QM-Forum › Foren › Qualitätsmanagement › Futter-/ Lebensmittelskandale und Qualität
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AnonymGast5. Januar 2011 um 14:52 UhrBeitragsanzahl: 2122
Hallo,
bei dem aktuellen Skandal um dioxinbelastetes Tierfutter ist das Qualitätswesen in der deutschen Lebensmittelindustrie wieder mal an einen Tiefpunkt angelangt.
Die Dimensionen sind wirklich gewaltig:
150.000 Tonnen dioxinbelastetes Futter wurden ausgeliefert
1000 (!!) Landwirtschaftsbetriebe in D geschlossen
Einziges Q-Merkmal, das hier positiv hervorzuheben wäre, ist die Rückverfolgbarkeit:
Die betroffenen Hühnereier tragen den Erzeugercode 2-DE-0355461 (Quelle: Focus.de)Welches Qualitäts-/ Bio-/Gütesiegel auf Lebensmitteln hält noch das, was es verspricht ?
Habt ihr Qualitäter noch Vertrauen in die aufgedruckten Qualitätsversprechen der Lebensmittelhersteller ?
Gruß,
Martin S
Na ja, Bio war nicht betroffen, möchte ich doch mal anmerken. Die dürfen ihr Futter nämlich nicht aus Industriefetten mischen. Soweit ich weiß, müssen die strengeren (Bioland, Demeter) sogar den größten Teil selber anbauen.
Und ansonsten ist die ganze Geschichte mal wieder ein hervorragendes Beispiel von Kundenorientierung: Teurer sind die Eier durch das verseuchte Futter ja nicht geworden. Und damit sind die Anforderungen des deutschen Kunden in vollem Maße erfüllt. Und nichts anderes ist doch die Definition von Qualität.
Schöne Grüße
Frank
„Mother, should I trust the government?“ (Pink Floyd / THE WALL)
Hallo Martin S!
Qualitätssiegel hin und her? Das ist in etwa so wie zertifiziert nach „DIN ISO 9001“ oder ähnlichem. Dies sagt halt gar nicht über die Produktqualität aus, leider!
Dass solche Skandale überhaupt aufgedeckt werden, liegt wohl an den immer besser werdenden Analysegeräte und -Verfahren.
Früher gabs da noch nix, wo man hätte verwenden können. Und ist man damals gestorben, dann war die Todesursache „normaler Tod“, ohne dass man je erfahren hatte, mit welchem Zeug man krank oder über lange Zeit vergiftet wurde.
Auch hier sind die Möglichkeiten zur Feststellung enorm besser geworden!
Plötzlich erfährt man auch:
– Wein kann man mit Glykol panschen
– Käse und Wurst kann man aus der Retorte basteln und
– Tierfutter kann man mit Maschinenfett strecken
Nur der liebe Gott weis wie lange dass schon so ist!Alle schlechten Dinge gründen aus der Profitgier heraus.
Da haben Qualitäter so gut wie keine Aktien drinne, das steuern schon andere ein.Ich halte von den aufgedruckten Qualitätsversprechen schon lange nichts mehr, seit dem ich erfahren hab, dass die Lebensmittelproben für die entsprechenden Analysen nicht ohne Vorankündigung, sondern vom Hersteller aus angeliefert werden (solange kein konkreter Verdacht besteht).
Ist für einen TS-geschädigten etwa so, wie bei der Erstbemusterung von Teilen, welche gar nicht aus den laufenden Prozessen stammen, sondern nach dem Prinzip: „nur die besten Teile verwenden“ ausgelesen werden.
Noch kurz zu Franks Bio-Ansichten:
Nicht nur bei Bio-Produkten dürfen Maschinenfette verwendet werden, nein, auch bei normel Lebensmittel nedde!Auch dazu habe ich Erfahrungen gemacht:
– Bauer verkauft Bio-Obst, welche unmittelbar an einer 6-spurigen Autobahn angrenzt. Weis der Kuckuck, was da alles in dem Obst zu finden ist!
