Krankheitsquote durch Prämie senken?2008-01-17T11:49:09+01:00

QM-Forum Foren Qualitätsmanagement Krankheitsquote durch Prämie senken?

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  • Uhu
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 265

    Hi, Mr. Idea,

    Du: „bei uns in der Firma kreisen Ideen den Krankheitsstand der MA durch eine Geldprämie zu senken“.

    Quacksalberischer Versuch einer Notlösung.
    (Quacksalber bekämpfen das Symptom. Sie wählen dazu das beste Wundermittel, das woanders schon mal funktioniert hat.
    Aber sie können nicht prüfen, ob die anliegende Situation auch dieselbe ist.

    Die Quacksalberei im Heilwesen wurde von den Medizinern verdrängt. Die waren weit erfolgreicher, indem sie eben nicht das Symptom bekämpften, sondern sich die Mühe machten, erst mal die Ursache zu diagnostizieren und dann diese zu bekämpfen.

    Die Quacksalberei wurde verdrängt, wir finden sie noch auf dem Psychoquacksalbermarkt, wo wohl auch diese schaurige Idee herkommt.)

    Nee, wenn schon, dann diagnostiziere die Ursachen für den zu hohen Krankenstand.
    Alles andere ist Ärztepfusch, äh, Fehltherapie.

    Hinweis zur Diagnose: Nimm die FMEA. Wende sie auf das Produkt an „der gesunde Mitarbeiter soll sich entscheiden, lieber zur Arbeit zu kommen“ Welche Einflußfaktoren könnten diesem Entschluß entgegen stehen?

    Geht auf der Rückseite eines gebrauchten Briefumschlages in 5 Minuten, der geschulte Geist erkennt schneller, als er liest.

    Dann bist Du einen Schritt weiter, und dann unterhalten wir uns über die Therapie der schlimmsten Ursachen.

    Ciao
    Wolfgang Horn

    P.S. Die quacksalberischen leichten Lösungen sind heute alle ausgeschöpft. Die schweren Probleme von heute sind mit diesen nicht mehr zu lösen. Wer sie trotzdem lösen will, der tue den Schritt vom Quacksalber zum Arzt.

    geändert von – Uhu on 18/01/2008 03:44:20

    derBERND
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 91

    Hallo,

    ich seh das Ganze nicht so negativ. Bei uns wurde solch eine Prämie eingeführt. Bisher habe ich keine Zombies durch den Betrieb schleichen sehen mit offenem Rücken und chronischer Herzmuskelentzündung :-), davon gehört hab ich auch nicht. Auch vor Einführung dieser Prämie sind die Mitarbeiter mit einer Erkältung zur Arbeit erschienen aus Angst vor einem Jobverlust falls man zu „oft“ krankheitsbedingt fehlt. Diese Angst überwiegt bei weitem dem Anreiz der einmaligen Prämie.
    Der Krankenstand ist gesunken, jedoch wurden neben dieser Prämie auch ander Maßnahmen ergriffen die auch ihren Einfluß haben, wie z.B. persönliche Gespräche mit mutmaßlichen Blaumachern.

    Ich kenne die oben genannten Argumente und teile sie größenteils, bei uns jedoch sind sie nicht nachzuvollziehen.

    Gruß, Bernd

    evereve99
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 1038

    Hallo Bernd,

    „chronischer Herzmuskelentzündung :-), davon gehört hab ich auch nicht.“

    Dann hörst du jetzt davon: Eine Freundin hat sich auf Grund einer wochenlang verschleppten Erkältung (War halt immer so viel zu tun..) vor einigen Jahren mit Mitte Zwanzig eine Herzstörung eingehandelt und wird ihr Leben lang Herzrhythmusstörungen behalten.

    Gruß

    Evereve99

    „Organisation?“ schrie Ford. „Organisation? Was für eine restlos bekloppte Bezeichnung für einen Laden wie den hier!“

    Douglas Adams

    Rainaari
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 630

    Servus,

    meine Güte, was für ein langer Thread…

    Bei uns gibt es 2 Prämien: 50 €, wenn das Abteilungsziel (x Krankheitstage zusammen) erreicht wurde, sowie weitere 50 € wenn die einzelne Person ohne Krankheitstage ist, abzüglich 10 € für jeden Krankheitstag.

    Summarisch wirkt das ganze eher demotivierend, da bei vielen die Fahrtkosten für eine Woche Arbeit schon 50€ übersteigen und das Abteilungsziel in den letzten 5 Jahren nie erreicht wurde.

