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  • Barbara
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    Hallo Michael,

    zu den Schnittstellen bzw. Nahtstellen find ich die Erklärungen von qualyman super:
    Ausrichtung der Prozesslandkarte
    Untermieter und ISO

    Viele Grüße

    Barbara

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    Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein.
    (Ernest Rutherford, Physiker)

    Barbara
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    Hallo Lump,

    die Forderung von Cg>=1,33 (und Cgk>=1,33) findest Du im VDA Band 5, 2. Auflage [2010], auf Seite 55 direkt unter den Formeln für Cg und Cgk.

    Die Automobilhersteller haben allerdings nicht nur unterschiedliche Ideen dazu, wie hoch Cg und Cgk sein sollen, sondern auch zu den Formeln. Wenn also Anforderungen gestellt werden, solltest Du als erstes schauen, nach welcher Formel Cg und Cgk ausgerechnet wird.

    Ein Beispiel dafür ist die Frage, ob bei Cg durch 6S oder 4S geteilt werden soll. Eigentlich werden bei allen Fähigkeitskennzaheln 6S verwendet. Laut VDA wird aber bei Cg mit 4S gearbeitet. (6S entspricht einer Abdeckung von 99,73% bei Normalverteilung, 4S einer Abdeckung von 95,45%.)

    Der Unterschied kann ziemlich groß sein. Hast Du z. B. eine Standardabweichung in den Wiederholmessungen von S=0,5 und eine Toleranzbreite von 15,0, ergibt sich mit 6S:
    Cg = (0,2*T)/(6S) = (0,2*15,0)/(6*0,5) = 1,00
    und mit 4S:
    Cg = (0,2*T)/(4S) = (0,2*15,0)/(4*0,5) = 1,50

    Damit hättest Du mit der 6S-Formel die Anforderungen Cg=1,33 nicht erfüllt, bei der 4S-Formel dagegen schon.

    Letztlich ist es immer eine Frage, wie genau das Messmittel sein muss, damit der Prozess ausreichend gut beurteilt werden kann. Weitere Informationen dazu (tatsächlich auch in lesbarer Form) findest Du im VDA Band 5 (in der neuen Ausgabe von 2010).

    Viele Grüße

    Barbara

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    Barbara
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    2. Prüfplanung

    Der Stichprobenumfang wird immer für eine Prüfung berechnet. Die spannende Frage ist nur, was ist „1 Prüfung“ bzw. wie oft geprüft wird. Bei Euch läuft das im Moment alle 30 Minuten. Was ich mich frage ist, ob mit einem starren Zeitplan auch mögliche Veränderungen im Prozess erfasst werden, oder ob es eventuell besser sein könnte, den Zeitplan zu flexibilisieren und in zufälligen Abständen immer mal wieder Messdaten aufzunehmen. Z. B. könnte die Vorgabe „n=5 Messwerte nach 30 Minuten“ umgewandelt werden in „n=5 Messwerte innerhalb von 30 Minuten, Probenzeitpunkte zufällig ausgewählt“.

    Andererseits könnte es auch reichen, seltener Messdaten aufzunehmen. Wenn Euer Prozess gut läuft und die Reklamationszahlen überschaubar sind, könnte vielleicht auch „n=5 Messwerte innerhalb von 60 Minuten“ (o. Ä.) reichen, um deutliche Veränderungen im Prozess frühzeitig genug zu erkennen. Das ist aber ein Thema, bei dem die Statistik nicht wirklich weiterhilft, sondern mehr die Risikoabschätzung „was wären die schlimmsten Auswirkungen, wenn wir erst nach 1 Stunde (statt 30 Minuten) ein Prüfergebnis hätten“. Oder Ihr müsstet deutlich häufiger den Prozess überwachen, weil die Anzahl Reklamationen bei diesem Prozess-Schritt zu hoch und/oder der interne Ausschuss zu hoch ist und der Prozess dazu neigt, immer mal wieder zu wandern und damit den Spezifikationsbereich zu verlassen.

