Messsystemanalyse (MSA)2010-01-13T10:09:37+01:00

QM-Forum Foren Qualitätsmanagement Messsystemanalyse (MSA)

Ansicht von 10 Beiträgen – 1 bis 10 (von insgesamt 10)
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    Beiträge
  • Eugen
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 19

    Hallo geherte Kollegen,

    brauche ein Paar Tips von Profis zum Tema MSA.

    Welche Merkmale werden zur Durchführung von MSA ausgewelt?
    Wenn MSA für ein Merkmal durchgeführt wurde, muss die MSA danach z.B. 1 x im Jahr überprüft werden.

    Danke

    Eugen

    Carlos
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 417

    Hallo
    Die MSA muss dann neu durchgeführt werden, wenn sich am Messsystem was ändert.

    So wie Prozess auf ihre Fähigkeiten bei Veränderungen neu beurteilt werden müssen, so verhält sich gleich mit den Messsystem.

    MSA= Prüfprozessfähigkeitsuntersuchung

    Gruss

    Carlos

    Rainaari
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 630

    Hallo Eugen,

    bei Analyse des Meßsystems bzw. des Meßprozesses solltest du auf folgende Punkte achten:
    – Was ist für das Ergebnis wichtig?
    – Wo bestehen unkontrollierbare Einflussfaktoren?

    –> Risikoanalyse

    Anhand derer Art und Häufigkeit der wiederholenden MSA festlegen.

    mfg

    Rainaari

    Barbara
    Senior Moderator
    Beitragsanzahl: 2766

    Hallo Eugen,

    welche Merkmale ausgewählt werden hängt von den Auswirkungen einer schlechten (ungenauen/verschobenen) Messung ab.

    Sobald mit Messdaten (Werten oder auch Attributen) Entscheidungen getroffen werden, ist es sinnvoll zu wissen, wie zuverlässig diese Messdaten sind. Das gilt also für alle Messungen, die über in Ordnung/nicht in Ordnung oder zur Prozess-Überwachung und -Bewertung z. B. für Fähigkeits-Kennzahlen verwendet werden.

    Wie oft eine MSA durchgeführt wird, hängt von der Einsatzhäufigkeit und der Stabilität des Mess-Systems über die Zeit ab. Zeitpunkte an denen immer eine Mess-System-Analyse durchgeführt werden sollte sind:
    + vor der 1. Verwendung des Messmittels
    + wenn das Messmittel für die Berechnung von Fähigkeiten, Prozess-Überwachung (SPC), Versuchsreihen oder statistische Versuchsplanung (DoE) eingesetzt werden soll
    + für den Vergleich zweier Mess-Systeme
    + bei einer Verschiebung der Toleranzgrenzen in einen Bereich, für den noch keine MSA durchgeführt wurde
    + wenn sich der Prozess deutlich verändert hat und das Prozess-Ergebnis dadurch in einem anderen Bereich liegt als in dem Bereich, für den eine MSA durchgeführt wurde
    + nach größeren Reparaturen am Messmittel
    + nach einer Veränderung des Mess-Prozesses (Aufbau, Ablauf)
    + wenn plötzlich seltsame Werte/Ergebnisse auftauchen und sich weder der Prozess noch das Produkt noch die Messung geändert hat (seltsame Werte sind z. B. erhöhte Streuung, verringerte Streuung, instabile Ergebnisse, verringerte Auflösung)

    Oft wird auf die Durchführung einer MSA verzichtet nach dem Motto „wir wissen das das gut ist“. Werden dann tatsächlich mal Messdaten/Prüfergebnisse systematisch erfasst, ist das Erstaunen häufig groß.

    Es ist heute in vielen Firmen so, dass mit scheinbar exakten Messdaten (bis zur 8. Nachkommastelle) gearbeitet und entschieden wird, ohne dass überhaupt geprüft wurde, ob diese Messwerte auch zuverlässig sind. (Mir wird da an der einen oder anderen Stelle des öfteren mal flau im Magen wenn es um sicherheitsrelevante Merkmale geht und niemand weiß, ob die Messergebnisse auch die tatsächliche Situation wiedergeben oder ein schlechtes Bauteil genauso gut durchrutscht ohne dass es jemand merkt.)

    Zur MSA gehören:

    1. Vergleich Auflösung mit Toleranz: Krieg ich genug Informationen über meinen Bereich?

    2. Prüfmittelfähigkeit/Verfahren 1: Wie groß ist die Streuung, wenn 1 Teil von 1 Prüfer mehrfach (25-50 Mal) aufgenommen wird? Wird der Sollwert (Referenzwert) getroffen?

