QM-Forum › Foren › Qualitätsmanagement › Lager – Zertifizierung, ja oder nein
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Hallo Zusammen,
vorab: wir sind ein reines mittelständisches Dienstleistungsunternehmen.
Stand der Dinge ist, dass unsere Mitarbeiter (verteilt in Deutschland) ihr Arbeitsmaterial direkt von den Herstellern bzw. Zulieferern beziehen. Die Bestellung des Materials erfolgt jedoch über uns (sie sagen uns was sie brauchen und wir beauftragen die Lieferung).
Wir selber haben in der Firma schon immer einen kleinen Materialvorrat als Eigenbedarf. Nachdem beim letzten Mal der Zertifizierer sagte, „seien sie froh, dass sie kein Lager haben, denn die Lagerverwaltung und der Aufwand sind sehr hoch.“ Seitdem scheut sich die Geschäftsleitung diesen Bereich auszubauen.
Aktuell ist jedoch die Überlegeung und fast schon Notwendigkeit, unser eigenes Lager zu vergrößern und den Versand selber zu organisieren.
Meine Frage (ich suche auch Argumente um den Chef zu überzeugen)
– Ist der Aufwand wirklich so hoch?
– Das Material welches wir bestellen wird uns von unseren Auftraggebern vorgegeben, einen Handlungsspielraum haben wir in diesem Sinne nicht. Jedoch ist es teilweise codiert und dies müsste dann festgehalten werden. Teilweise sind auch Lagerungskonditionen (4-24°C) einzuhalten.
– Ist ein eigenes Warenwirtschaftsprogramm (es müsste mit Access kompatibel sein) sinnvoll und/oder notwendig, oder kann man dies auch mit Microsoft Office lösen (Access/Excel,…)?Die Geschäftsführung befürchtet einen erheblichen Mehraufwand (durch Wareneingangskontrollen, -ausgang, und Spezialfälle wie: 2 Mitarbeiter treffen sich und „leihen“ sich geenseitig Material,…) und möchte hierfür keinen neuen Mitarbeiter ab-/einstellen, der als Lagerist etc. fungiert.
Ich hoffe die Rahmenbedingungen sind klar und hoffe, dass die Umsetzung einfacher wird als „befürchtet“ und danke schon einmal für euren Rücklauf.
Gruß Alena
AnonymGast26. Juni 2012 um 15:40 UhrBeitragsanzahl: 2122Hallo Alena,
was soll denn eingelagert werden ?
Gefahrstoffe ?
Gruß
Martin S
Hallo Alena!
Erst mal: Willkommen im Forum!
Und dann meine Meinung: Mach’s richtig oder gar nicht! Logistik kann das Grab sein bzw. Dich in dasselbe bringen. Nach allem, was ich bei uns erlebt bzw. bei Lieferantenaudits gesehen habe, würde ich alle Abläufe, die durch dieses neue Lager entstehen, aufmalen, mir überlegen, wie sie konkret funktionieren sollen und im Sinne eine Prozeß-FMEA überlegen, welche Probleme dabei auftreten können. Und wie ich die im Voraus abstelle. Und erst, wenn das alles einen zufriedenstellenden Eindruck macht, an die Maßnahmen, die dafür notwendig sind, die Preisschilder hängen und die Entscheidung treffen.
Schöne Grüße
Frank
„and pray that there’s intelligent life somewhere up in space,
‚cause there’s bugger all down here on earth!“ (Monty Pythons / Galaxy Song)Hallo Alena,
willkommen im Forum.
Zu deinen Fragen:
Ist ein eigenes Warenwirtschaftsprogramm (es müsste mit Access kompatibel sein) sinnvoll und/oder notwendig, oder kann man dies auch mit Microsoft Office lösen (Access/Excel,…)?
-> Nun, mit Excel ist ja einiges Möglich aber man muss das ein wenig differenzieren. 1. Über wieviele Artikel reden wir hier die ihr einlagern wollt? Wenn es sehr wenige sind (also vielleicht so ca. <50) dann geht das bestimmt auch in Excel. Jedoch kommt irgendwann der Punkt wo die Übersicht verloren geht und der Pflegeaufwand darin zu aufwendig wird. Schafft euch besser ein Warenwirtschaftsprogramm an.
Außerdem müsst ihr Inventur machen und die Lagerbewegungen (Ein- und Auslagerungen) festhalten, sowie wissen wo die Ware steht (Lagerplatz). Das geht alles mit einem WaWi-Programm besser und schneller.
Dann schreibst du:
Die Geschäftsführung befürchtet einen erheblichen Mehraufwand (durch Wareneingangskontrollen, -ausgang, und Spezialfälle wie: 2 Mitarbeiter treffen sich und „leihen“ sich geenseitig Material)
-> Also Mehraufwand wirst du sicherlich haben. Wareneingangskontrolle musst du gesetzlich gesehen sowieso durchführen es sei den du verzichtest auf dein Reklamationsrecht. Auf eine Ausgangskontrolle kann jedoch verzichtet werden wenn ihr nichts an der Ware verändert.
Deine Spezialfälle lassen sich zu 100% nicht vermeiden, jedoch läst sich sowas sehr gut reduzieren das man nur Ware erhält wenn man einen Warenentnahmeschein hat. Ohne Schein keine Ware gaaaaaanz einfach.
Alles im allem läuft das sehr wahrscheinlich (je nach dem wie groß das Lager wird) das eine zusätzliche Stelle durch einen Lagerist geschaffen werden müsste.Wie Frank schon schrieb: Macht es richtig oder lasst es. Ein Zwischending gibt es im Logistikbereich nicht.
