QM-Forum › Foren › Qualitätsmanagement › "Das Ziel" – Erfahrungen in der Umsetzung von ToC?
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Moinmoin zusammen,
ich bin hier in dem Forum auf das Buch „Das Ziel“ von Goldratt gestolpert, das einige sogar für „DAS BUCH“ schlechthin halten, wenn es um Prozessoptimierung geht.
Also hab ich mir das Buch am Freitag abend gekauft und -unglaublich- am Samstag in einem Rutsch durchgelesen (376 Seiten!)…oder besser gesagt aufgesogen wie ein Schwamm!!!Fantastische Anleitung für alle produzierenden Firmen – wie ich finde!!
Aber…hat jemand von euch schon ToC mal umgesetzt und live-Erfahrungen gemacht?
Wo und wie fange ich an Engpässe aufzuspüren?
Wie überzeuge ich die GL bzw. die anderen Abteilungschefs von dem ToC-Nutzen?
Habt ihr Widerstände bei den Mitarbeitern erfahren?Wer kann mir aktuelles berichten?
Liebe Grüße aus dem verregneten Hamburg
Barbara aus Hamburg
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Qualität = Kundenzufriedenheit + Wirtschaftlichkeit!Hallo Barbara,
ich kenne einige Firmen, die mit Lean Methoden und der Umsetzung der TOC arbeiten. Die Erfahrungen sind unterschiedlich, denn ob das Ganze gelingt, hängt davon ab, wie konsequent es umgesetzt wird (wie immer bei jeder Methode).
Konsequent angewendet ist das sehr effektiv und bringt enorm viel, sowohl für das Prozess-Ergebnis als auch für die Mitarbeiter. Falsch angewendet bringt das nichts oder schadet, wie z. B. bei Automobil-Bauern, die ausschließlich auf eine Kennzahl bei der Verschwendung abheben und den Rest des Systems ignorieren.
Der erste und wichtigste Schritt ist, dass die GL voll dahinter steht, damit Du die Ressourcen und die Handlungsfreiheit hast. Darüber hinaus ist es auch notwendig, dass die GL erkennt, dass es ein Irrtum ist zu glauben, ein Unternehmen würde dann besonders gut arbeiten, wenn jeder einzelne Bereich maximalen Output liefert. Zuzulassen, dass manchmal nichts zu tun besser ist als auf Teufel komm raus zu produzieren, ist mit Sicherheit eine der größten Hürden am Anfang.
Hilfreich für den Einstieg sind entsprechende Management-Trainings und/oder die Prozess-Aufnahme in einer Value Stream Map (VSM, Wertstromanalyse, Wertstromdesign). Unterstützung können da externe Berater liefern, die die Methoden kennen und den Sinn und Zweck rüberbringen.
Ein Punkt, der in den GL- und Abteilungsleiter-Ebenen deutlich zieht, ist die Prozess-Effizienz bzw. die geringe Prozess-Effizienz, wenn der Prozess und die Warte- und Lager-Zeiten aufgenommen wurden. Dort gibt es sehr oft erstaunte bis erschreckte Reaktionen, wenn erstmal klar ist, wie groß das Potential des Prozesses ist und wie langsam er im Moment läuft.
Ebenfalls intuitiv verständlich ist das Bild von der Produktions-Kette, die nur so schnell läuft wie das langsamste Kettenglied (wie die Pfadfinder bei „Das Ziel“).
Zwei Beispiele aus der Praxis:
1. Umbau der Produktion von Batchfertigung auf One Piece Flow, Vorgabe 40 % schneller, in echt dauerhaft Zeitreduzierung um den Faktor 8
2. Reorganisation der Auftragsbearbeitung von „alles gleichzeitig“ zu „eins nach dem anderen“ (nennt sich auch Littles Law), ansonsten wurde der Prozess nicht verändert: Durchlaufzeit für einen Auftrag um 1/3 reduziert
Als Buch für die Frage „Wie geht das mit der Umsetzung?“ nehm ich gerne dieses:
Techt, Uwe; Lörtz, Holger [2007]: Critical Chain – Beschleunigen Sie Ihr Projektmanagement, Haufe Verlag, ISBN 978-3448075205Viele Grüße
Barbara
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Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein.
