MFU2010-02-04T12:03:48+01:00
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  • derBERND
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 91

    Hallo,

    bei uns gibt es folgende Situation. Eine alte Maschine wurde mit einer neuen Steuerung versehen. Dadurch dass nur die Steuerung erneuert wurde, und nicht die Maschine selbst, ist im Lastenheft nicht vermerkt wie fähig die Maschine nach dem Umbau sein soll. Bei der erwähnten Prüfmaschine handelt es sich um einen Prüfautomaten. Der Ablauf gestaltet sich wie folgt: Ein Greifer legt das Produkt in die Maschine ein, daraufhin werden automatisch mehrere Merkmale vermessen, anschließend wird klasifiziert ob gut oder schlecht, Toleranzweite liegt bei ca. 1 mm. Schlechte Teile werden automatisch ausgesondert, und gute Teile auf ein Band gelegt zur Weiterverarbeitung.

    Welche Vorgehensweise würdet ihr wählen, hinsichtlich der Problematik mit der fehlenden Genauigkeitsforderung, und der Methode der Genauigkeitsermittlung. Eine Variante wäre MSA Verfahren 3, wobei ich schon die Erfahrung gemacht habe, dass das Ergebnis oft unterschiedlich interpretiert wird, also ab wieviel Prozent die Fähigkeit als n.i.o. klasifiziert wird. Ich bin über jede Meinung und jeden Tip dankbar!

    Gruß, derBernd

    Rainaari
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 630

    Hallo Bernd,

    was spricht dagegen, die Forderung aus dem alten Lastenheft wieder anzuwenden?

    gruß, Rainaari

    Barbara
    Senior Moderator
    Beitragsanzahl: 2766

    Hallo derBernd,

    MSA Verfahren 3 (automatische Prüfung ohne Bedienereinfluss) halte ich auch für die beste Variante wenn es um die GRR geht.

    Bei neuen Messprozessen sollte der GRR-Wert kleiner als 20% sein, bei bestehenden kleiner als 30%. Zusätzlich sollte die Anzahl unterscheidbarer Bereiche (ndc, number of distinct categories) mindestens 5 groß sein. (Dafür musst Du unterschiedliche Teile nehmen und die Daumen drücken, dass die Wiederholstreuung klein genug ist.)

    Eine Abschätzung der Genauigkeit kriegst Du vermutlich besser mit dem Verfahren 1 hin, weil Du da viele Mehrfachmessungen an 1 Teil hast und damit zuverlässigere Aussagen zur Streuung und systematischen Abweichung machen kannst.

    Verfahren 3 prüft ja nur, ob ein nach Verfahren 1 fähiges Messmittel auch für verschiedene Teile funktioniert. Dabei wird nicht berücksichtigt, ob die Referenzwerte der Teile getroffen werden, sondern nur, ob es eine ausreichend kleine Wiederholstreuung an verschiedenen Teilen gibt.

    Viele Grüße

    Barbara

    _____________________________________

    Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein.
    (Ernest Rutherford, Physiker)

    derBERND
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 91

    Hallo,

    ein altes Lastenheft existiert nicht, die Maschine ist älter als ich :-)
    Ich denke ich werde die von Barbara vorgeschlagenen Grenzen verwenden, und Verfahren 3 anwenden, wobei ich die 30% Grenze als Maßstab nehme.

    Vielen Dank für die Antworten!

    Gruß, derBernd

    derBERND
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 91

    Halo,

    nun ist es soweit. Die Prüfmaschine ist fertig gestellt, und es gilt den Nachweis der Fähigkeit zu erbringen. Dazu habe ich ein von mir erstelltes Excel Formular verwendet, das MSA Verfahren 3 anwendet. Zur Kontrolle habe ich die Q4U Vorlage „Prüfmitteleignung Verfahren 2“ angewendet. Leider unterscheiden sich die Ergebnisse um viele Prozentpunkte. Die Q4U Vorlage beinhaltet die Auswertung für eine Wiederholung, das sollte meiner Meinung nach dem Verfahren 3 entsprechen, oder sehe ich das falsch? Folgender Messablauf wurde durchgeführt: 10 durchnummerierte Teile drei mal in gleicher Reihenfolge vom Automaten vermessen.
    Hat jemand weitere passende Vorlagen für meine Anwendung, wie z.B. zu Verfahren 1?

