Ingenieurkompetenzen wirksam gegen Mobbing – Refer2010-09-08T19:51:22+01:00

QM-Forum Foren Qualitätsmanagement Ingenieurkompetenzen wirksam gegen Mobbing – Refer

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  • Uhu
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    Grüß Gott, Engagierte und Suchende,

    Mobbing, Schikane am Arbeitsplatz, wird zwar gern geleugnet, verursacht aber auch Qualitätsmängel.

    Wir Ingenieure sind von Mobbing, von systematischer Schikane am Arbeitsplatz, mehrfach betroffen.
    Erstens als potenzielle Opfer.
    Zweitens als Aktionäre – da werden wir mit belastet mit den Schäden durch Mobbing und den Kosten infolge weitgehend unwirksamer Gegenmaßnamen.
    Drittens: Als Führungskräfte stecken wir in der „Mobbing-Zwickmühle“ zwischen Fürsorgepflicht gegenüber unseren Mitarbeitern und der Unbrauchbarkeit der bekannten Gegenmittel in der Wirtschaft.

    Wem – mit Führungsverantwortung – geht das nicht so?

    Wir sind nicht nur betroffen. Sondern waren auch verzweifelt wegen des faktischen Stillstandes in der Entwicklung geeigneter Gegenmittel.

    Also haben wir uns die Freiheit genommen, das Übel mit unseren eigenen Denkfähigkeiten anzugehen. Mit unserer typischen Frage „wie funktioniert das?“. Methoden zur Fehlerdiagnose und -behebung an technischen Systemen haben wir übertragen auf soziale Systeme. Auch ungehörig, aber mit interessanten Antworten.

    Die ungehörige Anwendung der Ingenieurfrage „wie funktioniert das?“ auf „wie eigentlich funktioniert Mobbing?“ ergab ungewöhnliche Antworten.
    Antworten, die heute ungewöhnlich sind.
    Aber weniger in der Zeit, bevor Heinz Leymann die Bezeichnung „Mobbing“ prägte.

    Wer hat sich noch nicht gefragt, warum das Mobbing-Problem erst mit seiner Definition so richtig aufkam?
    Wer hat sich noch nicht gefragt, warum systematische Schikane am Arbeitsplatz vorher kein so gravierendes Problem war?

    Die Anwendung von Ingenieurdenken ergab eine wesentliche Ursache in einem Fehler in seiner Mobbing-Definition.
    In der Betrachtungsweise des Übels – und in der Bevormundung und Entmachtung der Führungskräfte.

    Wir erkannten, wie die Generationen unserer Eltern, Großeltern und davor dem Mobbing vorgebeugt haben. Mit ganz wenig Mühe, keinen Kosten, ohne Aufsehen, und sogar mit den Kompetenzen, die jede Führungskraft haben sollte.

    Diese „best practices of the past“ kann auch heute noch jede Führungskraft anwenden, damit ihre Fürsorgepflicht erfüllen und nachts mit gutem Gewissen schlafen.
    Auch die Kollegen und potenziellen Opfer können etwas tun.

    Wir haben uns auf unsere Arbeitsumgebung konzentriert und „Mobbing an der Schule“ ausgeklammert. Wir wollen niemandem Vorschriften machen. Eltern und Pädagogen werden unsere Erkenntnisse besser deuten können.

    Wir tragen unsere Ergebnisse vor im Württembergischen Ingenieurverein, VDI Stuttgart, VDI-Haus Stuttgart-Vaihingen, Hamletstr. 11, Dienstag, 26. Oktober, 18:30, S-Bahn Österfeld (ca. 5 Minuten Fußweg), Eintritt frei.

    Weitere Informationen auch unter http://wiv.vdi-bezirksverein.de/VDI_VKA_9_10.pdf

    Ciao
    Dipl.-Ing. Wolfgang Horn

    geändert von – Uhu on 08/09/2010 19:53:03

    qualyman
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 2072

    Hallo Wolfgang,

    schön mal wieder einen sehr interessanten Beitrag von Dir zu lesen.