    Ein anderer wichtiger Punkt ist die Frage, wie zuverlässig das Mess-System überhaupt ist und ob die Genauigkeit (Ausgabe in mm) für die Beurteilung des Prozesses und seiner Performance ausreicht. Es nutzt Dir nämlich mal gerade nur ganz wenig bis nichts, wenn Du eine schöne Abhandlung zur Berechnung des Stichprobenumfangs aufsetzt und sich in der Praxis dann zeigt, dass das Mess-System zu ungenau ist (Stichwort Mess-System-Analyse).

    Ich hoffe, das hilft Dir ein Stück weiter.

    Viele Grüße

    Barbara

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    Barbara
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    1. d) Absicherung einer Mittelwert-Veschiebung bei sequentiellen Tests
    Die weniger g
    Die weniger gebräuchliche Variante zur Berechnung des Stichprobenumfangs ist ein sequentieller Test, z. B. nach dem Verfahren von Wald. Hierbei wird berücksichtigt, dass sich das Risiko für einen Fehlalarm (Fehler 1. Art alpha) durch wiederholte Prüfungen erhöht. Der Stichprobenumfang ist nicht festgelegt, sondern wird je nach Prüfergebnis neu berechnet. Zu finden ist dieses Verfahren z. B. bei den Skip-Lot Prüfungen, wobei leider nicht so ganz klar ist, auf welche Art die dort hinterlegten Zahlen entstanden sind (1940 war das mit der Dokumentation noch nicht soooo weit verbreitet).

    Die Formeln sind in jedem Fall deutlich komplexer als die oben beschriebenen. Falls Du mal ein bisschen in die Theorie der sequentiellen Tests einsteigen willst, findest Du in der Masterarbeit: Berechnung von Charakteristiken sequentieller Tests zur Weibullverteilung einen guten (wenn auch anspruchsvollen) Einstieg (S. 58ff.)

    Barbara
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    1. b) Absicherung einer Mittelwert-Verschiebung bei bekannter Standardabweichung
    1. c) Absicherung einer Mittelwert-Verschiebung bei unbekannter Standardabweichung
    Soll der Mittelwert eines Prozesses überwacht werden und mit der Stichprobenprüfung eine zu große Veränderung (>delta) gefunden werden, wird der Stichprobenunmfang so berechnet, dass es einerseits nur selten Fehlalarme gibt (Irrtumswahrscheinlichkeit, maximal tolerierbares Risiko für Fehler 1. Art, alpha, z. B. 5%), und andererseits eine zu große Veränderung mit einer hohen Sicherheit identifiziert wird (Operationscharakteristik, Power, Güte, Gütefunktion, 1-beta mit beta: maximal tolerierbares Risiko für Nicht-Entdecken einer Veränderung). beta wird je nach Schwere des Fehlers und Auswirkungen zwischen 20% (kaum Auswirkungen, Nebenfehler) und 1% (sehr große Auswirkungen, kritischer Fehler) gesetzt.

    Je nachdem, ob die Prozess-Kennzahlen gut bekannt sind (=bekannte Standardabweichung, hohe Sicherheit in der Kennzahl) oder ob die Standardabweichung noch nicht so genau angegeben werden kann (=unbekannte Standardabweichung, höhere Unsicherheit in der Kennzahl), werden zwei verschiedene Verfahren zur Bestimmung des notwendigen Stichprobenumfangs verwendet: z-Test oder t-Test. Du brauchst für beide Verfahren eine Zahl für die Standardabweichung S=xxx, berücksichtigst über die Auswahl der Formel aber, wie sicher Du Dir mit Deinem Wert für die Standardabweichung bist.

