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als Antwort auf: Produktrückrufe #47679
Hallo,
ich denke das Thema ist vielschichtig. Zu dem Thema kann man sich mal wieder unendlich auslassen, philosophieren und es von allen möglichen Seiten beleuchten.
1. CE-Kennzeichen
Ich vertraue dem CE-Kennzeichen grundsätzlich nicht mehr. Da klebt irgend ein kleiner Mitarbeiter am Ende der Fertigungslinie in Deutschland, China oder wo auch immer auf der Welt einen Aufkleber per Download aus dem Internet auf sein Produkt, ohne die beabsichtigte Bedeutung oder das angestrebte Verfahren zur Bewertung der Konformität mit zahlreichen Normen oder Grundsätzen der Risikoanalyse auch nur annähernd zu kennen. Ich selbst habe diese Vorgehensweise an komplexen Sondermaschinen, die außerdem alles andere als ungefährlich für den Bediener sind, in Deutschland erlebt. Das Verfahren wurde von der Hoffnung getragen, dass die Maschine in absehbarer Zeit niemandem um die Ohren fliegen möge.
2. Preis – Profit – Qualität
Ich hoffe, ich bin mir mit einer Vielzahl der hier versammelten Qualitäter einig: Qualität hat einen Preis. Sicher ist der Preis in vielen Ländern aufgrund des Lohngefüges bzw. des Technologiesierungsgrades der Fertigungsanlagen unterschiedlich.
Zur Zeit beobachte ich jedoch, dass viele Unternehmen nach Osteuropa bzw. nach Asien abwandern und hoch entwickelte Technologie durch Manpower und ergonomische durch frühkapitalistische (ich meine damit die Arbeitsweise und nicht unbedingt die Gesellschaftsordnung) tayloristische Arbeitsmethoden ersetzen inkl. der Prüfaufgaben und –methoden.
Thema Preis:
Der Wahnsinn ist, dass der Ersatz von Maschine gegen Mensch sogar noch weitaus billiger ist. Vor einiger Zeit habe ich auf irgend einem dritten Programm gesehen, wie ein sehr teurer Sportartikelhersteller aus Deutschland Waren in Kambodscha produzieren lässt. Der bezahlte Arbeitslohn reichte der interviewten Arbeiterin kaum zur Deckung ihrer eh bescheidenen Lebenshaltungskosten. Wie wenig muss man in Kambodscha verdienen, um anständig leben zu können oder wie viel muss man für ein deutsches Unternehmen arbeiten, um gerade so leben zu können? Mit dieser äußerst billigen menschlichen Konkurrenz kann keine hoch entwickelte und entsprechend teure Fertigungslinie konkurrieren. Nachschub ist genug vorhanden uns somit wird der technologische Fortschritt geopfert. (Ich habe Karl Marx als frühere Pflichtlektüre gehasst, inzwischen habe ich ihn wiederentdeckt und bin völlig fasziniert davon, wie viele seiner wirtschaftsphilosophischen Gedanken aktueller sind den je.)Ein weiteres Problem sind die tayloristischen Arbeitsmethoden. Manchmal sieht man Bilder aus globalisierten Produktionsunternehmen im Fernsehen, oder wenn man auf Reisen die Gelegenheit hat, mal einen illegalen Blick in eine Produktionsstätte zu werfen oder sich mit den Menschen vor Ort unterhält. Hierzulande kämpfen Hochschulprofessoren bei ihren Studenten um Verständnis dafür, dass die ständige Wiederholung ein und desselben Arbeitsganges durch ein und dieselbe Person Ermüdung, Unaufmerksamkeit, Gleichgültigkeit und damit Fehler verursacht. In Deutschland sind solche Arbeitsmethoden zwar auch noch zu finden, aber in China, Indonesien etc. sind solche Methoden an der Tagesordnung. Man spart sich sogar die Zeit und den Aufwand, einen Mitarbeiter in die meist einfachste Arbeit des neben ihm arbeitenden Mitarbeiters kurz einzuweisen und vielleicht ein rollierendes Arbeitssystem einzuführen. Man meint doch tatsächlich, wenn ein Mitarbeiter Tag für Tag die gleiche Schraube eindreht, würde er irgendwann perfekt sein und er würde, wenn er einen Platz weiter rückt und anschließend eine Klemme befestigt unnötig Fehler verursachen, weil er sich auf die neue Arbeit konzentrieren müsste. Außerdem würde es so und soviel Taktminuten kosten, wenn die ganze Mannschaft einen Stuhl weiter rückt. Habt ihr mal gesehen, wie hierzulande teure Carrera-Autorennbahnen im Ausland hergestellt werden?
Thema Qualität:
Haben wir endlich durch antiquierte Arbeitsmethoden so richtig Fehler verursacht, stehen am Ende der Fertigungslinie jede Menge Menschen, die die fehlerhaften Produkte aussortieren. Bei manchen Produkten rechnet sich aufgrund des Kostengefüges eine enorme Ausschussquote – soviel zum Umweltschutz. Da auch diese Menschen vielfach tayloristisch arbeiten, rutschen Fehler einfach durch.
