gefühltes Drehmoment2008-03-13T17:51:19+01:00

QM-Forum Foren Qualitätsmanagement gefühltes Drehmoment

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  • Rainaari
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 630

    Servus,

    ihr alle kennt das Gefühl, wenn eine Schraube ‚handfest‘ sitzt.

    Ein Kunde hat reklamiert, daß sich eine von uns drehmomentkontrolliert angezogene Verschraubung ’sehr schwer‘ öffnen läßt. Unsere Kontrollen waren ohne Befund.

    Habt ihr eine Idee, welchen Unterschied im Anzugs- / Losdrehmoment man überhaupt händisch spüren kann..? Ich denke mal, daß es hier um mindestens ± 20% geht, aber ich bin weder Haptologe noch Maschinenbauer.

    mfg

    Rainaari

    Systemmanager
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 291

    Hallo Rainaari!
    Endlich mal ein vernünftiges Thema für Hobby- Schrauber ;-)

    Als Hobbyschrauber (Oldtimer) mache ich fast alles (aber nur fast) ohne Drehmomentschlüssel. Ich würde jedoch sehr stark differenzieren.
    Erstens ist das Werkzeug und seine Hebelwirkung sehr wichtig. Eine 1/2 Zoll Ratsche mit einer Reduzierung auf 1/8 Antrieb hat bei „Handanzug“ ein völlig anderes Drehmoment wegen des längeren Hebels. Mit einem Gabelschlüssel ein M22 auf das richtige Drehmoment zu bringen ist auch nicht so einfach.
    Ich würde mir niemals zutrauen eine Schraube zu öffnen und zu sagen, dass das Drehmoment um 20% divergiert….

    Ich würde sagen, mit seinem eigenen Werkzeug und Übung kriegt man das annehmbar hin. Bei hohen Drehmomenten und ohne den richtigen Hebel nie….
    Bei kleinen Drehmomenten braucht man schon viel Fingerspitzengefühl…..

    Systemmanager auf Abwegen…:-)

    Mr.Idea
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 860

    Moin Rainaari,

    stimme Systemmanager im großen und ganzen zu.
    Das gefühlte Drehmoment kannste ungefähr so vergleichen wie die gefühlte Inflation (FDP Wähler haben z.b. eine gefühlte Inflation von 1000%) :-)
    Scherz beiseite.
    Hab mal vor Jahren gelernt das man von ca 200N bei einer normaler Handkraft spricht.
    Nimm jetzt einen Hebelarm hinzu und fertig ist dein Drehmoment.
    Ich denke ein gefühlter Drehmoment dürfte deutlich mehr als 20% schwanken.

    Gruß: Mr.Idea

    qualyman
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 2072

    Hallo Rainaari,

    händisch spürbar!?!
    Mit grazilen Frauenfinger oder gestählte Männerfinger? Mit den 2 Finkerkuppen oder mittels 5-fingrigem Klammergriff?

    Spaß beiseite, das Probleme kenne ich sehr gut.

    Kunde reklamiert einmal zu locker angezogene Schrauben, dann werden zu fest angedrehte Schrauben reklamiert, alles nur subjektiv, „gefühlt“ und ohne Messgröße!!

    Bei diesen Begriffen drehen Qualitäter immer am Rad:
    Zu groß, zu klein, ein wenig außerhalb, zu fest, zu lose, zu rau, zu glatt usw. usf.

    Der einzige Weg:
    Der Kunde soll ein Drehmoment mit Toleranz definieren, wo die Schraubverbindung dann seinen Wünschen entspricht!
    Dabei muss das Anzugs- und Losdrehmoment definiert sein.
    Je nach Anwendungsfall liegen da Welten dazwischen!
    Reibmomente, welche durch die versch. Oberflächen bestimmt werden, sind dabei das Wesentliche.

    Mit dieser Vorgabe eueres geliebten Kunden schraubt Ihr unter Verwendung eines Md-Schlüssels die Schraube ein oder auch raus.

    Alles andere ist Bastelkeller, Grobschlosserei oder „Hobby-Schrauber“ (hallo Systemmanager ;-).
    Da mag so etwas genügen, ist aber bestimmt nicht Stand der Technik und schon gar nicht in einem (evtl.) zertifizerten Unternehmen!

    „Nach fest kommt ab“
    – alte Mechaniker Regel

    oder
    „Unheimlich ist des Schlossers Kraft, wenn er mit einer Verlängerung schafft!“

    Gute Zeit!

    Qualyman – Qualitäter aus Überzeugung und Leidenschaft, auch wenn´s mal Leiden schafft!

    info ad quality minus first dot de

    iso-män
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 83

    Hallo Rainaari,
    solche Reklamationen kenne ich auch zur genüge (zu lose, zu fest, Schwergängig, etc.)
    Wer mit solch eindeutigen Ausagen bei mir reklamiert hat (egal ob intern oder Kunde) bekam immer eine der folgenden Antworten:
    schwergängig, zu fest –> esst mehr Schwarzbrot!
    zu lose, leichtgängig–> mit besserem Fingerspitzengefühl arbeiten

    auf die unvermeidliche Reaktion des Reklamierenden “ was soll das für deine Antwort sein?“ habe ich immer geantwortet „bei der eindeutigen Fehlerbeschreibung kannst du nix anderes erwarten, ausserdem zeig mir die Stelle in der Zeichnung wo (z.B.) steht: darf nicht schwergängig sein!
    Die nun folgende Diskussion endete immer in dem Vergleichen von Zeichnungsangaben und tatsächlichen Messwerten und dem Abstimmen von Messmethoden (tlw. incl. Themperatur, Klima, Lichtbedingungen, Messgerätehersteller etc. )

    Je kritischer das „schwergänige“ Merkmal ist umso eindeutiger/aufwändiger muss die Messmethode/Messaufbau abgestimmt/beschrieben werden.
    Nur die konsequente Abstimmung und Durchsetzen der vereinbarten Methoden bringt Eindeutigkeit und Ruhe in den (Wiederholungs-)Vorgang. bzw hilft dir ungerechtfertigte Reklamtionen zu erkennen und abzulehnen (und diese Ablehnung auch bei deiner GL wirksam zu begründen wenn der Kunde sich direkt bei deinem Chef beschwert) und bei tatsächlichen Reklamationen in angemesener Weise zu reagieren.
    Daher kann ich nach 20J QS/QM- Erf. dem Vorschlag von qualiman nur beipflichten.

    @qualiman–> ich kannte bisher nur diese Variante: Am größten ist des Schlossers Kraft, wenn er mit dem Hammer schafft.

    Gruß aus dem Süden
    iso-män

    Wir sind die Leute vor denen uns unsere Eltern immmer gewarnt haben.

    geändert von – iso-män on 14/03/2008 09:34:31

    geändert von – iso-män on 14/03/2008 09:35:59

    Loretta
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 724

    @qualiman–> ich kannte bisher nur diese Variante: Am größten ist des Schlossers Kraft, wenn er mit dem Hammer schafft.

    …und gar fürchterlich, wenn er mit´n Hebel schafft

    Loretta – auch Oldtimer gestählt.. Bulli 63 (ehemals :-( )


    Es ist gefährlich, einen extrem fleißigen Bürokollegen einzustellen, weil die anderen Mitarbeiter ihm dann dauernd zuschauen.
    <Henry Ford>

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