    S bekannt:
    Formel auf Basis der Normalverteilung (z-Test für 1 Messreihe):
    n >= ( ( z_(1-alpha/2) – z_(1-beta) )*s/delta )²
    mit
    n: Stichprobenumfang
    z_(1-alpha/2): (1-alpha/2)-Quantil der Standardnormalverteilung N(0,1)
    z_(1-beta): (1-beta)-Quantil der Standardnormalverteilung N(0,1)
    S: Standardabweichung
    delta: kritischer Abstand, delta = xquer – xxx mit xxx Grenzwert ab dem der Mittelwert zu klein oder zu groß ist

    S unbekannt:
    Formel auf Basis der Studentschen t-Verteilung (t-Test für 1 Messreihe):
    beta <= t(t^(-1)_(1-alpha/2; n-1); n-1; ncp)
    mit
    beta: maximal tolerierbares Risiko für einen Fehler 2. Art (=1-Power)
    t(…): (Studentsche) t-Verteilung
    t^(-1): Quantil der (Studentschen) t-Verteilung
    t^(-1)_(1-alpha/2; n-1): (1-alpha/2)-Quantil der (zentralen) t-Verteilung mit (n-1) Freiheitsgraden
    t(t^(-1)_(1-alpha/2; n-1); n-1; ncp): Wert der nicht-zentralen t-Verteilungsfunktion mit (n-1) Freiheitsgraden und Nicht-Zentralitätsparameter ncp an der Stelle t^(-1)_(1-alpha/2; n-1)
    ncp: Nichtzentralitätsparameter, ncp=delta/S*Wurzel(n)
    (Excel kennt keine nicht-zentrale t-Verteilung, deshalb wird es spätestens hier sehr schwierig ohne Statistik-Software einen Stichprobenumfang auszurechnen.)

    Auch wenn die Unterscheidung zwischen bekannter und unbekannter Standardabweichung im ersten Moment eher theoretisch interessant zu sein scheint, hat sie einen deutlichen Effekt auf den notwendigen Stichprobenumfang. Wird S als bekannt angenommen, wird damit auch unterstellt, dass die Stichprobenwerte sehr zuverlässig den Mittelwert angeben. Wenn Du dagegen S als unbekannt annimmst, hast Du eine geringere Aussagesicherheit über die Stichprobenwerte und brauchst deshalb einen größeren Stichprobenumfang, um dieselbe Absicherung wie bei der bekannten Standardabweichung zu bekommen.

    Auch für diese beiden Varianten kannst Du entweder ausrechnen, wie groß Dein Stichprobenumfang für die Absicherung sein muss oder das delta bestimmen, das mit einer vorgegebenen Anzahl Messdaten (Stichprobenumfang) gefunden werden kann.

    Ein Beispiel: alpha=5%, beta=5% (mittelschwere Auswirkungen bei Nicht-Entdecken einer Mittelwert-Veränderung), S=1,0
    n=3 (5/8/10)
    delta=2,08 (1,61/1,27/1,14) für S bekannt (z-Test)
    delta=4,49 (2,20/1,50/1,29) für S unbekannt (t-Test)

    Barbara
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    1. a) Genauigkeit der Mittelwert-Kennzahl
    Wenn es vor allem darum geht, den Mittelwert eines Prozesses zu untersuchen und eine vorgegebene Genauigkeit (=Breite des Vertrauensbereichs) oder Fehlerspanne xquer+/-epsilon einzuhalten, ist das die richtige Methode für die Berechnung der notwendigen Anzahl Teile. Typische Fragestellungen dabei sind: „Wie viele Teile müssen untersucht werden, damit wir bei einer Standardabweichung S=xxx den Mittelwert mit einer Genauigkeit von +/-yyy angeben können?“ oder „Wie genau können wir den Mittelwert angeben, wenn wir bei einer Standardabweichung S=xxx in einer Stichprobe n=zzz Messwerte aufnehmen?“

    Voraussetzung damit das funktioniert ist, dass Du eine haltbare Zahl für die Standardabweichung S des Prozesses hast. Da Euer Prozess schon läuft und die Datenbank entsprechend gefüllt ist, müsste es möglich sein aus den bisherigen Ergebnissen eine auszurechnen.

