QM-Forum › Foren › Qualitätsmanagement › Für welche Unternehmen ist ein QM-System sinnvoll?
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Hallo,
in Kürze werde ich meinen Abschluss als Dipl.Ing. für Instandhaltung und Servicemanagement machen. Während meines Studiums bin ich in einem Unternehmen für Wartung und Kundendienst an Lüftung-, Klima- und Kälteanlagen tätig. Bald werde ich mit meinem Chef über meine Zukunft im Unternehmen sprechen. Nun habe ich mir ein paar Gedanken über meine Tätigkeit gemacht und bin über die Einführung eines QM-Systems gestolpert. Ist es sinnvoll den Vorschlag zu machen, ein solches System, mit der Möglichkeit ein entsprechendes Zertifikat zu erhalten in dem Unternehmen einzuführen? Wie gesagt, das Kerngeschäft ist die Wartung und Instandhaltung von Klimaanlagen.
Ich beschäftige mich das erste mal mit dem Thema und hoffe auf ein paar Hinweisen von euch.
Vielen Dank im Voraus.hallo stui_knille
es ist fast immer sinnvoll ein system einzuführen, es ist nur nicht immer notwendig dieses zu zertifizieren. wenn es dir spaß macht und dein chef nichts dagegen hat warum nicht, aber überlegt euch wer etwas davon hat, wenn ihr euch zertifizieren lässt. bringt es etwas im bereich der kundenerweiterung oder zertifiziert ihr euch nur für euch selbst – dies würde die kosten nicht wert sein.
ich wünsche dir bei denen überlegungen alles gute und alles gute für deinen abschluss
dorniHallo stui_knille!
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1. Qualitätsmanagement ist für alle Unternehmen sinnvoll. Such‘ mal im Forum nach „Giovannis Pizzaservice“ von Martin S. Bisher immer noch die beste Illustration des Prinzips. Es ist sinnvoll, Abläufe, die immer gleich sind, geregelt zu haben. Es ist sinnvoll, Know-How schriftlich festzuhalten. Es ist sinnvoll, systematisch, anhand von Kennzahlen, zu ermitteln, ob die Abläufe funktionieren und es dem Unternehmen gut geht oder nicht. Und es ist definitiv sinnvoll, das Unternehmen laufend im Sinne der Kunden zu verbessern.
2. Ein „separates“ QM-System entsteht normalerweise mit zunehmender Unternehmensgröße. Einfach, weil man ein paar Spezialisten für gewisse Dinge und für die eine Kostenstelle braucht. Das QM-System funktioniert aber immer nur genau so gut, wie die GL es wünscht. Die Qualität wird in den Prozessen erzeugt. Der offizielle Q kann immer nur Coach und Berater sein. Wenn es anders ist, macht jemand seinen Job nicht und ruht sich auf dem Qualitäter aus (leider nicht gerade selten).
3. Eine Zertifizierung nach ISO 9000 hat zwei Vorteile:
3.a) Ein Externer schaut über das Unternehmen drüber und macht eine Schwachstellenanalyse. Ist nützlich, damit man nicht nur im eigenen Saft schmort. Kann man aber auch einkaufen, ohne sich zertifizieren zu lassen.
3.b) Mit dem Zettel kann man Werbung machen und er sieht im Eingangsbereich auch hübsch aus. Ist interessant, wenn Eure Kunden es interessant finden.
4. Führe nie, nie, nie ein QM-System ein „damit wir das Zertifikat bekommen“. Dann wird genau so viel getan, daß es für den Lappen reicht und der Hauptverantwortliche bleibst auf ewig Du. Zeige, wie Du mit QM-Methoden das Unternehmen voran bringen willst. Das Zertifikat ist dann noch die Sahne auf dem Eisbecher (heiß heute).
5. Besorge Dir die ISO 9000, notfalls für Geld, und lies‘ sie. Den Originaltext! Es ist wichtig, zu wissen, wie wenig wirklich drin steht und wie allgemein die Forderungen gehalten sind.Viel Glück (brauchst Du immer) und viel Spaß (kann man haben)
Frank
Hallo!
Ich schließe mich den Argumenten meiner Vorgänger an. Aber eigentlich würde ich eine Zertifizierung nach ISO 14001 vorziehen. Ihr habt doch bestimmt sehr viele Umweltauflagen bei den Arbeiten zu beachten? Ich denke da so an Kühlflüssigkeit, Dämmstoffe etc.
Viel Erfolg!
