Feinheiten bei der Lieferantenbewertung2006-02-16T15:56:13+01:00

QM-Forum Foren Qualitätsmanagement Feinheiten bei der Lieferantenbewertung

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  • Kristof
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    Beitragsanzahl: 6

    Hallo zusammen,

    wir (KFZ-Zulieferer, ISO/TS 16949) wollen gerade unsere Lieferantenbewertung umstellen. Bisher haben wir den Schwerpunkt in der Bewertung auf die Auswirkungen der Pünktlichkeit unserer Kundenlieferungen gelegt. Da wir aber viele Lieferantenfehler durch Aussortieren oder Verwendung anderer Chargen abfangen können, lag unsere Lieferantenbewertungskennzahl immer so bei ca. 200 ppm und die Aussagekraft war gering. Soviel zur Historie.

    Nun haben wir auf die reine Bewertung fehlerhafter Teile zu gelieferten Teilen umgestellt. Im Januar lagen wir damit bei 25.000 pmm und halten das System in dieser Form für ungerecht, da es die folgenden Tücken hat:

    1. Fall: in einem WE über 10.000 Teile wird nach dem Verbau von 5.000 Teilen ein kritischer Fehler am Einzelteil entdeckt, darauf werden bei uns auf Kosten des Lieferanten die restlichen 5.000 Teile aussortiert was bei uns zu erhöhtem logistischem Aufwand führt, es werden 4 weitere fehlerhafte Teile entdeckt, also fließen 5 Teile von 10.000 in die ppm-Rate ein, die 5.000 vorher verbauten Einzelteile können evtl. nur im Dauerlauf auf Spezifikationserfüllung geprüft werden, also ist man bereit ein gewisses Risiko einzugehen, der Lieferant kommt mit 500 ppm sehr gut weg….

    2. Fall: Der Lieferant hält die Verpackung bei einer Lieferung über 10.000 Teile nicht ein, mit Abweichgenehmigung laufen die Teile dennoch ein, d.h. der Aufwand bzw. Schaden ist minimal, da die Spec aber nicht erfüllt wurde, gehen die vollen 10.000 Teile in die Bewertung ein, d.h. 1.000.000 ppm –> Bingo

    3. Fall: Im WE fällt ein Mangel an 10.000 Teilen auf, z.B. eine leichte Verschmutzung. Der Lieferant erhält die Teile retour und wäscht sie zu 100%, also 10.000 fehlerhafte Teile macht 1.000.000 ppm –> Bingo again

    4. Fall: es sind wieder 10.000 Teile im WE mit Verschmutzung auffällig, wir brauchen die Teile aber unbedingt, der Lieferant streitet mit uns über den Begriff „sauber“ und will nix machen, wir können nix machen, wir verbauen also die Teile und filtern bei einer 100%-Funktionsprüfung die „wirklich schmutzigen“ heraus, z.B. 50 Stk, d.h. wir haben hohen internen Ausschuss, der Lieferant bekommt aber nur 50 von 10.000 Teilen in die Statistik, also gerade mal 5.000 ppm –> ungerecht

    Also muss unserer Meinung dann doch ein Nasenfaktor, der den tatsächlichen Schaden und Aufwand bei uns berücksichtigt, mit dazu.

    Wie seht Ihr das? Ich bin sehr gespannt auf Eure Antworten! Vielleicht kann der ein oder andere mir ja auch sein Bewertungssystem mailen.