    Willst Du ausrechnen, wie viele Teile Du für eine Genauigkeit bzw. eine bestimmte Fehlerspanne epsilon=2,0 (1,5/1,0/0,5) brauchst, musst Du bei S=1,0 n=4 (5/7/18) Messwerte aufgenehmen, damit xquer+/-epsilon bei einem 95%igem Vertrauensniveau höchstens doppelt so breit wie das vorgegebene epsilon ist. Anders herum: Wenn Du z. B. eine Standardabweichung von S=1,0 hast, würdest Du mit einem Stichprobenumfang von n=3 (5/8/10) den Mittelwert innerhalb einer Stichprobe eine Fehlerspanne epsilon von 2,47 (1,24/0,84,0,72) bekommen, d. h. bei n=3 Teilen und S=1,0 hättest Du einen 95%igen Vertrauensbereich von xquer+/-2,47, bei n=5 Teilen xquer+/-1,24, usw.

    Die Basis zur Berechnung des notwendigen Stichprobenumfangs ist die Formel für den Vertrauensbereich des Mittelwerts:
    xquer +/- z_(1-alpha/2)*S/Wurzel(n)
    mit
    xquer: Mittelwert
    z_(1-alpha/2): (1-alpha/2)-Quantil der Standardnormalverteilung N(0,1)
    S: Standardabweichung
    n: Stichprobenumfang
    d. h. epsilon = z_(1-alpha/2)*S/Wurzel(n)

    Barbara
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    Hallo Michael,

    wie schön, ein Diplomand, der vorher schon richtig viel recherchiert hat. Willkommen im Qualitäter-Forum :)

    Das Thema mit den Stichprobenumfängen ist schon ein Vielschichtiges, also versuch ich mal die einzelnen Aspekte etwas genauer aufzudröseln:

    Ganz egal welche Methode verwendet wird, Voraussetzung dafür, dass die Stichprobenumfänge zuverlässig sind ist immer ein stabiler Prozess. Das solltest Du vorab prüfen, z. B. indem Du testest ob die Mittelwerte der Stichprobengruppen normalverteilt sind (Zentraler Grenzwertsatz). Eventuell könnte es auch sinnvoll sein, die Unterschiede zwischen den Aufträgen (Mittelwert-Abstände, Unterschiede in der Streuung) anzuschauen und/oder zu prüfen, ob die Messdaten je Auftrag normalverteilt sind oder ob noch systematische Einflüsse erkennbar sind (z. B. Verschleiß von Klingen beim Zuschneiden von Verpackungen).

    [Damit die Antwort etwas strukturierter lesbar ist, teil ich das auf verschiedene Postings auf. Leider gibt es hier im Forum sonst keine Möglichkeit den Text zu formatieren.]

    1. Berechnung des Stichprobenumfangs
    Um einen Stichprobenumfang zu berechnen, gibt es unterschiedliche Fragestellungen und damit auch unterschiedliche statistische Testverfahren. Gebräuchlich sind dabei 3:
    a) Genauigkeit der Mittelwert-Kennzahl
    b) Absicherung einer Mittelwert-Verschiebung bei bekannter Standardabweichung
    c) Absicherung einer Mittelwert-Verschiebung bei unbekannter Standardabweichung

    Weniger gebräuchlich, aber an der einen oder anderen Stelle ganz hilfreich:
    d) Absicherung einer Mittelwert-Veschiebung bei sequentiellen Tests

    Der Stichprobenumfang wird dann so berechnet, dass bei jeder einzelnen Stichprobe die vorgegebenen Anforderungen eingehalten werden, d. h. Du bekommst eine Absicherung für jede einzelne Deiner 600-800 monatlichen Stichproben. Du kannst bei den Verfahren a)-c) jeweils auswählen, ob Du eine Mittelwert-Veränderung in zwei Richtungen oder eine einseitige Veränderung untersuchen möchtest. Ich hab die Beispielrechnungen für die zweiseitige Variante gemacht.

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    Barbara
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    Hi Dino,

    darf ich mal eine blöde Frage stellen? Was möchte Dein Kunde denn mit diesen Werten anfangen?

