QM-Forum › Foren › Qualitätsmanagement › Produktion im Ausland lohnt nicht…
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Hallo,
hab einen Interessanten Artikel bei VDI- Nachrichten gefunden:
Inhalt: Produktionsverlgerungen ins Ausland.
Die Kernaussagen treffen, nach meiner Meinung nach, voll ins Schwarze und decken sich mit meinen/ unseren Erfahrungen (mit China z.b.).
Wie seht ihr das?
Grüße:
Mr.IdeaEs ist ja mittlerweile bekannt das sich Geschäfte z.B. in China finanziell nicht lohnen aber wenn man nach China verkaufen will muss man dort auch Einkaufen. Und es will halt auch jeder dabei sein koste es was es wolle.
Gruß QS-Mieze
Hallo,
genau aus diesen Gründen haben wir im letzten Jahr ein China Projekt zu Grabe getragen. Lohnte sich einfach nicht.
Ach übrigens der grösste Kostentreiber war das Thema Qualität. Wen wundert´s…
Gruss
Lars„Jeder Erfolg, den man erzielt, schafft einen Feind. Man muss mittlemässig sein, wenn man beliebt sein will“
(Oscar Wild)AnonymGast29. April 2008 um 14:55 UhrBeitragsanzahl: 2122Hallo,
Pauschale Aussagen halte ich bei solch komplexen Zusammenhängen für nicht angebracht.
Es ist nicht zu bestreiten, dass inzwischen ganze Branchen auf die günstigen Preise aus China angewiesen sind. Dies gilt aber zumeist für Importeure. Wenn man über Produktionsverlagerung nachdenkt wird das Thema um ein vielfaches komplexer. Verantwortliche betrachten häufig nur Teilbereiche anstatt das große Ganze. Es liegt in der Natur der Sache, dass bei solch schwerwiegenden Entscheidungen auch extreme Fehlentscheidungen vorkommen können.
Genau davor warnt ja auch der Artikel des VDI.Grundsätzlich wird sich aber keiner in Deutschland vor den Marktwirtschaftlichen Mechanismen verstecken können. Unternehmen die bereits jetzt weltweit operieren, sehen es als zwingend erforderlich an auch in den am schnellsten wachsenden Märkten präsent zu sein. Die These dabei lautet: „Wer den Trend heute verschläft kann Morgen nicht mehr auf den fahrenden Zug aufspringen!“ Wenn man aber die Wachstumsraten der einzelnen Volkswirtschaften betrachtet wird sehr schnell deutlich wohin die Reise geht. Ich bin davon überzeugt, dass dies auch in nächster Zeit so bleiben wird.
Gruß
SvenHallo QM Sven,
vergesse mal die marktwirtschaftlichen Mechanismen ein bischen und denke an an Dich, Deine Frau, ggf. Kinder, Freunde und Verwande und Bekannte.
Die können bald auf keinen Zug mehr aufspringen!
Auch ruhig schlafen ist nicht mehr drinne!Wenn die Entwicklung so weitergeht und die „marktwirtschaftlichen Mechanismen“ (ich sage dazu „Ausflaggen)überhand nehmen.
Old Germany ist noch immer Weltmeister im Exportgeschäft und hoffentlich nicht so bald Weltmeister im Ausflaggen!
Halt…. dann haben wir ja die Chance noch Weltmeister im Importieren zu werden!
Bitte verstehe mich nicht falsch, aber ich würde gerne noch miterleben, wenn meine süße 4jährige Enkeltochter noch einen Ausbildungsplatz und anschließend auch noch bis zur Rente in Deutschland arbeiten könnte.
Der Vorteil der Klugheit besteht darin, dass man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger.
Kurt Tucholsky
Schriftsteller 1890-1935Gute Zeit!
Qualyman – Qualitäter aus Überzeugung und Leidenschaft, auch wenn´s mal Leiden schafft!
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„Moin“ qualyman,
welch weiser Beitrag.
Ich denke diese ganze Verlagerungsthema wird uns wohl permanent beschäftigen und auf dem globalen Arbeitsmarkt wird es eine Verschiebung geben von qualifizierter/nichtqualifizierter Arbeit geben.Gruss
Lars„Jeder Erfolg, den man erzielt, schafft einen Feind. Man muss mittlemässig sein, wenn man beliebt sein will“
(Oscar Wild)Hallo
ich fand die Ansicht von qualyman auch sehr einleuchtend und richtig, jedoch habe ich einen Einwand:
Wenn eine deutsche Firma sich entschliesst eine weitere Produktionstätte im Ausland einzurichten, kann die Ursache sein, dass man neue Märkte erschliessen möchte, die sonst wegen der Distanz nicht in Betracht kämen.
Deswegen: nur Verlagerung NEIN, Expansion ins Ausland JA!Schönes langes Wochenende.
