Heimarbeiter auditieren?2006-10-24T12:45:49+01:00

QM-Forum Foren Qualitätsmanagement Heimarbeiter auditieren?

Ansicht von 15 Beiträgen – 1 bis 15 (von insgesamt 15)
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  • qbs
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    Beitragsanzahl: 17

    Hallo zusammen,

    nachdem ich nun nach endloser Suche (Gottlob, aus festern Position heraus!) in Kürze eine neue QM-Position antreten werde, habe ich vorweg schon eine Frage.
    Dieses Produktionsunternehmen hat fast 25% der Belegschaft als Heimarbeiter beschäftigt, die wichtige Kleinteile der Produktion fertigen – folglich sind sie entscheidender Bestandteil der Prozesskette….aber wie sollen diese Heimarbeiter geschult/auditiert/zeritfiziert werden? Mach ich dann Hausbesuche??
    :-)

    Bisher kannte ich diese Problematik nicht…was tun?

    qbs

    QM-Dino
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 1402

    Moin,

    kommt darauf an…….

    Frage: Was machen diese Heimarbeiter? Im Regelfall werden es recht einfache Tätigkeiten sein, für die kein hoher technischer Aufwand (sprich Maschinen etc.) betrieben werden muss.

    Frage: Wie stellt ihr die gleichbleibende Qualität sicher? Wohl indem ihr ne Eingangskontrolle bei euch durchführt.

    Frage: Woher beziehen diese Mitarbeiter die Vormaterialien? Von euch im Normalfall, also habt ihr auch dafür die Nachweise.

    Frage: Wie stellt ihr sicher, dass diese Mitarbeiter wissen, was sie wie tun sollen? Im Optimalfall habt ihr sie geschult und das ganze dokumentiert.

    Ich hatte mal nen ähnlichen Fall, das habe ich dann so definiert:
    Heimarbeiter entspricht einem Zulieferer, der mit von mir gelieferten Einzelteilen einen oder mehrere Arbeitsschritten zur Vervollständigung eines Ganzen beiträgt und dieses an mich als Kunden liefert.

    Damit war der Auditor zufrieden. Du kannst nicht jeden daheim besuchen, ist auch nicht der Sinn der Aktion. (Obwohl… bei manchen der Damen wäre ich gern mal auf nen Kaffee vorbeigefahren)
    Du musst entscheiden, ob diese Teile kritisch sind, ob du mit den Prüfungen zurecht kommst.

    Dino

    Wenn du ein Schiff bauen willst, fang nicht an, Holz zusammenzutragen, Bretter zu schneiden und Arbeit zu verteilen, sondern wecke in den Männern die Sehnsucht nach dem großen, weiten Meer.
    (Antoine de Saint-Exupery)

    Systemmanager
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 291

    Hi qbs!

    Die erste Frage ist, ob die Personen zur Organisation gehören. Wenn ja, macht es keinen Unterschied, ob diese da oder dort sitzen (Ausnahme TS 16949, da ist alles anders!!!).
    Wesentlich ist, dass die Arbeitsplätze entsprechend gestaltet werden und auch die entsprechenden Gesetzte zum Arbeitnehmerschutz umgesetzt sind.

    Handelt es sich bei den Arbeitnehmern um Selbständige/ Werkvertrag, so sind diese als Lieferanten zu betrachten.
    Also ist ein entsprechender Vetrag aus zu arbeiten. Dieser Vertag kann Arbeitsanweisungen, welche ein zu halten sind, beinhalten.

    Qualitätssicherung für Vormaterial, Halbzeuge, usw, sind fest zu legen.

    Lagerbedingungen, Lieferzeiten, Verpackung….Schulungen u.v.m. …

    Systemmanager :-)

    robbob
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 384

    Hallo,

    diese MA sind doch genau so wie die anderen am wertsöpfungsprozess beteiligt und sollten genauso behandelt werden. schulung, auditierung etc.

    gruss

    robbob

    QM-Dino
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 1402

    Moin,

    robbob, so seh ich das nicht. Heimarbeiter sind Mitarbeiter, die quasi als „Zulieferer“ arbeiten. Schau dir mal die Verträge mit den Leuten an. In den meisten Fällen sind diese Leute nicht in der Firma angestellt, haben also weder Urlaubsanspruch noch Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Also, keine Leistung = kein Geld. (Vielleicht gibt es da Ausnahmen, aber ich kennen keine)

    Was ist denn der Grund für sowas? Kosten sparen. Wenn ich nun also hingehe, und diese Leute auch noch auditiere (ich rede nicht von Schulung, die ist nötig) ist der Vorteil fast dahin.

    Und, wie gesagt, es sind fast ausschliesslich Tätigkeiten, die in der Küche oder im Keller ausgeführt werden können.
    Ich hatte dies bereits und der Auditor war mit unserer Vorgehensweise einverstanden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Auditor Lust hat, bei 100 Heimarbeitern in deren Wohnung ein Audit durchzuführen.
    Also, einfach als Zulieferer deklarieren, spart ne Menge Mühe und Kosten.