    3. MSA/Verfahren 2: Können verschiedene Teile (5-10) durch die Messung voneinander unterschieden werden (Kennzahle ndc)? Hat der Prüfer einen Einfluss auf das Messergebnis? Wie sieht es mit der Wiederholbarkeit und Reproduzierbarkeit aus (GRR)?
    (Verfahren 3 = Verfahren 2 ohne Prüfer-Einfluss, z. B. bei automatischen Messungen)

    Viele Grüße

    Barbara

    _____________________________________

    Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein.
    (Ernest Rutherford, Physiker)

    Eugen
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 19

    Hallo Barbara,

    vielen Dank für die ausführliche Erklärung.
    Ich habe da mal noch Fragen:
    – Kann ich z.B. sagen, wenn ich MSA für einen Messschieber durchgeführt habe und die Analyse war in Ordnung, dass ich mit einem anderen Messschieber dieses Merkmal genau so sicher messen kann, oder muss jedes Messmittel, das zum Messen von einem Merkmal verwendet wird, MSA unterzogen werden.
    – Wie kann ich eine MSA für attributive Merkmale durchführen.

    Vielen Dank

    Gruß

    Eugen

    Barbara
    Senior Moderator
    Beitragsanzahl: 2766

    Hallo Eugen,

    eine MSA gilt immer nur für das untersuchte Messmittel.

    Wenn Du z. B. einen Messschieber qualifiziert hast, kannst Du nie wissen, ob der zweite (baugleiche) Messschieber genauso gut funktioniert. Vielleicht ist er einfach mal zwischendurch heruntergefallen und hat dadurch eine größere Streuung als der erste (gute) Messschieber.

    Bei der attributiven MSA gibt es verschiedene Ansätze und Verfahren, z. B. den Vergleich von Prüfern oder die Übereinstimmung mit Referenzwerten. Das hier aufzuschreiben wäre etwas viel.

    Eine kurze (wenn auch nicht immer fachlich richtige) Übersicht findest Du in dem Buch „Eignungsnachweis von Mess-Systemen“ (Dietrich, Schulze, Conrad). Eine ausführlichere (und fachlich richtige) Beschreibung aller gebräuchlicher MSA-Methoden gibt es im Manual „MSA – Analyse von Meßsystemen“ (von der AIAG, übersetzt auf deutsch).

    Viele Grüße

    Barbara

    _____________________________________

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    (Ernest Rutherford, Physiker)

    Eugen
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 19

    Danke Barbara!

    Gruß

    Eugen

    Tribun
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 1

    Hallo Barbara,
    wie sieht es aus wenn mit einem Prüfmittel mehrere Merkmale zu prüfen sind, muss dann für jedes Merkmal eine Messsystemanalyse durchgeführt werden oder nur für ein Merkmal?

    Ist beispielsweise ein Messschieber im Messbereich von 90,00mm bis 95,00mm als fähig zu betachten wenn er bereits zuvor, in einem deutlich kleineren oder auch größeren Messbereich, seine Fähigkeit unter Beweis gestellt hat? Danke im Voraus für eine Rückantwort.

    Viele Grüße, Tribun

    QM-FK
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 469

    Hallo, Tribun,

    Willkommen!

    Es werden wie beim Kalibrieren i.d.R. nur Referenzpunkte untersucht.
    Intrapolieren gilt oft als eingeschlossen von 2 (worst-case-)Grenzsätzen, Extrapolieren als „Tendenz-Ermittlung“.
    Es ist wie das „aus-dem-Fenster-lehnen“:
    Wann fällt man raus?

    Viele Grüße
    QM-FK

    Don’t think it – ink it.

    Barbara
    Senior Moderator
    Beitragsanzahl: 2766

    Hallo Tribun,

    QM-FK hat mit dem aus-dem-Fenster-fallen den Nagel auf den Kopf getroffen: Wenn Du schon den Nachweis hast, dass das Messmittel in einem sehr ähnlichen Bereich gut genug misst (z. B. im Bereich 88,0 bis 93 mm), könntest Du ggf. annehmen, dass es auch etwas weiter oben (90,0-95,0mm) funktioniert. Es wär dennoch gut, mindestens den oberen Wert (95,0mm) hinsichtlich der Genauigkeit der Messung zu prüfen.

    Hast Du dagegen nachgewiesen, dass das Messmittel im Bereich 45-55mm und im Bereich 130-140mm gut funktioniert, müsstest Du mindestens vom Hersteller eine Angabe haben, dass das Messmittel im gesamten Bereich linear ist (sprich: konstanste Streuung im gesamten Messbereich).

    Außerdem sollten die Messaufgaben ähnlich sein. Hast Du für den niedrigen und hohen Bereich z. B. die Kantenlänge von rechteckigen Teilen bestimmt und willst jetzt einen Rohrdurchmesser im mittleren Bereich aufnehmen, kann die Streuung und systematische Abweichung schon durch die Änderung der Mess-Aufgabe eine völlig andere sein. Dasselbe gilt auch, wenn Du für den gleichen Zahlenbereich einen Nachweis hast und sich die Mess-Aufgabe grundlegend ändert (Beispiel: Kantenlänge rechteckige Metall-Teile vs. Durchmesser von dünnwandigen Kunststoff-Röhren).

    Viele Grüße

    Barbara

    ————
    Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein.
    (Ernest Rutherford, Physiker)

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