Michael
Hallo stui_knille!
Google einfach mal nach OEE und TPM, dann wirst Du sehen, dass eine Zertifizierung allein dafür schon Sinn macht…
Gruss aus NRW
HPH
Vielen Dank, für die bisherigen Antworten. Ich werde dem Rat folgen und die ISO durchlesen. Vielleicht kann mir jemand eine günstige Variante nennen, diese zu erhalten (kann auch online sein). Wie gesagt bin ich noch ganz am Anfang. ISO 14001 kenne ich nicht, werde mich aber informieren. Danke für den Tipp. Leider bin ich aber auch etwas verwirrt, zum einen wird gesagt das sich QM Systeme generell für alle Unternehmen lohnen, zum anderen ist die Rede von produzierenden Unternehmen „Giovannis Pizza“ und für Aufgabenbereiche mit „sich ständig wiederholenden Prozessen“. Als Wartungsfirma trifft jedoch weder Produktion (max. Montage) noch „sich wiederholende Prozesse“ zu. Wo also könnte man Qualität überwachen? Wie gesagt ich soll das System nicht aufbauen, ich möchte es. Ich freue mich auf weitere Antworten.
Danke stui_knille
Hallo,
nun werde ich dich noch etwas mehr verwirren:
Ihr seid, wenn ich das richtig sehe, ein Dienstleistungsunternehmen. Also ist die Frage nicht, ob ihr euch, sondern wie ihr euch zertifizieren lassen wollt.
9001:2000 ist gut, aber wäre es vielleicht im Sinne der Kundenorientierung nicht besser, sich „Service-Qualität“ zertifizeren zu lassen?
Ich schicke dir mal den Gelbdruck des VDA per Mail, schau ihn dir mal an.Bezüglich ISO 14001, Umweltmanagementsysteme, also… so lange niemand danach schreit…lass es…. Die Kosten dafür lassen deinen Chef laut schreien.
Es gab mal, wenn ich mich nicht irre, sogar eine Zertifizierungsnorm, aber ich bin mir nicht sicher.
Wie gesagt, ich würde mich auf das konzentrieren, was ihr macht, eine Dienstleistung anbieten, evtl. mit dem TÜV reden, was wirklich Sinn macht. Letztendlich musst du deinem Chef ja klarmachen, dass ihr damit irgendwo auch Kohle macht. Und wenn du dafür keine Argumente hast (ausser evtl. Kundenforderungen) wirst du das nicht verkaufen können.
Viel Glück.
Dino
Hallo stui_knille!
Noch ein paar Anmerkungen zu der „Produktion“ und den „sich widerholenden Prozessen“.
Produktion muß ja nicht die Produktion eines physischen Produktes sein. Auch Dienstleistungen werden produziert. Und bei Giovanni ist, wenn Du genau hinschaust, die Auftragsannahme und die Auslieferung schon die halbe Firma. Wir sind klassischer Metall-/Elektrobetrieb, aber in der eigentlichen Fertigung arbeitet vielleicht die Hälfte der Mitarbeiter.
Sich widerholende Prozesse findest Du auch bei Wartung und Kundendienst, selbst wenn jede Anlage anders ist. Illustration (aus der hohlen Hand):
– Anfrage entgegennehmen
– Angebot abgeben
– Preis wird runtergehandelt
– Auftrag entgegennehmen
– Termin abklären
– hinfahren
– Wartung durchführen:
– Anlage in Augenschein nehmen
– Störfälle abfragen
– bewegte Teile säubern und ölen
– Filter säubern, ggf. wechseln
– Verschleißteile austauschen
– Schäden feststellen und beheben
– Abschlußgespräch mit Anlagenbetreiber vor Ort
– Leistungsnachweis ausfüllen
– Rechnung schreiben
– nochmal Preisdiskussion
– Kunde zahlt, Auftrag abgeschlossen
So (oder ähnlich) dürfte ein Standardeinsatz aussehen, und das widerholt sich immer wieder. Und deine Meßgrößen sind dann eben nicht Durchmesser und Rundlauf, sondern z.B. der Zeitraum zwischen Anfrage und Angebot. Oder der Prozentsatz der Kunden, der nicht über die Rechnung diskutiert. Oder, oder, oder… Am besten fängt man dort mit messen an, wo ohnehin schon jeder meckert. Wenn man das in Ordnung gebracht hat, kann man sich den Abläufen widmen, von denen alle meinen, daß sie glatt laufen.Viel Spaß
Frank
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