Massive Probleme in der Produktion und Doku2008-05-28T10:51:20+01:00

QM-Forum Foren Qualitätsmanagement Massive Probleme in der Produktion und Doku

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  • qmb-hh
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 176

    Hallo zusammen,

    ich bin jetzt seit 3 Monaten in einer mir neuen Branche (Metallverarbeitung = Gießerei + Fensterbau) und bin inzwischen völlig ratlos als QMB.

    1. Problem: Wir bekommen neue Aufträge und fangen sofort an zu produzieren. Es liegen weder Kundenspezifikationen (Automotive) oder auch Projektpläne vor. Es wird kein Prototyp gefertigt bzw. gegossen. Modelländerungen in der Gießerei werden werden während der Produktion auf Zuruf geändert! Der Ausschuss bzw. die Nacharbeiten sind logischerweise extrem hoch…wir arbeiten somit nicht kostendeckend. Der Kunde ist sauer, weil er schlechte Produkte bekommt und/oder durch Nacharbeit/Neufertigung die Liefertermine nicht gehalten werden.

    2. Es gab/gibt bisher keine Verfahrens-/ Arbeitsanweisungen für die Produktion! Es wird aber auch nicht dokumentiert, wie das Produkt hergestellt wird!

    3. Wir verlassen uns völlig auf unser (veraltetes) ERP-System, das von den Mitarbeitern aber nicht gewissenhaft gepflegt und gefüttert wird!

    HILFE…wo fang ich an!!

    Barbara

    evereve99
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 1038

    Hallo Barbara,

    zuerst einmal sammeln, Zahlen, Daten, Fakten.

    Probleme verursachen Kosten, und damit kommst du bei der Leitung weiter, wenn du Zahlen hast.

    Sind die Probleme dort bekannt?

    Seid ihr zertifiziert, oder wollt ihr es werden?

    Gruß

    Evereve99

    „Hast Du die ganzen Ausrufezeichen bemerkt? Fünf? Ein sicheres Zeichen für jemanden, der seine Unterhose auf dem Kopf trägt.“
    – TERRY PRATCHETT, MUMMENSCHANZ

    qmb-hh
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 176

    Du wirst lachen, vor 2 Tagen haben wir erst unser Ü-Audit problemlos betanden (lasche Auditoren!!) und sind schon seit 2000 nach ISO 9001 zertifiziert! :-)

    Das Problem ist sowohl der GL wie auch allen Mitarbeitern seit Jahren (!!) bekannt.
    Derzeitiges Motto: jetzt haben wir ja die Neue, die wird´s schon richten!!

    Ich denke auch, dass der erste Schritt sein muss, alle Produktionsschritte incl. Materialien in einem Datenblatt manuell zu erfassen!
    Das Problem ist nur, dass es sehr aufwändig wird und alle MA sind bis über beide Ohren mit Arbeit voll; die Führungskräfte meinen, das braucht´s nicht, denn im ERP steht alles drin, was man braucht! Leider werden aber die Vorgaben des ERP während des Auftrags immer wieder abändert, aber nicth im System eingepflegt (anderen Klebstoff oder Schrauben verwendet, andere Gießtemperatur, kürzere Trocknungszeit etc.)*gruselig*

    Barbara

    pen_26
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 411

    Hallo qmg-hh,
    darf ich fragen, von wem ihr zertifiziert wurdet? oder ist das ein geheimnis?
    wie sieht es z.b. mit dem fertigungspapieren aus?

    qmb-hh
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 176

    Zertifizierer ist die See-BG…kannte ich vorher auch noch nicht :-)

    Fertigungspapiere gibt es natürlich, die werden aus dem ERP erzeugt…aber das ist einfach schlecht gepflegt und dadurch fehlerhaft!! Weil es fehlerhaft ist halten sich die MA auch nicht daran, sondern ändern Arbeitsgänge und/oder Materialien, ohne das es im ERP geändert wird.

    Uhu
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 265

    Hi, Barbara,

    Du: „wo fang ich an!!“

    Vorerst: Allerbeste Chancen. Ich liebe Feuerwehreinsätze, da ist die Not am Größten, da darf man tun und dann mit Erfolgen überzeugen, was woanders in Gremien versickern würde.

    Nun, zum Anfangen – Du hast schon angefangen, nämlich hier. Und richtig.
    Weil die anderen hier richtig fachkompetent sind und selbst einen guten Teamgeist haben.
    Ich Ingenieur und Projektmanager auf Abwegen bin kompetent nur für alle Probleme, Fragen und Lösungen über Gegen- und Miteinander.

    Aus dieser Sicht:
    1. Sei hauptsächlich Feuerwehrfrau. Lösche den größten und teuersten aller Brandherde zuerst, hol den Kunden zurück. „Ah“ und „Oh“ sind der Applaus, und von oben tönt lautlos „wir haben die Richtige geholt“.
    2. Benutze die Brandbekämpfungen strategisch als Meilensteine zu mehr Qualität. Das heißt: Lösche den Brand und verkünde gleich die Lehre aus dem Brand und die Lehre aus der Brandbekämpfung und -vorbeugung.

    Je mehr Brände du gelöscht hast,
    a) desto beser Dein Ruf in der Firma, auf dem Hallenboden bis in die oberste Etage und vielleicht ins Penthause der Anteilseigner.
    b) Desto eher tun die Leute auf Zuruf, wo der Kollege mit nicht so gutem Ruf erst mal in Diskussionen verwickelt wird oder nur ein demotiviertes „Yes, Sir!“ hört.
    c) Desto mehr Zeit hast Du auch, nun auch strategisch für die weitere Zukunft zu planen.

