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Hallo QM´ler
neulich in der PL:
„ich kann den aufgeführten Abweichungen im System-Auditbericht nicht zustimmen, da ich anderer Meinung bin“.
Darauf QMB: “ Es handelt sich um eine objektive Betrachtung der Nachweise. Was nicht nachgewiesen werden kann ist nicht erledigt“So….der Abteilungsleiter weigert sich zu unterschreiben und damit Korrekturmaßnahmen einzuleiten.
Habt Ihr einen solchen Fall schon gehabt?
Ich möchte nicht gleich mit Einbeziehung des Vorgesetzen drohen. Leider habe ich das Audit allein durchführen müssen und so keine andere Meinung zur Verfügung.Es geht um die Ursachenanalyse bei aufgetretenen Fehlern (fehlt nämlich neben der Wirksamkeitsbewertung) und um Kennzeichnung beigestellter Produkte unter Angabe des Eigentümers (steht nur Kunde drauf)
Was schlagt ihr mir vor?
Hilfe…Gruß
NadjaHallo Nadja,
ich würde als erstes versuchen herauszufinden, wo genau das Problem liegt. Warum unterschreibt der Abteilungsleiter nicht die Nachweise? Wurden die bemängelten Maßnahmen nicht durchgeführt? Oder sieht der Abteilungsleiter keinen sinnvollen Grund für die Dokumentation Ursachenanalyse/Kennzeichnung? Oder kann er den Auditor nicht leiden und will ihn stressen? Oder versucht er durch den Druck an dieser Stelle etwas anderes zu bewegen? Oder sind die Abweichungen tatsächlich sachlich nicht zutreffend? Oder…?
Und wenn ich das Problem und die Ursachen identifiziert habe, würde ich versuchen an den Ursachen etwas zu ändern und dabei das Ziel im Auge zu behalten und keine Schuld zu verteilen. Das ist keine einfache Lösung, aber dafür eine, die Euch längerfristig weiterbringen könnte. Kurzfristig kann auch Druck vom Vorgesetzten helfen, könnte aber zu einer Verhärtung der Fronten führen und der sich anschließende Kleinkrieg sehr viel mehr Zeit und Nerven kosten und dem Prozess mehr schaden als nützen.
Auf jeden Fall würde ich das Gespräch mit dem Abteilungsleiter suchen und ihm klar machen, was sein Verhalten für Konsequenzen hat. (Keine Korrekturmaßnahmen => keine nachgewiesene Verbesserung => ….) Letztendlich hängt da auch sein Arbeitsplatz dran.
Viele Grüße
Barbara
Hallo Barbara,
ich denke es ist so, dass der PL nicht in der Lage ist geeignete Korrekturmaßnahmen einzuleiten, die den Fehler nicht mehr auftreten lassen. Es ist menschliches Versagen, meiner Meinung nach.
Er unterschreibt den Auditbericht natürlich nicht, in dem das zwischen den Zeilen geschrieben steht. Reine Schutzfunktion.
Außerdem ist er davon überzeugt, dass er sich so durchschlawinern kann (was bis jetzt ja auch geklappt hat).
So einer war meine Schwangerschaftsvertretung, das muss man sich mal vorstellen…!
Gut, ich gebe es zu, von meiner Seite aus bin ich tatsächlich nicht frei von Vorurteilen. Nur, das muss man einem internen Auditor, der QMB ist, in einem gewissen Maß auch zugestehen. Ich weiß eben, wo die Schwächen liegen…
Gruß
NadjaHallo Nadja,
so einen Fall hatte ich auch mal (internes Audit). Mit viel zureden und etlichen „Anpassungen“ gab es eine Lösung, die beide akzeptierten. Allerdings hatte ich keine Lust, das Spielchen immer und immer wieder zu wiederholen. Also bot ich ihm an, als Korrekturmaßnahme in den Bericht (den er unterschreibt) reinzuschreiben: Nach Ansicht des Abteilungsleiters keine Maßnahmen notwendig. Auch die Geschäftsleitung zeigte sich im Managementreview unbeindruckt. Sie rief einmal an und sagte, er solle etwas kooperativer sein, was aber seine Einstellung nicht änderte. Im Audit kam es prompt zu einer Abweichung. Und damit hatte er jetzt die Geschäftsleitung im Nacken sitzen. Dieses Thema wurde (ein Jahr später) von der DQS als vorbildlich bewertet, der Mitarbeiter hat ein weiteres viertel Jahr später die Firma verlassen.
