zeit nur noch die Futtersorte eines Herstellers gefuttert. Plötzlich verschmäht sie aufgrund neuer Rezeptur auch dieses Futter. Alle paar Jahre wieder habe ich dieses Dilemma, dass der Hersteller meint, meiner Miezekatze sollten nun plötzlich Karotten, Ballaststoffe, Erbsen und sonstiger Pröll schmecken. Jetzt muss ich jede Menge Geld und Geduld investieren, um von einem möglichen Alternativhersteller eine Katzenfuttersorte zu finden, die meine Katze wieder annimmt. Inzwischen muss ich das Elend meiner Mietze mit Schnitzel, Steak und Hackfleisch als Überlebenshappen bekämpfen. Jeder, der eine wählerische Katze besitzt, wird mit mir fühlen. Ich verfluche diese Varianz.“In meinem nächsten Leben werde ich Katze bei dir… oder so… dann krieg ich Schnitzel.. Hackfleisch…..hmmmm
Aber bitte nur vom Metzger mit Zert……Dino
Vielleicht bin ich ein Clown
dem niemand eine Manege baut,
vielleicht bin ich ein hohler Baum
der von Blättern und Blüten träumt.
Novalis -
AutorBeiträge
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