    Zu Deinem Satz:
    ..Als Führungskräfte stecken wir in der „Mobbing-Zwickmühle“..
    folgende Meinung von meiner Seite aus:

    Schau Dir mal die Führungsriege in den Unternehmen an!
    Gibt es da noch viele, welche „Führung“ noch richtig wahrnehmen, wollen oder dürfen?
    Ist es vielmehr nicht so, dass die Mitarbeiter eher eine sehr untergeordnete Rolle spielen?
    „Führung“ wird zum größten Teil mit Macht verwechselt. Oftmals entsteht dadurch, gerade in der Führungsriege, das ursprüngliche und pure Mobbing. Untereinander und gegen die MA.
    Das was von Dir beschriebene „best practices of the past“ könnten die Führungskräfte sehr wohl anwenden, wenn diese nur wüssten, wie es geht.
    Wieviele Führungskräfte, die als Ingenieur, Techniker, Meister oder auch als Facharbeiter solche Positionen erklommen haben, kennen dann noch die Ausdrücke „Menschenwürde, -Achtung, Stolz, Respekt und Dankbarkeit“?
    Falls diese wesentliche Punkte durch die Eltern nicht übertragen wurden, wo sollte dies dann vermittelt werden?
    In der Schule, im Studium, in der Weiterbildung oder in der Lehre etwa?
    Ich meine nicht das Fach „theoretische Menschenführung“, nein, ich meine die praktische Umsetzung der für Führungskräfte absolut notwendigen Grundregeln.
    Die heutigen Ziele der Führungskräfte sind losgelöst von allen menschlichen Bedürfnissen, wie auch z.B. der Wertschätzung von MA.

    Und solange die MA mit ihren Bedürfnissen nicht im Mittelpunkt des Geschehens stehen, solange wird das Thema Ellenbogenkämpfe und Mobbing besten Nährboden finden und sich kontraproduktiv immer weiter hochschaukeln.

    „Nicht weil es schwierig ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwierig.“

    Sokrates
    Philosoph 470-399 v.Chr.

    Gute Zeit!

    Qualyman – Qualitäter aus Überzeugung und Leidenschaft, auch wenn´s mal Leiden schafft!

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    mfunk
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 234

    Morgen,

    mobbing gab es schon immer – im kleinen, wie im großen. Die aktuellen und alten Äußerungen von Herrn S. sind nur ein Beispiel.
    Meiner Meinung nach liegt eine Ursache darin, dass sich ein Mensch über einen anderen Menschen erheben will. Wenn man aber selbst kein Häuptling ist, wird erniedrigt, um sich selbst zu erhöhen. Dieses Phänomen existiert aber auf jeder Hierarchiestufe und überall. Diese Art der Reibung ist unproduktiv und erzeugt Verschwendung, … . Ich finde der ernsthafte Versuch der Gleichbehandlung (nicht Gleichmacherei) ist eine Lösung – das führt fast schon automatisch zu einem menschenwürdigem Miteinander.
    Dann zählt auch z.B. was ich bereits geleistet habe und nicht mehr das, was ich in Zukunft an Rendite bringen könnte – dann könnten sich viele wieder mit ihrer Firma (ihrem Stamm) identifizieren – dann könnten sich viele wieder am Arbeitsplatz menschlich und nicht „maschinlich“ fühlen.

    Viele Grüsse
    mfunk

    Sie können erst dann neue Ufer entdecken,
    wenn Sie den Mut haben, die Küste aus den Augen zu verlieren.
    <chinesische Weisheit>

    Barbara
    Senior Moderator
    Beitragsanzahl: 2766

    Hallo zusammen,

    Mobbing gab es als Begriff früher noch nicht, die Verhaltensweisen, die wir heute unter Mobbing zusammenfassen (s. Wikipedia, gab es sehr wohl.

    Schaut einfach mal in Heinrich Mann „Der Untertan“ (erschienen 1914). Nachdem Diederich Heßling die Fabrik seines Vaters übernommen hat, hält er folgende „Antrittsrede“:

    „Leute! Da ihr meine Untergebenen seid, will ich euch nur sagen, dass hier künftig forsch gearbeitet wird. Ich bin gewillt, mal Zug in den Betrieb zu bringen. In der letzten Zeit, wo hier der Herr gefehlt hat, da hat mancher von euch vielleicht gedacht, er kann sich auf die Bärenhaut legen. Das ist aber ein gewaltiger Irrtum, ich sage das besonders für die alten Leute, die noch von meinem seligen Vater her sind.

