QM-Forum › Foren › Qualitätsmanagement › gute & schlechte Zertifikate? Was meint Ihr?
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AutorBeiträge
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snipp
Bei mir lautet die Devise „Ein Qualitöter muß immer den Finger in die Wunde legen“!<lach> das versuch ich doch die ganze Zeit…
Hi Blackberry (Ex-Seffe),
aber Vorsicht, das kann auch (h)Eiter werden.
Frei nach dem Spruch:
Auge um Auge führt nur dazu, daß die ganze Welt erblindet.
Ghandi
Gute Zeit!
Qualyman – Qualitäter aus Überzeugung !
Gute Zertifikate – schlechte Zertifikate?
Was soll die Frage?
Wir spielen doch alle mehr oder weniger bei diesem „Sch….“-Spiel mit. Nicht wenige von uns gründen ihre eigene Existenz darauf.
Zertifizierungsgesellschaften und auch ihre Auditoren sind äußerst auf Wirtschaftlichkeit und damit auf Kundengewinnung und -erhaltung ausgerichtet. Die vielgelobte Unabhängigkeit der Gesellschaften ist damit nicht existent und der „Ehreneid“ der Auditoren zum Dienste an der Norm lediglich ein Lippenbekenntnis.
Nach meiner Erfahrung ist es völlig wurscht, welche Zert-Gesellschaft das Zertifikat ausstellt. Wer ein Zertifikat zumidest für die 9001 bekommen möchte, bekommt auch eines – egal wie oberflächlich sein QMS aufgebaut ist.
Leider schwimmen alle Firmen (vor allem die fordernden Großen) bei dieser negativen Entwicklung mit. Kaum einer wagt es, die Zertifizierungspraxis in Deutschland öffentlich zu kritisieren und sich aus gutem Grund gegen die Zertifizierung zu stellen.
Eigentlich weiß jeder, welcher sich mit der Materie beschäftigt, dass das Zertifikat unter Umständen lediglich ein Persilschein ist und keineswegs für die Qualität des Lieferanten bürgt. Aber immer wieder werden Zertifikate entgegengenommen, sauber abgeheftet und auf Qualitätsmängel unzureichend reagiert.
Ich frage mich, warum reagieren Kunden im Lieferantenaudit völlig unkritisch gegenüber eigentlich nicht zertifizierungsfähigen Lieferanten. Wer sonst als der Kunde hätte die ideale Gelegenheit, bei der zertifizierenden Gesellschaft nachzuhaken, warum er bei seinem zertifizieren Lieferanten kein normkonformes bzw. geeignetes QMS vorgefunden hat oder warum die Zert-Gesellschaft einen solchen „Murks“ überhaupt zertifiziert hat?
Für mich ist die ganze Zertifizierungsbewegung eine Bewegung der besitzstandswahrenden Lobbyisten geworden, welche mehr und mehr auf finanziellen Selbsterhalt und Gewinn ausgerichtet ist. Leider wird damit der ehemals sicher ehrbare Qualitätsgedanke rigoros unterwandert.
So wird das nichts mit Qualität Made in Germany. Manche Dinge müssen weh tun, damit sich etwas bewegt bzw. ändert.
Hallo Qualyman,
wer hat die Gegenprüfung durch die Zert-Gesellschaft veranlasst? Welche „Verdachtsmomente“ gab es? Ich würde zu gern aus gleichen Gründen einen Auditor auf gleiche Weise nach Sibirien schicken. Dieser Auditor hat sich wohl kaufen lassen, so blind kann man überhaupt nicht sein. Ich finde die von ihm an den Tag gelegte Praxis unerträglich und höchst unseriös.
Gruß
Vivian
Hallo Vivian,
mit vielen Anmerkungen hast Du sicher Recht!
Zum Glück gibt es aber auch einige (wenige???) Firmen, die von sich aus auf Qualität setzen. Nur habe ich manchmal den Eindruck, die bräuchten auch kein Zertifikat, da sie intern und im Umgang mit den Kunden gute Qualität an den Tag legen.
QMarc
Gute Zertifikate – schlechte Zertifikate?
Was soll die Frage?
Hallo Vivian,
Du hast meinen ersten Absatz gelesen??
Wie Ihr – vor allem die Automobiler, in Hinsicht auf TS – mit einem DIN ISO Zertifikat umgeht, das von einem nicht akkreditierten Zertifizierer ausgestellt ist.