    Mir ist es lieber, wenn die Leute (grad bei Kopfschmerzen/Fieber) eher zu Haus bleiben, da es bei uns (Medizinprodukt Kl. 3, viel Handarbeit) sehr auf Konzentration ankommmt…

    Was die Herzmuskelschwäche angeht: genau so einen Fall habe ich im Bekanntenkreis auch. Der arme Kerl war erst 2 Jahre später wieder voll einsatzfähig.

    mfg

    Rainaari

    Entchen
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 84

    Hallo Bernd,

    ein guter Freund von uns ist eben wegen dieser Sache (Herzmuskelentzündung, ausgelöst durch einen verschleppten grippalen Infekt) vor zwei Jahren im Alter von 35 Jahren verstorben. Er hatte nur ein wenig Fieber, eine starke Erkältung und ein paar Wochen später war er tot. Gut, dass es sowas in Deiner Firma (noch) nicht gibt! Unser Freund war selbständig und hatte eine kleine Firma. Bei Selbständigen mit kleinen Betrieben kommt sowas wohl öfter vor, denn die haben meist keine Zeit, eine Krankheit auszukurieren. Ein anderer Freund, auch selbständig in einem 1-Mann-Betrieb und knapp 40 Jahre alt, wäre letztes Jahr beinah an einer Lungenentzündung gestorben, weil er wegen seines neu aufgebauten Geschäftes eine Erkältung in seinem Laden und nicht zuhause im Bett ausgesessen hat. Dann war er letztendlich drei Wochen im Krankenhaus und noch Monate danach klapprig.

    Wenn ich noch ein bisschen nachdenke, fallen mir dazu noch ganz viele Personen ein. Der gesunde Menschenverstand gebietet es einfach, wenn man krank ist, auch mal zu Hause zu bleiben und die Sache auszukurieren. Danach ist man schnell wieder 100% fit und kränkelt nicht wochenlang vor sich hin. Was soll also so eine Prämie?

    Okay, ich bin Beamtin, wir ticken ja angeblich sowieso anders. Trotzdem: wir haben in unserer Abteilung ein super Arbeitsklima und wir bleiben alle nur so lang zu Hause, wie es unbedingt nötig ist, schon deshalb, um die Kollegen nicht hängen zu lassen. Und da liegt der m. E. Schlüssel.

    Gruß
    Entchen

    QM-Stefan
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 649

    Hallo,

    ich halte die sache auch für völlig sch…. !
    Ich habe selber mit ständigen rückenscherzen weiter gemacht denn: DAS UNTERNEHMEN MUSS JA LAUFEN !

    Was habe ich davon ?

    12 wochen krankgeschrieben, 4,5 wochen reha und zum schluss, wahrscheinlich meinen job WEG.

    Also leute wer KRANKGESCHRIEBEN wird sollte auch zu hause bleiben. Klar gibt es diese berühmten montage oder auch freitage, aber in der regel schreiben zumindest gute ärzte auch nicht mehr so schnell krank.

    Gruß

    Stefan

    „Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Sobald man aufhört, treibt man zurück.“

    Michael
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 1490

    Hallo Stefan!

    Jetzt mach ich mich mal richtig unbeliebt.

    Nach dem Prämienbeispiel von mir, würdest Du, trotz fast 17 Wochen Krankenschein, immer noch 558€ Prämie bekommen. Das System war und ist eine freiwillige Leistung des Arbeitgebers. Sonst kriegt jeder selbstverständlich da was im Vertrag bzw. Tarifvertrag steht weiterhin gezahlt. Wer Krank feiern muss (leider!!!) der macht das auch weiterhin. Also was soll daran falsch sein? Wer sich Krank zur Arbeit schleppt, macht das mit oder ohne Prämie. Und wer da nicht seine Grenzen kennt, ist es selber schuld.

    Gruß
    Michael

    hackilein
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 748

    und welchen sinn hat dann die prämie?
    und was hilft mir die prämie, wenn ich in 2 jahren meinen arsch zukneife, weil ich um der prämie willen und um das tageziel der abteilung zu erreichen mich mit insuffizienzen auf arbeit schleppe?
    gruß
    hacki

    „das ist ein walversprechen. das muß man nicht halten!“ käpt’n blaubär, der weiseste bär des universums

    Michael
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 1490

    Hallo!

    Sie dient dazu, um die Leute die eben nicht krank sind, aber krank feiern, davon abzuhalten. Übrigens finde ich es sehr bedenklich, wenn in diesem Zusammenhang gleich von Todesfällen gesprochen wird. Ich bin der Meinung mann sollte bei einer Diskussion die Kirche im Dorf lassen. Oder weiß irgendjemand der darüber berichtet, das es wirklich zum Todesfall kam, weil der jenige nicht krank gefeiert hat? Das medizinische Fachwissen würde ich bewundern, denn gesagt ist so was sehr leicht. Und nochmal, wer krank ist, kann auch krank feiern. Wenn der Arbeitgeber diese Prämie zahlen will, was spricht dagegen? Du bist doh nicht gezwungen für dieses System zu arbeiten.