Ach so Umweltschutz: Auf Umweltschutz pfeifen viele deutsche Unternehmen im Ausland völlig. Was hier in den Augen vieler Unternehmenslenker zwar saubere Umwelt jedoch erhebliche Kosten verursacht, opfern andere Länder dem – wie es so schön heißt – wirtschaftlichen Aufschwung. Ich weiß nicht warum die vom fragmentalen Ökobewusssein durchströmten Birkenstock-Sandalen-Latscher immer noch bei Ikea einkaufen. Ikea holzt Sibirien und andere Länder gnadenlos ab und verseucht anschließend mit ihren Abwässern die ökologisch empfindliche Tundra oder bis dato vom Menschen unberührte sibirische Flusslandschaften. Ich wette Ikea besitzt irgendein Zertifikat dass nachhaltige Waldbewirtschaftung bestätigt.Als einigermaßen sensibilisierte Qualitäterin habe ich das subjektive Gefühl, dass die Qualität der Produkte mit Vorsatz abgesenkt wird. Allein die rein optische Anmutung vieler Produkte wirkt immer billiger, wehe man schaut unter die Oberfläche. Es ist fast gleich, welches Produkt für den Endverbraucher ich anschaue. Außerdem dürfen Produkte nicht mehr ewig lang halten, er soll möglichst schnell Nachschub benötigen. Lange Haltbarkeit bremst den Umsatz, Profit und die Wirtschaft. Ein schönes Beispiel aus dem Alltag sind Schuhe (typisches Frauenthema) – aber ich meine Herrenschuhe. Vor ca. 10 Jahren konnte mein Mann für 100 DM Schuhe kaufen, die für den Durchschnittsverbraucher super genäht waren, die Sohle ist nicht nach 3 Monaten durchgebrochen und die Absätze waren reparierbar. Heute bekommt man kaum noch einen Herrenschuh für 50 Euronen. Wenn man dann 100 Euronen ausgibt, bekommt man einen Schuh, dem man als Nichtprofi ansieht, dass er einfach zu billig war. Seit drei Jahren – wirklich – reklamieren wir aller 3 – 4 Monate ein Paar Herrenschuhe (übrigens aller möglichen Fabrikate, Anbieter und Preislagen) und bekommen unser Geld zurück. Inzwischen kauft mein Mann mehr neue Schuhe als ich – ich lach mich tot. Ich habe vor einiger Zeit den Versuch unternommen, neue preislich erschwingliche Stühle zu kaufen – innerhalb von 1,5 Jahren habe ich nun Modell Nr. 4. Wenn Nr. 4 hinüber ist, hole ich mein Geld endgültig zurück, gehe in ein Antik-Geschäft, beize die Stühle ab und streiche sie bunt an. Ich bin ein Fan alter Möbel. Ich habe manches Möbelstück bereits zum 2. Mal aufgearbeitet und die halten immer noch – manche seit mehr als 100 Jahren. Wenn ich damit nicht der Möbelindustrie schade … …
Ein weiterer Treiber für Qualitätsverlust z. B. in der Automobilindustrie sind die extrem kurzen Entwicklungszyklen für komplexe und technisch anspruchsvolle Produkte. Viele Hersteller begeben sich gemeinschaftlich mit ihren Konkurrenten in ein rasantes Rattenrennen, wer wohl die erste neue Variante oder das erste neue Modell auf den Markt bringt. In den letzten 20 Jahren hat sich dieser Trend meiner Ansicht nach selbst um ein vielfaches beschleunigt. Ich bin mir nicht so sicher, ob der Verbraucher diese schnelle Entwicklung überhaupt möchte, schätzt, fordert oder in Zukunft bereit ist zu bezahlen.
Ich fahre seit etlichen Jahren die gleiche Automarke und habe bis jetzt drei Modelle der gleichen Klasse gekauft – Gott sei Dank immer Auslaufmodelle. Aus irgend einem nostalgischen Spleen habe ich die Rechnungen aufgehoben. Für den Preis des ersten Modells in DM bekomme ich heute nicht mal ein gescheites Auto der gleichen Klasse in €. Der einzige für mich als Verbraucher auf den ersten Blick offensichtliche Mehrwert besteht in mehr Schnick-Schnack im nachfolgenden Modell. Vor allem die offensichtlich verwendeten Materialien sehen zunehmend unedler aus. Ich habe wesentlich höhere Kosten bei den Durchsichten und mehr Fehler und Reparaturkosten im Detail. Bei jedem Modell wurden heimlich bei den regelmäßigen Durchsichten kritische Teile gewechselt. Einmal ein die Querlenker, dann mal diverse Lager, ein anderes Mal auf Kulanz angebliche Verschleißteile, die eigentlich nicht verschleißen sollten usw. usw – jedenfalls waren die Teile alle sicherheitsrelevant, dokumentationspflichtig und das Fahrzeug war entsprechend vom KBA zugelassen. Die Teilelieferanten besaßen garantiert ein Zertifikat nach 9001 + Automobilnorm. Aus meiner beruflichen Erfahrung weiß ich, dass auch die produkthaftungskritische Automobilindustrie am Kunden testet. Bzw. unausgereifte Modelle auf den Markt wirft und dann regelmäßig heimlich Teile tauscht. In vielen Fällen zahlt sogar der Kunde mit, wenn er sich dies gefallen lässt. Im Entwicklungsbereich werden erstaunlich oft Schnellschüsse getätigt. Ich habe es oft erlebt, dass ein Produkt einfach noch nicht fertig entwickelt und ausreichend getestet wurde, bevor der Vorstand des Automobilkonzerns den Abzug der Startpistole gezogen hat. Es stand oft einfach nicht genügend Zeit zur Verfügung, um Erfahrungen mit dem neuen Teil bzw. selbst mit den Herstellmethoden zu sammeln, bei allem technologischem Fortschritt. Das können wir doch an Ländern wie Indien, China, Brasilien etc. beobachten. Plötzlich wird die Produktion eines komplexen Teils verlagert und in Deutschland kommt nur noch Schrott an. Der deutsche Hersteller musste inzwischen aufgrund fehlender Aufträge dicht machen und steht nicht mehr zur Verfügung oder er eifert Globalisierern, geht ins Ausland und kann seine Qualität ebenfalls nicht mehr halten.
Eine andere Frage ist, ob der Kunde tatsächlich diese extrem hohe Varianz wünscht und weiterhin bereit ist, dafür immer mehr Geld auszugeben. Die Kaufkraft einer großen Allgemeinheit in Deutschland schwindet mit zunehmender Globalisierung und Absenkung der Reallöhne. Ich könnte mir gut vorstellen, dass in Zukunft auch weniger aufwändig ausgestattete Modelle/Produkte nachgefragt werden und die Interessengruppe derer wächst, die robuste und reparaturfreundlichere bzw. -resistentere Modelle/Produkte nachfragt, die den finanziell angeschlagenen Bürger von A nach B bringen oder schlicht ihren Dienst tun.
