Dokumentation von Stichprobenprüfungen2006-05-07T22:23:50+01:00

QM-Forum Foren Qualitätsmanagement Dokumentation von Stichprobenprüfungen

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    Beitragsanzahl: 16

    Hallo zusammen,

    in unserer Firma werden in der Fertigung diverse Stichprobenprüfungen durchgeführt und die Ergebnisse nicht extra dokumentiert (Beispiel: Lehrenprüfung ohne Checkliste). Es wird lediglich, wenn der Behälter voll ist (Beispiel: 100 Teile, jedes 10te sollte geprüft worden sein) ein Zettel unterschrieben, so dass der Behälter zur nächsten Station/ins Lager geht. Dieser Zettel soll aussagen, dass alle Prüfungen durchgeführt worden sind, er wird aber nicht aufbewahrt. (Betrieb zertifiziert nach ISO/TS, VDA, QS9000 etc)

    – ISO/TS 16949 verlangt nur, das die Konformität des Produktes nachgewiesen wird (8.2.4 – meiner Meinung nach erfüllt, da ohne Unterschrift der Behälter nicht weiterkommt)

    – VDA 6.3 verlangt, dass die Ergebnisse der Qualitäts- und Prozessdaten vollständig für Nachweis und Auswertung zur Verfügung stehen (6.4.1 – Meiner Meinung nach eine Abweichung, sehe ich das richtig? Datenerfassung, bzw. Checklisten sind laut Prüfvorschrift nicht gefordert)

    Meine Befürchtung ist, dass die Prüfungen nicht vollständig durchgeführt werden (z.B. nur 5x statt 10x pro Behälter), da kein Nachweis notwendig scheint. Speziell für ein neues Auslandswerk bereitet mir diese Vorgehensweise Kopfschmerzen, auch was Kundenaudits angeht.

    -> Reicht die beschriebene Dokumentation eurer Meinung nach aus?
    -> Wie wird die Dokumentation z.B. von Lehrenprüfungen in anderen Betrieben gehandhabt?

    In der Firma rede ich leider gegen Wände (Produktionsgeführt…). Da ich auch noch nicht so lange dabei bin, weiss ich nicht, ob ich das nicht selber zu eng sehe. Für Tips oder evtl. Argumentationshilfen währe ich sehr dankbar.

    Einen guten Start in eine erfolgreiche Arbeitswoche,

    Qualified

    Frank_Hergt
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 1530

    Hallo Qualified!

    Die erste Frage wäre, wie es denn mit Reklamationen zu den Teile aussieht, sei es von nachgelagerten Fertigungsschritten, sei es vom Kunden. Wenn da nie etwas kommt, wäre ich schon etwas ruhiger.
    Davon unabhängig zeigt die Erfahrung, daß eine Prüfung um so sorgfältiger durchgeführt wird, je sorgfältiger sie dokumentiert wird. Als wir unsere Prüfanweisungen in ein CAQ-System übernommen haben, bei dem jeder Prüfschritt einzeln rückzumelden war, kam auf einmal zu jedem zweiten Prüfplan die Rückmeldung „aber so haben wir doch noch nie geprüft“. Von daher ist eine detailliertere Dokumentation sinnvoll. Ich würde zunächst mal ermitteln, wie hoch der Zusatzaufwand denn wäre.
    Die unterschriebenen Zettel wegzuwerfen, halte ich für grob fahrlässig. Wie willst Du je im Reklamationsfall oder bei einem Prozeß nachweisen, daß Ihr Eurer Sorgfaltpflicht genügt habt? Ich kenne mich in der TS nicht aus, aber die ISO sagt wortwörtlich:

    4.2.4 Lenkung von Aufzeichnungen
    Aufzeichnungen müssen erstellt und aufrechterhalten werden, um einen Nachweis der Konformität mit den Anforderungen und des wirksamen Funktionierens des Qualitätsmanagementsystems bereitzustellen. Aufzeichnungen müssen lesbar, leicht erkennbar und wiederauffindbar bleiben.
    Ein dokumentiertes Verfahren muß erstellt werden, um die Lenkungsmaßnahmen festzulegen, die erforderlich sind für die Kennzeichnung, die Aufbewahrung, den Schutz, die Wiederauffindbarkeit, die Aufbewahrungsfrist von Aufzeichnungen und die Verfügung über Aufzeichnungen.