    Gruß
    Michael

    hackilein
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 748

    einem arzt traue ich genug medizinisches fachwissen zu, und wenn dieser vor den gefahren warnt und einen entsprechenden fall als beispiel hat (junge frau, paarnzwanzig, urplötzlich verstorben, der staatsanwlt stand vor der tür, weil evtl häusliche gewalte eine rolle gespielt haben könnte, autopsie brachte dann die herzmuskelentzündung aufgrund verschleppter erkältung zutage), werde ich dieses beispiel (unter einigen anderen) auch weitergeben.
    und wer krank ist, ist krank und feiert nicht krank! mit diesen äußerungen werden kollegen gerne von kollegen und vorgesetzten sehr unkollegial unter druck hesetzt.

    gruß
    hacki

    „das ist ein walversprechen. das muß man nicht halten!“ käpt’n blaubär, der weiseste bär des universums

    medi12
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 683

    Dagegen spricht das schon von hccv beschriebene Prinzip der Gleichbehandlung. Es werden mit einer solchen Prämie die Leute benachteiligt, die chronische Krankheiten haben, ältere Mitarbeiter, Mitarbeiter die körperlich schwerere Aufgaben erfüllen und im Übrigen auch Eltern, die sich wegen Krankheit eines Kindes krankschreiben lassen müssen.

    Das ganze ist für mich ein ziemlicher Verhau und auch moralisch ziemlich verwerflich.

    Wenn ich jemanden bezahlen muss, damit er nicht krankfeiert, dann stimmt doch was im System oder beim MA nicht. Ich jedenfalls hätte keine Lust, Krankfeiern im Nachhinein dadurch zu belohnen, dass ich eine Prämie fürs nicht Krankwerden einführe.

    Gruss,
    medi

    Michael
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 1490

    „und wer krank ist, ist krank und feiert nicht krank! mit diesen äußerungen werden kollegen gerne von kollegen und vorgesetzten sehr unkollegial unter druck hesetzt“

    Dann müssen diese Leute auch das Risiko eingehen, das der Mitarbeiter sie ansteckt (Erkältung, Magen Darm etc.)Selber schuld!
    Um es mit den Worten aus einem der Beiträge zu schreiben: Dann stimmt etwas in der Firma nicht. Da hat das von mir vorgeschlagene Prämiensystenm nichts mit zu tun, wenn Leute so behandelt werden.

    Gruß
    Michael

    qualyman
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 2072

    Hallo erstmal,

    muss das Ganze mal wieder mit etwas Humor würzen:

    „Lieber einmal freitags oder montags krank,
    als ein lebenlang tot!“

    und

    „Lebe jeden Tag so, als ob es dein letzter wäre“

    Gute Zeit!

    Qualyman – Qualitäter aus Überzeugung und Leidenschaft, auch wenn´s mal Leiden schafft!

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    msb
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 1613

    Ja hallo,

    hier ging ja noch mal ganz schön die Post ab. Und das an einem Freitag, an dem normal ziemliche Flaute herrscht.
    Aber das ist ja oft so, wenn es verschiedene Standpunkte in einer heiklen Sache gibt.
    Das Traurige an dem ganzen Thema ist die Tatsache, dass es nur ums liebe Geld geht. Und dafür – wie oft üblich – verkauft so mancher alles Mögliche (und oftmals auch seine Gesundheit).
    Die Firma will mehr Geld machen, indem man die Krankheitsquote senkt und die Mitarbeiter wollen mehr Geld machen, indem sie kaum krank sind (auch wenn sie krank sind), damit sie die Prämie erhaschen.

    Der beste Weg hierbei ist es, sich nicht vom teuren Euro leiten zu lassen, sondern von dem oft in anderen Threads erwähnten GMV.
    Wer seinen gesunden Verstand einsetzt, weiß genau, wenn er im Krankwerden ist oder schon krank ist, ob er zur Arbeit gehen kann, soll, oder muss oder eben nicht.

    Aber wer ist heute noch vernünftig …

    Soweit meinerseits zu diesem Thema für heute.

    Gruß msb

    wer die Wahrheit sucht, wird sie finden

    Michael
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 1490

    Hallo!

    Das Schlusswort gefällt mir. Und dabei sollten wir es auch belassen.

    Gruß
    michael

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