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Moin Moin,
ich arbeite gerade an einem Vertrag über den Bezug von Fertigprodukten (OEM-Produktion)
Im Qualitätsteil geht es u. a. darum, die Vorgehensweise beim Auftreten von Serienfehlern zu vereinbaren. Was ich bisher nicht gefunden habe, ist eine vernünftige Definition des Begriffes „Serienfehler“, insbesondere eine quantitative Abgrenzung (> 3% eines Fertigungsloses o. ä.).
Kann mir jemand von Euch helfen ? Danke im Voraus !
Einkäufer
Moin, „Einkäufer“!
Ich würde eher von der Fehlerquelle ausgehend zufällige und systematische Fehler unterscheiden. Wobei, wenn ich’s mir gerade so recht überlege, auch das gehäufte Auftreten von zufälligen Fehlern auf systematische Ursachen schließen läßt…
Andere Frage: Warum die Unterscheidung? In unseren Qualitätssicherungsvereinbarungen (ein Wort für Mark Twain!) erheben wir einfach den Anspruch auf 100% gute Ware und haben noch folgende Formulierungen drin:„Sollte das Lieferlos fehlerhaft sein, wird der Lieferant kurzfristig nach individueller Abstimmung mit dem Kunden nachbessern oder neu fertigen und die Artikel bei dem Kunden kostenfrei anliefern.“
„Sollte aufgrund der Bedarfssituation eine sofortige Verfügbarkeit von Gut-Waren notwendig sein und der Lieferant der Terminforderung nicht entsprechen können, erklärt er sich bereit, die Nachbesserungen im Hause des Kunden und / oder externen Lieferanten zu Selbstkosten durchführen zu lassen, soweit dies nach gemeinsamer Abstimmung sinnvoll ist.“Das wir eine einzelne defekte Schraube nicht reklamieren, sondern wegwerfen, versteht sich aus unserem eigenen Interesse. Sobald Du den Warenwert gegen den Reklamationsaufwand abschätzt, passiert hier kein Unfug.
War zwar nicht ganz das, was Du hören wolltest, aber ich hoffe, es hilft trotzdem.Schöne Grüße
Frank Hergt
Hallo Frank Herget,
danke erstmal für Deine Anmerkungen. Im Grunde stimme ich Deiner Argumentation zu, und unsere Verträge sehen auch so ähnlich aus.
Das Kriterium „Serienfehler“ wird nur beim Umgang mit künftigen Lieferungen relevant: wir wollen uns vorbehalten, beim Auftreten von Serienfehlern bis zu deren nachgewiesener Abstellung keine Ware mehr annehmen zu müssen – unabhängig davon, ob Abrufaufträge dafür existieren.
Schönes Wochenende !
Einkäufer
Moin Moin Einkäufer,
Serienfehler sind immer gleich ausgeprägte Fehler, bei mehreren Teilen.
Wir produzieren aussehensabhängige, haptisch anmutende Teile. Der Fehler „Kratzer in Oberfläche“ kommt da schon mal öfters vor.
Aber solange die Kratzer von Ihrer Ausprägung her und nicht immer die gleiche Position haben, sondern auf der gesamte Oberfläche streuen, wird nicht von einem Serienfehler gesprochen.Typischer Serienfehler ist z.B. bei Blechumformteilen zu sprechen, die aufgrund einer Ablagerung im Werkzeug ,immer an der gleichen Stelle, gleiche Form und gleiche Tiefe, eine identische Delle aufzeigen.
Spruch des Tages:
„Eine Chance zu sehen ist keine Kunst.
Die Kunst ist es, eine Chance als erster zu sehen“
(Benjamin Franklin)Gute Zeit!
Qualyman
Hallo Qualyman,
danke schön. Bei Deinem Beispiel (Blechwerkzeug) tritt der Fehler zwangsläufig bei 100% aller Teile auf.
In meinem Fall geht es aber um verkaufsfertig produzierte Produkte, bei denen beispielsweise 5% aller Stücke den selben Fehler aufweisen. Genau hierfür suche ich einen Grenzwert zwischen Streufehlern und Serienfehlern.
Schönen Gruß
Einkäufer
Hallo Qualyman,
danke schön. Bei Deinem Beispiel (Blechwerkzeug) tritt der Fehler zwangsläufig bei 100% aller Teile auf.
In meinem Fall geht es aber um verkaufsfertig produzierte Produkte, bei denen beispielsweise 5% aller Stücke den selben Fehler aufweisen. Genau hierfür suche ich einen Grenzwert zwischen Streufehlern und Serienfehlern.
Schönen Gruß
Einkäufer
Hallo einkäufer,
es gibt keine absolute Grenze für den Unterschied zwischen zufälligem und systematischem Fehler. Das ist abhängig davon, wie breit die Streuung in dem Produktionsprozess im Vergleich zur tolerierbaren Streuung ist (Prozessfähigkeit), deshalb gibt es auch die Forderung C_p>1.66, C_pk>1.33, weil Du damit den Ausschuss generell ziemlich klein hast.
Da Ihr aber nicht produziert, sondern einkauft, seht Ihr den Prozess aus Konsumentensicht und könnt deshalb nur noch beurteilen, was bei Euch ankommt. Dafür könnt Ihr Grenzen festlegen – in welcher Höhe auch immer – und mit Euren Lieferanten vereinbaren, dass Ihr erst dann wieder Lieferungen annehmt, wenn das Problem nachgewiesenermaßen behoben ist, ob der Anteil nun 0.003% beträgt oder 5%.
Ich würde nicht nach Serienfehlern suchen, weil die Definition davon zu endlosen Diskussionen mit den Lieferanten führen kann (eben weil es keine absolute Definition gibt), sondern Annahmekriterien erstellen. Es bringt Euch wenig, wenn Ihr 3% defekte Teile findet, aber da drei verschiedene Fehlerarten mit je 1% drin sind und Ihr erst ab 2% Serienfehler zurückweist. Da habt Ihr schlechtes Material gekriegt und müsst es trotzdem nehmen.
Letztlich wollt Ihr doch eine gute Qualität kriegen (wie auch immer Ihr „gute Qualität“ definiert), egal ob es Serienfehler sind oder nicht.
Viele Grüße
Barbara
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