– Gleicher Bauer verkauft neben „normalen“ Äpfel auch die Bio-Äpfel (ca. € 1,00/Kg teurer). Beide Äpfel stammen vom gleichen Baum! Da aber mehr und mehr Bio verkauft wird und damit mehr verdient werden kann, schreibt man halt Bio auf die Tafel!
Und da ist sie wieder, die Profitgier.Ich vertraue bei Lebensmitteln nur dem, welches ich selbst anbaue. Aber so langsam traue ich dem verwendeten, tierischen Dünger auch nicht mehr!
Gute Zeit!
Qualyman – Qualitäter aus Überzeugung und Leidenschaft, auch wenn´s mal Leiden schafft!
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Moin,
vertrauen in aufgedruckte Q- Siegel und co habe ich noch nie gehabt. Den was besagt der Spruch: „Papier ist geduldig“.
Es ist doch so schön einfach dem QM mal wieder die Schuld in die Schuhe zu schieben. Wir kennen das doch alle aus dem betrieblichen Alltag. Man hat eine Idee um den Prozeß oder das Produkt besser zu machen, dummerweise kostet das Geld. GF sagt nedde dazu. So was will man dagegen machen?
Im Endeffekt müssen wir lernen das Lebensmittel nun mal nicht für nen Appel und Ei zu bekommen sind sondern Ihren Preis wert sein müssen.
Wenn wir das bei den Autos wie bei den Lebensmitteln machen würden dann würden wir alle nur noch Lada, Dacia und Co fahren.
Natürlich wird es immer schwarze Schafe geben, das wird man nie ausmerzen können.Gruß: Mr.Idea
Hallo!
Ist das nicht ein bisschen einfach, dem QM die Schuld zu geben? Wir sind doch alle alte Hasen und wissen das die Gf einfach viele Dinge nicht will. Ich weiß nicht ob man verpflichtet ist eine We Prüfung zu machen wenn man Tierfutter herstellt. In welchem Umfang die Prozesse überwacht werden kann ich nur vermuten. Aber wenn ein Chef sagt er will diese Prüfung nicht oder im ist das Ergebnis egal, wer von uns hätte denn den Mut dagegen vorzugehen?
Inkl. Jobverlust oder andere gravierende Probleme! Übrigens wurde heute morgen gemeldet, das der Futtermittelhersteller heute Insolvenz anmelden will. Da ist auch nichts mehr mit Schadenersatz.
Gruß
MichaelAnonymGast10. Januar 2011 um 9:22 UhrBeitragsanzahl: 2122Karl Liebknecht:
Aufrichtigkeit ist die edelste Form der Dummheit.Da ist offensichtlich was dran.
Ich hab da ein paar aufrichtige Leute im Bekanntenkreis, die Bio-Höfe betreiben.
Und die werden es aufgeben.Für jedes Freilandzicklein müssen die (bspweise) ein Tagebuch führen in dem jedes Kräutlein und jede Grassorte aufgeführt werden muss, die das Tier aufnehmen könnte. Die Tiere müssen eine scanbare Magensonde schlucken…etc, etc..
Fast monatlich kommen aus Brüssel mehr und mehr Auflagen, die kleine Betriebe nicht bzw. kaum leisten können.
Profiteure:
Großhändler wie T*nnjes, die im Kanzleramt lecker prassen und ihre Marionetten in Brüssel sitzen haben.
Die erfüllen die Auflagen zwar auch nicht, haben aber genügend Parteispenden abgedrückt um damit durchzukommen. Und als Qualitäter hat man nur die Chance „mitzuspielen“ oder den Job zu verlieren.
Manch einer ist zu aufrichtig dafür, andere sind da nicht nur käuflich, sondern auch billig….verglichen mit dem gesellschaftlichen Schaden, den sie -unreflektierter Weise- anrichten.Das ist nunmal das „System“….und ich bin heilfroh, dank meiner aufrichtigen Freunde, nahrungsmäßig nicht auf Systemware angewiesen zu sein.