    Der logische Hintergrund hinter diesem Rat: 1. Solange ein Unternehmen inkl. belegschaft die eigene Zukunft wichtiger nimmt als alles andere, solange wird nachher alles begrüßt weden, was dieser Zukunft dient.
    Im Moment ist das die Brandbekämpfung, bei nur noch verlöschenden Restbränden die Planung für die Zukunft.

    2 Charisma, natürliches: Wir folgen gern dem, der uns dorthin führt, wo wir selbst hinwollen – wenn wir meinen, unter seiner Leitung sparen wir mehr Mühen als unter der eines anderen. In dieser Sache „Zukunft und Wachstum“, Dein Beitrag: die dazu notwendige Qualität.

    ciao
    Wolfgang Horn

    qmb-hh
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 176

    Hallo Uhu,

    klar, ich liebe auch Feuerwehreinsätze, aber wenn der ganze Wald brennt, kann ich nicht eine Kiefer löschen und mich dafür loben lassen. Das würde ich auch niemals von meinem Chef erwarten – schließlich ist dies mein Job!
    Mein Ruf im Unternehmen und bei den Kollegen (auf allen Ebenen!!) ist sowieso schon sehr gut, weil ich (angeblich) in 3 Monaten mehr bewegt habe als andere in 30 Jahren! Da hab ich keine Sorge.

    Ich brauche nur strategische Tipps, wo und wie ich die Problme angehen und evtl. lösen kann – möglichst viele in kurzer Zeit.

    Barbara

    pen_26
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 411

    Lass die leute auf den fertigungspapieren die notizen schreiben und du gibst sie den verantwortlichen, welcher die fertigungsaufträge ausschreibt bzw. ausgibt oder dem verkauf, welcher ja das produkt verkauft und kalkuliert hat.
    oder du lässt dir das produkt vom kunden mittels empb freigeben?

    medi12
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 683

    Hallo Barbara,

    Gib erst einmal jedes Produkt (Lot, Charge) selber frei. Nachdem bei uns ein Haufen Produkte zurück in die Produktion gingen, weil die Doku-Seite nicht ordentlich abgeschlossen war, wurde es besser. Passiert ist dann folgendes:

    1. Änderungen werden von der Produktion selber schriftlich mit allem drum und dran verlangt, da sie wissen, dass es sonst mit QM Probleme gibt.
    2. Die Leute in der Produktion achten selber auf die Doku, weil sie ja sonst immer was nachtragen müssen.
    2. F&E (Konstruktion) wird auch langsam froh, dass sie nun Aufzeichnungen hat.
    3. Die GF steht dahinter, weil sonst kein Produkt das Haus verläßt.

    Es hat also jeder jeden angestachelt. Perfekt ist es zwar imemr noch nicht, aber wann ist etwas schon perfekt?

    Ist ne sch… Arbeit gewesen (und noch) und gestöhnt haben auch erst einmal alle, aber es hat sich bis jetzt gelohnt.

    An den Vetrieb würde ich das nicht delegieren, da fehlt der Überblick. Die Freigabe beim Kunden ist wahrscheinlich zu spät. Da müsst ihr schon gut mit dem Kunden können.

    Ansonsten würde ich öfters mal ein internes Audit machen, anständige Maßnahmenpläne verlangen und die dann sofort wieder über ein Audit abprüfen. Die Sägezahnkurve geht dann nach oben.

    Gruss,
    medi

    Uhu
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 265

    Hallo zurück, Barbara,

    Du: „…ich liebe auch Feuerwehreinsätze, aber wenn der ganze Wald brennt, kann ich nicht eine Kiefer löschen und mich dafür loben lassen.“

    Oh, das klingt nach Panik und Tunnelblick.
    Da geht’s jetzt nicht um Qualität in den Produkten, sondern um Qualität im Denken.

    Dazu:
    1. Niemand verlangt von einer Irdischen göttliche Leistungen oder Wunder.
    2. Kein Vernünftiger verlangt von Ihnen Perfektion, weil das wäre illusionär. Heißt: Wenn mehr Bräume brennen, als Wasser zum Löschen da ist, dann mußt eine Selektion herbeiführen, auch „Schwerpunktbildung“ genannt.
    3. Vernünftige erwarten von Ihnen aber, daß sie in den wichtigen Fragen zügig und öfter treffend entscheiden als Ihr Kollege bei der Konkurrenz. (Deswegen sind Sie beide hier im Forum…;-))
    4. Wenn kein Baumtyp oder Riesenbaum oder sonstwie ein größter Einzelschaden nicht auf einen Schlag gerettet werden kann, dann kann von Ihnen nur erwarten:
    a) Sie reduzieren Ihren zeitlichen Horizont auf das, was getan werden muß, damit Ihre Firma Zeit gewinnt für Aktionen mit längerer Wirkung.
    Wenn unsere Titanic das Eis gerammt hat und bereits abblubbert, dann erstellen wir keine Vorschriften für die Seefahrt in eisbergefährdeten Gewässern, sondern retten, retten und retten.

    Ihre Rettungserfolge verschaffen Ihnen Zeit.
    Deshalb müssen sie löschen. (wenn die Situation so ist, wie ich sie gelesen habe.)
    Man darf von Ihnen erwarten, daß sie teuerste Problem lösen, das Sie lösen können.
    Man darf von Ihnen erwarten, daß Sie während des Löschens mit Ihrem Chef absprechen, was er zum Löschen tun kann. Daß sie die Löschaktivitäten anderer koordinieren.

    Eine Aktion, die wie „Löschverweigerung“ aussieht, können Sie sich nur erlauben, wenn Sie glaubhaft machen können, daß Ihre Tätigkeiten viel größere Schäden vermeiden.

    Ciao
    Wolfgang Horn

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