Jetzt eine witzige Anmerkung zu Variantenvielfalt und Qualität:
Meine Katze befindet sich zur Zeit im Hungerstreik und schiebt absichtlich Kohldampf. Sie hat bereits seit einiger Zeit nur noch die Futtersorte eines Herstellers gefuttert. Plötzlich verschmäht sie aufgrund neuer Rezeptur auch dieses Futter. Alle paar Jahre wieder habe ich dieses Dilemma, dass der Hersteller meint, meiner Miezekatze sollten nun plötzlich Karotten, Ballaststoffe, Erbsen und sonstiger Pröll schmecken. Jetzt muss ich jede Menge Geld und Geduld investieren, um von einem möglichen Alternativhersteller eine Katzenfuttersorte zu finden, die meine Katze wieder annimmt. Inzwischen muss ich das Elend meiner Mietze mit Schnitzel, Steak und Hackfleisch als Überlebenshappen bekämpfen. Jeder, der eine wählerische Katze besitzt, wird mit mir fühlen. Ich verfluche diese Varianz.3. Produkthaftung
Ich denke, Unternehmen wägen sehr genau ab, wann ein Kunde reklamiert bzw. unter welchen Bedingungen ein Produkthaftungsfall eintreten könnte. Was tue ich als mögliche gestresste Mutter, wenn ein Babyschnuller für 3 € scharfe Kanten hat, ich werfe ihn weg, anstatt mich samt Kind ins Auto zu setzen, teuren Sprit zu verbrauchen um den Schnuller zu reklamieren.Natürlich steht das Produkthaftungsgesetz im Focus. Aber mal ehrlich, wie viele Produkthaftungsfälle in Deutschland gibt es und wie werden sie entschädigt? Wie oft landet in Deutschland den ein Geschäftsführer mit einem spektakulären Prozess vor Gericht und welche Strafen werden dann tatsächlich fällig? Kann man doch vernachlässigen. Die Produkte für produkthaftungsmäßig gefährlichere Länder wie die USA werden anders geprüft, manchmal sogar anders gebaut, manchmal kommen sie später als in Europa auf den Markt – wegen der Produkterfahrung. Die Bedienungsanleitung wird weiter gefasst, z. B. Katze in der Mikrowelle usw. usw.
Welche Chancen habe ich denn als Verbraucher? Wie kann ich als Verbraucher überhaupt erkennen, dass sich in der Babynahrung unerlaubte Stoffe befinden? Na wer von euch hat ein privates Labor zu Hause? Wie oft wird unabhängig geprüft? Wie hoch ist die Chance, ertappt zu werden? Als Verbraucher muss eine Menge teure Zeitschriften kaufen, in allen möglichen Datenquellen recherchieren und dabei muss ich bedenken, dass immer nur eine sehr kleine Menge, vielleicht die Produktion eines Tages, getestet wurde. Was ist mit den Tagesproduktionen vorher und nachher? Wie soll ich denn feststellen, ob sich im Spielzeug unerlaubte Weichmacher befinden oder in Drogerieartikeln unerlaubte allergieauslösende Stoffe? Ich wollte vor kurzem Spielzeug für ein Kleinkind verschenken und weil ich die Eltern sehr wertschätze, sollte es etwas Besonderes sein. Ich habe nichts mehr aus deutscher Produktion gefunden, dem stolze 40 € teuren weichen Knuddeltier aus China habe ich auch nicht so recht vertrauen können. Bei Fertig-Babynahrung dreht es einem den Magen um. Ich wette an dieser Stelle, dass der Hersteller der kürzlich zurückgerufenen Babynahrung ein Zertifikat nach 9001 und zusätzlich nach irgendeinem Lebensmittelstandard besitzt.
Ein weiteres Problem ist die absolut unübersehbare Fülle unterschiedlicher Produkte für den Endverbraucher. Keine Institution kann es leisten, diese ständig wechselnden Varianzen und Neuprodukte auf Herz und Nieren zu prüfen. Die Schlupflöcher sind nur allzu groß oder die Gefahr ertappt zu werden, kalkulierbar klein. Dazu kommt die Abhängigkeit der Prüfinstitute von finanziellen Interessen und der Einfluss von entsprechenden Lobbyisten auf Politik und Wirtschaft. Vor kurzem habe ich im Spätprogramm leider nur noch den halben Beitrag über den TÜV Rheinland gesehen. Der TÜV Rheinland wurde zur Rede gestellt, weil sich in Kinderprodukten mit seinem Qualitätssiegel verbotene Weichmacher befanden bzw. Grenzwerte empfindlich überschritten wurden. Die interviewte Dame gab reichlich naiv an, es wäre angenommen worden, dass solche Weichmacher überhaupt nicht mehr verwendet würden – Punkt. Das CE-Kennzeichen war garantiert drauf. Lediglich auf die Prüfung nach Risiken durch Inhaltsstoffe hat man großzügig verzichtet.
Unter Wahrung finanzieller und lobbygesteuerter Interessen, kleben so genannte unabhängige Prüfinstitute überall ihr Siegel drauf – wer will, wer will und hat noch keins? Für den unbedarften Verbraucher ist es völlig unmöglich, die seriös vergebenen Siegel/Zertifikate etc. von den unseriös vergebenen zu unterscheiden. Im Gegenteil: Diejenigen die seriös arbeiten erleiden massive Nachteile, weil ein anderer Prüfer halt nicht so genau hinsieht und die gleiche Qualität bescheinigt. Irgendwann „bereinigt“ diese Angelegenheit der Konkurrenzkampf und der Markt.Oder nehmen wir mal als Beispiel Bio-Produkte und die entsprechenden Siegel. Die EU hat bereits vor einigen Jahren die Grenzwerte für schädliche Stoffe für so genannte Bio-Produkte nach oben „korrigiert“. Das ursprüngliche deutsche strengere Bio-Siegel wurde unter Kühnast abgeschafft und das EU-Siegel eingeführt. Uns wurde das als Fortschritt verkauft. Es ist völlig naiv zu glauben, dass die Menschheit überhaupt in der Lage ist, so viele Produkte biologisch korrekt zu erzeugen, wie der deutsche Biofanatiker futtert. Ich habe einen Bekannten, der vor ein paar Jahren versucht hat, einen Teil seiner landwirtschaftlichen Flächen biologisch völlig kunstdünger-, insektizit- und pilzgiftfrei zu bewirtschaften. Beinahe die gesamte Ernte wurde durch verschiedenste Schädlinge vernichtet und das übrige Getreide war mutterkornverseucht (tödliches Pilzgift) und nicht mal mehr als Futtergetreide tauglich. Die gleiche Augenwischerei gilt für den Anbau genveränderter Pflanzen. Die Pollen der Genpflanzen fallen auf Kommando an der Feldgrenze nieder und verschwinden ins Nichts – oder?