    Abgesehen von der Schwierigkeit mit dem Messen könnte es unschön werden, wenn der Kunde aus diesen Ergebnissen Dinge ableitet, die bestenfalls wackelig sind. Damit könnte so eine Messung am Ende weder für Euch noch für den Kunden sinnvoll sein.

    Viele Grüße

    Barbara

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    Barbara
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    Hallo Julia,

    wenn es noch keine Definition dafür gibt, wie gut Flusigkeit (oder andere Merkmale) aufgenommen werden sollen/müssen würd ich mich mal mit allen Prozess-Beteiligten (Fertigung, Planung, Entwicklung, Marketing, Einkauf, Vertrieb, ggf. Management) zusammensetzen und überlegen, was die Anforderungen (intern & extern) an ein bestimmtes Merkmal sind und an Hand einiger Messdaten die Anforderungen mit dem Können der Prüfmaschine vergleichen.

    Vermutlich wird dabei herauskommen, dass die Anforderungen weitaus höher als die technischen Möglichkeiten der Prüfmaschine sind. Dann könnt Ihr alle zusammen überlegen, ob die Anforderungen reduziert werden können oder ob die Prüfmaschine (zumindest schon mal theoretisch) optimiert werden muss.

    Wenn sich alle darüber einig sind, nach welchen Kriterien bei Euch geprüft und bewertet wird, hast Du damit auch direkt eine Checkliste für die Freigabe.

    Beim Verfahren 1 wird (zumindest in der allereinfachsten Variante) einfach 1 „Normal“ oder für die zerstörende Prüfung eine Charge mit geringstmöglicher Variation verwendet, um eine möglichst gute Aussage zu der Wiederholbarkeit zu bekommen. Ohne Normal oder Referenzwert kannst Du nie feststellen, ob Du den wahren Wert mit den Messungen triffst oder ob Du eine systematische Abweichung (Bias) hast. Du kannst aber über die Wiederholmessungen die Wiederholstreuung sehen. (Als „Referenzwert“ kann der Mittelwert verwendet werden, nur hast Du damit eben keine Informationen über einen möglichen systematische Versatz.)

    Diese einfachste Variante für Verfahren 1 (auch Typ 1, Studie 1) ist allerdings ziemlich wackelig, weil Du nur für 1 Materialsorte prüfst wie die Wiederholbarkeit aussieht. Deshalb gibt es auch die Forderung, 2, 3 oder mehr Normale wiederholt zu prüfen. Mehr Infos dazu findest Du z. B. im VDA Band 5.2, 2. Auflage (gibts u. a. bei TÜV-Buch und VDA Webshop) oder unter dem Stichwort Linearitätsstudie bei Tante g00gle.

    Ich würd auf jeden Fall empfehlen, mehr als nur 1-2 Materialtypen zu testen (und vor allem nicht nur die guten), um einen echten Eindruck von der Zuverlässigkeit der Werte über den gesamten Einsatzbereich der Prüfmaschine zu haben. Wenn es nicht alle Sorten sein sollen, würd ich eine Auswahl treffen, z. B. 1 Sorte mit kleiner Streuung, 1 Sorte mit mittlerer Streuung und 1 Sorte mit großer Streuung. Denn es nutzt Euch wenig, wenn die Prüfmaschine für „gute“ Sorten funktioniert und Ihr später feststellt, dass die „schlechteren“ Sorten viel zu ungenau gemessen werden, um mit den Werten die Qualität beurteilen zu können.

    Bei der Frage wie viele Werte aufgenommen werden müssen, kannst Du entweder mit den Standardzahlen arbeiten (Verfahren 1: 25-50 Messdaten) oder über die Anforderungen an die Genauigkeit, mit der Du die Standardabweichung für Verfahren 1 bestimmen (schätzen) möchtest. Hast Du z. B. eine Standardabweichung von ca. 0,1µg/foot und möchtest das nochmal durch Wiederholmessungen prüfen und die dabei ermittelte Standardabweichung mit 95% Vertrauen in einem Intervall max. ±0,05µg/foot bestimmen, brauchst Du dafür 18 Messwerte. Ist die Standardabweichung mit ca. 0,5µg/foot deutlich größer, die Genauigkeit aber dieselbe (95% max. ±0,05µg/foot) erhöht sich der notwendige Stichprobenumfang auf 234.

