Diskussion Problemlösung2009-09-02T10:18:43+01:00

QM-Forum Foren Qualitätsmanagement Diskussion Problemlösung

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  • Rainaari
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 630

    Moin,

    ich weiss grad nicht ob ich irgendetwas in den falschen Hals bekommen oder ein Brett vorm Kopf habe. Daher die Frage mal ins Forum:

    In der Produktion besteht ein Problem. Das Problem ist meiner Ansicht nach durch vorhandenes Wissen ausreichend zu erklären. Damit könnten auch Maßnahmen eingeleitet werden.

    In der Diskussion postulierte der Projektleiter ‚irgendwelche‘ weiteren, ‚unbekannten‘ Effekte, von denen man ‚ja gar nicht wisse, was sie bewirken und auslösen würden‘. Diese Effekte könnten sich auch gegenseitig beeinflussen, und das Problem wäre eh multikausal. Nachweise wurden keine beigebracht. Damit war die Problemlösung gestoppt.

    Meine Frage: Sollte ich diese Einwände übergehen und zunächsteinmal auf Basis des (meiner Ansicht nach) gesicherten, vorhandenen Wissens handeln, oder die entsprechenden Einwände ernst nehmen..? Ich möchte den Projektleiter nicht vor den Kopf stoßen (insbesodere nicht vor seinen Leuten) und andererseits interessante Hinweise nicht pauschal unter den Tisch fallen lassen…

    Ich habe das Problem mit Absicht nur abstrakt beschrieben, da ich denke, daß hier mehr der Diskussionsprozeß an sich als das fachliche Problem ein Problem darstellt…

    mfg

    Rainaari

    Barbara
    Senior Moderator
    Beitragsanzahl: 2766

    Hallo Rainaari,

    ja, die schönen multikausalen Probleme die man wegen der Komplexität gar nicht in den Griff kriegen kann, sind mir auch schon von diversen Seiten entgegen gekommen, meist als Totschlagargument dafür, dass die Prozesse aus diesem Grund nicht optimiert werden können.

    Das ist sachlich falsch. Eine Diskussion dazu wie so etwas funktioniert würde aber von Deiner Frage ablenken, also belasse ich es bei der Feststellung, dass das Argument nicht zieht.

    Die erste Frage wäre für mich, ob das Problem ein Problem ist oder nur eine von 200 Baustellen, die man irgendwann mal bearbeiten könnte, wenn Zeit dafür da wäre (also vielleicht im Jahr 2125). Gibt es eine nicht erfüllte Kundenanforderung, eine nicht erfüllbare Kosten- oder Terminvorgabe? Wenn ja, muss das Problem auch angegangen werden, denn alles andere gibt Dauer-Stress.

    Wenn es ein echtes Problem gibt:

    Vielleicht möchte der Projektleiter diesen Stress auch haben, um seine Position oder seinen Aufgabenbereich zu schützen. Das ist aus seiner Sicht legitim.

    Leider wird damit zeitgleich die Arbeit der anderen erschwert, deshalb ist es inakzeptabel, die Problemlösung zu stoppen. Mach einfach eine kleine Kostenrechnung mit den direkten Kosten auf, das hilft häufig schon Bewegung in die Diskussion zu bringen.

    Anschließend könnt Ihr dann zusammen, vielleicht auch erstmal im 4-Augen-Gespräch, Euer Wissen zusammentragen und Lösungen für das Problem suchen.

    Wenn es kein echtes Problem gibt:

    Lass den Projektleiter einfach weiter machen und schreib Dir irgendwo eine kleine Notiz für Dich selbst, welche Ansatzpunkte Du dabei siehst. Sollte aus dem nicht-echten Problem irgendwann ein echtes Problem werden, hast Du schon Dein Wissen in der Schublade.

    Meine Erfahrung ist, dass es überhaupt nichts nutzt, anderen Wissen hinterherzutragen, die das nicht haben wollen bzw. die keinen Grund dafür sehen dieses Wissen zu einzusetzen.

    Viele Grüße

    Barbara

    _____________________________________

    Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein.
    (Ernest Rutherford, Physiker)

    RalfAb
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 313

    „…meist als Totschlagargument dafür…“

    Kann ich Babara nur zustimmen, mit Argumenten kommt man bei dieser Person dann nicht mehr weiter. Für ihn ist das Thema erledigt. Wenn es unter 4 Augen auch nicht funktioniert muss man ihn halt übergehen. Blöd ist nur wenn sich seine Mitarbeiter auf seine Seite schlagen und in die gleiche Kerbe hauen, dann hast du die A****karte gezogen.

    Ralf

    Noch ein Tag bis zum Urlaub ;->>

    Rainaari
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 630

    Hallo Barbara,

    danke für den Tipp. Die Situation ist so, daß es tatsächlich ein Problem gibt (direkt quantifizierbare Kosten durch Ausschuss und Nacharbeit, Motivationsprobleme in der Fertigung, Zeitaufwand bei mir und dem Projektleiter…).

    Selbst wenn mein Vorschlag das Problem nicht vollständig löst, sondern nur reduziert, sollte der Ausschuss sinken und die Motivation der Mitarbeiter steigen. Sobald sich der Prozeß dann eingeschwungen hat, kann man ja nach weiteren Ursachen suchen.

    Mich nervt halt dies Argrument ‚irgendwelcher weiteren, unbekannten Effekte‘ ohne vorhandenes, bekanntes Wissen anzuwenden…

    gruß, Rainaari

    qualyman
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 2072

    Hey Rainaari,

    das mit den K i l l e r phrasen zur Problemlösung habe ich auch schon oft erlebt. Auch dass der „Ober“ den „Unter“ sticht, obwohl die Argumente dem Unter recht geben, ist nicht allzu neu.
    Wenn ich mit meinen Argumenten also steckenblieb, steckenbleiben musste, gab es eine ehrliche Aktennotiz, welche ich auch an die „Nichtmitmacher“ zur Info verteilte.