Hat sich mal jemand mit QM-Zertifikaten im Gesundheitsbereich beschäftigt? Ich habe mal aus Interesse ein bissel geschmökert, weil ich durch meinen Arzt darauf angesprochen wurde. Da gibt es QEP, KPQM, KTQ, qu-no und was noch, weiß der Teufel. Zur Zeit wirft ja jede regionale Kassenvereinigung, Krankenkasse, sonstige Institution oder Interessensgemeinschaft ihren eigenen Standard auf den Markt. Eines haben fast alle gemeinsam, sie zertifizieren absolute Grundanforderungen an Krankenhäuser oder Arztpraxen, die ich als Patient normalerweise voraussetze oder meine, erwarten zu können. Der einzige Unterschied ist, dass diese Grundanforderungen auf ein paar Blättern Papier zusammengeschrieben werden – oder wer erwartet nicht, dass der Arzt fortlaufend die behandelten Krankheiten und die verordneten Medikamente im Patientenstammblatt/-datei erfasst und seine Instrumente ordnungsgemäß sterilisiert? Zum Teil sind nicht einmal Überwachungsaudits innerhalb des Zertifizierungszeitraumes von drei Jahren vorgesehen – Hauptsache die Pappe kommt an die Wand. Der normale QM-mäßig unbedarfte Patient, weiß nicht, welche Anforderungen tatsächlich hinter dem Zertifikat stehen und wiegt sich in Sicherheit.
Heute werden meiner Ansicht zuviel Dinge zertifiziert, die vor ein paar Jahre noch völlig als normal galten, wo kein Mensch auf die Idee gekommen wäre, das der Zertifizierungsgegenstand nicht der Normalität entsprechen könnte. Das früher als Normal betrachtete wird zunehmend in einen oberflächlichen Status des Exklusiven oder es wird durch ein Zertifikat zumindest versucht, das Normale über das als üblich angenommene herauszuheben – meist mit der niedreren Absicht den Preis für Null Gegenleistung zu erhöhen. Ich denke z. B. an ein Waschmittel was hygienisch korrekt immer weißer und weißer wäscht.
Meiner Ansicht nach hat ein Arzt die mindeste Pflicht seine Geräte ordentlich korrekt zu sterilisieren und die Schmerzen seines Patienten zu lindern, dafür ist er schließlich Arzt geworden und hat mal einen hehren Eid geschworen. Ein Hersteller von Babynahrung hat die mindeste Pflicht, sich darum zu kümmern, dass das kleine hilflose Menschlein keinen Schaden erleidet und gesund aufwächst – völlig wurscht, ob es dafür ein Zertifikat gibt oder nicht.
Die Politik gibt auch immer ein gutes Beispiel dafür ab. Früher war der Begriff Reform mit Verbesserung/Neuordnung des Reformgegenstandes definiert – heute bemüht man sich unter diesem Begriff, uns weitere Nachteile als unsere Vorteile zu verkaufen und damit ein marodes verlorenes System bei der Gefahr des Untergangs weiter zu füttern ohne jegliches Verbesserungspotential zu heben und umzusetzen. Wem von euch fallen zur Gesundheits- oder Pflege“reform“ nicht tausende Verbesserungsvorschläge ein?
Die Frage ist jedoch, was passiert oder könnte ohne diese Zertifikate passieren?
Kann ich mich bei einem nicht zertifizierten Arzt, darauf verlassen, dass er seine Geräte korrekt sterilisiert und dass ich die angemessene Behandlung trotzdem erhalte obwohl der keine QM-Checkliste ausgefüllt hat?
Muss ich bei Produkten ohne europäisches Biosiegel neben den eh schon hohen Grenzwerten mit noch höheren oder sogar gesundheitsgefährdenden Rückständen rechnen?
Muss ich in einem nicht nach ISO 9001 zertifizierten Unternehmen damit rechnen, dass es mir permanent Schrott liefert, weil es seine Produktprüfungen nicht vernünftig durchführt?Qualitäterin bin ich aus Überzeugung und auch aus einem gewissen Enthusiasmus heraus. Allerdings hat mir das mehr als einmal eine blutige Nase eingebracht. Als Verbraucherin trägt mich das Prinzip Hoffnung, bei der Auswahl von Produkten ein glückliches Händchen zu haben. Ich bin kein besonders vertrauensseeliger Mensch mehr und ständig beschleicht mich das Gefühl, hinter der schillernden Verpackung, der luxuriösen Werbekampagne, dem schönen Schein werde ich über den Tisch gezogen.
Qualitätssiegeln oder Zertifikaten kann man nicht bedingungslos vertrauen. Es ist schlichtweg nicht möglich, die weißen Schafe von den schwarzen zu unterscheiden. Diese Inflation der Zertifikate und Qualitätssiegel ist ein Schlag ins Gesicht derjenigen Firmen, die sich ernsthaft um Qualität bemühen und ihre Verantwortung gegenüber ihren Kunden ernst nehmen. Zur Zeit finde ich, haben diese Firmen nur wenige Chancen sich wirklich für den Verbraucher wahrnehmbar von den schwarzen Schafen abzuheben. Im Wirtschaftsleben wird dies durch Lieferantenaudits weitgehend abgesichert. Ich habe irgendwo gelesen, dass die Lieferantenaudits massiv zugenommen hätten. Das spiegelt auch das fehlende Vertrauen in Zertifikate wider. Was aber soll der Verbraucher tun? Welche Möglichkeiten hat er überhaupt?
Na mal sehen, ob überhaupt jemand den Nerv hat, diesen „Roman“ zu lesen.
Schöne Grüße
als Antwort auf: Urlaubsantrag (Bundesurlaubsgesetz) #45854Hallo,
für die Frist von der Beantragung bis Genehmigung des Urlaubs gibt es keinerlei gesetzliche Regelung. Das ist ganz allein Chefsache.
Wichtig ist, wenn der Chef den Urlaub einmal genehmigt hat, kann er die Genehmigung nicht mehr ohne weiteres zurückziehen. Wenn aufgrund der Genehmigung eine z. B. eine Reise gebucht wurde, müssen die Kosten bei einer Zurückziehung aus wichtigem Grund sogar ersetzt werden.
