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  • nesty
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    als Antwort auf: MSA – Benchmarking #41027

    Hallo Qualiman, Barbara und andere MSA-ler,
    Da die ANOVA als Standardmethode der Statistik gilt, fände ich es gut, wenn %RR- Berechnungen nur noch auf diese Weise durchgeführt würden statt nach der ARM-Methode.
    Software hierzu ist doch wohl verfügbar oder kann mit relativ geringem Aufwand „selber gestrickt“ werden. Vor allem könnte auf diese Weise die Konfusion beseitigt werden, welche bei der ARM-Methode wegen den um den Faktor 5.15 verringerten K-Werten entstanden ist, weil man dann diese Werte gar nicht mehr unbedingt braucht.

    Mit dem Faktor 5.15 wurde ohnehin viel Unfug getrieben. Er hat viele in der QS-9000 MSA2 und MSA3 enthaltenen Formeln unnötigerweise verkompliziert und macht (Überlegungsfehler meinerseits vorbehalten) eigentlich nur Sinn, wenn die R&R bezüglich der Toleranz zu beurteilen ist. Kommt ja noch dazu, dass bei uns in der Regel von der sechsfachen Standardabweichung ausgegangen wird.

    Gemessen an der Bedeutung, welche die QS-9000 MSA3 in der Fachwelt hat, ist deren redaktionelle und zum Teil auch inhaltliche Gestaltung nach meiner Meinung dürftig bis schäbig. Wir Anwender sollten doch in der Lage sein, bei intensivem Studium dieser Lektüre die Materie zu verstehen. Mir ist dies bisher nicht gut gelungen. Noch immer habe ich Unklarheiten, wie die aus den Beispieldaten berechneten Ergebnisse auszuwerten sind.

    Mein Einstieg begann folgendermassen:
    ­ Ich habe in den Excel-Add-Ins die Analysefunktionen aktiviert und dort die „Zweifaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung“ aufgerufen.
    ­ Um ein „Benchmarking“ durchzuführen, übernahm ich von Seite 101, Abbildung 12 die Beispieldaten und führte die ANOVA durch.
    ­ Unter Verwendung der Formeln auf Seite 187, Tabelle 16, ermittelte ich aus den Mittleren Summen-Quadraten die Varianzen, dann die geschätzten Standardabweichungen und schliesslich deren prozentualen Komponentenanteile.
    ­ Die auf diese Weise ermittelten Werte entsprachen exakt den im Buch angegebenen, was für mich ein kleiner Aufsteller war.

    Aber dann wusste ich nicht mehr weiter:

    Auf Seite 122, in der Tabelle 11, beträgt der %RR = 27.9% der Gesamtstreuung.Darunter steht „Das Messsystem ist für die Prozessanalyse und Prozesslenkung geeignet“. Wie kommt man auf diese positive Bewertung, wenn diese 27.9% doch sehr nahe beim kritischen Grenzwert von 30% liegen?

    Oder gilt der „R&R-Komponentenanteil der Varianz von 7.8%? Dies kann aber kaum möglich sein, da der mittels der ARM-Methode auf Seite 114, Abbildung 25 berechnete %GRR-Anteil 26.68% beträgt und nirgendwo auf die entsprechende Varianz als Kriterium hingewiesen wird.

    Haben andere diese Probleme auch noch nicht verstanden und machen „irgend etwas nach ihrem Gusto“? Ist das wohl mit ein Grund, weshalb die von Qualyman gemachten Untersuchungen derart streuen?
    Wer kann mir weiterhelfen?

    Nesty

    nesty
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    Hallo Carlos,

    Bei in Fertigungseinrichtungen eingebauten, automatischen Messvorrichtung entfällt, wie dies bereits erwähnt wurde, die Bedienerstreuung. Die Gesamtstreuung besteht somit nur aus der Gerätestreuung und der Teilestreuung.
    Mittels MSA soll die systematische Messabweichung und die Gerätestreuung bestimmt werden. Das Prinzip ist einfach, die praktische Durchführung kann aber recht aufwendig sein.

    Zum Prinzip:
    „Maschinengemessene“ Teile werden sorgfältig „von Hand“ nachgemessen, und zwar in der Weise, dass von jedem Teil so etwas wie der „richtige Wert“ definiert werden kann. Diese Teile gelten dann als Referenzen, gemäss denen die „Maschinenmasse“ beurteilt werden.

    Zur Durchführung:
    Es werden zum Beispiel 25 Teile automatisch ausgemessen.
    Diese Teile werden nummeriert und in derselben Reihenfolge „von Hand“ nachgemessen. Nun muss bei dieser Handmessung möglicherweise eine Bedienerstreuung berücksichtigt werden. Es sind Massnahmen zu treffen, damit diese Streuungskomponente vernachlässigbar klein wird. Jedenfalls sollten diese Handmessungen so zuverlässig wie nur möglich durchgeführt werden, denn Ziel ist die Bestimmung von verlässlichen Werten, die für unsere Betrachtung als die„richtigen Werte“ gelten. Vielleicht ist für diesen Schritt eine „klassische“ R&R- Prüfung, an der sich wirkliche Messprofi beteiligen, zweckmässig. So kann als „richtiger Wert“ z.B. der Mittelwert der 3 Profimessungen definiert werden.

