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AnonymGast30. April 2004 um 6:25 UhrBeitragsanzahl: 2122
Im Rahmen der Lieferantenentwicklung führen wir PPM-Vereinbarungen ein. Bei der Bewertung der Lieferanten, bei der die Fehlerquote natürlich in PPM angegeben werden soll, ergeben sich in der Praxis aber Probleme, die zu einer unterschiedlichen Bewertung führen.
Wir führen bei der Wareneingangsprüfungen Stichproben durch. Die Stichprobengröße von 25 bzw. 50 Teilen ist unabhängig von der Losgröße. Wir prüfen generell c=0.
Bei der Bewertung ergibt sich: Losgröße 10.000 Stück, Stichprobengröße 50 Teile, gefundene fehlerhafte Teile 5 Stück. Die Entscheidung ist, Los verworfen, Rücksendung zur Sortierung.
Bezogen auf die Stichprobe sind das 10 % von 50 Teilen entsprechend 100.000 PPM, bezogen auf das Lieferlos aber nur 500 PPM. Der tatsächliche Anteil von fehlerhaften Teilen im nicht 100 % geprüften Los ist unbekannt.
Wenn der Lieferant im Bewertungszeitraum die Folgelieferungen bis zu einer Gesamtstückzahl von 1.000.000 Teilen ohne weitere fehlerhaften Teile liefert sind das, wenn man nur die fehlerhaften 5 Teile der Stichprobe wertet, 5 PPM. Rechnet man die 5 fehlerhaften Teile der beanstandeten Stichprobe auf das Lieferlos hoch, dann hätte des beanstandete Los von 10.000 Teilen insgesamt 1.000 schlechte Teile enthalten. Bezogen auf die 1.000.000 gesamt gelieferten Teile wären das dann 1.000 PPM.
Was ist nun richtig? Oder anders gefragt, wie haltet Ihr das in Eurem Unternehmen?
Klaus Braatsch
Braatsch
Hallo Klaus!
Ich habe die Mathematik dazu jetzt nicht parat. Aber überleg‘ mal, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, daß Du bei einer Stichprobe von 50 Stück 5 schlechte findest, wenn die Qualität so ist, daß sie sich sinnvoll in ppm ausdrücken läßt.
Da bei uns die Anlieferqualität nicht berühmt ist, bewerten wir die Lieferanten nach wie vor nach QKZ auf Losbasis. Vereinbart sind natürlich 100% gute Teile. Da die Stichproben ziemlich klein sind, ist die Wahrscheinlichkeit, bei anständiger Qualität noch was zu finden, extrem gering. Wenn der berühmte „goldene Griff“ dann doch vorkommt, verlassen wir alle 40080-Pfade, prüfen nach Ermessen des Prüfers noch eine zweite, größere Stichprobe und wenn sich dann nichts mehr findet, werfen wir das eine, schlechte Teil weg und geben das Los frei. Ich sollte vielleicht noch dazusagen, daß bei uns die Losgrößen normalerweise im drei- bis vierstelligen Bereich liegen, d.h. Du hättest mit ppm-Aussagen eh‘ Probleme.
Auch in Zukunft gedenken wir nicht, die statistischen Verfahren weiterzuentwickeln, sondern von den Lieferanten, die uns bekanntermaßen Probleme bereiten, wegzukommen.Schöne Grüße
Frank Hergt
Hallo,
sofern bei uns in der Stichprobenprüfung mit c= 0 fehlerhafte Teile auftauchen, wird eine zweite gezogen. Sofern hier auch fehlerhafte Teile auftauchen, wird das gesamte Lieferlos gesperrt und zurückgewiesen. Die gesamte Liefermenge wird dann als Ausschuß mit 8D-Report reklamiert ( 1.000.000 ppm). Der Lieferant kann entscheiden, ob inhouse sortiert wird, ob er bei sich die Sortierung vornimmt, oder externe die Sortierung übernehmen. Die in der Sortieraktion festgestellte Stückzahl muß dann an uns gemeldet werden (Vertrauen!). Nur diese ermittelten fehlerhaften Einheiten werden dann mit der Losgröße ins Verhältnis gesetzt (ppm).