    Jetzt habe ich das Steuer selbst in die Hand genommen. Mein Kurs ist der richtige, ich führe euch herrlichen Tagen entgegen. Diejenigen, welche mir dabei behilflich sein sollen, sind mir von Herzen willkommen; diejenigen jedoch, welche sich mir bei dieser Arbeit entgegenstellen, zerschmettere ich.“

    (Im weiteren Verlauf des Buches wird dann ein Arbeiter erschossen – auch eine Möglichkeit einen unliebsamen Mitarbeiter dauerhaft loszuwerden… Mehr Infos zum Untertan)

    Heute wird so viel von Mobbing geredet, weil es thematisiert werden darf, dass ein derartiges Verhalten von Kollegen oder Vorgesetzten (oder in anderen Bereichen) nicht in Ordnung ist. Wie bei vielen anderen Themen gibt es erst in den letzten Jahren die Offenheit und den Willen darüber zu sprechen bzw. eine Plattform durch Presse/Internet (weitere Beispiele: Kindesmisshandlung/-missbrauch, Homosexualität, schwere Krankheiten). Alle diese schwierigen Themen gab es früher auch schon, sie wurden nur totgeschwiegen.

    Wir sind also heute erstmal in der Lage, etwas aktiv gegen Mobbing-Verhaltensweisen zu tun, weil wir a) einen Namen dafür haben, b) Mobbing als größeres Problem erkannt haben und c) wirksame Methoden gegen Mobbing kennen.

    Bei c) würde ich qualymans Liste „Achtung, Stolz, Respekt und Dankbarkeit“ noch um den Punkt Transparenz ergänzen. Das sind für mich allerdings keine Ingenieurs-Tugenden, sondern Menschen-Tugenden, die bei vielen Menschen leider ungenügend ausgebildet sind.

    Viele Grüße

    Barbara

    _____________________________________

    Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein.
    (Ernest Rutherford, Physiker)

    Uhu
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 265

    Hi, qualiman,

    …“Führung“ wird zum größten Teil mit Macht verwechselt…

    Wenn das nur eine Verwechslung wäre!
    Ich wende Ingenieur- und Qualitätsdenken auf „soziale Systeme“ an: Teams, Unternehmenseinheiten, Unternehmen.

    Ergebnis: Was Du beschreibst, das nenne ich eine Führungskrise. Hier ist ein „Metatrend“ am wirken.
    Zu deren Ursachen gehört die Kollision zwischen der Qualifizierung der Mitarbeiter und dem Organisationsprinzip Taylors „Trennung von Kopf- und Handarbeit“.

    Führungskräfte brauchen heute das engagierte Mitdenken ihrer qualifizierten Mitarbeiter – Taylors Prinzip verbietet das aber gerade.
    Ebenso Führungs- und Motivationstechniken, die zur Durchsetzung Taylors Prinzip optimiert wurden.

    Qualiman, mein ceterum censeo inn dieser Sache war und ist: Wer von seinen Leuten Qualität fordert, der sollte diese auch von seine Managementsystemen fordern.
    Wer Qualitätsdenken fordert, aber von den Soft-Facts ausschließt, der ist inkonsequent und macht sich lächerlich.

    Mobbing, systematische Schikane am Arbeitsplatz, ist nur ein Symptom. Ein besonders übles, das gern tabuisiert wird. Weil irgendwie völlig undurchsichtig.

    Oftmals entsteht dadurch, gerade in der Führungsriege, das ursprüngliche und pure Mobbing.

    Nur geistig beschränkte – oder verzweifelte – Manager werden etwas tun, was ihnen der Arbeitsrichter verbal um die Ohren haut.

    Aber es ist so leicht – Dein Controller sagt trocken: „sie haben zu viel Personal auf ihrer Kostenstelle“, und nun darfst Du Personal abbauen, aber bitte ohne Abfindungen. „Sie machen das schon…“

    Das was von Dir beschriebene „best practices of the past“ könnten die Führungskräfte sehr wohl anwenden, wenn diese nur wüssten, wie es geht.

    Qualyman, Du alter Haudegen weißt, wie Du das Klima unter Deinen Leuten einigermaßen fair gestaltest und Schikanen schon im Ansatz unterbindest.
    Mein Vater und meine Opas wussten das auch, aber damals war das keinem eine Rede wert.

    ….kennen dann noch die Ausdrücke „Menschenwürde, -Achtung, Stolz, Respekt…

    Der Trick eigentümergeführter Unternehmen ist die Erkenntnis, wie erleichterte Arbeitnehmer, die engagiert mitdenken, bei höherem Gehalt mehr bringen als verängstigte
    Lohnsklaven.

