QM-Forum › Foren › Qualitätsmanagement › Vergesst die TS 16949
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Hallo Leute,
ich arbeite ja seit einiger Zeit nicht mehr im Automobilbereich, aber was ich jetzt erlebt habe … … vergesst die TS – ab in den Papierkorb!!!!! – Fünf Fragezeichen, ich trage die Unterhose auf dem Kopf oder wie war gleich das Zitat eines Forumsteilnehmers.
Ich habe kürzlich ein TS-System erleben dürfen, das war unter aller S… und natürlich zertifiziert – ich könnt‘ mein verzehrtes Frühstück spenden.
Ihr strampelt euch ab und arbeitet bis zur Erschöpfung, um ein gescheites System aufzubauen und zu erhalten und dann erlebt man so was … und ich krieg keinen gescheit bezahlten Job im TS-Bereich, weil mir angeblich die Erfahrung fehlt.
Das kürzlich kennen gelernte System erfüllt nicht mal die Grundanforderungen der 9001 und da hängt ein TS-Zerti an der Wand und das Unternehmen fertigt ausschließlich für die Automobilindustrie. Das kann doch alles nicht wahr sein. So etwas wird einfach von der Zertgesellschaft und sogar von den Kunden durchgewinkt. Ja … spinnen die den alle????
Tut mir leid Leute, das musste jetzt mal raus.
Vivian
moin Vivian!
letzten endes wird ein zertifikat ja doch gekauft und
„pecunia non olet“ :(
oder vielleicht besser passend:
geld ist die vergebung aller sündenwenn es wirklich so schlimm ist, kannst du doch auch dem zertifizierer- zertifizierer bescheid geben…
„das ist ein walversprechen. das muß man nicht halten!“ käpt’n blaubär, der weiseste bär des universums
AnonymGast14. Juli 2009 um 8:11 UhrBeitragsanzahl: 2122Moin Vivian,
hmmmm….woher kenn ich das bloß ???
<grins>
Und 6 Ausrufezeichen !!!!!! , da String-Tanga im Leoparden-Look ;-)
Ruhmreich erworben in unserem belgischen Tochterwerk, anläßlich eines internen Audit als als Vorbereitung zum Zert.-audit.Horrorrrrrrrrr.
Nach wenigen Minuten waren wir bei 5 Haupt- und 8 Nebenabweichungen (u.a. ein CC-Drehmo-schlüssel, Kalibrierdatum 3 Monate überschritten, im Kontrollplan mit 80 Nm geführt, mit 50 Nm beschriftet und der von mir georderte Schatz-Koffer zeigte 66 Nm)Reaktion….Schulterzucken seitens QM-Leiter und ein Betr.-Techniker der mir an den Hals wollte.
Ich hatte das Audit an dieser Stelle dann abgebrochen.
1 Woche später wurden sie dann abweichungsfrei zertifiziert.
Wohl nach dem Motto: Man darf doch einen gut zahlenden Großkunden nicht vergraulen.Fazit.
Ich hab den Tanga immer noch auf’m auf dem Kopf. Und wenn ich ein Blumentöpfchen mit Vergiß-mein-nicht dazustelle, wird’s sogar richtig kleidsam.Gruß
HaraldEs gibt nichts Gutes, ausser man tut es.
Hallo!
Warum regt ihr euch auf? Wir wären doch als Zert.- Auditoren nicht besser. Oder würden wir ein 100% Audit durchführen, wenn die Gefahr besteht das der Kunde flüchten wird? Die Antwort wissen wir: Nö, würden wor nicht. Weil unser Arbeitgeber da was gegen hätte. Und somit bleibt alles beim alten.
Gruß
MichaelHallo Vivian,
wie sagte mein früherer Zert-Auditor immer bei den Audits: „Wissen Sie, eine Kuh, die man melkt, schlachtet man nicht.“
Und damit hat er Recht. Wer würde das tun?
Das System ist falsch. Die Kunden eines zu zertifizierenden Betriebes müssten den Zertifizierer bezahlen und nicht der Betrieb.