Wenn er allerdings auch „keine Maßnahmen notwendig“ nicht unterschreibt grenzt das an Arbeitsverweigerung. Deine einzige Chance ist dann zu diesem Thema eine Notiz mit Datum zu machen, um zumindest Deinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
Grüße Alblondie.
Hallo Alblondie,
klingt praktikabel. Habe mich auch schon drei Mal mit ihm dazu getroffen, um die Sache zu beenden. Abgeschlossen ist es aber noch immer nicht.
Versuchte ihm klar zu machen, dass es auch Momentaufnahmen sind, dass er das nicht als persönliche Bewertung auffassen soll und dass 82% gar nicht schlecht sind, im Gesamten gesehen.Ich hoffe das wird noch was.
Gruß
NadjaHallo Nadja,
hast Du schon einmal versucht, Dich mit ihm über seine Vorstellungen der kontinuierlichen Verbesserung zu unterhalten? Meine Erfahrung ist, wenn man den Willen dazu hat, hat man auch keine Probleme mit Abweichungen.
By the way: Ich hatte letzte Woche ein Gespräch mit unserem Controller zum Thema Umgang mit Auditergebnissen bzw. -abweichungen. Seine Aussage: „Das sind doch alles nur Vorschläge, wie wir noch besser werden können und die sollten wir nutzen“. Das fand ich schon gut.
Gruß aus dem Norden
QMarc
Heute denke ich, es könnte auch an der Formulierung der Abweichungen gelegen haben. Ich bin leider manchmal sehr direkt und burschikos; ist meistens ein Vorteil, manchmal ein Nachteil.
Wir müssen uns jedenfalls bald einigen, sonst wird das eine Farce.Gruß
Nadjaja, ja, es lebe die Auditorensprache:
Hauptabweichung = entweder gar nix vorhanden oder nichts ordentliches (keiner hält sich dran)!
Nebenabweichung = ist zwar was da aber funktioniert nicht!
Verbesserungswürdig = wieso macht Ihr soviel Blindleistung?
Sollte einmal verifiziert werden = überprüf mal Deine Arbeit, dann merkst Du, was du für Blödsinn machstIch kenne das, ich war auch mal so, formuliere jetzt aber meine internen Texte etwas diplomatischer. Als Frau könnte man natürlich noch ein paar weiblich Reize einsätzen, Männer sind dadurch leichter beeinflussbar … ;-)
Grüße Alblondie
geändert von – alblondie on 10/11/2004 10:37:02
Ach weißt Du,
bei dem einen wirkt das, bei dem anderen nicht. Der Kollege ist so persönlich angepiekst, da hilft auch kein Augenzwinkern mehr, oder was immer Du Dir da so vorgestellt hast. (natürlich schon ausprobiert ;-))
Er hat das Zeug schon mit nach Hause genommen, um die Ungeheuerlichkeit seiner Frau zu zeigen. Das spricht doch schon für sich, oder…
Gruß
Nadja???? —- ????
Es ist immer noch erstaunlich, welcher Kindergarten in manchen Firmen abgeht (ich schließe unsere Firma dabei nicht aus). An Deiner Stelle würde ich mal bei der Geschäftsleitung um ein Gespräch unter 6 Augen (GL, der Typ – MITarbeiter wäre hier wohl nicht der richtige Ausdruck, und Du). Geh auf ihn zu (ungeschickte Formulierung etc.) und biete ihm keine Angriffsfläche. Vor der Geschäftsleitung ist er dann ganz schön in Zugzwang.
