MSA Verfahren 1 oder 4?2016-02-14T20:51:01+01:00

QM-Forum Foren Qualitätsmanagement MSA Verfahren 1 oder 4?

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  • Christopher4416
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    Hallo liebes Forum,

    ich bitte um Hilfe bezüglich der Durchführung einer MSA. Ich habe sehr wenig Erfahrung und versuche durch Bücher und das Internet klar zu kommen. Allerdings tue ich mich schwer um die richtige Lösung für mein Problem zu finden.

    Ich habe ein neues Messsystem, das Bediener-unabhängig ist entwickelt, das mit flüssigen Proben zu tun hat. Das Messsystem muss hauptsächlich die Streuung von verschiedenen Flüssigkeitstypen ermitteln. Damit muss ich die Präzision des Messsystems unabhängig von der Probe ermitteln.
    Ich habe verstanden, dass eine Durchführung des Verfahrens 1 erforderlich ist. Damit wird der Cg oder Cgk mit einem Referenzwert und Normal oder Referenzteil berechnet. Mein Problem ist, dass dieses Messsystem kein Normal hat, weil die Flüssigkeiten eine sehr kurze Lebensdauer haben. Also fällt die Möglichkeit ein Cgk zu ermitteln weg.

    Damit bleibt mir nur eine Möglichkeit um Verfahren 1 durchführen zu können, und zwar mit einem Referenzteil. Dieses Referenzteil muss mehrmals gemessen werden, und mit dem Zustand der Proben ist das nicht möglich. Ich habe die Möglichkeit eine stabilere Probe mit den gemessenen Merkmalen herstellen zu lassen. Diese Probe würde DAkks zertifiziert. Allerdings wird der gegebene Wert nicht von dem Messsystem wiedergegeben, wegen den zusätzlichen Komponenten um die Lebensdauer zu verlängern.

    1. Frage: Wäre das Verfahren 1 noch gültig, wenn ich zwei von den stabilen Proben bestelle und mit einer Wiederholungsserie mittels des neuen Messsystems den Referenzwert ermittle. Und mit diesem Referenzwert bzw. Mittelwert der ersten Probe und dessen Schwankungen als Toleranz, für die zweite hergestellte Probe das Verfahren 1 durchführe?

    Meine zweite Überlegung wäre ein Batch von einem Flüssigkeitstypen, die einem Wert, der für die Kalibrationskurve verwendet wurde, entsprechen sollte, mehrmals zu messen. Zusammen mit einer angenommenen Messunsicherheit von 5 % als Toleranz das Verfahren 1 durchzuführen.

    2. Frage: Wird das gültig?

    3. Frage: Oder wird, das Verfahren 4 sein, weil ich die Probe immer tausche obwohl sie aus dem gleichen Batch kommt?

    4. In den Büchern steht Verfahren 4 als Ergänzung zu Verfahren 1. Inwiefern meinen die das?

    Mein Hauptziel ist eine MSA durchzuführen um die Messsystem Genauigkeit zu ermitteln, ohne Beeinflussung der Probe. Wenn ich total falsch liege mit meinen Überlegungen, habe ich überhaupt eine Möglichkeit das zu ermitteln?

    Mit freundlichen Grüßen
    Christopher

    Christopher

    Barbara
    Senior Moderator
    Beitragsanzahl: 2766

    Hallo Christopher,

    Ursprünglich veröffentlicht von Christopher4416Ich habe verstanden, dass eine Durchführung des Verfahrens 1 erforderlich ist./quote]
    Nupp, das Verfahren 1 ist EINE von unterschiedlichen Möglichkeiten, um Messmittel zu bewerten. Es handelt sich um eine „deutsche“ Methode, die vom VDA (Verband der Automobilindustrie) entwickelt wurde. Weltweit finden sich häufiger Anwendungen für MSA 4 (AIAG, amerikanischer Automobilherstellerverband), in der kein Verfahren 1 auftaucht und auch keine ähnliche Methode.

    Allerdings hast Du ohne Normal oder Masterteil/Referenzteil, für das Du den Wert kennst, keine Chance, eine systematische Abweichung zu untersuchen. Das ist dann egal, wenn die systematische Abweichung konstant (auch über die Zeit) ist und es Dir nicht um die Messwerte selbst, sondern um die Streuung von Wiederholmesswerten in der Anwendung Deines Messmittels geht.

    Dasselbe gilt für ein Referenzteil, das keine Messdaten mit Deinem Messsystem oder völlig andere Messprinzipien als Deine eigentlichen Proben erfordert. Damit lässt sich keine systematische Abweichung ermitteln.

    So etwas Ähnliches gilt auch für Verfahren 4 (Untersuchung von Linearität und systematischer Abweichung, Beschreibung in MSA 4 oder Bosch-Heft 10): ohne Normale oder Referenzteile, die dem normalen Anwendungsspektrum entsprechen, lässt sich auch bei mehreren Normalen und Referenzteilen bzw. -proben keine Aussage machen, ob Dein Messmittel für die Anwendung ausreichend genau ist. Verfahren 4 erfordert 5 echt unterschiedliche Teile oder Proben, die den gesamten Anwendungs-Wertebereich abdecken.

    Wenn es Dir „nur“ um die Genauigkeit, sprich Wiederholbarkeit und Reproduzierbarkeit von Messwerten geht, sind weder Verfahren 1 noch Verfahren 4 geeignet. Dann ist es eher die Gage R&R mit Verfahren 2 (mit Bedienereinfluss) oder Verfahren 3 (ohne Bedienereinfluss) sinnvoll, ggf. auch als geschachtelte Variante wenn die Probenqualität/-messwerte zeitlich instabil ist und die Prüfung damit als zerstörende Prüfung eingestuft wird.

    Alternativ kannst Du die Unsicherheiten von allen möglichen Komponenten Deines Messmittels zusammensammeln und eine Messsystem- und Messprozess-Unsicherheitsbewertung nach ISO 22514-7 durchführen. Erinnert ein bisschen an das, was auch im VDA Band 5 steht in Kombination mit GUM.

    Viele Grüße

    Barbara

    ————
    Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein.
    (Ernest Rutherford, Physiker)

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