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Meine Firma stellt elektronik für Firmenkunden her. Sorry, daß ich nicht genauer werde, aber der Markt ist klein und ein ziemliches Haifischbecken.
Unsere Geräte benötigen eine Software (Firmware) die den Betrieb sicherstellt.Diese SW ist im Kern 8 Jahre alt – für SW ein echter Veteran, in den neben der Programmierung schon unendliche Mannjahre Bugfixing geflossen sind. Trotzdem verzeichnen wir ständig Ausfälle der Geräte beim Kunden, was nicht nur peinlich sondern auch aus Sicherheitsgründen problematisch ist und wo ich ernsthafte Bedenken habe, daß uns ein Kunde mal mit dem Produkthaftungsgesetz kommt und wir kein Land mehr sehen.
Als QB habe ich schon alles mögliche versucht anzustoßen. Interne Code-Reviews. Bei Entwicklungsprojekten (neue Features) massive Einflußnahme auf die Abläufe im Projekt, mehr Zeit für das Testlabor und ein ziemlich eng gestricktes Projektcontrolling, um die Qualität sicherzustellen. Leider funkt die GF häufig dazwischen (terminlich bzw. es werden Leute abgezogen um anderswo Geld zu verdienen) so daß das Ganze am Ende trotz gründlicher Planung fast immer zeitlich ins trudeln gerät. Mit der GF ist nicht zu diskutieren, das Totschlagargument lautet: „wenn wir xy nicht verkaufen umd statt dessen am Ende des Monats pleite sind, hat uns auch der saubere Projektablauf nichts gebracht“. Fallen Euch Dinge ein, wie man im SW-Entwicklungsbereich engmaschiger kontrollieren kann ohne selbst SW-Entwickler zu sein? Und wie ich meine GF unter Kontrolle kriege?Ich bin inzwischen am verzweifeln. Unser Produktmanager war letzte Woche bei einem potentiellen Kunden der eine Testinstallation zum ausprobieren erhalten hatte. Als er hinkam, stand das Gerät schon vor ihm auf dem Tisch – es war nach nur 5 Betriebstagen ausgefallen, der potentielle Kunde ist nun natürlich keiner mehr. Wenn dieser Ausfall eine Eintagsfliege gewesen wäre, wäre es zwar ärgerlich, aber zu verschmerzen. Leider ist dem nicht so, weshalb ich inzwischen mehr und mehr zu der Überzeugung komme, daß wir Hilfe von aussen brauchen, wir kriegen unsere Probleme intern nicht in den Griff.
Woher bekomme ich einen externen Qualitäter mit Branchenerfahrung und kann mir das wirklich weiterhelfen? Welche Argumentation baue ich gegenüber meiner GF auf um diese Ausgabe genehmigt zu bekommen (uns steht aufgrund der massiven Probleme das Wasser natürlich schon ziemlich nah am Hals).
Sonstige Ideen?
Danke für Eure Hilfe,
schwarzbaer
Hallo schwarzbaer,
wenn Dein GF die Firma vor die Wand fahren will, dann kannst Du da (leider) gar nichts dran ändern. Dass so eine Art der Arbeit irgendwann schief gehen muss, ist für mich klar.
Insofern würde ich mir in Deiner Situation eine andere Firma suchen. Da diese Option in Deiner Aufzählung fehlt, nehme ich an, dass irgend etwas gegen einen neuen Job spricht.
Da der GF die Kosten für eine saubere Projektabwicklung für zu hoch hält, würde ich versuchen, die Kosten für die aktuell schlechte Qualität zu beziffern. An Hand eines Beispielmonats (oder -jahrs, je nachdem wie aufwändig das ist) würde ich zusammentragen, wie hoch die Verluste waren durch geplatzte Aufträge, gewährten Skonti, usw. Zusätzlich würde ich aufschreiben, wie viel Arbeitskraft zum Bugfixing verwendet wurde und dafür die Kosten bestimmen. Frag einfach die Menschen, die daran gearbeitet haben, wie viel Zeit sie für xy gebraucht haben. Ich nehme mal an, dass es bei Euch kein Projekt-Tracking-Tool gibt, in dem diese Zeiten einfach sichtbar sind. (Wenn doch, kannst Du sie ja einfach rausziehen.)
Parallel würde ich versuchen, über die Mitarbeiter an haltbare Zahlen zu kommen, wie viel sie für welchen Bereich arbeiten. Das funktioniert dann, wenn die Mitarbeiter eine gewisse Firmenbindung haben und ihnen klar ist, dass im Moment die Hütte brennt, denn so können sie aktiv darstellen, wie groß das Feuer ist.
Mit diesen ganzen Zahlen würde ich anschließend zur GF gehen und die Gegenrechnung „was kostet es uns, so wie bisher weiterzumachen?“ aufmachen. Diese Präsentation kann auch ein Externer übernehmen, wenn der Prophet im eigenen Land nicht gehört wird. Allerdings braucht es imho firmenspezifische Zahlen, um das Problem zu konkretisieren.
Sollte der GF auch dann noch bei seiner Meinung bleiben, dass es nicht anders geht, dann würde ich auf jeden Fall in eine andere Firma wechseln, weil es die Firma in absehbarer Zeit nicht mehr geben wird (Produkthaftung, Insolvenz wegen fehlenden Aufträgen, etc.)
Viele Grüße
Barbara
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Ich fühle, dass Kleinigkeiten die Summe des Lebens ausmachen.
(Charles Dickens, Schriftsteller)Hallo Schwarzbaer,
schau mal in dein Postfach.Rossy
„Humor ist der Knopf, der verhindert, daß uns der Kragen platzt.“
Hallo Barbara,
Du hast recht, es spricht etwas gegen die Lösung Firmenwechsel. Ich bin örtlich außerhalb des täglichen Pendelradius (+/- 50 km one way) nicht mobil, lebe in einer strukturarmen Gegend (Brandenburg) und habe zwei kleine Kinder (10 Monate und 4 Jahre). Kein Mensch stellt eine Mutter mit so kleinen Kindern ein, da kann ich dankbar sein, daß ich meinen Job noch habe, und das trotz hervorragender fachlicher Qualifikationen. Ich bin nebenher schon immer auf der Suche und habe meine Lauscher ausgefahren, die Situation ist ja nicht erst seit heute so. Leider hat sich in den vergangenen 2 Jahren nix adäquates angeboten…
Zurück zum Problem:
Deinen Vorschlag, die Zahlen der GF schwarz auf weiß zu präsentieren, habe ich in der Dienstberatung (Monatliches Managementtreffen) schon mal gemacht – Aussage GF: diese SW ist von Grund auf schlecht konzipiert, in der neuen (die wir gerade anfangen zu bauen) wird alles besser. Allerdings werden dem Projektleiter dort auch schon wieder die Leute für Brandlöscheinsätze an der alten SW geklaut, das Resultat kannst Du Dir denken.Vielleicht ist zusätzlich das Prüflabor noch ein Ansatzpunkt, manchmal denke ich, die Jungs und Mädels dort testen einfach die falschen Dinge… Da werde ich morgen noch mal versuchen einzuhaken.
Gruß, schwarzbaer
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