Natürliche Streubreite2008-08-06T12:05:45+01:00

QM-Forum Foren Qualitätsmanagement Natürliche Streubreite

Ansicht von 5 Beiträgen – 1 bis 5 (von insgesamt 5)
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  • pappa
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    Beitragsanzahl: 44

    Hallo zusammen !
    Vielleicht könnt ihr mir helfen, dass ich nachts wieder ruhig schlafen kann:
    wieso wird bei cpk-Berechnungen eigentlich die Bezugsgröße 6s als sog. natürliche Streubreite hergenommen ?
    Herzliche Grüßle aus dem sonnigen BW
    *pappa*

    Barbara
    Senior Moderator
    Beitragsanzahl: 2766

    Hallo pappa,

    für die Prozessfähigkeit wird die „Breite“ des Prozesses mit der Toleranzbreite verglichen. (Entweder mit Berücksichtigung einer Mittelwertabweichung vom Sollwert wie beim Cpk oder ohne die Abweichung wie beim Cp).

    Unter Normalverteilung (und nur dann!) liegen in dem Intervall +/-3*S (also 6*S) 99,73 % aller Prozess-Ergebnisse. Dies wird als Bezugsgröße für die Breite des Prozesses verwendet, weil damit „fast alles“ innerhalb dieser Grenzen liegt.

    Neben der oft nicht vorhandenen Normalverteilung hat das Ganze noch einen anderen Aspekt: Außerhalb des +/-3*S-Intervalls liegen immer noch 2.700 ppm. D. h., wenn ich einen Cp=1 habe, muss ich immer noch mit 2.700 ppm rechnen. Deshalb wird der Cp meistens höher gefordert.

    Ich hoffe, Du kannst heute Nacht wieder ruhig schlafen ;-)

    Viele Grüße

    Barbara

    _____________________________________

    Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein.
    (Ernest Rutherford, Physiker)

    pappa
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 44

    Hallo Barbara,
    danke dir für deine Antwort ! Ich meine die mathematischen Zusammenhänge sind mir schon bekannt (und nach deiner Erklärung auch einigen Leuten mehr). Aber wieso ausgerechnet 6s und nicht 4 oder 8 ? Wer hat das festgelegt ? Ein historisch gewachsener Bezugswert ?

    Beste Grüße
    Dieter

    Barbara
    Senior Moderator
    Beitragsanzahl: 2766

    Hallo pappa,

    ursprünglich wurde in Deutschland eher mit 99 %-Grenzen gearbeitet (also +/-2,58*S), frei nach dem Motto: 99 % langt schon.

    Die +/-3*S-Grenzen kommen eher aus Amerika bzw. von denen, die eine geringere ppm angestrebt haben. Und von denen, die +/-3*S einfacher zu rechnen fanden.

    Mittlerweile geht die Tendenz über die Mindestforderungen von Cpk=1,33 bzw. Cp=1,67 ja deutlich in die Richtung von 4*S bzw. 5*S (weil es gehupft wie gesprungen ist, ob die Streubreite kleiner oder der Cp/Cpk größer sein muss bei gleicher Toleranz).

    4*S wäre von Anfang an sehr schwierig gewesen, weil Du dann 5 % Ausschuss gehabt hättest (und wer will das schon?!) Zu finden sind die 4*S noch in den Warngrenzen von QRKs.

    Und 8*S war vor einigen Jahren einfach noch sehr fern der Realität, deshalb war 6*S einfach ein guter Wert, auf den sich alle einigen konnten.

    Viee Grüße

    Barbara

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    (Ernest Rutherford, Physiker)

    pappa
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 44

    Guten Morgen Barbara,

    noch mal herzlichen Dank für deine Mühe ! So ähnlich habe ich mir die Sache vorgestellt, aber du bist die erste, die eine nachvollziehbare Antwort hat. In meiner QII DGQ-Ausbildung wusste das zB. keiner. Ich werde solche Kleinigkeiten ab und zu von unseren Konstrukteuren gefragt, und wenn man sagen muss „weiß ich auch nicht“, dann verliert man sofort ein Stück Kompetenzvertrauen. So ist das halt.

    Wünsche dir und der ganzen Gemeinde ein sonniges und zufriedenes Wochenende :-)

    *pappa*

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