    Ist die Frage noch nie bei einem externen Audit gestellt worden? Es gibt einige Kollegen, die, wenn ihnen die Diskussion zu dumm wird, den externen Auditor an die richtigte Stelle führen… Würde ich aber vorsichtig handhaben, damit’s nicht auf Dich zurückschlägt.

    Schöne Grüße

    Frank Hergt

    Bajoware
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 243

    Hallo Qualified,

    ich stimme Frank Hergt zu. Je mehr dokumentiert werden muss, umso sorgfrältiger werden die Prüfungen durchgeführt. Und zur Aufbewahrung der Unterlagen gibt die 9001 genaue Vorgaben.
    Wir leben mittlerweile nach dem Motto: „Eine Prüfung, die nicht dokumentiert wurde, ist nicht gemacht!“

    Viele Grüße
    Bajoware

    Qualiurmel
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 116

    Hallo Qualified,

    da kann mich meinen „Vorpostern“ nur zustimmen. Ohne (richtige) Dokumentation keine Prüfung durchgeführt.

    Für diverse Stichprobenprüfungen würde ich eine kleine Checkliste erstellen, was zu überprüfen ist (evtl. Bild dazu).
    Hierdrauf (oder Rückseite) werden die durchgeführten Prüfungen dokumentiert.(z.b. alle 2 Stunden 5 Teile, oder 10 pro Behälter, mit Datum, Zeit und Unterschrift).
    Wenn das Blatt voll ist oder nach Auftragsende wird es zu den Prüf- oder Auftragsunterlagen abgelegt und ist so (nicht nur für Audits!!!) jederzeit auffindbar.

    Gruß

    QU

    Qualified
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 16

    @all

    vielen Dank für die Antworten!
    Reklamationen halten sich noch in Grenzen, aber in diesem Fall geht es um ein neues Werk im Ausland (neues Werk, neue Leute…). Da schätze ich den Bedarf einer guten Dokumentation (vor allem als Anleitung zur strukturierten Arbeit) noch deutlich höher ein. Es gab wohl zu diesem Punkt auch schon Unklarheiten mit externen Auditoren, dazu bekomme ich momentan keine klaren Aussagen.
    Das die Anhänger mit den Unterschriften nicht archiviert werden, ist für mich auch nicht nachvollziehbar, allerdings ist diese Vorgehensweise von höheren Stellen akzeptiert.

    @Bajoware
    Das Motto: „Eine Prüfung, die nicht dokumentiert wurde, ist nicht gemacht!“
    finde ich gut.
    In unserem Betrieb leider schwer umsetzbar, hoffentlich können wir im neuen Werk etwas bewegen (bevor wir es müssen).

    Kennt vielleicht Jemand einen ähnlichen Ablauf in seinem Betrieb? Gibt es auch Argumente FÜR diese Vorgehensweise? (nur zum Verständnis)

    Die Produktion wehrt sich mit Händen und Füßen, das beste Argument bis jetzt war:
    „Dann müssen wir ja vor jedem Audit die Checklisten nacharbeiten“… man denke sich seinen Teil…

    Gruß,

    Qualified

    Frank_Hergt
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 1530

    Kennt vielleicht Jemand einen ähnlichen Ablauf in seinem Betrieb? Gibt es auch Argumente FÜR diese Vorgehensweise? (nur zum Verständnis)

    Nein und nein! Ich habe bei uns ja immer genug Bauchschmerzen, aber auch vor der Zeritfizierung (ISO, 1992) ist nirgendwo so gepfuscht worden. Wenn ich so etwas bei einem Lieferantenaudit bei einem potentiellen Neulieferanten feststellen würde, wär’s das gewesen. Und wir sind nicht Automotive!
    Neugierfrage: Von wem seid Ihr eigentlich zertifiziert???

    Schöne Grüße

    Frank Hergt

    „There’s no problem too great for running away from it!“ (Charlie Braun)

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