QM-Forum › Foren › Qualitätsmanagement › Ermittlung der Messunsicherheit
-
AutorBeiträge
-
Hallo zusammen,
ich habe folgendes Problem: Ich arbeite in einem Unternehmen, welches Prozessstromversorgungen herstellt. Dabei wird teilweise ein Stromwandler mit Netzwertanlysator eingesetzt. Die Stromwandler werden reglermäßig bei einer externen Firma kalibriert und kommen danach wieder bei uns zum Einsatz. Der Austausch findet wie folgt statt:
1. Referenznormal wird mit Stromwandler (alt) gemessen
2. Ausbau des alten und Einbau des neuen Stromwandlers
3. Referenznormal wird mit Stromwandler (neu) gemessen und mit dem alten Wert verglichen und auf den alten Wert angepasst(was ich komisch finde)Jetzt will ich die Messunsicherheit nach VDA Band 5 ermitteln. Hierzu benötige ich die Kalibrierunsicherheit, Standardunsicherheit Auflösung, systematische Messabweichung, Gerätestreuung für die Ermittlung der Messunsicherheit des Messsystems.
1.In dem Fall kann ich mit Minitab lediglich die Gerätestreuung und die systematische Messabweichung durch eine MSA1 ermitteln oder?
2. Gibt es eine „einfache“ Art die Messunsicherheit zu ermitteln?
3. Die erweiterte Messunsicherheit muss ich dann 2-fach dem Toleranzbereich abziehen um sicherzustellen, dass ich keine schlechte Qualität ausliefere oder?Ich freue mich über euere Anworten.
Gruß
Simon
Hallo Simon,
hab selber viel mit Kalibrierung zu tun, kalibriere selber aber nicht.
Deshalb die Frage, was Du mit der Messunsicherheit zu tun hast? Über eine Messunsicherheitsbetrachtung hat sich das Kalibrierlabor Gedanken zu machen.
Du bekommst ja einen Kalibrierschein mit dem du arbeiten kannst. In mehreren Gesprächen mit Fachleuten aus Kalibrierlaboren kann ich sagen, das die Ermittlung der Messunsicherheit nicht mal eben im Vorbeigehen gemacht wird. Siehe hierzu auch „Praxisgerechte Ermittlung der Messunsicherheit“ (Google) als Leitfaden des DKD oder jetzt DAkkS. Und das ist nur die Basis.
zu 3. Der Erweiterungsfaktor ist bei uns mit k=2 (95% Wahrscheinlichkeit) angegeben. Aber auch k=1 (Wahrscheinlichkeit 68%) ist möglich, wenn auch nicht im Kalibrierlabor.Grüße
Bernd
Hallo Simon,
Deine Frage ist schwer zu beantworten, denn „die“ Messunsicherheit nach VDA Band 5 gibt es nicht. Unterschieden wird z. B. zwischen der Unsicherheit des Mess-Systems und der Unsicherheit des Mess-Prozesses.
Für die Unsicherheit des Mess-Systems werden folgende Streuungskomponenten nach VDA 5 berücksichtigt:
*Kalibrierung Normal (u_CAL)
*systematische Messabweichung (u_BI)
*Linearitätsabweichung (u_LIN)
*Wiederholbarkeit am Normal (u_EVR)
*Rest (Rest_MS)Tabelle 7 (S. 52) listet die Methoden auf, die für die Ermittlung der Unsicherheitskomponenten verwendet werden können. Das sind alles Statistik-Standardmethoden, die u. a. mit Minitab berechnet werden können. Nur ist es eben nicht 1 Methode oder 1 Versuch, sondern verschiedene Verfahren, die mit unterschiedlichen Menüs umgesetzt werden.
Zur Höhe des k-Faktors: in der Metrologie wird k=1 oder k=2 verwendet. Bei VDA 5 wird k=2 verwendet. In der Statistik wird k=3 verwendet. Je höher Dein k-Wert ist, mit der Du Deine Toleranz einschränkst, desto niedriger ist das Risiko ein schlechtes Teil irrtümlich als gut einzustufen. Mit steigendem k steigt allerdings auch das Risiko, gute Teile als Ausschuss zu deklarieren. Vielleicht hilft Dir eine Gage Performance Curve (s. MSA 4), um das Ganze besser nachvollziehen zu können: Gage Performance Curve online oder als Minitab bzw. Excel Makro.
Viele Grüße
Barbara————
Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein.
(Ernest Rutherford, Physiker) -
AutorBeiträge
- Sie müssen angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.