    Vielen Dank

    Kristof

    Rossy
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 368

    Hallo Kristof.
    Es gibt auch noch die Möglichkeit sogenannta C-Chargen mit aufzunehmen.
    Das Ganze läuft grob gesagt folgendermassen ab:
    Lieferant liefert 1x pro Woche an, ergo 52 Lieferungen p.a.
    Von diesen 52 Lieferungen sind 2 mit Mängeln behaftet (unabhängig von der reklamierten Stückzahl), das sind dann 2/52 aller Lieferungen und damit ca. 3,8 %.
    Es kann ja sein, daß in jeder Lieferung nur 1 Teil reklamiert wird, aber die Sortiererei…
    So habt ihr 2 Kennwerte:Absolute Fehlerstückzahl und einen Wert, der euch verrät ob es ein Ausrutscher war (wenige Lieferungen x viele Teile) oder ob der Lieferant ein Qualitätsrisiko darstellt (viele Lieferungen x wenige Teile). Das könnt ihr aus der reinen ppm nicht ersehen.
    Uns wird z.B. ein C-Chargenprozentsatz < 2 vorgeschrieben. Aus Sicht des Einkaufs UND der Qualität hat man somit die Möglichkeit
    auch bei wenigen ppm relevanten Teilen aber einer gewissen Häufigkeit dem Lieferanten auf die Zehen zu stehen.

    Gruß

    Rossy

    > Ich kann nichts dafür, ich bin so ! <

    Kristof
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 6

    Hallo Rossy,

    das ist schon mal ein Ansatz. Der Fall wenn ein Lieferant aber nur 4 mal im Jahr liefert und eine Lieferung wegen falscher Verpackung beanstandet wird (wobei die Teile dennoch von uns verwendet werden können) bedeutet dann -wenn die Lieferung alle gleich groß waren- eine ppm-Zahl von 250.000. Ich denke z.Zt. man müsste in einigen Fällen wohl entweder irgendeinen Faktor reinbringen oder eine Instanz, die nach Formel berechnete ppm-Zahlen reduzieren oder erhöhen darf.

    Würde mich über weitere Meinungen/Erfahrungen zu diesem Thema sehr freuen….

    Kristof

    Loretta
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 724

    …und?

    wenn ein arzt nur 4 x im jahr operiert und nur einmal……


    >Wozu eine eigene Meinung? Ich hab doch meine Signaturedatenbank!<
    Stefan Scholl in de.newusers.questions

    Rossy
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 368

    Hallo Loretta, schön wieder was von Dir zu lesen zu bekommen.
    Also: Wie hoch die Sollprozentzahl gesetzt wird bleibt ja jedem Unternehmen selbst überlassen.
    Und wenn ein Lieferant nur 4x im Jahr liefert,
    ich dann aber wegen läppischen 10 teilen wochenlange sortieraktionen habe, dann sollte das auch in die Lieferantenbewertung mit rein.
    Inwiefern ihr das euren Lieferanten vorher kundtut bleibt ja euch überlassen.
    Fact ist wenn eine Lieferung von vieren nio ist sind das nunmal 25% – sonst kannst du nämlich gleich beim ppm wert bleiben.
    Ich denke eine Kombination aus beiden Werten in die Bewertung einfließen zu lassen ist am sinnvollsten.

    Gruß

    Rossy

    > Ich kann nichts dafür, ich bin so ! <

    Kristof
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 6

    Hallo,

    wundert mich eigentlich, dass das Thema von so geringem Interesse ist. Haben denn alle schon die optimale Lieferantenbewertung gefunden? Dann teilt sie mir doch mal mit…..

    Kristof

    Rossy
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 368

    Hy Kristof…
    Sinn und Zweck der Lieferantenbewertung ist doch zu erkennen ob ein Lieferant ein Risiko darstellt.
    Je höher das Risiko, umso mehr Arbeit hast DU um zu prüfen, d.h. umso höher sind DEINE Kosten.
    Wenn in jeder Lieferung einige Schadteile drin sind aber der ppm wert i.O. ist Dein Aufwand einfach ziemlich hoch den ganzen Kram zu prüfen, da Du ja auch nur Stichproben ziehst und die Schadteile bei Dir durchflutschen könnten – den Anschiß bekommst dann Du weil Du diese Teile nicht erkannt hast.(Entdeckungswahrscheinlichkeit gering).
    Wenn aber eine komplette Lieferung N.i.O. ist hast Du eine sehr hohe Entdeckungswahrscheinlichkeit und kannst geringere Prüfstückzahlen fahren…
    Außerdem werden DEINE Qualitätswerte doch vom Einkauf verwertet um den Lieferanten zu drücken – unter Verweis auf mangelhafte Ware und den Aufwand, den IHR betreiben müsst.
    D.h. : Geringe ppm und hohe c-chargenwerte = hohes Risiko der Nichtfeststellung von Fehlern ==> höherer Prüfaufwand ==> höhere Prüfkosten.
    Hoher ppm und niedriger C-chargenwert= geringes Risiko der Nichtfeststellung von Fehlern ==> geringerer Prüfaufwand ==> geringere Prüfkosten.
    Der optimale Lieferant hat selbstverständlich äußerst geringe ppm UND c-chargenwerte, existiert aber in der Realität nicht.
    Die ppm zahl sagt Dir ja nur einen absolutwert von Ausschuß, mit dem C-chargenwert zusammen kannst Du erst das Risiko einschätzen.
    Wenn es Dein soziales Gewissen beruhigt kannst Du ja das Produkt beider Werte nehmen :o) – dieser Wert eignet sich dann halt bloß nicht mehr zur Risikoabschätzung.

