QM-Forum › Foren › Qualitätsmanagement › Unsichtbare Ursache für Qualitätsmängel
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Hi, Qualitäter,
Ihr sucht doch gern den Anfang einer Kette von Fehlerursachen und Fehlersymptomen.
Gefunden dort, wo eigentlich keiner hin guckt: Das Eisbergmodell der Psyche. Es veranschaulicht die Vorstellung S. Freuds von der Psyche. Wir Menschen seien uns ihrer nur zu ein paar % bewusst, der Rest sei unbewusst und unbeherrschbar.
Wie werden da nun Qualitätsfehler draus?
Weil Entscheider nicht alles tun dürfen, sondern nur das, was ihr Vorgesetzter an ihrer Stelle auch täte – oder was sie rechtfertigen können.
Mit Zahlen, Daten, Fakten lässt sich gut rechtfertigen, sogar mit Statistiken.Aber eben nicht mit dem, was zur Unterseite des Eisbergmodells gehört.
Leider gehören dahin die Werte wie Vertrauen, Miteinander und Einsatz für die gemeinsame Sache. Leider befinden sich „da unten“ auch die Stellhebel zum Wecken und Bewahren dieser menschlichen Werte.
Werden diese Stellhebel aber vernachlässigt, kehrt das opportunistische „jeder für sich“ ein, das „jeder gegen jeden, und unser vezweifelter Boss gegen alle, bis wegen Burnout oder wegen roter Zahlen ein neuer kommt.“
Kein Wunder, dass mit diesem Opportunismus die Qualitätskosten explodieren – und der QMB ist der vorgemerkte Sündenbock.Wer, der vor sich die Drohung solchen Burnouts ahnt, sieht hinter sich diese Pathogenese?
Was kann dagegen getan werden? Dies:
1. Das Eisbergmodell muss weg. Erledigt durch Transformation, jetzt ist wieder alles bewusst. Könner haben die Werte auf der Unterseite schon immer geahnt, sie brauchen nur anders kommuniziert werden und steigen dann auf in den Rang von Fakten.
2. Die kausalen Zusammenhänge zwischen Unterseite des Eisbergmodells und Zahlen, Daten, Fakten auf seiner Bergspitze müssen kausal und logisch untermauert werden.Dann kann die Flucht in Zahlen, Daten, Fakten ein Ende haben. Dann werden die Stellhebel für Vertrauen und Co. wieder erreichbar.
Allerdings müssen dann einige heilige ZDF-Kühe geschlachtet werden.
Appell: Wo ein rätselhaft hohes Niveau an Qualitätsmängeln, da könnte die Ursache in den „grauenvollen Tiefen des Eisbergmodells“ liegen – und da könnte eine Selbsterkundung helfen.
Ciao
Wolfgang HornHallo Wolfgang,
wieder einmal ein interessanter Beitrag von Dir!
Ich fange mal mit den von Dir zitierten „schlachten der ZDF-Kühe“ an.
Um zu erkennen, wie gut oder auch wie schlecht der Q-Level ist, benötigt man zuerst einmal die Erfassung der Daten, sprich ZDF.
Ohne eine solche Erfassung und Auswertung wird eine objektive Beurteilung wohl nicht möglich sein.
Die Größe oder der Einflusses des „unteren Teiles des Eisberges / = grauenvolle Tiefen“ wird meiner Meinung nach zum größten Teil durch die vorherrschende Firmenkultur, Qualifikation des Führungsteams, Einarbeitung, Schulung und Qualifikation der MA beeinflusst.
Wenn hier alles gut organisiert ist, dann entstehen auch die Werte, wie Vertrauen, Miteinander und Einsatz für die gemeinsame Sache.
Oftmals fehlt es den MA an deren Wertschätzung durch den Vorgesetzten. Da wird der Virus der De-Motivation bereits injektziert, was automatisch der Qualität nicht gut tut.
In meiner längjährigen Zeit als Qualitöter, die nun in absehbarer Zeit wegen Rente endet, habe ich auch die Erfahrung machen können, dass die MA nur mal bei 5-10% der Qualitätsprobleme selbst verantwortlich waren. Unter den Ursachen war hauptsächlich die fehlende Motivation zu erkennen. Gefolgt von unzureichender Einarbeitung, an letzter Stelle die Unachtsamkeit mit einem sehr geringen Anteil.
Der größte Brocken (90-95%) als Hauptursache der schlechten Qualität war immer wieder eine schlechte Fertigungsplanung, Zeitdruck bei Serienanlauf, unausgereifte Prozesse, welche nie prozesssicher liefen oder auch schlechte (aber sehr preiswerte)Zukaufteile, die die Q-Kennzahlen negativ beeinflussen. Alles in Allem auch Faktoren, der zwangsläufig zur De-Motivation der MA beitragen, da hier der MA am wenigsten die Schuld trifft, aber am meisten dafür verantwortlich gemacht werden.Auch ich bin davon überzeugt, dass das größte Verbesserungspotential in der „grauenvolle Tiefe des Eisberges“ liegt.
Nur wer taucht schon gerne in diese Tiefe hinab?
Wenn der Eisberg (inkl. der grauenvolle Tiefe)während einer guten Konjunkturlage (= hoher Wasserstand)gemütlich vor sich hintümpeln kann, geht keiner ins eiskalte Wasser!
Erst wenn sich der Wasserstand dermaßen reduziert ( = Konjunkturlage sehr schwach), dass der Eisberg auf dem Grund zum Aufsetzen kommt, liegen die grauenvolle, bisher nicht sichtbaren Tiefen, plötzlich und für alle gut sichtbar, oberhalb des geringen Wasserstandes.
Wenn in dieser Situation noch immer keine Verbesserungen in einem Unternehmen erfolgen, dann kippt der Eisberg und mancher MA landet im eiskalten Wasser.
Die Führungsriege hat sich mittlerweile schon auf einen anderen Eisberg gerettet….„Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muß man vor allem ein Schaf sein.“
(Albert Einstein – Physiker, 1879-1955)Gute Zeit!
Qualyman – Qualitäter aus Überzeugung und Leidenschaft, auch wenn´s mal Leiden schafft!
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