    Falls diese wesentliche Punkte durch die Eltern nicht übertragen wurden, wo sollte dies dann vermittelt werden?

    Es gilt, diesen Trick zu vermitteln. Oft wird das nur in Einhzelfällen gelingen – aber herausragende Führungskräfte sind per definitionem immer Einzelfälle.

    Und solange die MA mit ihren Bedürfnissen nicht im Mittelpunkt des Geschehens stehen, solange wird das Thema Ellenbogenkämpfe und Mobbing besten Nährboden finden und sich kontraproduktiv immer weiter hochschaukeln.

    Ah, Du Sozialträumer. Aus Sicht des Unternehmens kann es nur um bessere Zahlen gehen – mit dem Trick.

    Hi, mfunk,

    mobbing gab es schon immer

    Jain. Schikane und systematische Schikane gabs und gibts schon auf dem Hühnerhof. Sicher auch unter den Mammutjägern.
    Genauso wie schwarze Schafe unter den Fürsten und Führungskräften.
    Aber genauso lange wussten Führungskräfte, wie ihnen das die Ergebnisse rot färbt und wie sie das in Grenzen halten können.

    Richtig gefährlich wurde das Mobbing, als Prof. Leymanns Definition die Führungskräfte praktisch entmachtete, die bisherige Praxis weiter zu führen.

    Hi, Barbara,

    Wir sind also heute erstmal in der Lage, etwas aktiv gegen Mobbing-Verhaltensweisen zu tun, weil wir a) einen Namen dafür haben, b) Mobbing als größeres Problem erkannt haben und c) wirksame Methoden gegen Mobbing kennen.

    Sorry, eben nicht!
    Oder Jain.
    Gegen Schikane unter ihren Mitarbeitern konnten Führungskräfte schon immer vorgehen, wenn die Arbeitsbedingungen nicht dagegen waren („virtuelle Teams“, „Verflachung der Hierarchien“, „Matrixorganisation“).

    Das Neue von Prof. Leymann war die „systematische Schikane“ – und wenn die Systematik erkannt wird, ist es ähnlich zu spät, als wolle man einen Motorwellenschaden solange ignorieren, bis der klötert.
    Man darf die Schikane nicht erst zur Gewohnheit werden lassen, sondern muss sie umgehend unterbinden – und durch Anwendung von Qualitätsdenken die Ursache suchen und ausräumen.

    Aber ein Klassenkamerad, der heute Pädagoge ist, vertritt die kollektive Meinung, er habe keine Fürsorgepflicht gegenüber seinen Schülern. Und andere ergänzen: „Wir kriegen doch jetzt pro Schule einen Psychologen, der wird dss richten.“ Mumpitz, dazu ist er inkompetent, weil er vielleicht beim Klötern der Motorwelle benachrichtigt wird, also viel zu spät, und den Totalschaden dann nur noch verschrotten kann.

    Quacksalberei auf der ganzen Linie.
    Ihr Qualitäter, wir Ingenieure, machen das viel besser.

    Ciao
    Wolfgang Horn

    Barbara
    Senior Moderator
    Beitragsanzahl: 2766

    Hallo Wolfgang,

    systematische Schikane gibt es, seit die Menschen anfingen taktisch zu denken.

    Ob Du da die Anklage gegen Sokrates nimmst, den Prozess gegen Galileo Galilei, die Kreuzzüge oder dem Kampf zwischen Mozart und Salieri, es gibt viele Beispiele für systematische Schikane in der Menschheitsgeschichte.

    Die Städte-Archive sind voll von Dokumenten darüber, wie systematisch Menschen gedemütigt, unterdrückt und schikaniert wurden (vgl. Städtisches Leben im Mittelalter, S. 174ff.).

    Wie schon geschrieben: Dass niemand damals von Mobbing sprach lag schlicht daran, dass es das Wort noch nicht gab. Die Verhaltensweisen sind so alt wie die Menschheit und genauso alt sind auch die Gegenmaßnahmen. Es war nur in früheren Zeiten völlig normal, andere zu schikanieren, deshalb gab es für dieses Verhalten kein spezielles Wort.

    Viele Grüße

    Barbara

    _____________________________________

    Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein.
    (Ernest Rutherford, Physiker)

    Uhu
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 265

    Hi, Barbara,

    systematische Schikane gibt es, seit die Menschen anfingen taktisch zu denken.

