QM-Forum › Foren › Qualitätsmanagement › Anzahl Prüfteile beim Verfahren 2
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Hallo. In meiner wissenschaftlichen Arbeit kommt auch das Thema Prüfprozesseignung vor. Ich bin relativ neu in diesem Bereich. Wieviele Teile beim Verfahren 2 würdet ihr mir zur Untersuchung der jeweiligen Werkstücke empfehlen? Es heißt ja in den Anwendungshinweisen, das das Produkt aus Prüfteilen mal Prüfer (nur ich) mal Prüfwiederholungen mindestens 30 sein soll. Also mir schweben da 10 oder 15 Teile mit 3 bzw. 2 Messwiederholungen vor. Wäre das statistisch aussagekräftig, um zwei Messverfahren (taktil und optisch) miteinander vergleichen zu können?
Hallo QMB123,
die Anzahl Teile/Prüfer/Wiederholungen sollte Deinen Prozess gut (repräsentativ) beschreiben können. Die Standardzahlen sind 10 Teile, 3 Prüfer, 3 Wiederholungen und die Minimalforderung sind:
Anzahl Teile * Anzahl Prüfer >= 15
Anzahl Teile * Anzahl Prüfer * Anzahl Wiederholungen >= 30Statt des Prüfers kannst Du auch zwei (oder mehr) Messsysteme miteinander vergleichen. Das ist auch so in der MSA vorgesehen, nur meist wird der „Prüfer“-Einfluss auch als Einfluss durch einen menschlichen Prüfer verwendet.
Mit 10-15 Teilen sollte sich die Prozess-/Toleranz-Breite gut abdecken lassen. Die Teile müssen immer bewusst so gewählt werden, dass sie aus dem gesamten Anwendungs-Bereich stammen (KEINE Zufallsauswahl!)
Insgesamt hast Du dann entweder
a) zwei Gage R&R-Untersuchungen, eine für das taktile, eine für das optische Messsystem, mit immer demselben Prüfer (=kein Prüfereinfluss). Das wäre dann ein Verfahren 3. ODER
b) eine Gage R&R-Untersuchung mit „Prüfer“=Messverfahren. Das wär dann Verfahren 2.Ich würd Variante b) („Prüfer“=Messverfahren) nehmen, um den direkten Vergleich der beiden Methoden zu bekommen. Wenn Du zwei separate Verfahren 3-Untersuchungen hast, ist das Vergleichen schwieriger.
Neben der Teile-Auswahl und -Anzahl ist es immer notwendig, die Teile-Reihenfolge zufällig zu haben, um belastbarere Aussagen zu bekommen. Z. B. ist die Reihenfolge bei der ersten Messwiederholung Teil 5, Teil 1, Teil 9,… und bei der zweiten Messwiederholung Teil 2, Teil7, Teil3,… usw.
Über die zufällige Reihenfolge lässt sich später unterscheiden, ob es ein zeitliches Problem gibt oder ob die Streuung durch die Teile-Wiederholbarkeit selbst entsteht. Beispielsweise könnten durch Erwärmung oder Verschleiß die Messwerte unabhängig vom Teil mit jeder Prüfung größer werden (=instabiler Prüfprozess).
Wenn die Teile immer in einer sortierten Reihenfolge (Teil 1=kleinstes, Teil 2, …, Teil 10=größtes) aufgenommen werden, kannst Du mit den Daten nicht unterscheiden ob Du ein Wiederholbarkeits-Problem oder ein Zeit-Problem hast, weil z. B. der Anstieg in den Zahlen sowohl durch die Teile-Größe als auch durch Erwärmung/Verschleiß/etc. des Messverfahrens verursacht werden kann.
Die zufällige Reihenfolge kannst Du z. B. in Excel mit Zufallszahlen oder in einem Statistik-Programm erzeugen.
Viele Grüße
Barbara
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Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein.
(Ernest Rutherford, Physiker) -
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