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Guten Tag zusammen,
im Rahmen meiner Diplomarbeit (Ich arbeite momentan in einem mittelständigen Automobilzulieferungsbetrieb, ca. 600 Mitarbeiter) stoße ich auf die interessante und gleichzeitig komplexe Thematik des Prozessmanagements.
Die Idee ist es Fehlerarten der Produkte den einzelnen Fertigungsprozessen, also den wertschöpfenden Primärprozessen im Unternehmen zuzuordnen. Da im Unternehen die Sicht auf die Prozesse noch nicht vorhanden ist, fange ich bei Null an. Wie können Fertigungsprozesse sinnvoll gegliedert werden, oder wie wird es in anderen metallverarbeitenden Betrieben gehandhabt?
Meine Idee ist es sich an der DIN 8580 langzuhangeln. Hier werden Prozesse (bzw. Fertigungsverfahren) in 6 Hauptgruppen unterteilt.
1. Urformen
2. Umformen
3. Trennen
4. Fügen
5. Beschichten
6. Stoffeigenschaften ändernDiese werden dann in weitere Unterpunkte untergliedert. Mir erscheint dies als sehr sinnvoll, da unser Unternehmen alle Hauptgruppen bis auf die erste abdeckt. Praktisch ist auch, dass die Prozessverantwortlichen über Kostenstellen bereits definiert sind. Jetzt die Frage:
Handelt es sich hierbei (z.B. bei kleben, drehen, fräsen, bohren, wärmebehandeln, zusammensetzten,…) um Prozesse?
Kann ich nicht wertschöpfende Prozesse wie z.B. Transport, Lagerung und Messen/Prüfen auch als Prozesse für die Entstehung von Fehlerarten zur Rate ziehen?Wie bei sovielen Diplomarbeitsbeiträgen bedanke ich mich schonmal im Voraus und hoffe auf einen regen Austausch von dem alle etwas haben.
Grüße Christian BeyerPS: für Literaturtipps oder Definitionen vorallem zu Fehlerarten wäre ich ausgesprochen dankbar.
Hallo Christian!
1. Prozeß. Ist heutzutage das Universalwort, mit dem Du alles erschlagen kannst. Es gibt Fertigungsprozesse (im engeren Sinne), logistische Prozesse, den Führungsprozeß usw. usw usw. Mach‘ Dir klar, auf welcher Ebene Du gerade denkst und arbeitest. Und ja, die nicht wertschöpfenden Prozesse haben auch ihre Fehlerraten und die sind oft höher (da nie sorgfältig angekuckt) als in den wertschöpfenden.
2. Fehlerarten zu Prozessen. Lass‘ die Literatur und die Normen beiseite. Ganz!!! Schummel‘ sie am Ende wieder rein, damit Dein Prof glücklich ist. Geh‘ in die Firma und schreib‘ auf, was sie tun. Als Flußdiagramm. Mach‘ erstmal eine große Tapete daraus, bis Du Dich auswendig zurechtfindest. Definiere, welchen Ausschnitt aus der Tapete Du behandeln willst. Auftragsabkärung ist auch fehlerträchtig, aber wenn Du’s zu breit siehst, kannst Du Dich verfranzen und wirst nicht fertig. Und dann rede mit den Leuten. Meistens sind die Fehlerarten bekannt und auch wo sie entstehen. Schnapp‘ Dir die Reklamationsstatistik (die echte, nicht die offizielle!), geh‘ damit durch den Betrieb und frage die MitarbeiterInnen, wo die Fehler ihrer Meinung nach entstehen. Das muß nicht stimmen, gibt Dir aber einen guten Startpunkt. Dann schreibe sie auf Deiner Tapete zu den Prozessen, schau‘ noch mal über Deine Ausschnittsdefinition drüüber (bringt wenig, wenn die SPC in der Dreherei perfekt ist, wenn die Aufträge nicht sauber in die Fertigung kommen) und hinterfrage alles!!! Eine weitere Detektivrunde sollte Dir Klarheit darüber bringen, ob die Zuordnungen stimmen. GgGf. mußt Du Fehlererfassungen probehalber vor Ort installieren, wo es noch keine gab (Strichliste!) Dann gehört auf jeden Fall noch ein Paretodiagramm dazu, daß die Schwerpunkte aufzeigt (was ist am häufigsten, was tut am meisten weh?) und die ersten Vorschläge zu Abstellmaßnahmen.