Zur Planung und Genehmigung des Jahresurlaubs und der damit verbundenen Möglichkeit, Reisen zu buchen, könnte es möglicherweise bereits Urteile geben. Das herauszufinden, dürfte jedoch mit einiger Recherchearbeit verbunden sein.
Schöne Grüße
Vivian
als Antwort auf: Keine Freigabe – trotzdem liefern ? #42628Hallo,
es gibt Produkte, die in der Automobilindustrie nie freigegeben und trotzdem in Serie verbaut werden. Das kommt vor, wenn z. B. der Automobilist Toleranzen festlegt, die technologisch überhaupt noch nicht erreichbar sind.
Zweck des Vorgehens ist, den Prozess offen zu halten und sich bei möglichen Problemen auf Kosten des Lieferanten herauswinden zu können.
Dann gibt es eine Freigabe unter bestimmten Bedingungen bzw. unter Vorbehalt. Seltsamer Weise sind solche Vereinbarungen eine recht individuelle Geschichte – so eine schweigende Übereinkunft.
Versuche das Problem mit dem Kunden zu klären. Einen Bandstillstand würde ich unter keinen Umständen riskieren.
Schöne Grüße
Vivian
als Antwort auf: schwarz = schwarz ? #42603Hallo Qualyman,
ich hab‘ mal einen kleinen beruflichen Ausflug in die Kunststoffindustrie unternommen und dabei folgendes gelernt:
Aus dem gleichen Kunststoffgranulat wird unter bestimmten Einflüssen wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Feuchte des Granulats etc. nicht immer ganz korrekt die gleiche Farbe. Es kann immer wieder mal zu Abweichungen kommen. Fakt ist aber auch, die Produktionsparameter können an der Spritzgussmaschine bzw. in der Produktion überwacht werden. Damit können zumindest Fehler etwas minimiert werden.
Wichtig ist auch, die genauen Parameter und Toleranzen für die Farbmessung vorzugeben. Jetzt kommt es ganz böse: Ihr solltet dabei auch das zu verwendende Farbmessgerät vorschreiben. Nicht jedes Farbmessgerät misst die gleiche Farbe gleich. Ich habe in der Praxis die Erfahrung gemacht, da kann man kalibrieren wie man will, es gibt zwischen den unterschiedlchen Herstellern immer wieder Abweichungen, die man beim simplen Nebeneinanderlegen der Teile tatsächlich sieht. Eine Erklärung war dafür nicht zu bekommen. Automobilisten schreiben häufig vor, welches Farbmessgerät zu verwenden ist.
Außerdem würde ich ein Referenzmuster beim Lieferanten plazieren, ein Prozessaudit durchführen und die Prüfmodalitäten vertraglich vereinbaren.
Schöne Grüße
Vivian
als Antwort auf: cpk Auswertung an Kunstoffteilen #39797Hallo,
in der Automobilindustrie werden Cpk-Auswertungen gefordert. Du kannst halt die Messung erst vornehmen, wenn die Schwindung abgeschlossen ist, je nach Kunststoffeigenschaft halt spätestens nach 4 Stunden oder mehr.
Schöne Grüße
Vivian
als Antwort auf: Überraschendes Audit !? #37047Hallo GBL,
du machst es dir etwas einfach! Die Umstände in Unternehmen können sich sehr unterschiedlich gestalten.
die Implementierung von QM bedeutet in den meisten Unternehmen erst eimal Mehraufwand bis das System läuft und das neben dem Tagesgeschäft. Wird ein QMS nicht von der GL unterstützt und die Mehrarbeit der Mitarbeiter bzw. die Ergebnisse nicht spürbar honoriert – und sei es durch einen freundlichen Schulterklopfer – werden sie sich kaum engagieren. Der QMB blitzt ab.
Mitarbeiter bzw. der GL untergeordnete Führungsebenen werden sich immer an der Prioritätensetzung der GL orientieren. Nur so kann man sich Lorbeeren verdienen und Anerkennung abfassen.
Funktioniert diese Kette nicht, kann man als QMB nur schauen, wie man die Geschichte unbeschadet übersteht. Am Ende findet sich auch noch ein Zert-Auditor, der den ganzen Mist zertifiziert. Und dann heißt es: „Na QMB, warum der viele Wind um nix?!“
Meine GL ließ sich jedenfalls weder mit mehr Effizienz noch mit finanziellen Vorteilen oder geringeren Risiken locken. Da versteh‘ einer die Welt.
Schöne Grüße
Vivian
als Antwort auf: Überraschendes Audit !? #37002Hallo Stefan,
ich kenne die Situation nur zu gut. Mir ist ähnliches passiert. Ich habe zwei Jahre um ein sinnvolles QMS, um abrechenbare Ergebnisse und um Kompromisse mit der GL gerungen. Alles umsonst.
Die GL hatte große Ziele nach außen und innen kommuniziert, war aber gleichzeitig nicht bereit auch nur den kleinen Finger krumm zu machen.
Sie hat nicht verstanden, wenn man in ein neues Haus ziehen will, muss man auch die Möbel anfassen oder neue beschaffen. Wenn man etwas bewegen will, muss man es in Bewegung versetzen, z. B. durch Anschubsen. Man muss irgendwie aber auf jeden Fall aktiv werden. Bis heute hat die GL keines der in den letzten 5 – 6 Jahren gesteckte Ziel erreicht. Lieferanten ziehen sich zurück, Kunden weichen nur noch bei absoluten Engpässen auf die Firma aus und die Mitarbeiter versinken im eigenen Sarkasmus.
Man hat mich von Anfang an boykottiert und kalt gestellt. Dann wurde ein externer Berater eingesetzt. Dieser kannte von dem Unternehmen lediglich den Beratungsraum und durfte innerhalb von ein paar Stunden meine Arbeit von zwei Jahren komplett zerstören. Allerdings hat mir die 2. Führungsebene noch dabei helfen können, diesen Berater als völlig unhaltbar und inakteptabel hinzustellen. Es war der GL nicht ohne Gesichtsverlust möglich, den Berater weiter zu beschäftigen.