Hi, nowonder,
Du: „Wenn eine deutsche Firma sich entschliesst eine weitere Produktionstätte im Ausland einzurichten, kann die Ursache sein, dass man neue Märkte erschliessen möchte…
Deswegen: nur Verlagerung NEIN, Expansion ins Ausland JA!“Unter bestimmten Umständen können wir auch einer Verlagerung nicht widersprechen.
„Du sollst deine Firma nicht gegen ihren Willen glücklich machen wollen.“ (11. Gebot nach Heiko Mell, Karriereberater mit wöchentlich ½ Seite in den VDINachrichten)
Wo diese Weisheit wahr ist, da müssen wir den Willen unseres Arbeitgebers und Kunden Ernst nehmen.
Wir können den Qualitätsgedanken und die FMEA auch auf die nationale Wirtschaft anwenden: „Welche Einflußfaktoren müssen geschaffen werden, damit sich Unternehmer trotz hohen Lohnniveaus entscheiden, lieber hier zu produzieren und ins Ausland nur zu expandieren?“
Welche Faktoren wir dann auch immer finden – ein wettbewerbsfähiges System aus Löhnen und anderen Produktionsfaktoren gehört dazu.
Sollten Politiker eine wählergefällige Politik betreiben mit „Mindestlöhnen weit über internationalen Lohnniveau“, dann könnte der Punkt in Sicht kommen, wo wir nüchtern sagen müssen: „Unternehmer, wenn die die Zukunft deines Unternehmens wichtiger ist als Dankbarkeitsorden auf der Brust, dann gehe ins Ausland – und ich gehe mit.
Und zu Recht – denn eine Bevölkerung, die solche Politiker wählt, die hat ihren Absturz in ihre Armut verdient.Problematisch ist allerdings – Streckmetallzaun, Minen und Schießbefehl haben den Untergang der DDR verzögert, aber wird das Ausland solche Maßnahmen zum Aufrecht erhalten einer wählergefälligen Wirtschaftspolitik wieder erlauben?
Gruß zum 1. Mai. Hört auf die Reden – aber hört auch auf die verschwiegenen Risiken und Nebenwirkungen.
Wolfgang Horn
AnonymGast2. Mai 2008 um 12:17 UhrBeitragsanzahl: 2122Hallo Qualyman,
bei dem was die Zukunftsaussichten für unsere Kinder und Enkel, ja für uns selbst angeht haben wir alle die gleichen Ziele. Allerdings reden wir hier nicht über ein Wunschkonzert. Man muss kein Prophet sein um Vorherzusagen, dass der Wind für uns noch rauer wird.
Verdrängen von Tatsachen hilft nicht nur zupacken und noch besser arbeiten.Ich hätte da noch einen anderen Aspekt:
Die armen dieser Welt hätten gerne den Wohlstand in dem wir tagtäglich leben,
wir wollen diesen Wohlstand behaupten. Ich frage euch bewusst provokativ:
„Wer in der Welt hat das größere Recht auf Wohlstand?“Gruß
SvenHallo Sven,
ganz klar, jeder auf der Welt hat das gleiche Recht auf Wohlstand!
Was letzendlich „der Wohlstand“ bedeutet, ist natürlich von vielen Faktoren abhängig und auch der Maßstab für Wohlstand ist von Land zu Land, von Kontinent zu Kontinent zwangsläufig unterschiedlich.
Das die armen Länder gerne einen höheren Wohlstand haben wollen ist selbstredend, aber leider wohl aus verschiedenen Gründen kaum möglich.
Auch ich könnte auf die wohlhabenderen Länder schielen und fragen: warum geht es denen noch besser als mir?
Solche Vergleiche habe ich mir schon in früheren Jahren abgewöhnt, da das ganze wohl immer mit Neid zu tun hat.
Zurück zu unserem Problem „Produktion im Ausland“.
Natürlich hat ein jedes Unternehmen das Recht billig zu produzieren.
Muss man aber deswegen ins ferne Ausland?Ich denke nein!
Die Gründe für das notwendige „Ausflaggen“ aus dem „Hochlohnland Germany“ liegt wohl auch mit daran, dass jedes Unternehmen den max. höchsten Profit schöpfen will, ist ganz natürlich! Das geht natürlich in den Low Cost Ländern am optimalsten!
Wenn aber die in Deutschland stationierten Unternehmen von ihren Gewinnen etwas in das Unternehmen zurückfließen lassen würden, um zu investieren, um Inovationen zu schaffen, so müsste man auch nicht ausflaggen!
Mit solchen Investitionen könnte man sich immer einen Vorsprung zum Wettbewerber schaffen. Das wusste schon Wernherr von Siemens vor einigen Jahren!
Aber auch solche Unternehmen wie Siemens bekommen ihre aufgehende Saat von den Heuschrecken abgenagt und verkorruptieren einiges an Gewinnen, wo der kleine MA mit erwirtschaftet hat.
