QM-Forum › Foren › Qualitätsmanagement › Inventur bei Produktionsbetrieb?
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Hallo zusammen!
Das Jahr neigt sich dem Ende und die Jahresinventur steht vor der Tür!
Ich war bisher in einem Logistikunternehmen tätig und kenne daher nur Lagerinventuren bzw. fortlaufende Inventar-Bestandsführungen.
Nun arbeite ich ja seit einigen Monaten in einem Produktionsbetrieb…und hier wird nicht nur beim Lager eine Inventur gemacht , sondern auch in der Fertigung befindliches Material muss gezählt werden.Mich wundert eins: Wenn das Lager Material herausgibt, befindet es sich im Produktionsprozess und wurde ausgebucht. Warum zählt man diese Materialien mit??
Ist das so üblich?
Kennt sich hier jemand aus??Bevor ich mich als „Grünschnabel“ hier in die Nesseln setze, wollte ich mich mal bei den Fachleuten im Forum schlaumachen :-)
Danke & Gruß
Barbara aus Hamburg
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Qualität = Kundenzufriedenheit + Wirtschaftlichkeit!Au weia!
Lieblingsthema jeder Fertigung.
Soweit ich weiß, besteht das Hauptproblem darin, daß Buchungsstatus und physischer Aufenthaltsort nicht unbedingt übereinstimmen müssen. Wenn Du bei Auftragsstart die Entnahme buchst, kann Material, das physisch noch im Lager liegt, bereits auf den Auftrag gebucht sein. Wenn Du mit retrograder Entnahme arbeitest, ist es andersrum: Material, daß sich physisch in der Fertigung befindet, ist noch nicht abgebucht.
Ansonsten müßte Dir dazu Deine eigene Logistik und Buchhaltung mehr erzählen können als jeder Qualitäter. Merke: Material, das fehlt, kann wenigstens keine Folgeschäden verursachen ;-)Schöne Grüße
Frank
„Es ist alles gesagt – nur noch nicht von jedem.“ (Karl Valentin)
Danke Frank, wie immer super-fixe Reaktion!!
Der Lagerort ist doch völlig irrelevant. Eingebuchtes Material wird im Lager mit Lagerort (Regal28/Fach12 oder auch Außenlager) und wird ausgebucht, wenn der Werker mit seiner Materialliste bei ihm ankommt. Folglich ist das Material raus aus dem Lager und innerhalb der Produktion.
Und deswegen verstehe ich ja auch den Zählvorgang in der Produktion nicht.
Bin ich zu blond für dieses Thema???? :-(
Barbara aus Hamburg
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Qualität = Kundenzufriedenheit + Wirtschaftlichkeit!Hallo Barbara
Um einen Überblick zum wirklichen Bestand zu bekommen ist es einfach notwendig zu einem Stichtag zu wissen was in der Firma vorhanden ist. Es geht hier auch Steuertechnische Gründe.
Was aus dem Lager raus ist ist ja noch nicht verkauft.
Das bedeutet dass in der Firma jede Menge „totes Kapital“ rumliegt.
Dies ist ja noch im Besitz der Firma und hält den Wert hoch. Würde es fehlen wäre es Verlust und fälscht die Zahlen unnötigerweise. Die Buchhalter und Steuerexperten spielen dann noch etwas damit um die bestmöglichste Steuerkonstellation herauszubekommen. Ich bin kein Buchhalter und kann das daher nicht so gut erklären.
Zudem gibt dieser Überblick dann auch die Übersicht frei inwieweit sich eine Selbstbedienung (für private Zwecke) im Material eingeschlichen hat ( gerade bei Schrauben und Werkzeugen beliebt). Das läßt sich dann über die Prozentzahlen recht gut feststellen.
Hoffe das Blonde etwas abgedunkelt zu haben :-)
nobbeDanke Nobbe,
mmmhh *grübel*…
…aber wenn das Material durch unsere gesamte Produktion gelaufen ist und in ein schickes Produkt verwandelt wurde, vom Versand auf den LKW gewuchtet wurde und auf dem Weg zum Kunden ist, ist es ja auch noch nicht verkauft, denn Geld haben wir dann noch nicht erhalten.EGAL! Ich schau mir die Praxis an und stelle meine „blonden“ Fragen den Fachleuten vor Ort.
Mit unserem Controller kann gottlob ganz gut :-)Barbara aus Hamburg
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Qualität = Kundenzufriedenheit + Wirtschaftlichkeit!Ich weiß nicht was ihr macht – aber wenn das MAterial auf dem LKW ist , ist in der Regel ein Lieferschein geschrieben, hinter dem sich der Wert der darauf zu schreibenden Rechnung verbirgt… faßbarer Wert!
nobbeHallo Barbara,
wenn das Material in Form von was auch immer auf dem Weg zum Kunden ist, müsste es eigentlich (wie die anderen schon geschrieben haben) physisch den „nicht mehr in der Firma“-Status haben.
In der Buchhaltung wird dann gleichzeitig eine offene Forderung aufgemacht, in der steht, dass Euch Kunde X den Betrag Y mit Stichtag mm.dd.yy schuldet (je nach Zahlungsvereinbarung).
Wenn der Zahlungseingang vom Kunden kommt, wird das Geld gegen die offene Forderung gebucht und damit beglichen (doppelte Buchführung oder mindestens OP-Buchhaltung). Du hast deshalb zwei voneinander abhängige und dennoch getrennte Bereiche: den physischen und den buchhalterischen.
Bei der Inventur geht es *ausschließlich* um den physischen Bereich. Wenn Du dort dann bei der Inventur zu wenig Material findest (wie fehlenden Schraube und/oder Werkzeug), wird das in der Buchhaltung als Verlust abgeschrieben.
Damit Du feststellen kannst, wie viel da sein müsste und wie viel da ist, brauchst Du:
1. die aktuelle Inventur
2. die Bestandslisten der letzten Inventur
3. die Material Zu- und Abflüsse von letzter Inventur bis zur aktuellen InventurAlle drei Positionen haben aber in erster Linie nichts mit der Buchhaltung zu tun (auch wenn natürlich Material = Geld und herumstehendes Material = totes Geld gilt). Die muss nur hinterher die gezählten Materialbestände in Beträge umwandeln, um das Betriebsvermögen feststellen zu können.
Ich hoffe, damit ist es etwas klarer.
Viele Grüße
Barbara
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Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein.
(Ernest Rutherford, Physiker)und was noch keiner angemerkt hat…
so mancher Fertigungsbereich erliegt der Versuchung, sich sog. „Schwarzbestände“ anzulegen.. ;-)
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„Wenn du eine weise Antwort verlangst, mußt du vernünftig fragen“olle Wolfgang Johann von Goethe
-wird mir immer sympatischer der Mann-
—@Loretta: Naja, „Schwarzbestände“ sind dann genauso weg wenn bei der Inventur nicht auffindbar wie das Werkzeug, das einer mit nach Hause nimmt.
Oder meinst Du so ein lustiges:
Wir hatten 10, haben 8 verkauft, 5 nachgekauft und jetzt zählen wir 9!?10-8+5=7 und nur wenn noch 2 nicht gelistete (Schwarzbestände) dazu kommen, können bei der nächsten Inventur aus 7 dann 9 werden.
Meinst Du das?
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Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein.
(Ernest Rutherford, Physiker)hehe, das nennt man dann kreative mathematik ;)
„das ist ein walversprechen. das muß man nicht halten!“ käpt’n blaubär, der weiseste bär des universums
@hackilein: Als diplomierte Zahlenfälscherin bin ich dafür prädestiniert ;-)
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