Normforderung 7.3.1 – ISO 9001

[QMKrause]

#24673

Hallo,
ich benötige mal wieder dringend Euren Rat zu folgendem Thema:
7.3.1. Die Organisaton muss die Entwicklung des Produktes planen und lenken.

Unser Prozess sieht vereinfacht momentan so aus: Abt. Verkauf erfasst eine Kundenanfrage in einer Checkliste, Abt. Entwicklung erarbeitet mit diesen Infos eine Spezifikation, Abt. Einkauf erhält diese Infos und erstellt Anfragen zu Produktmustern und Preisen bei Lieferanten.
Die Abt. Einkauf hält den zeitlichen Eingang der Muster nach. Gehen diese Muster ein werden sie von der Abt. Entwicklung geprüft und bei Freigabe von der Abt. Verkauf an den Kunden versendet. Das Nachhalten der Kundenfreigabe erfolgt über die Abt. Verkauf. Dies bedeutet, die Abt. Entwicklung hält selber nicht aktiv nach, ob ein Lieferantenmuster überfällig ist oder ob eine Kundenfreigabe noch immer auf sich warten lässt. Diese Termine sind auch nicht pauschal festzulegen, da z. B. Kundenfreigaben sich über Monate hinziehen können, wenn Testeinbauten erfolgen müssen.
Meine Frage ist jetzt, kann sich die Entwicklungsabteilung sowohl auf die Abt Einkauf wie auch auf die Abt. Verkauf verlassen und auf deren Rückmeldungen warten ohne selber eine Art „Kontrolltermin“ zu hinterlegen. Die Veranwortungsbereiche und Abläufe sind klar festgelegt (z. B. Lieferantenkontakte nur durch Abt. E) Als Projektleiter in der Entwicklung würde ich immer Reminder hinterlegen. Mir geht es jetzt nur darum, ob wir gegenüber der Norm so arbeiten können. In der Entwicklungsabt. besteht die Meinung, dass Termine sonst doppelt gepflegt werden und diese Aufgaben auch nicht in ihrem Verantwortungsbereich liegen. Überspitzt gesagt: Wenn wir keine Kundenvorgabe haben, brauchen wir so lange, bis wir fertig sind. Natürlich haben wir Ca.-Zeiten für einen „normalen Prozessablauf“ definiert, aber wenn z. B. der Lieferant für die Muster länger braucht, dann erinnert die Abt. E ihn zwar, aber ändern tut sich dadurch nichts und die Abt. Entwicklung wartet geduldig auf den Input. Ein geplanter Endtermin für das Projekt ist somit auch nicht hinterlegt, da er nicht „planbar“ ist.
(Ich persönlich, komme mit dieser Arbeitsweise gar nicht klar, aber das ist leider nicht gefragt!)

Ich hoffe, meine Problematik ist für Euch zu verstehen und Ihr könnt mir eine Einschätzung geben, inwieweit wir die Normforderungen erfüllen. Danke, Grüße, Bettina

[Mr.Idea]

#60447

Hallo,

bei uns ist der Ablauf ähnlich wie du ihn beschrieben hast.
D.h. Die Entwicklung braucht nicht beim Einkauf nachfragen wo das Teil bleibt. Das ist Aufgabe des Einkaufs. Der Einkauf hat die Zuständigkeit die Termine zu verfolgen.
Der Einkauf muss sich jedoch melden wenn der zugesagte Liefertermin nicht gehalten werden kann (also im Prinzip ähnlich wie bei Zukaufsteilen für einen normalen Produktionsauftrag).
Der Verkauf sollte jedoch von der Kundenfreigabe eine „CC“ Info an die Entwicklung geben.

Ach, und die Entwicklung sollte ein Lastenheft pflegen woraus bestimmte „Meilensteine“ hervorgehen. Z.B. Teil A + B erhalten und zu Teil C verbaut. usw.

Hoffe damit ein wenig geholfen zu haben.

Gruß: Mr.Idea

[marwei]

#60448

Hi,

ich würde sagen das ist Norm-Konform.
Wieso?
Na weil ihr den Ablauf selber festlegen könnt. Niemand schreibt vor, dass die Entwicklung Termine übewachen muss, wenn das vom Einkauf / Verkauf schon erledigt wird.

Wenn die beiden Abteilungen das schon machen und das so beschrieben ist, was würde dann eine Überwachung durch die Entwicklung bringen?
Mal ganz ketzerisch gefragt: Soll die Entwicklung etwa überwachen, ob die beiden anderen Abteilungen ihre Arbeit korrekt ausführen?
Gilt natürlich andersrum genauso, oder auch für andere Abteilungen.

Aber das ganze ist natürlich auch von eurer Organisation abhängig.
Wenn es z.B. für die tägliche Arbeit essentiell wichtig ist und daher in der Praxis eh schon gemacht wird, dass die Entwicklung die Termine überwacht (was auch immer der Grund dafür ist), was spricht dann dagegen es zu beschreiben?
Im Gegenteil – dann gehört es auch beschrieben, wenn es für die Abläufe soooo wichtig ist!

Ich zitiere: „Schreib, was du tust. Und tu, was du schreibst!“

Grias
M

geändert von – marwei on 19/10/2011 15:37:07

[Frank_Hergt]

#60449

Hallo Bettina!

Leider fordert die Norm an vielen Stellen nur, daß Du gewisse Dinge zu tun hast. Sie fordert nicht explizit (obwohl sie so gemeint ist), daß Du sie GUT tun sollst. Dein Ablauf ist sauber definiert und beschrieben und von daher auf jeden Fall normkonform. Den wird kein Auditor jemals beanstanden.
Deine persönlichen Bedenken (die ich teile) kannst Du vielleicht im Kapitel 8.2.3 (Überwachung und Messung von Prozessen) unterbringen. Wenn Du nämlich nachweisen kannst, daß der Ablauf in diesem Jahr 10 mal schiefgegangen ist, kannst Du geeignete Maßnahmen verlangen, die sicherstellen, daß er im nächsten Jahr z.B. nur 2 mal schiefgeht. Auch Kapitel 8.5.1 könnte hilfreich sein. Etwas Rückendeckung von der GL solltest Du natürlich auch haben….

Schöne Grüße

Frank

„and pray that there’s intelligent life somewhere up in space,
‚cause there’s bugger all down here on earth!“ (Monty Pythons / Galaxy Song)

[QMKrause]

#60452

Hallo,

vielen Dank für Eure schnellen und hilfreichen Antworten. Immer wieder schön, wenn man langsam das Gefühl hat, den Überblick zu verlieren.
Meine Bedenken lagen hauptsächlich darin, dass die Entwicklungsabt. nur reagiert und nicht agiert. Natürlich muss sie nichts nachhalten, was andere schon machen. Aber irgendwie fehlt mir da ein wenig die Zielsetzung, Projekte schnell abzuschließen.
Ich denke, wir werden noch einmal über die Dokumentation der Meilensteine bzw. der Entwicklungsphasen nachdenken müssen. Zur angesprochenen Rückendeckung von oben muss ich jetzt nichts sagen . . :(

Viele Grüße,

Bettina

[QM-FK]

#60458

Wenn es manchmal an der fehlenden Planung mit Meilensteinen hängt, dann verlange ein Gantt-Chart zu ausgewählten Entwicklungsprojekten. Insbesondere wenn’s komplexer wird, verliert man ansonsten leicht den Überblick.
Mittlerweile gibts brauchbare Projektmanagement-Software auch als 0pen Source.

Viele Grüße
QM-FK
—
Don’t think it – ink it.

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