DAS sollte die Frage (im wesentlichen)
mfg BlackberryAnonymGast15. Dezember 2004 um 16:21 UhrBeitragsanzahl: 2122Liebe Forumsteilnehmer,
wie hätten Sie es denn gerne? Es gibt Teilnehmer die finden einen genauen Auditor, der eng an der Norm auditiert unerträglich. Andere Teilnehmer beklagen sich über unerträgliche Großzügigkeiten und bezweifeln den Wert des Zertifikates.
Meine Behauptung, jeder hat den Zertifizierer, den er verdient und das Zertifikat, das er verdient.
Es gibt Zertifizierer, die in die Auswahl und die Aus- und Weiterbildung der Auditoren viel Geld investieren. Das Geld kommt natürlich von den Kunden und daher können diese Zertifizierer nicht die Billigsten sein. Aber das Geld ist gut angelegt.
Es gibt Zertifizierer und einer davon ist mir persönlich bekannt, die auch regelmäßig die Auditoren bei ihrer Arbeit beim Kunden durch einen Beobachter überprüfen, um sich vom Niveau des Audits zu überzeugen.
Diese Überprüfung erfolgt natürlich ohne Berechnung an den Kunden und ist durchaus kritisch. Das beim Auditor festgestellte Verbesserungspotential wird dem Auditor unmißverständlich rübergebracht.
Die Zertifikate dieses Zertifizierers sind ohne Zweifel.
Viele Grüße
Klaus Braatsch
Hallo Vivian,
leider weiß ich nicht, durch wen die Zert.Gesellschaft angestoßen wurde, seinem Auditor nachzuschnüffeln. Aber nicht mehr wie recht! Qualität ist und muss anständig bleiben! Ohne Backschisch ;-)
Gute Zeit!
Qualyman – Qualitäter aus Überzeugung !
Hallo Herr Braatsch,
Meine Behauptung, jeder hat den Zertifizierer, den er verdient und das Zertifikat, das er verdient.
Ich lese immer wieder aus vielen Beiträgen zu ähnlichen Diskussionen, nicht nur von Ihnen, eine Focusierung auf bestimmte Zertifizierungsgesellschaften heraus. Leider musste ich in meiner bisherigen Praxis feststellen, dass es vor allem in den Zertifizierungsgesellschaften ein sehr unterschiedliches Qualitätsgefälle bei der Zertifizierung gibt. Es fällt mir daher schwer, einen bestimmten Zertifizierer als gut oder schlecht zu bewerten.
Meiner Ansicht nach muss es ehr heißen: Jeder findet den Auditor, den er verdient. Vielleicht haben sie bisher immer Auditoren verpflichtet, die ihrem Qualitätsbewusstsein nahe stehen.
Ein mir bekannter Auditor einer großen Gesellschaft hat erzählt, um als Auditor wirklich gute Unternehmen auditieren zu dürfen, muss man schon einige Jahre im Geschäft sein. Oft würden die miserablen Kunden (ohne vernünftiges QMS)nur an neu verpflichtete Auditoren durchgereicht. Damit erreichen die „alten Haasen“ eine steigende Sicherheit bei eventuellen Überprüfungen. Das könnte eine mögliche Erklärung für Qualitätsunterschiede sein. Ein neu eingestellter Auditor wird wohl selten auf die Idee kommen, seinen altgedienten Vorgänger anzuzweifeln und einem Unternehmen die Zertifizierung zu verweigern.
*****Die Zertifikate dieses Zertifizierers sind ohne Zweifel.
Leider habe ich sowohl bei großen renommierten als auch bei kleineren Gesellschaften Qualitätsgefälle erlebt, die ich als recht extrem empfinde.
Dieser Zertifizierer würde mich wirklich brennend interessieren.
Vivian
AnonymGast16. Dezember 2004 um 14:05 UhrBeitragsanzahl: 2122Hallo Vivian,
zunächst Danke dafür, daß Sie meinen Beitrag aufgegriffen haben.
Natürlich haben Sie Recht, es kommt auch auf den Auditor an.
Wie ich bereits in einem anderen Beitrag erwähnt habe, bin ich selbst seit 9 Jahren für einen Zertifizierer als externer Auditor tätig.
Hauptberuflich bin ich im Qualitätswesen eines produzierenden Unternehmens tätig, das natürlich auch zertifiziert ist. Ich kenne beide Seiten der Medaille.