Dann würden die Fetzen fliegen. Aber so wie es derzeit in der Schiene ist, muss ich letztlich Michael zustimmen.Es ist zwar ärgerlich, daher verstehe ich dich. Aber ändern kann man so nichts daran.
Gruß msb
wer die Wahrheit sucht, wird sie finden
AnonymGast14. Juli 2009 um 9:43 UhrBeitragsanzahl: 2122Ich denke, jeder kennt Betriebe, bei denen man auf den ersten Blick sieht, dass das Zertifikat gekauft wurde.
Daher sollten Zertifizierungsgesellschaften bei nachweisbaren Qualitätsmängeln mithaften und – analog den Fluggesellschaften – eine „schwarze Liste“ geführt werden.
Martin S
Moin zusammen,
Hmm, wundern tut es mich nicht, wenn solche Dinge passieren.
Leider ist es so, dass das bei den Beispielen viele Dinge falsch gelaufen sind. Firma, Kunde, Zertifizierer … alle tragen daran Mitschuld.
Aber eine der Gretchenfragen lautet für mich: Liefern solche Firmen Qualität im Sinne von „Erfüllung der Kundenwünsche“ ab? Wenn ja, dann kann sich hier keiner beklagen so lange es funktioniert.
Viel für wenig Geld führt eben auch dazu, dass man genau das bekommt ;-).
Euch frohes Schaffen und viele Grüße von der Küste
Qmarc___
You may say I´m a dreamer … but I am not the only one …
Hallo zusammen,
dass Zertifikate manchmal eine Frage der Anzahl Geldscheine sind, ist leider so.
@QMarc: Wie soll denn eine Firma gute Qualität liefern, wenn sie nicht mal messen kann ob die Anforderungen erfüllt sind (s. Haralds Beitrag)? Jede „gute“ Lieferung ist dann ein Glücksspiel und selbst wenn es eine zeitlang funktioniert, wird irgendwann der Moment kommen, an dem niemand merkt dass schlechte Qualität rausgeht. Das ist auch im Sinne des Risikomanagements in Zeiten überschaubarer Lager ein absolutes Risiko für jeden Kunden.
Viele Grüße
Barbara
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Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein.
(Ernest Rutherford, Physiker)Hallo zusammen,
nach langer Zeit wieder einmal ein Thema zu dem ich meinen Senf abgeben möchte.Am Schluss bleibt eine Frage, die sich jedes Unternehmen (auch Zertifizierer) stellen soll:
Kann ich mir das Risiko leisten, oder eben nicht, Abweichung hin oder her.
Gruss
Carlos
AnonymGast14. Juli 2009 um 12:18 UhrBeitragsanzahl: 2122Hi Carlos,
ist ja nicht nur eine Frage des Risikos.
Da spielen kulturelle Aspekte auch mit rein.
Diese Tage hab ich nen interessanten Standpunkt gehört.
Aktuell leben wir im Zeitalter des Homo Rhetoricus.
D.h. irgendwelche Eloquenzbestien umstricken unangenehme Tatsachen mit edelstem Rhetorikgarn….und wehe man zieht am losen Ende.Da muss man auch mal den „Et hett scho immer jutt gegange“-Kultur-Joker akzeptieren.
Wie z.B. in meinem obenstehenden Beispiel.In der Ecke herrschte seinerzeit eine Arbeitslosenquote von 1,x %
Folge:
Wenn man den Leuten zuviel Feuern unterm Hintern gemacht hat, sind die kommentarlos und schnurstracks raus- und auf der anderen Strassenseite in die geöffneten Arme der nächsten Firma reingeschlendert.Das war dort Kultur.
Auch bei den Kunden. Bloß kein Stress.
Und die handvoll Autos, die wegen lockerer Fahrwerksteile inne Hecke fahren, sind dann auch eher ein Fall für die PR-Abteilung.„Ja….aber….“
wird der anspruchsvolle TS’ler sagen.