Weiterhin werden Milliarden benötigt, um Manager wegen Zielverfehlung abzufinden und neue Manager mit noch höheren Jahresgehälter wieder 2 Jahre zu beschäftigen, bis die wiederum wegen mangelnder Zielerfüllung…….Muss jetzt leider aufhören, meine Pause ist zu Ende!
„Der Wert eines Unternehmens steckt zu 99% zwischen den Ohren der Mitarbeiter.“
VDI Nachrichten 25.04.2008
Peter Kern, Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und OrganisationGute Zeit!
Qualyman – Qualitäter aus Überzeugung und Leidenschaft, auch wenn´s mal Leiden schafft!
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Hallo zusammen,
zu diesem Thema habe ich aus einem anderen Blickwinkel einige Erfahrung. Als Mitarbeiter eines börsennotierten „Global Player“ sind wir aufgefordert in den Low Cost Ländern Teile zu beschaffen.
Daher habe ich viel mit Indien zu tun. Aber bei genauer Total Cost Betrachtung sind die Vorteile dieser Länder gar nicht so groß.Das Thema Problemlösungszeiten will ich schon gar nicht ansprechen.
Ich habe einige deutsche Lieferanten, welche den Indern locker die Stirn bieten. Hier liegt wohl der Vorteil der deutschen Industrie in der guten Ausbildung der Mitarbeiter.
Das gibt mir auch die Zuversicht, daß der Standort Deutschland in Zukunft wettbewerbsfähig sein wird. (wenn auch nicht mit allen Produkten)
Gruß
Eldra
Hallo Eldra (m/w?),
genau, die Betrachtung „Total Costs“ ist hier der Casus Kaktus!
Wenn die TOP-Manager ihren Fokus auf den Teilpreis schielen, dann ist die Entscheidung einfach!
Ich gehe davon aus, dass die gesamthafte Kosten-Betrachtung in der Regel um einiges schräg liegt!
Da werden die Kosten für Logistik, Disposition, mangelnde Qualität, Nacharbeitskosten oder selbst die Kosten der Verlagerung und die notwendigen Betreuungs- und Reiskosten schlichtweg und evtl. mit Vorsatz nicht eingerechnet! Ganz zu schweigen von den notwendigen „Feuerwehreinsätzen“ und „Brandbekämpfungsmaßnahmen“, wenn mal was in die Hosen gegangen ist!
Da werden ganze Flugzeuge gechartert, Taxis um die halbe Welt geschickt, MA zu Sonderschichten und Wochenendarbeit vergewaltigt. Wo tachen solche kosten am Schluss auf?Habe mal gehört, dass diese Kosten, die unter dem Buchungsschlüssel „EHDAR“ gebucht werden, überhaupt niemand interessiert, weil die MA in Deutschland sind ja „eh dar“!
Wäre mal gespannt zu erfahren, wer denn eine solche, wirklich „realistische“ Kostenbetrachtung schon mal durchgeführt hat und wie das Ergebnis in Richtung „Verlagerung“ bzw. „Neue Märkte erschließen“ aussieht.
„Die Notwendigkeit ist ein Übel,
aber es besteht keine Notwendigkeit,
unter einer Notwendigkeit zu leben.“Epikur
Philosoph 314-270 v.Chr.Gute Zeit!
Qualyman – Qualitäter aus Überzeugung und Leidenschaft, auch wenn´s mal Leiden schafft!
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„Reiskosten“ gefällt mir super!
Manchmal passieren kleine Fehlerchen einfach da, wo sie auch am hübschesten zur Geltung kommen. ;-)
Hast mir den Tag ein wenig verschönert, Danke.
Gruß
Evereve99
„Organisation?“ schrie Ford. „Organisation? Was für eine restlos bekloppte Bezeichnung für einen Laden wie den hier!“
Douglas Adams
Hi evereve99,
freut mich, dass ich ein Lächeln bei Dir erzeugen konnte!
Auch ich habe nun ein Schmunzeln auf den Backen!
Reiskosten: gilt für China und Indien
Reisekosten: gilt für den RestGute Zeit!
Qualyman – Qualitäter aus Überzeugung und Leidenschaft, auch wenn´s mal Leiden schafft!
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Hallo qualyman,
natürlich werden bei uns doch schon sehr genaue Kostebetrachtungen im Vorfeld einer Verlagerung durch geführt.
Es gab auch schon Zeiten, wo die Vorgabe lautete einen Prozenzsatz X in Low Cost Countrys zu beschaffen. Da wurden die wahren Kosten schon mal gern verschwiegen, hauptsache die prozentualen Ziele wurden erreicht.
Mittlerweile muss bei einer Verlagerung nach Indien oder China mindestens 20% Kostenersparnis herausspringen, sonst lohnt das Projekt nicht.
Aber wo kann ich heute noch 20% sparen (Total Cost betrachtet.)Gruß
Eldra
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