    Den Vergleich mit der alten Prüfmaschine kannst Du so machen wie Du es beschrieben hast, allerdings würde ich da vorher überlegen, nach welchen Kriterien Du die vergleichst. Mit einem t-Test würdest Du ja nur rausfinden, ob „Mittelwert auf Maschine alt“ = „Mittelwert auf Maschine neu“ ist. Und dann kommt vielleicht raus, dass es einen Unterschied gibt. Ohne Referenzwerte kann
    A) die alte Maschine besser sein (näher am tatsächlichen Wert),
    B) die neue Maschine besser sein,
    C) beide Maschinen gleich weit weg vom wahren Wert sein oder auch
    D) eine Verfälschung der Ergebnisse durch nicht-konstante Flusigkeit im Material auftreten.

    Und wenn beim t-Test rauskommt, dass es keine Unterschiede gibt, dann kann das auch sehr unterschiedliche Gründe haben:
    A) Es gibt tatsächlich keinen echten Unterschied im Mittelwert zwischen alter und neuer Maschine.
    B) Die Streuung in den Messdaten ist so hoch, dass der Unterschied mit den vorhandenen Messdaten nicht gefunden wird. (Auch hier wäre es sinnvoll mal in den notwendigen Stichprobenumfang / berechneten Stichprobenumfang zu schauen.)
    C) Das Material auf der alten Maschine hatte trotz aller Sorgfalt eine andere Flusigkeit als das Material auf der neuen Maschine. Durch einen systematische Verzerrung bei einer oder beiden Maschinen ist dieser Unterschied in den Daten nicht zu finden.

    Ohne Ankerpunkt (Referenzwert) ist so ein t-Test ziemlich schwierig zu verwerten, weil der Nebel arg dicht ist. Ich würd mich deshalb eher auf die Streuung konzentrieren und prüfen, ob die Streuung auf der alten Maschine der Streuung auf der neuen Maschine entspricht (oder ob die neue – hoffentlich – eine kleinere Streuung hat).

    Um das Risiko für Verfälschungen durch die Materialzuordnung möglichst klein zu halten, würd ich die ausgewählten Probestücke nummerieren und den beiden Maschinen zufällig zuordnen. Auf jeden Fall vermeiden würde ich, z. B. Probe 1-30 auf Maschine alt und Probe 31-60 auf Maschine neu zu testen.

    Ich hoffe, das hilft Dir ein Stück weiter. Wär auf jeden Fall spannend zu lesen, wie Du weiter vorgegangen bist.

    Viele Grüße

    Barbara

    PS: Die Control ist die größte deutsche Messe zum Qualitätsmanagement und ich hab da dieses Jahr mit jemandem über Garne und Mess-System-Bewertung gesprochen. Das war dann wohl eine andere Qualitäterin :)

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    Barbara
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    Hallo Julia,

    herzlich willkommen im Qualitäter-Forum :)

    Ich hab da mal ein paar Fragen zurück:
    Wie habt Ihr denn bei der alten Prüfmaschine festgestellt, dass die Euch sinnvolle Werte auswirft? Nach welchen Kriterien wurde die alte Prüfmaschine freigegeben?

    Ist „Flusigkeit“ irgendwo exakt definiert (z. B. nach Test <1mg Flusen oder maximale Flusengröße <0,2mm)? Wie viele verschiedene Garntypen sollen denn insgesamt bewertet werden? Ist Flusigkeit bei einem Garnabschnitt eine halbwegs stabile Größe oder gibt es sehr große Unterschiede zwischen dem ersten und fünften Meter (z. B.)? Könnt Ihr Garne mit verschiedener Flusigkeit herstellen / bekommen?