Das ganze hat mir jedoch auch nicht weitergeholfen. Ich hätte in der Firma keinen Fuß mehr auf den Boden bekommen.
Nun endlich zu dir:
Nach solchen Erfahrungen ist man immer schlauer.
Meiner Ansicht nach handelt es sich bei dem Vorgehen deiner GL eindeutig um Mobbing. Die Arbeitsgerichte stehen diesem Thema heute deutlich offener gegenüber als noch vor ein paar Jahren. Inzwischen sind hier Schmerzensgeldzahlungen bzw. Abfindungen drin.
Der Ausschluss von Informationsflüssen und Ausgrenzungen aus dem betrieblichen Alltag erfüllen den Begriff „Mobbing“. Ein Mitarbeiter muss immer die Möglichkeit und Mittel bekommen, die ihm gestellte Aufgabe vertragsgemäß zu erfüllen. Bekommt er diese Möglichkeit nicht und wird verantwortlich für die Ergebnisse gemacht = Mobbing.
Um den Mobbingvorwurf zu untersetzen, muss man so etwas wie ein Mobbingtagebuch führen. Wichtig ist, dass du an dich gestellte Anforderungen genau dokumentierst und natürlich auch die Gründe und die Konsequenzen des Nichterreichens (z. B. Reaktion, Vorwürfe der GL, Bloßstellung der vermeintlichen Unfähigkeit vor Dritten).
Abgesehen davon, würde ich versuchen, jede Aufgabe zu protokollieren. Es ist ein Leichtes, ein Besprechungsprotokoll mit Aufgabe, Termin und Ressourcen (das „Was“ und „Wie“) zu protokollieren und unter den betroffenen Mitarbeitern zu verteilen. Das erhöht den Druck und bringt die Beteiligten unter Zugzwang, den man später konkret bei der Forderung nach einem anständigen Arbeitszeugnis einsetzen kann.
Unabhängig davon rate ich dir, dich mit dem Arbeitsamt in Verbindung zu setzen und deine Situation ausführlich zu schildern. Ich habe in der o. g. Situation selbst gekündigt und habe eine entsprechende ausführliche Stellungnahme dazu beim AA eingereicht – ohne finanzielle Folgen.
Zur Rechtsschutzversicherung: Du bis ja jetzt noch im Unternehmen beschäftigt. Die Karenzzeit für eine Rechtsschutzversicherung beträgt 3 Monate nach Abschluss. Stelle dir mal vor, du bekommst ein negatives Zeugnis. Dann wirst du deine Ansprüche möglicherweise bei Gericht durchsetzen müssen. Übrigens lohnt sich auch bei der Durchsetzung dieser Ansprüche das „Mobbing-Tagebuch“.
Ich wünsche dir ganz viel Glück
Vivian
als Antwort auf: Welches Gehalt für QMB? #34276Hallo
ich danke euch für eure Tipps.
Das Unternehmen gibt leider vorab recht wenig von sich preis, irgendwelche Zahlen Fehlanzeige, hab schon recherchiert.
Die Firma liegt in Franken – Nähe Nürnberg – beginnendes Outback. Im Süden soll ja generell etwas besser gezahlt werden.
Es gibt nur einen Standort.
Das Stelleninserat war bezüglich Aufgaben wenig aussagekräftig. Das Problem ist, dass häufig bereits im ersten Gespräch nach entsprechenden Gehaltsvorstellungen gefragt wird obwohl man vielleicht gerade mal eine halbe Stunde Zeit hatte, sich mit zukünftigen Aufgabenspektrum auseinanderzusetzen.
Die bisher genannten Gehaltsangaben haben mich echt geschockt, davon kann man leben. Habt ihr auch den in Westdeutschland üblichen Ossi- und den Frauenabzug berücksichtigt? – ketzerisch, gebe ich zu.
Einen Gehaltscheck lasse ich lieber nicht machen. Als BWLerin rät man mir sehr wahrscheinlich, mir bitteschön einen anderen Job zu suchen, nur bitte nicht QM.
Ich schau mal, wie mein Gesprächspartner reagiert.
Dank euch
Vivian
als Antwort auf: Produkthaftung #32898Hallo
„Messergebnisse von zugelieferten Teilen werden beim Zulieferer aufbewahrt, weil dieser für die Richtigkeit seiner Produkte verantwortlich ist.“
die Meinung von Nadja halte ich für gefährlich. Der Endverbraucher kann sich lt. Produkthaftungsgesetz irgendeinen Beteiligten der Lieferantenkette greifen und entprechend verklagen. Dieser muss nachweisen, dass bei ihm alles seine Richtigkeit hat. Für den Endverbraucher ist es völlig egal, welches Bauteil ihn geschädigt hat. Er ist durch das Gesetz geschützt und das verklagte Unternehmen muss zahlen, wenn tatsächlich das in Umlauf gebrachte Produkt ursächlich für den Schaden ist. Hier gilt, das Unternehmen muss sich umfassend entlasten können.
Jetzt wird es allerding interessant:
Der Endverbraucher ist jedoch durch das Produkthaftungsgesetz absolut nicht genötigt, sich durch die Lieferantenkette zu klagen, um seine Ansprüche durchzusetzen. Relevant für ihn ist immer das vollständige Produkt.
Wurde z. B. ein Inverkehrbringer verklagt und stellt sich heraus, dass der Schaden durch ein Zulieferteil entstanden ist, kann er seinen durch die Produkthaftungsklage des Verbrauchers entstandenen Schaden nur über eine zivilrechtliche Klage gegen seinen Zulieferer geltend machen. Dann muss er nachweisen, dass der Schaden durch das fehlerhafte Zulieferteil entstanden ist und dass ihn keinerlei Verschulden trifft, z. B. schlampige Wareneingangskontrolle.
Hat er z. B. die Wareneingangskontrolle nicht ordnungsgemäß durchgeführt, wird ihm wohl ein Mitverschulden treffen. Also verdonnert eure Lieferanten per Vertrag zu entsprechenden Aufbewahrungsfristen, definiert die Eigenschaften des gelieferten Produktes so genau wie möglich und archiviert eure entsprechenden Prüfprotokolle.
Tröstend ist, dass kaum echte Produkthaftungsfälle verhandelt werden.