So, damit solltest Du 1. ein halbes Jahr beschäftigt sein, und 2. am Ende etwas abliefern, das beweist, daß Du für eine Firma zu brauchen bist. Und das ist letztendlich der Zweck der Sache!
Viel Spaß!
Frank
PS: Danke! Endlich mal eine Diplomarbeitsfrage, bei der der Diplomand schon selber zu denken begonnen hat!
Hallo Christian!
Ja, es handelt sich um Prozesse. Ich gehe mal davon aus, das ihr min. nach DIN ISO zertifiziert seit. Also müssen bei euch Prozesse beschrieben sein. Im allg. nennt man diese dann: Managementprozesse, Kernprozesse und unterstützende Prozese. Die Kernprozesse sind auch im allg. die wertschöpfenden Prozese. Besorge Dir die Prozessbeschreibungen und fange dann an neu einzuteilen.
Gruß
MichaelHallo Christian,
wie meine Vorredner schon sagten: Ja, das sind alles Prozesse.
Bei den Fehlerarten bin ich mir nicht so ganz sicher, wonach Du eigentlich suchst. Ein Fehler ist dann ein Fehler, wenn ein (interner oder externer) Kunde diese bestimmte Eigenschaft eines Produkts nicht will, z. B. Rissbildung, Grat, etc.
Viele Grüße
Barbara
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Ich fühle, dass Kleinigkeiten die Summe des Lebens ausmachen.
(Charles Dickens, Schriftsteller)@ Barbara:
Kommt drauf an. Bei Software geht die Unterteilung in Bug und Feature danach erst los!
;-) Frank
Guten morgen, habt ihr alle keine Arbeit :)
Danke für die schnellen feedbacks, ich fühle mich in meiner Rangehensweise doch ziemlich bestätigt.
@Frank: 1. du hast vollkommen recht, so ist es
2. Deine Sachen habe ich in den letzten 5Wochen bereits umgesetzt inkl. Tapete :) Um meine Diplomarbeit auch in 3Monaten zum Ende bringen zu können werden jedoch keinerlei Auswertungen und konkreten Abstellmaßnahmen folgen, sondern lediglich Tipps für meinen Nachfolger der dann konkret ans Werk geht. Ausserdem soll es sich bei einem angestebten Fehlerartenschlüssel später um ein Managementtool handeln und ich liefer nur das Werkzeug und nehme dem Management nicht die Entscheidungen für Maßnahmen ab ;)@ Michael: Wir sind mit allen nur möglichen DIN EN ISO-Gezeugs ausgestattet was im Moment auf dem Markt ist *g* Ich gebe Frank recht, dass diese Regelungen aber nicht an erster Stelle stehen. Sodele, dennoch lohnt ein Blick ins QM-Handbuch. Hier ist die Fertigung ein Prozess von vielen der Hauptprozesse. Die Prozessabläufe in der Fertigung sind hier jedoch allgemein beantwortet. D.h. faktisch, dass es keine festgelegten Fertigungsprozesse gibt.
@Barbara: Fehler können natürlich alles sein. Hierunter können auch Managementfehler, Planungsfehler, Konstruktionsfehler, Kommunikationsfehler… fallen. Ein Fehler ist das Nichterfüllen einer festgelegten Forderung. Das ist natürlich viel zu unspezifisch und ich versuche mich auf Fehlerarten am Produkt zu beschrenken. Wie du schon sagst können das Risse, Korrosin, Maßfehler usw. sein. Dabei ist es irrelevant ob sie beim externen oder internen Kunden auftreten.
@all: Kennt ihr Beispiele wo Fehlerarten (@Frank nicht Fehlerraten *g*) bereits sinnvoll nach Prozessen gegliedert erfasst werden?
Hallo!
„Die Prozessabläufe in der Fertigung sind hier jedoch allgemein beantwortet. D.h. faktisch, dass es keine festgelegten Fertigungsprozesse gib“
Wie könnt ihr ein System haben, ohne festgelegte Fertigungsprozesse?
Michael
Hallo Christian!
Doch, klar, aber das, was man nicht tun muß, ist immer interessanter! Hört sich für mich ansonsten an, als wärst Du auf dem richtigen Weg. Wenn die Dich nicht übernehmen, poste hier mal, wenn Du auf Jobsuche bist.
Schöne Grüße
Frank
„There’s no problem too great for running away from it!“ (Charlie Braun)
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