(Ernest Rutherford, Physiker)Danke Barbara für dein Feedback.
Hilfe, ich bin kein Betriebswirt:
Unter One-Piece-Flow hab ich ja bei Wikipedia etwas gefunden , aber was bitte ist „Batchfertigung“ und Little´s Law“?
Ich kenn nur Murphy´s Law…das haben wir fast täglich :-)LG
Barbara aus Hamburg
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Qualität = Kundenzufriedenheit + Wirtschaftlichkeit!Hallo Barbara,
keine Panik, Betriebswirtin bin ich auch nicht ;-)
One-Piece-Flow ist Einzelstückfertigung, d. h. jedes Teil läuft alleine und nicht im Batch-/Chargen- oder Los-Verbund durch die Produktion. Das ist nicht immer realisierbar, die Lose sollten allerdings klein sein, um einen schnellen Prozess-Fluss zu bekommen.
Detaillierter steht das bei Strategos (englisch).Littles Law besagt, dass Prozesse schneller werden, wenn Sachen/Projekte nacheinander abgearbeitet und nicht im „alles gleichzeitig“-Prinzip gemacht wird.
Wie so eine Value Stream Map funktioniert, findest Du hier (deutsch).
Eine gute Sammlung von Methoden gibt es bei zhwin.org: Zusammenfassung 1 und 2. Da wird auch Littles Law anschaulich erklärt und viele andere Begriffe, die bei TOC / Lean Methoden auftauchen.
Viele Grüße
Barbara
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Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein.
(Ernest Rutherford, Physiker)Hallo Barbara,
super, die Links sind echt prima!
Wenn wir nach Little und VSM arbeiten sollten (da wir ja schneller wären) heißt, dass wir den Kd-Auftrag annehmen, die Produktionsplanung aktivieren, dann den kompletten Auftrag fertigen sollten (incl. QS+Versand)und erst dann der nächste Auftrag in die Produktionsplanung kommt?
Ich bin echt noch etwas skeptisch bei der Umsetzung von TOC…die Theorie klingt so beeindruckend, dass ich sofort -wie Werksleiter Alex Rogo- sofort loslegen will :-)
Habt ihr bei euch die Prozesse nach TOC umgestrickt?
LG
Barbara aus Hamburg
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Qualität = Kundenzufriedenheit + Wirtschaftlichkeit!Hallo Barbara,
hm, das ist ein bisschen schwierig das vernünftig hier unterzubringen:
Littles Law meint, dass ich immer an einem Projekt oder einer Aufgabe sitze und nicht bzw. so wenig wie möglich wechsel. Ein schönes Beispiel für Nicht-Littles-Law ist die Projektitis, bei der jeder an 200 Sachen gleichzeitig arbeitet und nichts (schnell) fertig wird.
Je nachdem, wie bei Euch gearbeitet wird, sieht die Anwendung von Littles Law unterschiedlich aus. Der Grundsatz bleibt dabei der gleiche: Mach eins richtig und nicht tausend Dinge gleichzeitig & halherzig.
Bei mir versuche ich auch, das Littles Law-Prinzip so weit wie möglich umzusetzen. Da ich als Freiberuflerin dazu nur meine Arbeit entsprechend organisieren muss, geht das relativ leicht. Sinnvoll ist das z. B. um Kunden haltbare Termine für die Analyse geben zu können.
Die VSM ist eine Methode zur Visualisierung von Prozessen und möglichen Verschwendungen. Eine VSM für das IST aufzustellen ist erstmal keine Verbesserung, sondern die Grundlage für die Weiterentwicklung des Prozesses bzw. den Umbau (Future State Map).
Viele Grüße
Barbara
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Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein.
(Ernest Rutherford, Physiker)Hallo,
ein Kollege hat mal den Spruch geprägt:
Wir haben für nichts Zeit, aber genügend Zeit alles drei mal zu machen.Gruss
mfunkSie koennen erst dann neue Ufer entdecken,
wenn Sie den Mut haben, die Küste aus den Augen zu verlieren.
<chinesische Weisheit> -
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