    Nicht selten sorgte dann ein Fremder dafür, dass das Problem dennoch hochkochte und trotz vorangegangenem Veto der Oberen nun mit Hochdruck bearbeitet und gelöst werden musste. Der Fremde war dann immer der Kunde!

    Gute Zeit!

    Qualyman – Qualitäter aus Überzeugung und Leidenschaft, auch wenn´s mal Leiden schafft!

    info ad quality minus first dot de

    Q…t…
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 154

    Moin,

    wie können denn irgendwelche unbekannten Faktoren einen Einfluß haben…wenn sie unbekannt sind gibt es sie doch gar nicht…(-:

    Ich würde eine Risikobewertung des gesamten Prozesses machen in die ich auch die „unbekannten“ Faktoren mit einfließen lassen würde. Von Anfang bis Ende alles beleuchten nach Risiko und Wahrscheinlichkeit des Auftretens und dann einfach von oben mit dem Abarbeiten anfangen.

    Da kann doch eigentlich niemand etwas gegen sagen…?

    Viele Grüße
    Q…t…

    Wer sich zu wichtig für kleine Arbeiten hält, ist of zu klein für wichtige Arbeiten.
    (Jaques Tati)

    Hirschberger
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 88

    Hallo Rainaari,

    Du beschreibst die Handhabung des Problems, aber nicht klar was das eigentliche Problem ist.

    Zwischen den Zeilen ist zu lesen, dass es um Qualitätskosten geht ?

    Grundsätzlich gilt die gute alte Taktik „wenn die Tore zu sind, dann muss es eben über die Mauern gehen“.

    In dem Fall z.B. eine Statistik, die aufziegt, wie die Schlechtteilrate sich im Vergleich zur Wertschöpfung massiv verschlechert hat. Das wird dann Thema in einem QM-Meeting, der Rest ist ein häufig ein Selbstläufer: Die Statistik landet dann auf dem Tisch des Abteilungsleiters mit bitte um Stellungnahme.

    Gerade in diesen Zeiten ist der Umweg über das Geld der beste Weg für QM.

    Barbara
    Senior Moderator
    Beitragsanzahl: 2766

    Hallo Rainaari,

    ich würd zuerst einen Schritt weg von den möglichen Lösungsansätzen gehen und einen Schritt auf den Projektleiter zu machen, damit die Reibungsverluste klein bleiben.

    Unter vier Augen lassen sich manchmal Dinge einfach leichter besprechen als wenn die Kollegen mit dabei sind. Manchmal hilft es auch dem Gegenüber sehr klar zu sagen, worin das Problem für einen selbst besteht (Problem & Konsequenzen & Folge):

    Problem:
    Der Prozess xy liegt mit seiner Ausschussrate von 20% über der Soll-Rate von 15%.

    Konsequenzen:
    Deshalb werde ich zwei Mal wöchentlich zu einem Kundengespräch eingeladen und muss Frau XY erklären, warum wir noch nicht besser geworden sind.

    persönliche Kosten: Das kostet mich jede Woche 4 Stunden.

    Die Formulierungen sollen klar formuliert sein und ausschließlich Deine Schwierigkeiten mit dem Nicht-Problemlösen beinhalten. Je konkreter formuliert desto besser und immer sachlich und faktenbasiert.

    Und dann würd ich einfach mal abwarten, was der Projektleiter dazu sagt.

    Wenn er dadurch in (geistige) Bewegung kommt, der Projektleiter Verständnis signalisiert und Ihr vielleicht sogar über Ursachen und Lösungen reden könnt, seid Ihr einen großen Schritt in Richtung Problem-Lösung gekommen.

    Wenn nicht, gilt wie immer Plan B: Jemanden finden, der mehr Pommes auf der Schulter hat und dadurch Bewegung in die Problemlösung bringen.

    Viele Grüße

    Barbara

    _____________________________________

    Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein.
    (Ernest Rutherford, Physiker)

    Rainaari
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 630

    Hallo Hirschberger,

    natülich kann man die Verluste in Geld ausdrücken.

    Mein Problem ist allerdings eher die Art der Diskussion, bzw. das Abwürgen über Totschlagargrumente, und daß letztlich nichts passiert. Der Weg nach oben ist aufgrund von Desinteresse seitens oben verbaut, und das Nicht-Lösen von vielen solchen Problemen sorgt für ein ständiges Hintergrundrauschen an Ablenkungen, welche mich und andere von der Arbeit abhalten und die Mitarbeiter demotivieren (‚Was sollen wir denn Informieren, es passiert doch eh nix…‘).

    Spezifisch frage ich mich, inwieweit ich meine Hypothese zunächst einmal durchdrücken soll und an den erzielten Ergebnissen messe (dazu ist ein KVP Prozeß ja da), oder bevor ich Maßnahmen einleite, die Agrumente der anderen Seite mit einbeziehe.

    mfg

    Rainaari

    Rainaari
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 630

    Servus,

    noch ein Nachtrag zum Feierabend:

    Mir ist bewußt, daß man vor einer Entscheidungsfindung zunächst ein Brainstorming durchführen sollte, bei dem die Ideen unzensiert sprudeln sollen. Anschließend muß man die Ideen jedoch filtern (Plausibilität, Auswirkungen… ~> Relevanz) um Handlungen abzuleiten. Im Rahmen der Filterung können beispielsweise auch Modellexperimente durchgeführt werden um Daten zu sammeln. Danach ist das Brainstorming allerdings zu beenden, sonst bleibt man ja ständig am Anfang des Prozesses stehen…

    mfg

    Rainaari

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