Gruß: Mr.Idea
geändert von – Mr.Idea on 27/06/2012 07:44:45
Vielen Dank für die konstruktiven Antworten!
Zumindest habe ich ein „Eigentlich hast du ja Recht“ schon mal erhalten.
Somit wird das dann WaWi kommen.Hat jemand sinnvolle Literatur zu diesem Thema, die knapp und präzise die notwendigen Schritte zur Einführung eines WaWi beschreibt? Die auch die gesetzlichen Bestimmungen erläutert und die Warenausgangskontrolle (wir ändern an der Ware an sich nichts, die einzige Änderung ist die Änderung der Stückzahl).
Und ein einfaches kostengünstiges WaWi Programm?Wir haben weniger als 50 Positionen und haben Artikel wie zB Frachtbriefe, Temperaturlogger (gestartet durch die Mitarbeiter), Formulare mit Durchschlagpapier, Kühlelemente, Blutabnahmeequipement(Nadel, Röhrchen,Transportbehälter…)
Da ich jedoch bis zur nächsten Zertifizierung das Projekt nicht auf die Beine gestellt bekomme, gefällt mir die Idee einer Kollegin, die meinte, eigentlich versenden wir ja an unsere Mitarbeiter und nicht an Kunden. Können wir dann nicht das Versenden als „Eigenbedarf“ deklarieren?
Die Anwort kenn ich glaub ich schon – Nein!?@ Martin S: wir lagern keine Gefahrenstoffe. Und bis auf Hautdesinfektionsmittel (a 100ml) auch keine Flüssigkeiten.
Gruß Alena
Hallo Alena!
Die echten Antworten auf Deine Frage lauten:
1. Ist fast egal. Wenn erst ein Mitarbeiter von Euch was falsches in die Pfötchen bekommen hat oder die Ware nicht rechtzeitig bekommt oder sie gar nicht lieferbar ist (weil niemand mitbekommen hat, daß das Lager leer ist), wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, daß das auf den Kunden durchschlägt?
2. Stelle ich beim Auditieren immer wieder ganz einfache Fragen:
– Wie stellt Ihr sicher, daß das funktioniert?
– Woher wißt Ihr, daß das wirklich funktioniert?
– Woher wißt Ihr, ob das besser oder schlechter wird?
Und die gelten für alle Prozesse!Schöne Grüße
Frank
„and pray that there’s intelligent life somewhere up in space,
‚cause there’s bugger all down here on earth!“ (Monty Pythons / Galaxy Song)Hallo Alena,
zu deinen Fragen mit der WaWi-Software kann ich dir leider keine Empfehlung geben. Warum? Die meisten Firmen setzen eine ERP- Software ein wo die Lagerungsprozesse mit abgedeckt sind.
Auch eine Literaturempfehlung kann ich dir leider nicht geben da die meisten Lageristen eine ext. Schulung in diversen Bereichen besucht haben.
Aber schau doch mal bei Amazon rein (jaja ich weiß Werbung, schau auch gerne wo anders nach) und such dort nach Warenwirtschaft. Dort wird diverse Literatur und auch Software angeboten.
In wie fern die (insbesondere für euch) nutzbar ist kann ich leider (auch) nicht beantworten.Gruß: Mr.Idea
Hallo Elena
„Meine Frage (ich suche auch Argumente um den Chef zu überzeugen)
– Ist der Aufwand wirklich so hoch?
– Das Material welches wir bestellen wird uns von unseren Auftraggebern vorgegeben, einen Handlungsspielraum haben wir in diesem Sinne nicht. Jedoch ist es teilweise codiert und dies müsste dann festgehalten werden. Teilweise sind auch Lagerungskonditionen (4-24°C) einzuhalten.
– Ist ein eigenes Warenwirtschaftsprogramm (es müsste mit Access kompatibel sein) sinnvoll und/oder notwendig, oder kann man dies auch mit Microsoft Office lösen (Access/Excel,…)?“Zu 1) Ja
Zu 2) Vorgeschriebene Lieferanten bzw. genau definiertes Material entbindet nicht von den Pflichten, die ein Material bzw. Lieferant im QM – Sinne mit sich bringt. Das heißt Wareneingangskontrolle auf Vollständigkeit, Erfüllung der Spezifikationen, Lieferanteneignung etc. Aber das hat direkt mit Lager nicht so sehr viel zu tun. Interessant wird es mit den Lagerbedinungen die du ansprichst. Sind ausreichend Lagerplätze vorhanden, die dem entsprechen? Wie wird das kontrolliert? Wie stellt ihr sicher, dass diese Bedingungen eingehalten werden? Was macht ihr, wenn ihr Abweichungen feststellt? Wie geht ihr mit Material um, welche außerhalb der Spec. gelagert worden sind? Wie stellt ihr FIFO sicher? Ist die Art und Weise der Verpackung geeignet, um diese Lagerbedingungen einzuhalten? Sind die Mitarbeiter ausreichend geschult? Notfallpläne? Wie geht ihr mit der Situation um, wenn ihr Fehlbestände feststellt, die evtl. dann außerhalb der Spec. gelagert worden sind…. (nur als Beispiel)
Von Eigenkreationen in Office würde ich abraten, es sei denn, ihr habt nen wirklichen Profi.Dino
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Unverständlichkeit ist noch lange kein Beweis für tiefe Gedanken.
M. Reich – Ranicki
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