    Dino

    Wenn du ein Schiff bauen willst, fang nicht an, Holz zusammenzutragen, Bretter zu schneiden und Arbeit zu verteilen, sondern wecke in den Männern die Sehnsucht nach dem großen, weiten Meer.
    (Antoine de Saint-Exupery)

    Rossy
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 368

    Man kanns ja auch übertreiben.
    Dann müsste jede Friedhofsverwaltung ganze Heerscharen von Regenwürmern auditieren – sorry, ich sehe den Sinn nicht.

    Gruß

    Rossy

    Es ist wie immer, nur schlimmer…

    robbob
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 384

    :-) Dino, der auditor macht ja auch immer stichproben , Multimomentaufnahmen sind für mich dann aussagefähig.

    hmm , also falls du diese als Lieferanten deklarieren würdest dann must du diese auch entwickeln -> Prozesse standartisieren etc.

    wie willst du denn sonst sicherstellen das das ergebniss die dieser leute erbringen wiederholbar ist. ( z.B. durch schulungen , ja ) , alle müsste man ja nicht auditieren .

    Um eine relativ gute aussage machen zu können kannst du ja mal ein Profil vom Arbeitsplatz machen ( was brauche ich für ressourcen ) , diese kannst dann den Leuten in Ihre verantwortung beistellen, dann schulst Du diese -> mit unterschrift , und tust ein Auditplan ( rotierend ) erstellen. Dat du z.B. 10 von diesen Arbeitsplätzen vor Ort auditierst. So das mal von einen zeitraum X mal alle auditiert sind. Das kannst du dann nennen wie du willst Internes Prozess/Arbeitsplatz Audit bzw Lieferantenaudit.

    Da Gibt es sicherlich ganz viele ansätze.

    gewisse ansprüche sollte mann ja auch haben. Es ist klar wenn einer schrauben daheim abfüllt dann langt es wenn er eine geeichte Waage hat. Bei Nudeln sehe es dann aber schon anders aus.

    Gruss

    robbob

    QM-Dino
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 1402

    Moin,

    kein Wunder, dass viele Leute uns hassen…..

    Die Bürokratie ist tot, lang lebe die Bürokratie!!!

    Sorry, aber so langsam glaube ich, dass man einfach bei vielen das Denken abgestellt hat. Schmeißt mal die Norm in den Keller und geht mal vor die Tür, schaut euch das reale Leben an………

    Und erklärt dann mal ner alleinerziehenden Mutter, die sich paar Mark verdienen muss, warum ihr so nen Aufstand macht, nur weil sie 15 Schrauben in ne Tüte zählt und dafür pro tüte nen cent kriegt!!

    Schon mal was von Augenmaß gehört????

    Dino (der langsam ne Wut hat)

    Wenn du ein Schiff bauen willst, fang nicht an, Holz zusammenzutragen, Bretter zu schneiden und Arbeit zu verteilen, sondern wecke in den Männern die Sehnsucht nach dem großen, weiten Meer.
    (Antoine de Saint-Exupery)

    geändert von – QM-Dino on 25/10/2006 09:33:59

    Lars124
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 156

    Hallo qbs,

    ich kann mich der Meinung von QM Dino nur anschliessen. Behandelt die Heimarbeiterin einfach als verlängerte Werkbank in eurem Fertigungsprozess und stellt sicher, dass sie gleichbleibenden Qualltät liefern.
    In der Regel bekommen die Heimarbeiterinnen einen Auftrag, konfektioniere z.B. 15 Stück Schrauben in einen Polybeutel.
    Es wird sicherlich einen Gesamtverantwortlichen für den Prozess geben, der die Arbeit überprüft (vielleicht WE durch Stichprobe, fertig).

    Wie QM-Dino schon sagt „Augenmass“.
    Gruss
    Lars

    Barbara
    Senior Moderator
    Beitragsanzahl: 2766

    Hallo zusammen,

    eigentlich wollte ich mich hier nicht beteiligen, nur wo jetzt die Wellen so hoch schlagen, möchte ich auch meine Meinung dazu abgeben:

    Wie qbs geschrieben hat, fertigen die Heimarbeiter wichtige Kleinteile der Produktion. Somit ist es für seine Firma auch notwendig, eine bestimmte Qualitätslage sicherzustellen und ein bestimmtes Volumen, das die Heimarbeiter liefern.

    Bei den Schulungen sind wir uns wohl alle einig: Es macht keinen Unterschied, wo die Mitarbeiter sitzen. Alle müssen wissen, was sie tun und warum sie das tun.

    Die Firma muss sicherstellen, dass die Heimarbeiter das Geforderte auch erfüllt. Dafür müssen die Heimarbeitsplätze entsprechend gestaltet sein.

    Und je nachdem, welche Anforderungen an die Heimarbeiter gestellt werden, können hier auch Audits sinnvoll sein (ob nun als Stichproben oder Gesamterhebung). Das hängt wiederum von der Relevanz der Arbeitsbedingungen sowie von der Wichtigkeit der gelieferten Qualität und den Anforderungen an die Liefermenge ab.