„….was ist, wenn da mal keine Hecke -sondern was anderes- steht ?“
Dann lernen sie in Windeseile das flämische Wort für Korinthenkacker.
War ’ne interessante (Nahtod-)Erfahrung für mich ;-D
Muss grad an Ironic von der guten Alanis denken.
It’s like ten thousand spoons when all you need is a knife …Gruß
HaraldEs gibt nichts Gutes, ausser man tut es.
geändert von – Harald E on 14/07/2009 12:20:29
Hallo zusammen!
Klärt bitte mal eben einen Außenseiter auf! Ich dachte den Diskussionen der letzten Jahre entnommen zu haben, daß gerade bei der TS das Zertifizierungswesen stark von der Kundschaft (= Automobilindustrie) gesteuert sei. Und jetzt lese ich, daß man an den Lappen genauso billig kommt wie an die 9001?????? (um mich gewissen Vorrednern anzuschließen – wenn auch in schlichtem Dunkelblau).
Unsere Erfahrungen bisher: TS-zertifizierte Lieferanten können genauso Schlonz liefern wie alle anderen. Aber bei unseren Lieferantenaudits ist noch keiner unangenehm aufgefallen – ganz im Gegenteil zu „nur“ ISO.
Schöne Grüße
Frank
„Es ist alles gesagt – nur noch nicht von jedem.“ (Karl Valentin)
AnonymGast14. Juli 2009 um 13:46 UhrBeitragsanzahl: 2122Hallo Frank,
ich passe…..wäre aber nichtsdestotrotz ebenfalls an einer Aufklärung interessiert.
Gruß
HaraldEs gibt nichts Gutes, ausser man tut es.
@Vivian: !!!!!
Aber Fragezeichen finde ich jetzt auch nicht schlecht, da aber eher drei, und zwar die bunten…@haraldE: „Et hett scho immer jutt gegange“
Du verbringst nicht viel Zeit in Köln, oder? Da sind nämlich 2 „g“ zuviel drin…;-) )
Gruß
Evereve99
„Hast Du die ganzen Ausrufezeichen bemerkt? Fünf? Ein sicheres Zeichen für jemanden, der seine Unterhose auf dem Kopf trägt.“
– TERRY PRATCHETT, MUMMENSCHANZAnonymGast14. Juli 2009 um 15:57 UhrBeitragsanzahl: 2122@evereve
<schäm>
Aber hast Recht.
Mit Kölsch (verbal) hab ich mehr Schwierigkeiten als mit Kölsch(flüssig).Gruß
HaraldEs gibt nichts Gutes, ausser man tut es.
Hallo,
ich bin aus allen Wolken gefallen. Über das Problem Qualität und Zertifizierung/Zertifizierungsgesellschaften haben wir in den letzten Jahren immer wieder ausführlichst diskutiert. Ich glaube, dass Thema müssen wir nicht wieder wieder aufwärmen.
Ich hätte jedoch in meinem grenzenlosen Optimismus oder wahlweise meiner Naivität wenigstens ein bissel damit gerechnet, dass wenigstens unter dem oft puplizierten und bejammerten Druck seitens der Kunden mit der TS ein kleines bissel mehr Qualität einkehrt.
Die Schmerzresistenz der Kunden versetzt mich allerdings in grenzenloses Staunen. Da wird ein Murks geliefert, Reklamationen nicht zeitnah bearbeitet, SPC kann man vollkommen vergessen etc. etc.
Was nützt ein aufgeblasenes perfektioniertes und auf die Spitze getriebenes Regelwerk und all die schön sauber definierten Kundenanforderungen, wenn auch wieder alles durchgewinkt wird. Was ist die nächste Stufe – noch mehr Regelwerk – na ja wir sind halt Deutsche Papiertieger – nur hat man uns die Zähne rausgerissen.
Ich schließe mich Frank an – meine Erwartungshaltung war nicht allzu hoch, aber immerhin höher als bei der 9001.
Hängt die Pappe ab und ab in die Tonne.
Schönen Feierabend
Vivian
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