Schöne Grüße
Vivian
als Antwort auf: Positionspapier Qualitätsverantwortlicher #31780Hallo,
ich habe lange überlegt, ob ich etwas zu dieser Diskussion schreiben sollte.
Ich bin auch ein sogen. Pragmatiker – alles selbst angeeignet bzw. nebenbei realisiert. Ich weiß, was Arbeiten heist. Als Frau wurde ich zig Mal benachteiligt, belästigt und gemobbt und einen mehrfach gebrochenen beruflichen Lebenslauf habe ich auch geerbt. Ich komme ursprünglich aus einem Beruf, wofür jeder Personalchef gleich eine Schublade findet. Dieser ursprüngliche Beruf scheint alle meine nachfolgenden Qualifikationen zunichte zu machen. So viel zu Vorurteilen.
Meine Erfahrung ist, Frauen haben es in Deutschland unendlich schwer. Über ältere Arbeitnehmer spricht man in den Medien – über Frauen nicht. Wir haben im Bewerbungsverfahren erst die Jungen zu überrunden, dann die älteren erfahrenen Fach(Männer), erst dann schaut sich der Personalchef die weiblichen Kandidaten an.
Also Männer jammert nicht!!!Vor kurzem habe ich gelesen, dass über 60 Prozent der Unternehmen Schwierigkeiten haben, Stellen zu besetzen. 20 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, gelegentlich Probleme bei der Stellenbesetzung zu haben. Warum?
Als Hauptursache wurden zu hohe Erwartungen genannt. Der Personalchef fordert vom Fachbereich so etwas wie eine Wuschliste für den neuen Stelleninhaber an. Natürlich macht der Fachbereich eine Maximalforderung auf. Der Personalchef hat jedoch keinerlei fachliche Ahnung und schon sind die Standardforderungen für die Stellenanzeige entstanden.
Die Vorauswahl trifft wieder der Personalchef natürlich anhand der Maximalforderung (sh. z. B. den hier zitierten Auszug aus einer Anzeige) und siebt aus. Welche Potentiale ein Bewerber hat, wie schnell und motiviert er ist, vorhandene Lücken zu schließen, kann man aus einer Bewerbung selten konkret ableiten.
Ich habe auf jeder Bildungsebene miserable QMler kennengelernt. Ich kenne immerhin sogar zwei einen Professoren, die sich dem QM „verschrieben haben. Der eine hat sich sogar in Masings Bibel verewigen dürfen – nur sein eigenes Unternehmen hat er nicht im Griff. Der zweite Herr Prof. kämpft ebenso um das Überleben seiner Firma. Seit dem QMS nicht mehr öffentlich gefördert werden, hat er große Sorgen, sich über Wasser zu halten. Seine Kunden springen ihm auch ab – mittlerweile kenne ich einige. Er muss schon seine Zert-Gesellschaft mitbringen, um überhaupt ein Zertifikat zu erhalten.
Ich kenne jedoch auch Professoren bzw. wissenschaftliche Mitarbeiter von einer Uni, die mit Leib und Seele QMler sind und mit beiden Beinen in der Praxis stehen. Leider hat mein letzter Arbeitgeber die Zusammenarbeit abgeleht.
Ich habe jedoch auch „einfache“ Facharbeiter kennengelernt, die mehr Verstand, Anstand, Sachverstand, soziale Kompetenz und unendlich viel praktische Erfahrung hatten, dass sie in ihrem Bereich kaum zu erreichen waren. Diese Mitarbeiter haben Teile schneller entwickelt und gefertigt, als es der akademisch gebildete Konstrukteur konstruiert hatte, und es funktionierte tadellos.
Ich halte nichts von Titeln und Ehren. Ich habe zu oft erlebt, das meist recht wenig dahinter steckt. Ich betrachte verschiedene Bildungswege und Lebenswege als Bereicherung an Erfahrung und Wissen. Manche Probleme muss man mit gesundem Menschenverstand und Pragmatismus lösen, andere bedürfen einer wissenschaftlichen Analyse und Betrachtung.
Vielen Personalern fehlt der Verstand, die Kompetenz, die Zeit, sich mit dem Bewerber aktiv auseinander zu setzen und der Mut auch einmal eine Fehlentscheidung zu treffen oder sich auch einmal in einem Menschen zu täuschen. Dafür gibt es Optimierungsmodelle, wie Assessmentcenter, in welchen der Mensch messbar, normierbar, und berechenbar gemacht werden soll.
Vivian
als Antwort auf: Chaos bei Aufgabenverteilung GF, QMB, AV u.s.w. #31525Hallo Marco,
mit Stellen- und Aufgabenbeschreibungen wirst du sehr wahrscheinlich nicht viel erreichen können.
Für dich persönlich solltest du erst einmal ermitteln, wer der Verursacher Ursache bzw. Initiator des Chaos‘ ist.
Wird die Situation von der GL geduldet?
Ist die Situation von der GL selbst verursacht? Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn sich die GL aus welchen Gründen auch immer nicht organisiert bzw. organisieren kann, schlägt diese Desorganisation schleichend auf die Gesamtorganisation durch.
Ist die GL mit der Situation zufrieden? Ist die Situation sogar gewollt oder hätte die GL gern eine andere Organisation und weiß nicht, wie sie diese erreichen kann? Nicht jede GL kann sich bei ihrer Belegschaft tatsächlich durchsetzen.
Ist der GL überhaupt bewusst, dass in ihrer Firma etwas nicht stimmt?
Das sind erst einmal ein paar Grundvoraussetzungen, die du klären solltest, um mehr über eine mögliche Vorgehensweise zu erfahren.
Wenn die GL die Situation duldet und keine konstruktive Kritik zulässt, dann wirst du als ein engagierter QMB ein sehr unglücklicher QMB werden.
Kannst du der GL deutlich machen, dass die derzeitige Organisation dem Unternehmen schadet und stößt du dabei auf offene Ohren und Kritikfähikeit, kannst du wahrscheinlich einiges bewegen.
Das Wichtigste: Diplomatie!!!
Viel Erfolg
Vivian
Du kannst kein Unternehmen vor ihrer Geschäftleitung retten. oder
Du kannst keine Geschäftleitung gegen ihren Willen glücklich machen! Zitat: Wolfgang Horn (Forum: http://www.quality.de
als Antwort auf: Aufbewahrungsfristen #31487Hallo Qualyman,
Verflixt noch ein mal,jetzt werde ich aber zum Erbsenzähler!!!