Sofern innerhalb von 1 Woche keine Rückmeldung der Auswertung erfolgt, geht die gesamte Losgröße in die Bewertung ein. Die sortierten Gut-Teile (Losgröße minus fehlerhafte Teile werden uns wieder angeliefert und sind mit entsprechendem Hinweis gekennzeichent „100% geprüft“.Gute Zeit!
Qualyman
AnonymGast3. Mai 2004 um 7:57 UhrBeitragsanzahl: 2122Danke für die Hilfe!
Hallo Klaus,
wenn Du es noch ganz genau wissen willst, hier die Wahrscheinlichkeiten für das Finden von 5 defekten Teilen in der Stichprobe bei unterschiedlichen Anzahlen von defekten Teilen im Los (beim Ziehen ohne Zurücklegen – hypergeometrische Verteilung):
wahre Anzahl Defekte im Los / Wahrscheinlichkeit für 5 Defekte in Stichprobe
2000 / 2.93%
1250 / 15.90%
1000 / 18.54%
750 / 15.09%
500 / 6.57%
100 / <0.01%
50 / <0.01%(Die Wahrscheinlichkeit bei einer Losgröße von 10000 in einer Stichprobe von 50 Teilen genau 5 defekte Teile zu finden, wenn es im gesamten Los nur 5 defekte Teile gibt, ist 0.000000025% – also ziemlich winzig.)
Heißt übersetzt: Wenn Du also in der Stichprobe 5 defekte Teile hast, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass auch im Los ca. 10% der Teile defekt sind.
Da die Entlichkeitskorrektur N-n/N-1 (N: Losgröße, n: Stichprobengröße) gleich 0.9951 und somit sehr nah an 1 ist, kann der Anteil der defekten Teile gut (sprich: erwartungstreu) durch den Schätzer „Anzahl defekter Teile“/“Stichprobenumfang“ der Binomialverteilung geschätzt werden, also hier durch 5/50 = 10% (entspricht bei 10000 Teilen 1000 defekten Teilen), wenn die Stichprobe tatsächlich zufällig aus dem Los gezogen wurde. (Die zufällige Ziehung ist allerdings sehr wichtig!)
Da 10% defekte Teile nicht mal annähernd in Eurem Rahmen sind, würde ich erstmal den Lieferanten fragen, ob es irgendwelche Probleme gab. Wenn er das für normal hält, werden die nächsten Lieferungen wahrscheinlich auch nicht sooo viel besser sein, dass Ihr sie akzeptieren könnt.
Wie seid Ihr denn weiter verfahren?
Viele Grüße
Barbara
AnonymGast5. Mai 2004 um 14:26 UhrBeitragsanzahl: 2122Hallo Barbara,
zunächst einmal vielen Dank für die mathematischen Hintergründe. Wir weisen in diesen Fällen das Los zurück. In dringenden Fällen, drohender Fertigungsstillstand, lassen wir entweder durch den Lieferanten oder durch eine externe Sortierfirma sortieren. Um Probleme mit den Kosten zu vermeiden, erfolgt die Beauftragung der Sortierfirma durch unseren Lieferanten. Wenn wir beauftragen würden, hätten wir die Kosten über unser Controlling in den Qualitätskosten und müssten das wieder manuell rausrechnen.Viele Grüße
KLaus
Hallo Herr Braatsch,
in meiner alten Firma und Funktion (aus der Sie mich noch kennen müssten ;-) )haben wir die fehlerhaften Teile der Stichprobe auf die Liefermenge hochgerechnet. Wollte der Lieferant es _genau_ wissen, musste er (oder eine Sortierfirma) bei uns im Hause aussortieren / nacharbeiten. Wie meine Vorposterin Barbara schon bemerkte, bei der Wahrscheinlichkeit…. ist mit Sicherheit das ganze Lieferlos betroffen und nicht (ausgerechnet) die Stichprobe. (Bevor mich alle gleich steinigen…. jaaaa es gibt das „goldene Händchen“ ;-)
mfg Blackberry
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