    Diese „richtigen Werte“ werden mit den „Maschinenmessungen“ verglichen:

    – Durch Vergleich der Mittelwerte kann die „systematische Abweichung“ überprüft werden.
    – Durch Subtraktion der Varianzen der „handgemessenen“ Teilestreuung von der Gesamtstreuung der Maschinenmessung lässt sich näherungsweise die Gerätestreuung der Maschinenmessung bestimmen. Jedenfalls geht es darum, den Gerätestreuungsanteil innerhalb der Gesamtstreuung gewissermassen zu extrahieren.

    Aus diesen Informationen kann der cgk-Wert bestimmt werden. Bei Wiederholungsprüfungen zu Überwachung der Stabilität kann man in gleicher Weise vorgehen, allerdings wird man wohl versuchen, mit weniger Teilen auszukommen.

    Wie gesagt, ist diese Methode etwas aufwändig. Andererseits ist es eben schon eine Erfahrungstatsache, dass man sich grundsätzlich nur auf Ergebnisse von Maschinenmessungen verlassen darf, wenn sichergestellt ist, dass sie mit denen von Handmessungen gut übereinstimmen.

    Mit freundlichen Grüssen vom Zürichsee an den Bodensee

    Nesty

    nesty
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    Beitragsanzahl: 3
    als Antwort auf: Messunsicherheit #25807

    Hallo Yoschua,

    Die „Unsicherheit mit der Messunsicherheit“ ist wahrscheinlich sehr weit verbreitet. Und nicht alle diesbezügliche Literatur ist leicht verständlich. Für den Einstieg in dieses Thema empfehle ich den VDA Band 5 „Prüfprozesseignung“. Und dann braucht es sicher Fleiss und Zeit, um den Inhalt zu studieren. Als besonders wertvoll erachte ich die vielen Beispiele, die gut nachvollzogen werden können.

    Zur Prüfmittelprüfung möchte ich folgende Bemerkungen machen:
    Dass Prüfmittel periodisch in einem Kalibrierlabor kalibriert werden, macht insofern Sinn, als auf diesem Weg schrottreife Prüfmittel erkannt und eliminiert werden können. Und zur Gewährleistung eines guten, für viele Messaufgaben durchaus genügenden Allgemeinzustandes ist eine Prozedur z.B. gemäss VDI/VDE/DGQ 2618 sicher richtig. Aber die wichtigsten Kalibrierungen sind nach meiner Auffassung, beziehungsweise Erfahrung jene, welche vor, während und eventuell nach dem Prüfmittel-Einsatz gemacht werden. Dazu ein Beispiel:
    Es sei an einem Serienteil ein Mass, z.B. ein Durchmesser von 32.00mm zu kontrollieren. In diesem Fall ist man darauf angewiesen, die korrekte Anzeige z.B. des Messschiebers im Bereich 32mm gewährleistet zu haben. Hat man diese Sicherheit, wenn 10 Messungen bei 20mm und nochmals 10 Messungen bei 80mm durchgeführt wurden? Nach meiner Meinung kaum, es sei denn, ich definiere eine zusätzliche Unsicherheit, weil der Einsatz nicht an einem Kalibrierpunkt erfolgt. Sinn macht eine Kalibrierung mit einer verlässlichen Massverkörperung von 32mm. Und ob dann z.B. 3, 5, 10 oder gar 25 Messungen erforderlich sind hängt von der Messaufgabe ab. Wichtig ist natürlich in jedem Fall die Dokumentierung.

    Generell muss man aufpassen, dass sich das Prüfwesen nicht zu stark nur auf das eigentliche Prüfmittel bezieht:
    Prüfmittelstellen sollten vor allem dafür sorgen, dass Messenden Einstellnormale mit bekannter Messunsicherheit zur Verfügung stehen. Die periodische Überwachung des Zustands dieser Einstellnormale ist natürlich sehr wichtig.
    Qualitätsverantwortliche müssen den Personeneinfluss überprüfen. Im VDA Band 5 wird im Beispiel 8 darauf hingewiesen, nach meiner Empfindung aber zu wenig deutlich. Klarer ist es bei der MSA nach QS-9000. Hier wird der Bedienereinfluss zu einem Thema gemacht. Vor allem raffiniert finde ich, dass die Methode an produzierten Teilen durchgeführt wird. Auf diese Weise kann bei seriöser Durchführung der Tests der Geräte- und der Personen-Messunsicherheits-Anteil getrennt erkannt werden.

    Ja, es ist ein komplexes Thema, bei welchem man wohl immer wieder kontroverse Diskussionen haben wird. Ich stelle mich auf den Standpunkt dass keine Qualitätsnorm der Welt einen Unsinn verlangt. Wenn ich meine, einen Unsinn machen zu müssen, dann habe ich oder mein Auftraggeber die Norm nicht richtig verstanden.
    Und ganz persönlich sage ich mir, dass ich eine Sache richtig mache, wenn ich nachher „ein gutes Gefühl“ habe. Dieses gute Gefühl darf natürlich nicht aus dem hohlen Bauch heraus kommen, sondern muss auf Fakten und Sachverstand beruhen. Und bezüglich dem Sachverstand stehen wir alle in einem ewigen KVP.

    Mit freundlichen Grüssen

    Nesty

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