    Gruß

    Rossy

    > Ich kann nichts dafür, ich bin so ! <

    Lothar
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 111

    Hallo Kristof
    Vielleicht helfen Dir ein paar pragmatische Hinweise:
    Ich würde zunächst das Thema einmal mit meinem Lieferanten in Form einer Vereinbarung festlegen. damit hast Du den Lieferanten im Boot.
    Darin könnten die Kriterien für eine Fehlerbewertung beschrieben werden. Z.B. wäre ein Thema, was ist ppm-relevant und was nicht. Fehler die in die Qualität der Produkte eingehen, oder Fehler die den Fertigungsablauf grob stören oder sogar zu Sortieraktionen führen sind ppm-relevant – andere Fehler wie z.B. fehlende Lieferpapiere, Fehl- oder Mehrmengen,Verpackungsschäden, die zu keinem Qualitätsmangel führen usw. sind nicht ppm-relevant.
    Mit dem Lieferanten sind ppm-Zahlen zu vereinbaren, an die er sich auch zu halten hat. Dadurch bist Du auch mittelfristig in der Lage, Deine Wareneingangsprüfung auszurichten (z.B. skip lot, ereignisorientierte oder Identprüfung).
    Die ppm-relevanten Merkmale müssen dann aber auch konsequent erfasst und bewertet werden.

    Schönes Wochenende
    othar

    sigmatarga
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 11

    Hallo Kristof,
    aktueller Stand bei uns:
    die Bewertungsmethode : fehlerhafte Teile zu gelieferte Teile hat, im Verhältnis zum Auswertungaufwand gesehen, nicht die erhoffte Aussagekraft.
    Wir erfassen die Anzahl bemängelter Lieferungen im Verhälntnis zur Gesamtzahl der Lieferungen eines Lieferanten im gewählten Zeitraum.
    Grund : eine reklamierte Lieferung, egal wer wann wo was sortiert oder wieviel Teile betroffen sind, usw. führt immer zu erhöhtem Aufwand , zeitlichen Verzögerungen und somit zu Kosten.
    Im schlechtesten Fall kommt wegen der zeitlichen Verzögerung die ganze Fertigungsplanung durcheinander oder es entsteht Lieferverzug beim Kunden.

    Erst wenn diese Auswertung abgeschlossen ist, wird bei den auffälligen Kandidaten geschaut wie gravierend die Mängel waren, die Schwere bzw. Auswirkungen bewertet, und entsprechend Maßnahmen eingeleitet. Die Spitzenreiter stehen dann unverzüglich auf unserem Auditplan.

    Zudem werden alle bemängelten Lieferungen auf Wiederholfehler geprüft, natürlich auf den Lieferant bezogen. Wir erwarten, dass die Fehlerursache wirksam abgestellt wird.

    Als sogenanntes weiches Kriterium würde ich zukünftig gerne noch die Qualität der Reklamationsbearbeitung des einzelnen Lieferanten bewerten. Auf manche 8D-Reporte muss man wochenlang warten und zig-mal hinterher.

    Gruß
    sigmatarga

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