    Gruß und Dank, derBernd

    Barbara
    Senior Moderator
    Beitragsanzahl: 2766

    Hallo Bernd,

    nee, Verfahren 2 und 3 unterscheiden sich danach, ob die Mess-Unsicherheit mit Prüfer-Effekt (Verfahren 2) oder ohne Prüfer-Effekt (Verfahren 3, automatische Prüfung) bestimmt wird. In beiden Verfahren kannst Du die Anzahl Wiederholungen von 2 aufwärts festlegen. Üblich sind 2-3 Wiederholungen (und die meisten Vorlagen funktionieren auch nur für diese Anzahl Wiederholungen).

    Verfahren 1=Studie 1=Typ 1:
    1 Teil mit bekanntem Referenzwert
    25-50 Messwerte an diesem Teil unter gleichen (homogenen) Messbedingungen
    -> Messmittelstreuung, Cg/Cgk, Bestimmung der systematischen Abweichung

    Verfahren 2=Gage R&R=Mess-System-Analyse (MSA):
    5-10 Teile aus dem gesamten Toleranz- und/oder Prozess-Streu-Bereich
    2-3 Prüfer
    2-3 (oder mehr) Wiederholmessungen
    -> Bestimmung der Messwiederholgenauigkeit bzw. Repeatability (Equipment Variation/EV), Prüferstreuung bzw. Reproducability (Appraiser Variation/AV), GRR (aus EV und AV, GRR= wurzel(EV²+AV²)) sowie Anzahl unterscheidbare Bereiche (number of distinct categories/ndc)

    Verfahren 3:
    Dasselbe wie Verfahren 2, Unterschied: kein Prüfer-Effekt betrachtet, meist bei automatischer Messung

    Bei Verfahren 2 und 3 ist es sehr wichtig, dass die Teile bei den Wiederholmessungen in jeweils unterschiedlicher Reihenfolge aufgenommen werden, damit Stör-Einflüsse über die Zeit wie z. B. Veränderung durch Erwärmung der Mess-Station von den Messdaten der Teile getrennt werden können (Stichwort Randomisierung/Randomisation/zufällige Reihenfolge).

    Auswertung von Verfahren 2 und 3 geht entweder über die Xquer-R-Methode oder über die ANOVA-Methode. Die Xquer-R-Methode ist diejenige, für die es die Excel-Vorlagen gibt. Hierbei gibt es für die Konstanten unterschiedliche Varianten, weil die AIAG in der letzten Version der MSA den Bezugsbereich von 99% (5,15fache Standardabweichung) auf 99,73% (6fache Standardabweichung) angehoben hat.

    Ich vermute, dass Deine unterschiedlichen Werte durch die Verwendung verschiedener Konstanten zustande kommt (z. B. in PME_V2.xls bei Blatt „Auswertung_1W“ in Zelle D57 verwendet). Eigentlich gibt es nur 1 korrekte Lösung bei den Konstanten, deshalb wird vermutlich eine Deiner Auswertungs-Vorlagen mit den älteren Konstanten arbeiten und daher andere Werte berechnen.

    Bei der ANOVA-Methode (genauer als Xquer-R-Methode) ist die Umsetzung in Excel deutlich schwieriger. Am einfachsten lässt sich diese Auswertung mit Statistik-Software rechnen. Eine Excel-Vorlage für die ANOVA-Methode kenne ich nicht. Die Verwendung von Software hat auch noch den Vorteil, dass die aktuellen Konstanten und Berechnugsmethoden als Standard hinterlegt sind und Du die Ergebnisse direkt grafisch bekommst.

    Wenn Du möchtest kannst Du mir Deine Messdaten mal schicken, dann rechne ich die GRR aus und Du kannst schauen, welche Deiner beiden Vorlagen korrekte Ergebnisse liefert.

    Viele Grüße

    Barbara

    _____________________________________

    Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein.
    (Ernest Rutherford, Physiker)

    derBERND
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 91

    Hallo,

    bin heute aus dem Skiurlaub zurück gekommen, und freue mich über deine Antwort Barbara. Sehr gerne nehme ich deine Hilfe in Anspruch, und schicke dir mal die aufgenommenen Werte.

    Gruß und Dank, derBernd

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