    Viele Grüße

    Barbara

    PS: Kann es sein, dass wir uns bei der Control 2011 über etwas Ähnliches unterhalten haben?

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    als Antwort auf: UT 2011 #59913

    Hallo Mr.Idea,

    nupp, aktuell sind es nach wie vor 5 Anmeldungen. Ich hoffe, dass kurz vor knapp noch einige dazu kommen.

    Viele Grüße

    Barbara

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    als Antwort auf: Prüfung #59904

    Hallo bambam,

    wir haben hier einen großen, wunderschönen Thread zu diesem Thema, deshalb möchte ich Dich bitten Deinen Beitrag dort zu schreiben:

    QM-Prüfung

    Viele Grüße

    Barbara

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    Hallo Stefan,

    mir gehts wie msb: Wie schafft Ihr es, für jeden einzelnen Versuch neue Prüfmittel zu bauen bzw. das Rad neu zu erfinden?

    Außerdem frag ich mich, wie mit einem solchen (nicht-qualifizierten) Prüfmittel 1 Versuchsergebnis ausreichend ist, wenn nicht mal klar sein kann, ob das Ding überhaupt in der Lage ist zu messen oder zu bewerten, was aufgenommen werden soll.

    Kannst Du uns vielleicht ein Beispiel sagen?

    Viele Grüße

    Barbara

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    als Antwort auf: MSA Drehmomentschlüssel #59839

    Hallo Janzemann,

    die Frage ist hier schon des öfteren aufgetaucht, sogar schon vor dem Erscheinen des VDA Bd 5 in der 2. Auflage ;) Schau mal hier hinein:
    Messmittelfähigkeit elektr. Schrauber
    Prüfmittelfähigkeit
    Kalibrierung von Drehmomentschlüsseln
    Prüfmittelfähigkeit von Drehmomentschrauber

    Vielleicht hilft Dir das schon den entscheidenden Schritt weiter. Wenn nicht, findet sich hier bestimmt noch jemand der da mehr zu sagen kann.

    Viele Grüße

    Barbara

    PS: Deine E-Mail-Adresse inkl. Klarnamen ist für jeden in Deinem Profil sichtbar. Manche Firmen reagieren leicht allergisch darauf, wenn Mitarbeiter offen über Schwierigkeiten sprechen, deshalb empfehlen wir hier jedem, eine anonyme E-Mail-Adresse zu verwenden.

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    als Antwort auf: Abweichung in Ü-Audit #59820

    Hallo msb,

    ich hab gerade noch mal einen tieferen Blick in die TS geworfen.

    In 4.2.1 d) wird gefordert, dass Dokumente zur Sicherstellung der Planung und Ausführung der Prozesse erstellen muss. Allerdings sagt Anmerkung 2 direkt darunter, dass der Umfang der Dokumentation abhängig von dem Unternehmen und den Prozessen ist. (Und das ist eine 9001-Forderung, keine spezielle TS-Forderung.)

    In 6.2.1-6.2.2.3 geht es dann um die notwendigen Kompetenzen (6.2.1-6.2.2: 9001, 6.2.2.1-6.2.2.3 TS), aber auch dort steht nirgends explizit drin, dass es eine Excel-Liste der Auditoren-Kompetenzen und Core-Tools geben muss. Es geht immer nur allgemeiner darum, dass die Kompetenzen gesichert sein müssen. Da kann so eine Excel-Liste vielleicht helfen, aber ein Muss kann sie nicht sein.

    Schon deshalb nicht, weil ich mir kaum vorstellen kann, dass eine ISO den Einsatz einer proprietären Software wie Excel vorschreibt. Wäre dieselbe Information in einer Oracle Datenbank abgelegt (also nicht in Excel), wäre das dann auch eine Abweichung?

    Mich würd auch interessieren, aus welchem Abschnitt der TS oder einer anderen Norm der Auditor diese Forderung abgeleitet hat.

    Viele Grüße

    Barbara

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