Auch der Betriebsrat ist in solchen Fällen manchmal hilfreich.Ich hab das gerade meinem Kollegen erzählt (Q-Mann seit 30 Jahren), er hat nur verständnislos den Kopf geschüttelt.
Ich kenn weder Dich noch den Mitarbeiter. Ich krieg aber jedesmal so einen Hals, wenn Leute Geschäft und privat nicht trennen können. Ich schlage mir genauso mit Leuten verbal die Köpfe ein, kann danach aber guten Gewissen mit denen auf ein Bier oder nen Kaffee in die Kantine gehen.
Hallo Nadja,
der Vorschlag mit der GL von Alblondie hat schon was für sich, aber wenn der Kollege mit dem Bericht schon zu Hause bei seiner Frau war, sehen die Chancen für eine „vernünftige“ Klärung wohl eher schlecht aus.
Hast Du noch einen QM-Kollegen, der eventuell noch mit ihm reden könnte? Manchmal helfen schon andere Gesichter, um zur Entschärfung beizutragen.
Ist das bei euch ein generelles Problem oder nur der eine Kollege? Bei generellen Umgangschwierigkeiten mit Abweichungen solltest Du unbedingt mehr schulen, wenn er der einzige ist, dann hilft wohl auf absehbare Zeit nur der Weg zur GL.Gruß aus dem Norden
QMarcc
Hallo Nadja
Zunächst noch eine zusätzliche Frage:
Wie glaubst Du, hätte der Abteilungsleiter bei einer Bewertung von 92% Erfüllungsgrad reagiert ?
Wir hatten bei uns immer wieder Diskussionen und ähnliche Probleme über die meist subjektive Bewertung. Da die Ergebnisse in den einzelnen Abteilungen und Bereichen immer wieder untereinander verglichen wurden (auch wenn das Blödsinn ist) kehrte erst Ruhe ein, nachdem wir auf eine prozentuale oder Punktebewertung verzichteten. Nun wird die Anzahl der Abweichungen und die Zeit bis die Maßnahmen abgearbeitet sind, bzw. wieviele Termine überzogen sind, bewertet. Seither sind alle zufrieden.Gruß
Lothar
Hallo Lothar
Bei 92% hätte er gar nichts gemacht (denke ich). Entspräche doch Audit erfüllt und gut. Verbesserungspotential ist Nebensache.
Ohne Punkte-Bewertung kann ich doch nur feststellen, ob etwas gut oder schlecht ist. Ich kann z.B. nicht bewerten, ob eine Kleinigkeit fehlt oder gar nichts vorhanden ist. Das stört mich daran.
Es ist übrigens kein generelles Problem, dass Abweichungen nicht akzeptiert werden. Ein generelles Problem ist allerdings, dass sie nicht ernst genug genommen werden. Aber das ist wieder eine andere Geschichte….
Gruß
NadjaHallo Lothar
Bei 92% hätte er gar nichts gemacht (denke ich). Entspräche doch Audit erfüllt und gut. Verbesserungspotential ist Nebensache.
Ohne Punkte-Bewertung kann ich doch nur feststellen, ob etwas gut oder schlecht ist. Ich kann z.B. nicht bewerten, ob eine Kleinigkeit fehlt oder gar nichts vorhanden ist. Das stört mich daran.
Es ist übrigens kein generelles Problem, dass Abweichungen nicht akzeptiert werden. Ein generelles Problem ist allerdings, dass sie nicht ernst genug genommen werden. Aber das ist wieder eine andere Geschichte….
Gruß
Nadja…. Es ist übrigens kein generelles Problem, dass Abweichungen nicht akzeptiert werden. Ein generelles Problem ist allerdings, dass sie nicht ernst genug genommen werden. Aber das ist wieder eine andere Geschichte….
Ich glaube, das kennen wir alle :-)
Aber das mit dem Punktesystem haben viele ein Problem. Ich habe das mal versucht, bis einer die Sache gipfelte und fragt, in wie weit das Ergebnis Einfluss auf die Leistungsanalyse hat, die ja wiederum mit dem Einkommen zusammenhängt.
Das ist ein ganz sensibles Thema.Grüße Alblondie.
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