    Natürlich ist es aufwändig, Heimarbeiter vor Ort zu auditieren. Hier braucht qbs ein gutes Augenmaß, damit sein Produktionsfluss gewährleistet ist. Andererseits muss auch berücksichtigt werden, dass mit Audits bei Heimarbeitern Zeit und Kosten verbunden sind und sich dadurch die Produktionskosten verteuern. (Wobei ein Produktionsstillstand auf Grund von Qualitätsmängeln oder einem zu geringen Liefervolumen deutlich teurer sein dürfte.)

    Ich würde also überlegen, was mir im schlimmsten Fall passieren kann, wenn ich komplett auf Audits verzichte:
    *Risiken für die Qualität
    *Risiken für den Produktionsfluss
    *Risiken für Lieferengpässe
    etc.

    Und dann würd ich entscheiden, ob Audits sinnvoll sind und in welchem Umfang sie stattfinden sollten. Meiner Meinung nach gibt es keine generelle Regel hierfür, da die Anforderungen an die Heimarbeiter eine erhebliche Rolle spielen.

    Viele Grüße

    Barbara

    _____________________________________

    „Was war das für eine Stimme?“ schrie Arthur.
    „Ich weiß nicht“, brüllte Ford zurück, „ich weiß es nicht. Es klang wie Wahrscheinlichkeitsrechnung.“
    Douglas Adams – Per Anhalter durch die Galaxis

    Frank_Hergt
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 1530

    @ Dino

    Schmeißt mal die Norm in den Keller und geht mal vor die Tür, schaut euch das reale Leben an………

    Schon mal was von Augenmaß gehört????

    von – QM-Dino on 25/10/2006 09:33:59

    Im realen Leben steht bei mir die Fertigung, oder ich bekomme im schlimmsten Fall Reklamationen vom Kunden, weil eine Heimarbeiterin die falsche Schrauben oder zuwenige eingetütet hat. Muß nicht an ihr liegen, kann sein, die Beistellung ist danebengegangen, kann sein, sie ist auf dem Verteiler einer Änderung vergessen worden, kann sein, ihr hat nie jemand genau genug erklärt, was sie da tut und warum, so daß bei ihr die kleinen Warnlichter, die bei einer internen Mitarbeiterin zu einer Rückfrage geführt hätten, nicht angegangen sind.
    Die Norm ist mir beim Auditieren ziemlich egal. Ich versuche herauszufinden, was schiefgehen kann und wie wir dagegen abgesichert sind.

    Grüße aus dem realen Jurassic Park!

    Frank

    QM-Dino
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 1402

    Servus Frank,

    genau das meine ich!!!

    Real Life! WAS kann passieren? WIE sichere ich mich ab?
    Und dafür brauch ich keine Norm! Dafür brauch ich Menschenverstand, Menschenkenntnis, Lebenserfahrung, Augenmaß!!

    Ich habs gesagt: Schulung JA! Audit Quatsch.

    Meine Meinung, aber durch Erfahrung in dem Bereich bestätigt.

    Dino

    Wenn du ein Schiff bauen willst, fang nicht an, Holz zusammenzutragen, Bretter zu schneiden und Arbeit zu verteilen, sondern wecke in den Männern die Sehnsucht nach dem großen, weiten Meer.
    (Antoine de Saint-Exupery)

    robbob
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 384

    habe auch schon ein paar wenige erfahrung diebez. gesammelt. -> verhältnissmäsigkeit -> gesunder Menschenverstand
    ich denke auditoren haben denn auch und wissen normalerweiser zu unterscheiden :-)

    das man einen AG schraubenpacken anders betrachten soll wie irgendwelche montagearbeiten wie transistoren in eine wetterstatin wetterstation einbauen .

    gruss

    robbob

    Frank_Hergt
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 1530

    @ Dino:

    Ich habs gesagt: Schulung JA! Audit Quatsch.

    Sorry, immer noch anderer Meinung. Wir machen hier „Selbstaudits“ in den einzelnen Fertigungsteams. Durchgeführt von den MitarbeiterInnen, die die visuelle Endprüfung durchführen. Gehören zur Abteilung, nicht zum Team. Immer einer, der das Team überprüft und einer aus einer anderen Abteilung. Ist seit Jahren das einzige Werkzeug, mit dem ich herausfinden konnte, was vor Ort wirlich abgeht. Hat mit Norm zugegebenermaßen nichts zu tun, ist aber Audit!

    „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!“ (Lenin)

    „Leider!“ (Frank)

    qbs
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 17

    Hallo alle zusammen,
    gerade in solchen Fällen bestätigt es sich wieder: dieses Forum ist Gold wert und nur mit wahren Praktikern besetzt! Hut ab und Dank an alle!

    So wie es nun aussieht, werde ich vstl. die QM-Stelle doch nicht antreten…was allerdings nicht an der Frage der Heimarbeiter-Auditierung scheitert, sondern am Standort bzw. an den fehlenden Jobangeboten für meinen Lebenspartner in dieser Region!
    Aber vielleicht hat ja noch jemand einen Tipp, wer eine QMB (bevorzugt Bereich Logistik) in Schleswig-Holstein/Hamburg sucht?!?

    Freue mich über alles!
    qbs

    qbs

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