Ahja, Mr. Idea.
Noch ein Wort zu Dacia.Die bauen simple, solide, bezahlbare Autos (ursprünglich für franz. Kolonialmärkte), die zudem mit wenig Aufwand von jedem Dorfschmied repariert werden können.
Man kommt damit genauso trocken von A nach B, wie mit a****teuren, pflegebedürftigen Hightech-Schüsseln.
Manchmal sogar besser, da an einem Dacia viel weniger Schnickschnack kaputtgehen kann.Aus pragmatischer Sicht (was muss ein Auto können?), gibt der Markt aktuell kein sinnvolleres Angebot als den Dacia her.
Gruß
HaraldEs gibt nichts Gutes, ausser man tut es.
AnonymGast11. Januar 2011 um 22:42 UhrBeitragsanzahl: 2122Hallo,
interessante Antworten, ich möchte mal diese Aussagen aus den vorigen Antworten aufgreifen:
„Qualitätssiegel hin und her? Das ist in etwa so wie zertifiziert nach „DIN ISO 9001″ oder ähnlichem. Dies sagt halt gar nicht über die Produktqualität aus, leider!“
„Vertrauen in aufgedruckte Q- Siegel und co habe ich noch nie gehabt. Den was besagt der Spruch: „Papier ist geduldig“.
„Ist das nicht ein bisschen einfach, dem QM die Schuld zu geben? Wir sind doch alle alte Hasen und wissen das die Gf einfach viele Dinge nicht will. „
Nun frage ich mich als einfacher Kunde: Wozu sind QM-Systeme eigentlich noch gut?
PS:
Gebt mal in der Google-Bildersuche den Suchbegriff „Gütesiegel Lebensmittel“ ein.Was soll man mit all den Logos noch anfangen ?
Martin S
Hallo Martin!
Es ist QM-Systemen wie mit allen anderen Werkzeugen:
1. sind sie ein Mittel und kein Zweck. Leider werden sie oft als Zweck verkauft – und damit schon vor der Einführung tot.
2. kann man sie benutzen, um seine Firma zum Nutzen der Kunden und der Eigentümer zu verbessern. Man kann sie aber auch funktionlos in der Schublade liegen (bzw. an der Wand hängen…) haben oder eine Menge Unfug damit treiben.
Fazit: Wenn die GL Qualität will, ist ein gutes QM-System eine feine Sache (und, nebenbei, ein Management- und kein QM-System). Wenn die GL keine Qualität will, kommt’s auf das System, in und mit dem sie das umsetzt, auch schon nicht mehr an.
Wir landen hier doch immer wieder beim gleichen Punkt: Die Treppe wird nun mal von oben gekehrt und das geruchsintensive Ende bei flüssigkeitsaffinen Flossenträgern ist das vordere.
Schöne Grüße
Frank
„Mother, should I trust the government?“ (Pink Floyd / THE WALL)
Um es in Reimform zu sagen:
„Dank an Frank!“Herrlich auf den Punkt gebracht…
QM-Systeme können bei richtiger Verwendung wirklich gut/nützlich sein, für Unternehmen UND Kunde!
Aber noch als kleine Ergänzung:
QM-Systeme sind sicherlich nicht imstande – und übrigens auch gar nicht dazu gemacht/gedacht – vorsätzlich kriminelle Machenschafften zu verhindern!AnonymGast13. Januar 2011 um 13:18 UhrBeitragsanzahl: 2122…Ja, so ist es, leider.
Ursprünglich sind QM-Systeme dazu erschaffen worden, um die Erwartungshaltung eines Kunden an ein Produkt / Dienstleistung zu erfüllen…
Aber es gibt wieder einen Lichtblick:
„Made in Germany“ zieht wieder :Martin S
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