    Ich präzisiere.
    Die Verhaltensweise „systematische Schikane“ ist alt. Neu ist ihre Abstraktion, ihre begriffliche Fassung.

    Systematische Schikanedagab war wohl schon bei den Dinosauriern so zu beobachten wie es an deren direkten Nachkommen im Hühnerhof zu beobachten ist.
    Pinselst Du einer Henne einen Farbklecks auf ihr Federkleid, wird der zum Zielpunkt für die Schnabelattacken der anderen Hennen.
    Ich sehe daraus seinen evolutionären Vorteil, Parasiten los zu werden, die Henne mit möglicherweise Krankheitszeichen wird aus der Schar ausgeschlossen.

    Während die Verhaltensweise selbst alt ist, ist das Neue die Abraktion dieses Verhaltens. Prof. Leymann, Psychologe, beschrieb systematische Schikane am Arbeitsplatz als Mobbing. Er definierte, „als gemobbt gelte, wer mit einer oder mehreren von … 45 Mobbing-Handlungen mindestens einmal in der Woche und mindestens über ein halbes Jahr hinweg belästigt worden ist“.

    Der Qualitätsmangel an seiner Definition: Sie taugt gut für Psychotherapeuten, ihren Klienten hinterher zu erklären, warum sie ihren Arbeitsplatz verloren, ihr Einkommen, ihre Frau und die Kinder, ihr Auto, ihr Haus und, äh ja, die Yacht und den Swimming Pool.

    Aber sie ist untauglich für die Prävention. Denn wenn eine Führungskraft erst sechs Monate wartet, bis sie diagnostiziert „Aha, doch Mobbing!“, und dann eingreift, dann hat sie die Übeltaten bereits ein halbes Jahr toleriert. Da sind die längst zur Gewohnheit geworden.
    Welcher Qualitäter weiß nicht von der Schwere des Kmapfes gegen „eingefahrene“ Gewohnheiten?

    Antwort eines von der IG Meetall empfohlenen Münchner Arbeitsanwalts: „Mobbing? Sobald das Unwort ernsthaft gefallen ist, ist das Opfer nicht mehr zu retten, die Trennung ist unvermeidbar. Es geht nur noch um die Höhe der Abfindung.“

    Die IHK Regensburg schätzte den Verlust für deutsche Arbeitgeber auf mehr als 20 Milliarden Eure pro Jahr. Das ist etwa die Hälfte eines Staatsdefizits, das die Zeitungen in helle Aufregung versetzte.

    Die Schätzung ist zwar die beste, die ich finden konnte, trotzdem so saumäßig wie die Definition.

    Ich vermute aber, diese Schätzung hat die Kosten nicht erfasst, die durch Demotivation der Engagierten entstehen. Nicht die Opfer der Täter, sondern diejenigen, die sehen „bei uns darf hemmungslos gemobbt werden, wann bin ich dran?“
    Da geht das „Wir-Gefühl“ verloren, die Identifikation mit dem Unternehmen, damit verwandelt sich jede Belegschaft des „einer für alle, alle für einen“ in eine Horde opportunistischer Lohnsklaven, während das Management sein Heil im Toyota Production System sucht, aber vergeblich.

    Also, Barbara, der Begriff ist neu, die Abstraktion, die Definition und damit die verspätete Diagnose.

    Nein, jede Führungskraft ist entweder ein Garant für Fairness in ihrem Team, oder sie ist bald keine mehr – denn wer orientiert sich schon nach einem Versager oder einem Arbeitsverweigerer?

    Barbara, dies schwarze Loch für Kapital und Arbeitsplätze ist nicht auf dem Radar des Qualitätsmanagements.
    Weil Du Deine Statistik nicht darauf anwenden kannst, wegen schlampiger Definition.
    Auch das Controlling hat den Kostenfaktor nicht auf seinem Radar.

    Barbara, die größten Verluste, Fehlentscheidungen und Abzocke sind immer in Dunkel zu vermuten, das die Aufklärung noch nicht erhellt hat.

    Auf den Schock von Windelen und Winnenden, den Amoklauf an der Schule, reagiert die Landesregierung rasch mit der Einrichtung von Schulpsychologen. Die nehmen das Geschenk von Beamtenstellen gern an, aber keiner fragt, wie die nun dem Mobbing vorbeugen sollen.
    Ist das Unfähigkeit oder Abzocke? Vor allem fehlende Aufklärung.

    Ciao
    Wolfgang Horn

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