Ich möchte aus Gründen der Neutralität den Namen meines Zertifizierungsunternehmens, das zu den Größeren gehört, hier natürlich nicht nennen. Wenn Sie das interessiert, schicke ich gerne eine Mail.
Aber bei meiner Zertgesellschaft läuft das so ab, wie das eigentlich normal sein sollte. In regelmäßigen Veranstaltungen erfolgt ein Abgleich, man kann auch sagen eine Kalibrierung, der Auditoren.
An Beispielen wird die gleichartige Beurteilung von Feststellungen beim Audit gelernt. Mit der Norm im Hinterkopf wird festgestellt ob die individuellen Umsetzungen der Unternehmen den Forderungen der Norm gerecht werden. Das sind oft heiße Diskussionspunkte. Aber dem Auftreten der Auditoren beim Kunden wird große Aufmerksamkeit gewidmet.
Der Kunde wird nach jedem Audit um seine Beurteilung der Vorbereitung, des Verlaufs des Audits und natürlich auch des Auditors gebeten.
Die Bewertungen durch die Kunden finden große Aufmerksamkeit und führen zu einer Bewertung des Auditors mit einem Stärken- und Schwächenprofil. Gleichzeitig erfährt der Auditor wo er im Verhältnis bei allen Einzelelementen der Bewertung zu allen Auditoren der Gesellschaft steht.
Mit etwas Selbsterkenntnis kann man daraus schon Verbesserungspotential für sich ableiten.
Auch die Bewertung durch den von mir erwähnten Beobachter kenne ich aus eigener Erfahrung.
Selbstverständlich hat der Kunde die Möglichkeit seinen Auditor vor dem Audit kennenzulernen. Obligatorisch erhält der Kunde einen schriftlichen Werdegang seines Auditors aus dem auch der fachliche Hintergrund und die Ausbildung hervorgeht.
Ein für den Kunden kostenloses Gespräch mit dem Auditor läßt den Kunden erkennen, ob die Chemie stimmt. Dieses Gespräch kann schon mal mehrere Stunden dauern.
Ich habe das alles mal dargelegt um aufzuzeigen, was man von einer guten Zertgesellschaft und einem Auditor erwarten kann.
Viele Grüße
Klaus Braatsch
Hallo Herr Braatsch,
eine solche Zusammenarbeit mit der Zertifizierungsgesellschaft und dem Auditor hätte ich mir als QMB sehr gewünscht.
Leider hat meine GL den unprofessionellen Weg gewählt und hat „ihren“ Auditor und „ihre“ Zert-Gesellschaft gefunden.
Ich möchte nicht weiter darüber philosophieren, was dem zweifelhaften Zertifikat alles geopfert wurde, z. B. ein QMB, die Motivation aller engagierten Mitarbeiter, die Produktqualität, Risikomanagement und jegliche Hoffnung der Mitarbeiter auf einen letzten Impuls von außen zur Verbesserung der Unternehmensorganisation.
Sollte ich jemals wieder in einer entscheidenden QM-Position tätig werden, werde ich sie auf jeden Fall kontaktieren und sie beim Wort nehmen.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Schöne Grüße
Vivian
AnonymGast23. Dezember 2004 um 8:44 UhrBeitragsanzahl: 2122Liebe Vivian,
danke für Ihren Beitrag und die Weihnachtsgrüße, die ich gerne erwidere. Bezüglich der Probleme mit dem Job kann ich nur sagen:“nicht den Mut verlieren“.Folgenden Spruch, dessen Verfasser ich nicht kenne, habe ich in diesem Jahr für meine Weihnachtspost verwendet. Bitte mal drüber nachdenken.
Es kann uns manchmal das Lachen vergehen, doch verlernen dürfen wir es nie!
Es kann uns manchmal eine Sorge drücken, doch erdrücken lassen dürfen wir uns nie!
Es mag uns manchmal ein Mensch auf die Nerven gehen, doch feindselig werden dürfen wir nie!
Es mag uns manchmal des Tages Pflicht zu einer Last werden, doch mutlos werden dürfen wir nie!
Es mag uns manchmal das ganze Leben sinnlos erscheinen, doch geringschätzen dürfen wir es nie!Denn selbst die dunkelste Nacht hat mal ein Ende.
Es wird immer wieder Tag!Ihr
Klaus Braatsch
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