Die 30 Jahre Aufbewahrungsfrist resultiert nicht aus dem Produkthaftungsgesetz, sondern aus § 823 BGB.
Die Annahme, dass die 30 Jahre in irgendeiner Weise aus dem Produkthaftungsgesetz ableitbar wären, ist ein ganz ganz grober juristischer Schnitzer!!!!
Bitte in dieser Interpretation unbedingt aus dem Gehirn streichen!!!
Der 823 BGB ist eine der wichtigsten Generalnormen der deutschen Justiz. Danach kann jeder, der dem anderen eine Schuld für jedwede Schäden nachweisen kann, 30 Jahre lang zu Schadenersatzleistungen verdonnern. Der 823 geht dann immer noch, wenn alle anderen juristischen Mittel ausgeschöpft sind.
Bitte unbedingt merken!!!!
Schöne Grüße
Vivian
als Antwort auf: Aufbewahrungsfristen #31450Hallo
die bisher vorliegenden Antworten dürften wohl kaum unserem hohen qualitativen Anspruch als Qualitäter genügen bzw. zur Aufklärung beitragen.
Also zur Aufklärung:
Unter dem nachfolgendem Link findet ihr eine Liste mit den aktuellen gesetzlichen Aufbewahrungsfristen – Stand 30.12.2004. Diese Unterlagen müssen z. B. bei einer Betriebsprüfung durch das Finanzamt in äußerst transparenter Weise Prüfung zur Verfügung gestellt werden können.
http://www.krefeld.ihk.de/download/merkblaetter/recht_fair_play/aufbewahrungsfristen.pdf
Bei qualitätsrelevanten Dokumenten, wie z. B. Prüfprotokollen, -berichten trägt das Unternehmen das Risiko. Das Risiko kann das Unternehmen natürlich vom Produktrisiko und eventuellen Kundenforderungen abhängig machen.
Zur Erläuterung:
Die häufig genannte Aufbewahrungsfrist von 10 Jahren basiert auf dem Produkthaftungsgesetz. Das Unternehmen haftet bis zu 10 Jahren nach Inverkehrbringen des Produktes für daraus entstandene Schäden an Leib und Eigentum des Geschädigten.
Ganz wichtig!!!!!!
In dieser Frist muss das Unternehmen beweisen, das es unschuldig ist!!!
Die genannten 30 Jahre Aufbewahrungsfrist resultiert aus dem § 823 Bürgerliches Gesetzbuch. Der Paragraph wird auch häufig als „Unerlaubte Handlung“ bezeichnet.
Wichtig!!!!
Um Ansprüche nach diesem § durchzusetzen, muss der Geschädigte nachweisen, dass seitens des mutmaßlichen Verursachers ein konkretes Verschulden vorliegt.
Hier kommt es faktisch zu einer Beweislastumkehr gegenüber dem Produkthaftungsgesetz.
Nach eigener Erfahrung wird z. B. in der Automobilindustrie für sicherheitrelevante Teile eine Aufbewahrungsfrist von 30 Jahren gefordert. Das sollte mit dem Kunden abgestimmt werden.
Wichtig ist, die Dokumente und Daten müssen so archiviert werden, dass sie über die Archivierungsfrist erhalten und lesbar bleiben. D. h. z. B. Schutz gegen Feuer, Wasser, Verlust, Unkenntlichkeit (z. B. Thermokopien) oder Vernichtung (z. B. Daten auf Magnetbändern).
Für spezielle Branchen, z. B. Medizinprodukte sowie beim Umgang mit Radioaktivität etc. könnte es weitere gesetzliche Aufbewahrungsfristen geben.
Ich hoffe, ich konnte euch etwas auf die Sprünge helfen.
Schöne Grüße
Vivian
als Antwort auf: Stellenbeschreibung Geschäftsführer #31403Hallo Dieter,
explosives Terrain!
Die Stelleneschreibung für einen GF egal ob Eigentümer oder nicht ergibt sich aus dem HGB bzw. dem GmBH-Gesetz, Aktiengesetz etc. etc. Danach wird er auch „gehängt.“
Ist der GF nicht Eigentümer, hat er einen entsprechenden Geschäftsführervertrag.
Gibt es mehrere Gesellschafter, stecken diese ihre Äcker meist in einem Gesellschaftsvertrag ab. In diesen ist dann auch die mögliche Geschäftsführung von Eigentümern geregelt.
Für neugierige QMBs sind diese Verträge meist tabu. Nur wenige Firmen pflegen hier Transparenz gegenüber den Mitarbeitern.
Ich habe jedoch erlebt, dass ein externer Auditor in der Phase der Umstrukturierung einer Unternehmensgruppe nach den konkreten Aufgaben bzw. der Rollenverteilung der Geschäftführer gefragt hat. Weiterhin waren die Zielvereinbarungen der Geschäftsführer ein Thema – die Offenheit der GL hat mich echt verblüfft. Der Auditor hat sogar den Betriebsrat auf die Qualität der Zusammenarbeit mit der GL befragt. Das Audit wurde nach VDA 6.1 und QS 9000 durchgeführt.
Der Auditor hat im Abschlussgespräch entsprechende Forderungen zur Wiederherstellung der Klarheit der Führungsaufgaben/-kompetenzen und der Unternehmensstruktur an die GL herangetragen – in äußerst sachlicher und fundierter Form.
Leider verhallten seine Rufe in der Wüste und ca. ein Jahr später waren die zwei größten Firmen der Gruppe pleite.
Bei diesem Thema gibt es mit Sicherheit die unterschiedlichsten Erfahrungen.
Die negativste Erfahrung habe ich bei meinem letzten Arbeitgeber gemacht. Den Mitarbeitern wurde nicht einmal gesagt, welcher GF was entscheiden und unterschreiben muss bzw. darf – Unterschriftenregelung Fehlanzeige. Die Prügel hat natürlich immer der ratlose Mitarbeiter bezogen.
Also: Vorsicht ist die Mutter der Porzelankiste – über dein Gehalt bzw. Arbeitszeugnis entscheidet letztendlich dein GF.
Schöne Grüße
Vivian
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