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Hallo Forums-Teilnehmer(innen),
ich hatte heute ein interessantes Gespräch mit unserem Fertigungsleiter.
Er sagte, dass es Ihm lieber sei, wenn die Regelkartenlänge sprich der Umfang eines SPC-Auftrages so kurz wie möglich ist.
Begründung: Er hätte dann weniger nicht fähige (<1,33) Prozesse.
Ich versuchte Ihm klarzumachen, dass er vermutlich dann aber auch gleichermaßen die Möglichkeit hätte nicht bzw. noch nicht hätte, fähige Prozesse zu errereichen.
Konnte das Problem jedoch noch nicht plausibel rüberbringen.
Derzeit praktizieren wir die Länge der SPC-Aufträge so, dass wir einen SPC-Auftrag so lange befüllen, bis eine WZ oder Prozessänderungen durchgeführt wird.
Meine Frage nun:
Gibt es Vorgaben, wie Umfangreich/ lang ein SPC-Auftrag mindestens sein sollte?
Ich denke gemäß VDA mindestens 25 Stichproben a 5 Teile oder mind. 125 Einzelwerte, darunter ist nicht sinnvoll!
Übrigens ich rede bei unseren Prozessen maßgeblich von sehr kleinen bis mittleren Spritzteilen im Automobilbereich und wir sind nach TS zertifiziert.
Danke:-)
QM
Hallo QM!
Platt gesagt, möchtest Du möglichst die Langzeitfähigkeit Deiner Prozesse im Blick haben, wogegen Dein Fertigungsleiter die Kurzzeitbetrachtung vorzieht. Natürlich ist es über kurze Zeit einfacher, gut zu sein. Es bewahrt Dich nur nicht davor, über lange Zeit abzudriften.
Für mich mal wieder eine typische „Scheindebatte“, ausgelöst durch das sture Starren auf Kennzahlen, was dazu führt, daß an den Kennzahlen optimiert wird und nicht am Prozess.
Ich würde selbigem Fertigungsleiter sagen, daß er eine sehr viel größere Chance auf fähige Prozesse hätte, wenn er seine Energie in die Verbesserung derselben stecken würde anstatt in solche Diskussionen!
Nebenbei: Gibt’s gerade bei Automotive nicht Vorgabewerte für beides, Cp und CM (oder wie die Dinger jetzt auch immer heißen)?Schöne Grüße
Frank
„There’s no problem too great for running away from it!“ (Charlie Braun)
Hallo QM,
Frank hat es gut auf den Punkt gebracht. Ich ergänze noch ein bisschen Statistik-Kauderwelsch ;-)
In jedem Prozess gibt es Streuung. In den meisten Prozessen gibt es neben der Grund-Streuung noch andere Einflüsse, die einen Effekt auf das Prozess-Ergebnis haben (z. B. Materialsorten, Verschleiß, Mitarbeiter, Temperatur, Druck, usw.)
Je länger ich einen Prozess beobachte, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich durch die Einflüsse das Prozess-Ergebnis (deutlich) ändert. Die Gesamt-Prozess-Streuung wird größer, da z. B. Drift oder Verschleiß eine stärkere Rolle spielen. Und wenn die Prozess-Streuung größer wird, wird die Fähigkeit kleiner, da der Abstand zu den Toleranz-Grenzen kleiner wird.
Bei der Bewertung eines Prozesses ist die Langzeit-Betrachtung sicherlich sehr viel aussagekräftiger als eine möglichst kurze Regelkartenlänge. Dummerweise wird die Fähigkeit scheinbar kleiner, je größer das Beobachtungs-Intervall ist. Insofern entspricht Eure Situation der Frage, ob Ihr SPC im Sinne von „Show Programm for Customer“ machen wollt oder ob Ihr Euren Prozess überwachen möchtet.
Ihr könntet natürlich auch etwas mehr die Statistik bemühen und ein statistisches Prozess-Modell (SPM) aufstellen, in dem die Einflüsse berücksichtigt werden und mit dem Ihr haltbare Vorhersagen zur Fähigkeit des Prozesses machen könnt. Wie so ein SPM funktioniert, hab ich hier ausführlich beschrieben.
Ein „richtig“ und „falsch“ gibt es in dieser Frage übrigens nicht. Es gibt nur ein „passt für uns“ / „passt für uns nicht“.
Viele Grüße
Barbara
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Ich fühle, dass Kleinigkeiten die Summe des Lebens ausmachen.
(Charles Dickens, Schriftsteller) -
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